Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der 8054 4 für Laden Erſtheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Vofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. ————— N. 2 — 1 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. — u.. ??—ũ—— —̃—..— Bei größeren Aufträgen Rabatt. S Die Reichserbſehaftsſteuer. Es kann nunmehr als ziemlich gewiß gelten, das wenigſtens die geplante Reichserbſchaftsſteuer das Schickſal der übrigen Steuervorlagen der Re⸗ gierung, welche in der Steuerkommiſſion des Reichs⸗ tages ſamt und ſonders geſcheitert ſind, nicht teilen wird. Denn in der am Montag, Dienſtag und Mittwoch vorgenommenen erſten Leſung des Ent⸗ wurfes der Reichserbſchaftsſteuer hat die Kommiſſion denſelben im weſentlichen in der Regierungsverfaſſ⸗ ung angenommen, die beliebten Abänderungen aber bedeuten lediglich Verbeſſerungen der Regierungs⸗ vorlage. Dies gilt beſonders vom Kernpunkt der Vorlage, von dem die Steuerhöhe betreffenden § 12, der nach einem Kompromißantrage des Zentrums⸗ abgeordneten Zehnhoff angenommen worden iſt und der in ſeiner Neufaſſung vorausſichtlich eine Er⸗ höhung des Erträgniſſes aus der künftigen Reichs⸗ erbſchaftsſteuer um rund 8 Millionen Mark gegen⸗ über den urſprünglichen Schätzungserträgniſſen zur Folge haben wird. In dieſem entſcheidenden Para⸗ — * vier Prozent beträgt die Erbſchaftsſteuer für die nächſten Verwandten, leibliche Eltern, voll⸗ und halbbürtige Geſchwiſter und Geſchwiſterkinder (nach dem Regierungsvorſchlage ſollten die Geſchwiſter⸗ kinder 6 Prozent bezahlen müſſen). Der nächſt⸗ 1 höhere Steuerſatz von 6 Prozent iſt für die Vor⸗ eltern, Schwieger⸗ und Stiefeltern, ſowie Kinder, für Abkömmlinge zweiten Grades von Geſchwiſtern, für uneheliche vom Vater anerkannte Kinder und deren Abkömmlinge und für an Kindesſtatt ange⸗ nommene Kinder und deren Abkömmlinge. Acht Prozent bezahlen Geſchwiſter der Eltern und Ver⸗ ſchwägerte im zweiten Grade der Seitenlinie. Zehn Prozent ſind allen übrigen Erben vorbehalten, ſoweit nicht Ausnahmen, nämlich für milde Stift⸗ Liebe und Leidenſchaft. Erzählung von Carl von Falkenberg. 1. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) erwiederte: „Ein Glück, Eliſabeth? Welches Glück ?“ Eliſabeth wandte ſich ab und ſagte mit zitternden Lippen: „Georg von Jachan wird heute um Deine Hand werben!“ „Der?“ lachte Jenny hell auf. „Ich habe mir meinen Reiter eigentlich anders gedacht.“ 40 Eliſabeth zuckte zuſammen, offenbar hatte Jenny ungen, in Betracht kommen. Erbſchaftsbrocken, die den Wert von 20 000 Mark überſteigen, wird man gerne den durch den Kom⸗ miſſionsbeſchluß verlangten Zuſchlag bezahlen; er beträgt zunächſt das Eineinzehntelfache, wird aber von Erbſchaftsbeträgen von 30000 Mark, 50 000 Mark, 75 000 Mark, 100000 Mark, 150 000 Mark u. ſ. f. jedesmal um ein weiteres Zehntel erhöht. bei Erbteilen über eine halbe Million allmählich auf das 24½ fache ſteigen können; die Regierung ſah nur das Zweifache vor. legt, um übertriebene Einſchätzungen zu vermeiden, auch ſoll dabei ein Viertel des nach den Vorſchriften des Geſetzes berechneten Steuerbetrages nicht er⸗ hoben werden. — Bei der am Dienſtag fortgeſetzten Beratung der Reichserbſchaftsſteuer nahm die Kom⸗ miſſion die Vorlage bis § 49 ebenfalls zumeiſt in der Regierungsfaſſung an, unter ihnen auch jene Beſtimmungen, welche von der Steuerfreiheit der graphen 12 werden folgende Steuerſtufen feſtgeſetzt: Jenny ſteckte gerade ihr üppiges Haar auf und Georg von Jachan nicht von Herzen lieb, denn ſonſt würde ſie anders geantwortet haben. „Er iſt ſo gut,“ fuhr Eliſabeth fort, „er iſt reich, er wird Dich auf den Händen tragen, Du biſt dann verſorgt.“ ſagte ſie: „Nun wenn es nicht anders ſein kann, dann ja. Ich denke nur daran, wie langweilig es hier in Süderkuhl iſt! Ich habe von der großen, weiten Welt geträumt, die mich dann für dieſen verlaſſenen Erdenwinkel entſchädigen ſollte.“ „Jenny,“ gab Eliſabeth zurück, „wie kannſt Du ſo ſprechen? Blüht das Glück nicht in uns, in unſerem Herzen?“ Jenny ſchwieg, dann lachte ſie wieder auf: Jenny dachte einige Angenblicke nach, dann Deszendenten und der Ehegatten handeln. Abge⸗ lehnt wurden dagegen u. a. § 15, welcher die Steuerfreiheit der Landesfürſten und der landes⸗ fürſtlichen Familien ausſpricht. In einer am Mitt⸗ woch abend abgehaltenen weiteren Sitzung erledigte die Kommiſſion den Reſt der Erbſchaftsſteuervorlage. Es iſt kaum anzunehmen, daß die Kommiſſion bei der zweiten Leſung der Vorlage über die Reichs⸗ erbſchaftsſteuer ihre Beſchlüſſe erſter Leſung in irgend einem wichtigen Punkte wiederum abändern wird; was aber das Plenum anbelangt, ſo dürfte es zweifellos die Reichserbſchaftsſteuer in der Faſſung der Kommiſſion genehmigen. So wäre doch immer⸗ hin eine der Blüten aus dem Steuerbuquet des Herrn v. Stengel gerettet, und da bei der Reichs⸗ erbſchaftsſteuer auf einen Mindeſtertrag von 70 Für ſolche angenehme Sehr weſentlich iſt, daß die Steuerſätze Der Landwirtſchaft — werden einige billige Konzeſſionen gemacht: bei Erb⸗ grundſtücken wird nämlich der Ertrag zugrunde ge⸗ — — Millionen jährlich gerechnet werden kann, ſo darf die Regierung mit dem vorläufigen Ergebniſſe der Kommiſſionsberatungen über die Reichserbſchafts⸗ ſteuern ſicherlich zufrieden ſein. Auf welche Weiſe die 160 bis 170 Millionen Mark jährlich zu be⸗ ſchaffen ſein würden, welche nun noch an der Ge⸗ ſamtſumme von rund 230 bis 240 Millionen Mark des Stengel'ſchen Finanzreformplanes für das Reich fehlen, nachdem die übrigen Steuerprojekte der Re⸗ gierung im weſentlichen geſcheitert ſind, das bleibt freilich noch eine offene Frage. Verſchiedenes. O Ladenburg, 9. März. Wie ſchon ſeit längerer Zeit im Intereſſe der Hebung einzelner landwirtſchaftlicher Zweige, wie Obſtbau, Weinbau, Molkereiweſen, Bienenzucht, Hufbeſchlag, u. a. m. praktiſche Kurſe abgehalten werden, ſo ſoll dies in Zukunft nun auch mit Bezug auf Förderung der Geflügelzucht geſchehen, und macht Großh. Miniſterium des Innern in Nr. 9 des landw. Wochenblattes folgendes bekannt: In der Zeit vom 20. bis 30. März d. Is. wird in der landw. Kreis winterſchule Ladenburg a. N. ein Geflügelzuchtkurs für junge Landwirte, und in der Zeit vom 2. bis 11. April ein ſolcher für weibliche Teilnehmer abgehalten. Die Teilnehmer haben die Reiſe⸗ und Aufenthaltskoſten ſelbſt zu beſtreiten, dagegen erfolgt die Unterrichts⸗ erteilung unentgeltlich. Minder bemittelten Teil⸗ nehmern kann der Erſatz der nachgewieſenen Reiſe⸗ auslagen (Fahrkarte 3. Klaſſe) und eine Beihilfe zu den Verpflegungskoſten im Betrage von 1 Mk. täglich gewährt werden. In den Anmeldungen, welche an den Wanderlehrer für Geflügelzucht Herrn Landwirtſchaftslehrer Hermann Doll in Karlsruhe Schloßplatz 19.) zu richten ſind, iſt anzugeben, ob von dieſer Vergünſtigung Gebrauch gemacht wird. Auf Anſuchen wird den zugelaſſenen Teilnehmern „Alſo Georg von Jachan iſt mein künftiger Gebieter? Mag er kommen. Ich werde ihn mir ſchon erziehen.“ Eliſabeth ſeufzte und dachte: „Was für eine Ehe wird das abgeben? Kann ſo ein oberflächliches Geſchöpf wie Jenny einen Mann, der wie Georg von Jachan geartet iſt, glücklich machen?“ Aber Georg hatte eine Stunde ſpäter Jenny im Garten geſprochen, und beide kamen nun ſtrahlend vor Glück, wie ein ſeliges Brautpaar, ins Haus. Frau Hanna nahm ſie beide mit Tränen auf und die arme Eliſabeth ſtotterte ihren Glückwunſch, dann weinte ſie ſich in der Einſamkeit aus. Frau Hanna hatte die Hochzeit auf den Tag feſtgeſetzt, wo das Trauerjahr um Jennys Vater zu Ende ſein würde. Es war Sommer geworden, und wer behauptet hätte, in Süderkuhl ſei es in dieſer Jahreszeit nicht ſchön, der hätte ganz gewiß nicht die Wahrheit ge⸗ ſagt. Wie grünte und blühte es nicht auf den Wieſenflächen, wie wehte das Korn auf den Feldern, untermiſcht mit Klatſchmohn und blauen Cyanen, wie flatterten die Falter in der Luft, wie jubelten die Lerchen in der Luft, wie ſchallte ꝗKuckucksruf aus den Wäldchen, welche ſich hier und dort ange⸗ ſiedelt hatten. Jenny durchſchweifte die Felder und Wäldchen und ſang manchmal mit den Lerchen umß die Wette. Sie war auch zu glücklich, den jetzt erſtz lernte ſie Georgs, ihres Verlobten, edlen Charakter richtig ſchätzen. Wie gut war doch Georg! Nie fuhr er zur Stadt, ohne ihr reizende und koſtbare Geſchenke mitzubringen, die freilich in ſeiner Unbeholfenheit oft nicht ganz paſſend ausgewählt waren. Aber ſie zeigten doch, daß er in jeder Minute zan ſein Lieb dachte. Und dann die ſchönen Abende, wenn er an ihrer Seite unter den Ulmen vor dem Hauſe in Süderkuhl ſaß und ihr erzählte. Ja was wollte ſie denn wohl noch Beſſeres wünſchen? Und doch tat ſie es. Eliſabeth dachte oft daran, was ſich die Leute zugeflüſtert hatten, als ihr Vater eines Tages die zweite Frau Jenny, ſo hieß ſie auch, mit ins Haus gebracht. b Tante Ulrike hatte Eliſabeth einſt, viel ſpäter, erzählt, daß ihre Stiefmutter nicht die rechte Frau für ihren Vater geweſen. Sie ſei allerdings ein liebenswürdiges Weſen und von Herzen gut geweſen, das ließe ſich nicht leugnen, aber auch oberflächlich und leichten Sinnes. a 5 5 Solche Eigenſchaften aber, pflegte Tante Ulrike dann hinzuzuſetzten, vererbten ſich auf die Kinder, das ſähe man auch ſchon an ihrer Stiefſchweſter. a Art ließe nicht von Art. 8