1 1 . a 1 l. l 10 f 11 0 40 „ 1 1 0 Preis vierteljährlich Mark 1 Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Ae Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt 15 ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Lokale e und Privatanzeigen 6 IB. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. — — — Treftag, de den 2. Mürz Verſchiedenes. 5 Ladenburg, 27. Febr. Aus der Ge⸗ meinderatsſitzung vom 23. Februar 1906 (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. Die Lieferung eines Keſſelofens für das Katholiſch Günther 'ſche Waiſenhaus hier wird dem Kaufmann Michael Blaeß um das von ihm einge⸗ legte niederſte Angebot von 35 Mk. übertragen. 2. Der Großh. Conſervator der öffentlichen Bau⸗ denkmale, Oberbaurat Kircher in Karlsruhe, teilt mit Schreiben vom 16. d. Mts. einen Koſtenvor⸗ anſchlag über die Renovierung des früher Stichs' ſchen Hauſes, welcher mit der Summe von 7 500 Mark abſchließt, mit. Nach den bisher verfolgten Grundſätzen könnte ein Staatszuſchuß bis zur Endſumme von 2000 Mark erwirkt werden. Der Gemeinderat erklärt hierzu ſein Einver⸗ ſtändnis und ſucht eine Genehmigung des Staats⸗ beitrags nach. 3. Das Verſteigerungsprotokoll über durchwerfen von Kies und Sand im Erbſenwegkiesloch, welches Taglöhner Johann Friedrich hier um 20 Pfg. pro Kubikmeter übernommen hat, wird genehmigt. 4. Ein Geſuch wegen Zurückſtellung eines Mili⸗ tärpflichtigen ſoll befürwortend empfohlen werden. 5. Wegen Herſtellung einer Freibankhalle dei der Waghalle, welche mit einem Koſtenvoranſchlag von 290 Mk. abſchließt, ſoll Vorlage an den Bürger⸗ ausſchuß gemacht 150 6. Verſchiedene Taglöhner wurden in die Wart⸗ liſte der ſtädtiſchen Arbeiter aufgenommen. 7. Die Straßenſchilder für die neu benannten Straßen wurden in Beſtellung gegeben. 8. Die größeren Bäume auf dem ſtädtiſchen Turnplatze ſollen ausgeſchnitten werden. 9. Der 1 0 5 pro 1906, 11 Auf den wogen des Schickſals. Novelle von A. Peters. (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Ich verlor meinen Gatten und mein Kind an einem Tage und lebe ſeitdem im Grabe. Und nun ich endlich daranſtehe, ihnen zu folgen, heute, nach ſechzehn Jahren endloſen Harrens, — heute kommen Sie um mich zurückzurufen, — Sie, der Sie den⸗ ſelben Kummer erfahren haben? Sie ſind ein herz⸗ loſer Mann. Erſcheint Ihnen dieſe troſtloſe Welt ſo ſchön in ihrer Einſamkeit?“ „Der Himmel iſt mir ſehr gnädig geweſen,“ erwiderte Doktor Leſter feierlich, „und hat an Stelle der zwei Verlorenen ein Kind gegeben, das mir e treu iſt, wie meine eigenen es waren. Ich will nicht eher ſterben, als bis ich ſie verſorgt weiß.“ Bei des Arztes letzten Worten erhob ſich Gran⸗ ville und ging bekümmerten Herzens an das andere Ende des Zimmers. Lady Arville blickte ihm einen Augenblick nach und ſagte dann mit gedämfter Stimme: „Er iſt noch zu jung, um zu wiſſen, was Kummer iſt, und doch glaube ich nicht, daß er glücklich iſt. Ich war nur wenige Jahre — ach, was für glückliche Jahre — verheiratet, als man meinen Gatten eines Tages tot nach Hauſe brachte. Ein Fall vom Pferde hatte ihn getötet, und mein einziges mit dem ſeitherigen Umlageſatz abſchließt, wird be⸗ raten und genehmigt. Ladenburg, 2. März. Dem bereits im Druck befindlichen Geſchäftsbericht des hieſigen Vorſchuß⸗Vereins entnehmen wir, daß der Genoſſen⸗ ſchaft in dem abgelaufenen 37. Geſchäfts jahre eine günſtige Weiterentwicklung beſchieden war. Der erzielte Reingewinn von Mk. 18311.— darf mit Rückſicht auf die den Mitgliedern gewährten billigen Zinsſätze und im Hinblick auf die ſtetig wachſende Konkurrenz als ein befriedigendes Reſultat bezeichnet werden. Der Umſatz im Jahre 1905 betrug Mark 13 941 593.— und die Mitgliederzahl hat ſich auf 1041 erhöht. An eigenem Kapital waren am Jahresſchluß Mk. 274 042.— vorhanden; die Summe der angeliehenen Gelder belief ſich ein⸗ ſchließlich der Sparkaſſe auf Mk. 1 309 894.— Außer den üblichen Abſchreibungen am Ge⸗ ſchäftshauſe und dem Inventar ſollen den Reſerven rund Mk. 5578.— zugewieſen werden, ſo daß dieſe Mk. 86000.— betragen. Verluſte ſind keine zu verzeichuen. Als Dividende werden 50%, gegen 4% der drei letzten Jahre, in Vorſchlag gebracht. Die ordentliche Generalverſammlung findet am 18. März ſtatt. — Karlsruhe, 28. Febr. Welch warmes Intereſſe den infolge der ruſſiſchen Unruhen unver⸗ ſchuldet zu Schaden gekommenen deutſchen Volks⸗ genoſſen der baltiſchen Provinzen von der Groß⸗ herzogin entgegengebracht wird, möge daraus erſehen werden, daß ſie, wie verlautet, 5 Töchter baltiſcher Familien Freiplätze in ihren verſchiedenen Anſtalten gewährt hat und 5 weitere auf ihre Veranlaſſung in Anſtalten des Frauenvereins behufs ihrer beruf⸗ lichen Ausbildung untergebracht werden ſollen. Es zeigt 1 99 dieſer 7 wieder auf's neue das warme ö — gind, meine 1 85 tleine Cecil, 1 1 mir an demſelben Tage geraubt. Andere Frauen hätten das nicht überlebt; ich aber, ich lebte ſechzehn Jahre fort — ſechzehn volle Jahre!“ Doktor Leſter fuhr zuſammen, als habe ihn eine Natter geſtochen. Ein wilder Schreck durchzuckte ihn, eine Angſt, die ihn ſeit Jahren Tag und Nacht verfolgt hatte und nun begründet vor ihm ſtand. „Sie hätten ihr Kind ſicherlich wiederfinden können. Wie ſah es aus? Trug ſein Körper kein Merkmal, durch welches Sie ſeine Perſönlichkeit hätten feſtſtellen können?“ Lady Arville ſchüttelte traurig mit dem Kopfe und antwortete: „Ich forſchte nach ihr, wie nur eine Mutter es tun kann, und die Hoffnung, ſie wiederzufinden, war es, die mich in meiner Qual noch aufrecht erhielt. Doch die Jahre rollten dahin, ohne daß ſich eine Spur meines Kindes entdecken ließ; nun weiß ich, daß meine Cecil tot iſt — vielleicht er⸗ mordet! Ach, ſie war ſo lieb, ſo ſchön! Und in meinem wahnſinnigen, verblendeten Stolze kleidete ich ſie, wie eine kleine Prinzeſſin, damit ſie aller Augen auf ſich lenken ſollte und nun wurde ſie mir ihrer koſtbaren Kleider wegen geſtohlen, während ſie mit ihrer Wärterin ſpazieren ging. Auf dem Arme, dicht unter der Schulter hatte ſie ein Mal wie ein rotes Y; die Polizei entdeckte ſie nirgends, trotzdem ich ihr Bild vielfach kopieren ließ und in ganz London herumſchickte. Sehen Sie, hier iſt es!“ 1906. —ͤ— — Herz unſerer Landesfürſtin in hellſtem Lichte, die überall tatkräftig eingreift, wo es gilt, menſchliche Not zu lindern. — Karlsruhe, 1. März. Prinz Max von Baden erläßt folgende Dankſagung: „Tief bewegt durch die Fülle warmer und herzlicher Kund⸗ gebungen des Anteils und der Freude, welche der Prinzeſſin und mir anläßlich der Geburt unſeres Sohnes von zahlloſen Perſönlichkeiten aller Stände zu teil wurden, ſprechen wir denen, welchen wir zu unſerem innigen Bedauern perſönlich zu danken nicht imſtande ſind, hierdurch unſeren herzlichen, tiefempfundenen Dank aus. Wir möchten auf dieſe Weiſe jedem einzelnen, der uns in dieſen Tagen eine Freundlichkeit erwieſen hat, kundtun, daß das hohe Glück, das uns geworden iſt, durch den ſchönen Gedanken noch erhöht wurde, zu wiſſen, daß viele unſere Freude mit uns haben teilen wollen.“ — Auch die Prinzeſſin Wilhelm gibt ihrem Dank für die Kundgebungen und Glückwünſche, die ihr als Großmutter des neugeborenen Prinzen zugingen, öffentlich Ausdruck. Sie ſchreibt u. a.: „Mit dem freudigen Danke gegen Gott durchzieht mein Herz ein Gefühl der Wehmut, wenn ich meines teuren Gatten, des unvergeßlichen Prinzen Wilhelm ge⸗ denke, dem es nicht mehr vergönnt war, das be⸗ glückende Ereignis unter uns zu erleben und an der allgemeinen Teilnahme ſich zu erfreuen. Für dieſe Teilnahme möchte ich jedem einzelnen meinen herzlichſten Dank ausſprechen, indem ich demſelben hiermit öffentlich Ausdruck gebe. Mögen die kund⸗ gegebenen guten Wünſche in vollſtem Maße ſich er⸗ füllen zu unſer aller Freude und zum Wohle des Landes.“ — Bregenz, 1. März. Eine furchtbare Exploſion hat geſtern früh ſich hier ereignet. Die Frau des Baumeiſters Joſeph Bitſchnau trat mit einem offenen 2855 in den Keller, hatte aber kaum — Sie fret ein großes, goldenes, auf der Außen⸗ ſeite mit einem ſchwarzen Kreuze ausgelegtes Medail⸗ lon, welches ſie um den Hals trug, und zeigte Doktor Leſter das ſprechend ähnliche Bild ſeiner Cecil, wie er ſie zum erſtenmal geſehen hatte. Er brauchte keine Beweiſe weiter. Er kannte das rote W recht gut; hatte er doch immer gefürchtet, daß dieſes einmal zu ihrer Erkennung führen würde, und einen Augenblick lang tobte ein wilder Kampf in ſeinem Innern. Sollte er reden? Sollte er ſein Herzblatt, ſein alles, dieſer halb wahnſinnigen, mit der Welt zerfallenen Mutter hingeben, oder ſollte er ſchweigen? Es war ein furchtbares Ringen; doch das Rechte behielt die Oberhand, und mit ſchmerzlicher Ueberwindung begann er vorſichtig der armen Kranken ihr Glück zu verkünden. ö ö 1 1 1 Die erſten Worte ſchon genügten. Ihr leiden⸗ ſchaftlicher Aufſchrei: „Mein Kind! Meine Cecil!“ brachte Granville gerade noch ſchnell genug an ihre 5 Seite, um ſie bewußtlos zurückſinken zu ſehen, während Doktor Leſter mit ebenſo bleicher Miene verſuchte, ſie wieder zur Beſinnung zu bringen. In gebrochenen Sätzen teilte letzterer dem jungen Manne mit, was geſchehen war und bat ihn, nach Lady Arvilles Mädchen zu ſchellen. Dieſer aber hörte ihn nicht mehr. Mit einem Satze war er aus dem Zimmer und draußen auf der Straße; wenige Minuten nachher ſtürzte er in Doktor Leſters Haus und Cecil, die ihn hatte kommen ſehen und ihm an der Treppe entgegenkam, um zu hören, was 5