ſchien ihm das Neckarwaſſer zu kalt zu ſein, da er ſehr langſam und nicht tief hineinging, und von dazukommenden Leuten wieder gerettet werden konnte. Der Betreffende hatte eine Barſchaft von 500 Mk. bei ſich. Wiesbaden, 18. Febr. Wie der „Rhein. Kurier“ meldet, iſt die Leiche des ſeit Anfang Januar vermißten Direktors der Naſſauiſchen Landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaft und zweiten Bei⸗ geordneten der Stadt Biebrich, Georg Schreiner, im Mainzer Freihafen geländet worden. Aus den bei der Leiche gefundenen Wertgegenſtänden geht hervor, daß Schreiner nicht, wie man annahm, das Opfer eines Ueberfalles geworden, ſondern in der Dunkelheit den Weg verfehlt hat und ins Waſſer geſtürzt iſt. — Berlin, 19. Febr. Offiziell wird jetzt durch Bekanntgabe des genauen Inhalts der zwiſchen 8 Deutſchland und Frankreich gewechſelten Noten in der marokkaniſchen Polizeifrage beſtätigt, was bisher privatim über Paris zu uns gedrungen iſt. Dieſe offizielle Veröffentlichung beleuchtet den Ernſt der Situation gar ſchlagend. Nämlich: Die am Dienſtag übergebene deutſche Note ſchlägt zunächſt vor: Die Polizei iſt in den Händen des Sultans zu belaſſen, der die fremden Offiziere wählt, um ſie mit der Organiſation des Polizeikorps zu beauftragen. Die Note ſchlägt dann weiter vor, daß die Organiſation der Polizei vom diplomatiſchen Korps in Tanger überwacht werde und daß ein einer neutralen Macht angehöriger Offizier als Mittelsperſon für die Ueberwachung dienen ſoll. Die darauf, am Samſtag, übergebene franzöſiſche Note erklärt ſich damit einverſtanden, daß die Organiſation dem Sultan überlaſſen werde unter der Bedingung, daß die von dem Sultan mit dieſer Organiſation in den Seeſtädten Marokkos beauftragten Offiziere Franzoſen und Spanier ſind. In der Note heißt es weiter, Frankreich werde ſich nicht weigern, ſpäter die Frage der Ueberwachung zu prüfen, wenn Deutſchland ſich mit dem Grund⸗ atz einverſtanden erkläre, daß die mit der Organi⸗ ſation der Polizei beauftragten Offiziere Franzoſen und Spanier ſein ſollen. Die franzöſiſche Forderung iſt nach wie vor dentiſch mit der Herrſchaft Frankreichs in Marokko; daran ändert auch nichts die kleine Einſchränkung n der ſpaniſchen Intereſſenſphäre. Wer die Polizei n Marokko hat (nach dieſem Vorſchlag alſo Frank⸗ eich und Spanien), hat die Macht; das Prinzip uhige, milde Miene nichts von dem herben Schmerze, en er während ihrer Abweſenheit durchlebt hatte. Allein mit ſeinem Gotte hatte er der Tatſache feſt us Auge geſchaut, daß ihm auch das Letzte, was r auf Erden beſeſſen hatte, genommen war, — daß, wenn er ihr auch noch immer teuer war, ſie inen andern doch viel, viel mehr liebte. Nun würde ie das Haus eines andern durch ihre liebliche Er⸗ ſcheinung und ihre ſüße Stimme erhellen, und er wieder allein ſein, — ganz allein! Am Abende ſchied Granville Rodney aus dem Pächterhauſe, und obgleich dieſes Cecil ohne ſein ſchönes Geſicht und ſein glückliches Lachen ſehr traurig und leer vorkam, war ſie dem Schickſale für ihr junges Glück doch viel zu dankbar, als daß ſie ſich gehärmt und gegrämt hätte. Ihr blieb dazu auch gar nicht Zeit, da Doktor Leſter ſogleich abzureiſen beſchloß, um noch vor Beginn des Winters in Midvale zu ſein. Acht Tage ſpäter waren ſie nach einer freiwilligen Verbannung von neun Jahren wieder in England. ö Das ganze Dorf war von Doktor Leſter und ſeiner reizenden Adoptivtochter Rückkehr überraſcht und begrüßte die Ankommenden mit aufrichtiger Freude. Manch bewundernder Blick richtete ſich am folgenden Sonntage auf das blühende Mädchen, das den alten Platz in der kleinen Dorfkirche wieder ausfüllte, und Sir Marmaduke Rodney, ſteif, kalt und hochmütig wie immer, bemerkte wohl, daß die blauen Augen mehr als einmal auf ihm ruhten, hne die Veranlaſſung dazu nur im entfenteſten zu ahnen, da ſein Sohn ihm erſt bei ſeiner Rückkehr von ſeiner Verlobung zu unterrichten gedachte und auch ſchriftlich des unerwarteten Zuſammentreffens mit ſeinen alten Freunden nicht erwähnt hatte. Er wechſelte, nachdem der Gottesdienſt zu Ende war, mit Doktor Leſter, für den er Vorliebe gehegt hatte, weil, wie ſeine Verleumder meinten, ſeine Frau aus 8 3 der offenen Tür für den internationalen Handel hätte ſo nur wenig Bedeutung mehr. Und wie Frankreich ſeine Polizeipflicht auffaſſen könnte, das illuſtriert erſt jetzt der Zwiſchenfall in Mar⸗Chica, wo Franzoſen den Kronprätendenten Bu Hamara andauernd mit Kriegsmitteln verſehen, und wo nun neuerdings der franzöſiſche Kreuzer „Lalande das marokkaniſche Kanonenboot „Turki“ gehindert hat, gegen dieſen Waffenſchmuggel gewaltſam einzu⸗ ſchreiten. Das alles geſchieht, während in Algeciras die ſchönſten Vereinbarungen zur Verhütung des Waffenſchmuggels gemacht und Maßregeln zur Her⸗ ſtellung der Ordnung in Marokko unter Wahrung der Souveränität des Sultans beraten werden. 5 In dieſem Zeitpunkt betreiben die Franzoſen den frivol⸗ ſten Waffenſchmuggel, ſprechen jedem Souveränitäts⸗ recht des Sultans Hohn, und ein franzöſiſcher Kreuzer hindert die Beauftragten des Sultans an der Wiederherſtellung ſeiner Autorität. Es iſt eine Ironie des Schickſals, daß die leidtragende Macht in dieſem Falle zunächſt Spanien iſt. Spanien, das mit Frankreich auf der Konferenz zuſammenſteht. — Berlin, 19. Febr. Eine günſtige, letzte Gelegenheit zur Anſchaffung einer gediegenen Telephon⸗ anlage bietet ſich jetzt durch Bezug von Reichsfernſprech⸗ Apparaten, welche wegen Einführung des Induktor⸗ betriebes im Reichsfernſprechnetz ausgewechſelt wurden. Die Apperate ſind für Haus⸗ Fabrik⸗ und Platz⸗ ſprechanlagen vorzüglich, funktionieren tadellos und können zum Preiſe von Mk. 12 pro Apparat mit Hörer durch Direktor Abelmann, Berlin N. 4, bezogen werden. Die Anlage kann nach beigegebenem Schaltungsſchema leicht ausgeführt werden. Ebenda ſind Klappenſchränkchen, (Centralumſchalter) welche ſich auch vorteilhaft als Tableaus für Hotels, Herr⸗ ſchaftswohnungen, Krankenhäuſern uſw. zum Anrufen der Bedienung von den Zimmern aus verwenden laſſen, mit 5 und 10 Nummern ſehr billig zu haben. Abbildungen von den Apparaten ſtehen koſtenlos zur Verfügung. — Paris, 18. Febr. Präſident Falliéres wurde auf der Fahrt vom Palais Luxembourg nach dem Elyſee von einer dicht gedrängten Menſchen⸗ menge begrüßt. Auf dem Boulevard des Invalides aufgeſtellte Geſchütze ſchoſſen Salut. Ein Bataillon Infanterie erwies dem ueuen Präſidenten auf dem Hofe des Elyſees Ehrenbezeugungen. Beim Verlaſſen des Wagens wurde Falliéres von einem Offizier des Militärſtaates Loubets begrüßt. Loubet empfing Falliéres auf der oberſten Stufe der Freitreppe einem alten Adelsgeſchlechte ſtammte, einige höfliche Worte, machte Cecil eine ſteife Verbeugung und ſtieg darauf in die große gelbe Kutſche, welche die Würde von Midvale Park repräſentierte und in dem einfachen Dorfe als der Höhepunkt von Glanz und Pracht galt. Die alten Schimmel, die in ihrem zehnjährigen Dienſte genau die Länge der Schritte und das Zeit⸗ maß der Bewegungen gelernt hatten, die mit der Würde des alten Barons harmonierten, hatten ihn Ceecils Augen bald entführt, und mit einem Seufzer ſprach dieſe leiſe, zu Doktor Leſter gewandt: „Papa, er iſt ganz anders als Grandille. Ich glaube nicht, daß ich mich in ſeiner Geſellſchaft jemals behaglich fühlen werde.“ Ein Tag reihte ſich ſchnell an den andern, das Laub fiel gelb und rot von den Bäumen herab und jagte im Wirbeltanze die Landſtraße entlang, die Hecken wurden lichter, die Wieſen verloren das lichte Grün; das Rotkehlchen war noch der einzige Sänger in der Vogelwelt, und Cecil harrte ungeduldig deſſen, der ihrem Herzen ſo unausſprechlich teuer geworden war, ohne zu ahnen, welch ſchwere Wolke ſich über ihrem Haupte zuſammenzog. 0 Vierzehn Tage waxen ſie ſchon in Midvale, als Granville Rodney kam, und die Freude des Wiederſehens entſchädigte die Glücklichen hinreichend für die dreiwöchentliche Trennung. Stundenlang ſaßen ſie zuſammen am Kaminfeuer, bis die Sonne in purpurner Pracht ſich zum Untergange neigte und die Nacht wild und ſtümmiſch hereinbrach. Da erhob ſich Granville wiederſtrebend und ſagte zum Abſchiede: n „Schlaf wohl, mein Lieb, damit Dir morgen die ſchönſten Roſen auf den Wangen blühen, und vergiß nicht, Dich ſo hübſch zu kleiden wie möglich, denn gleich nach dem Frühſtück hole ich Dich mit den venezianiſchen und karniſchen Alpen unterbrach ſich der Präſident des Senats Duboſt, der Präſident der Deputiertenkammer Doumer, die Miniſter, die Mitglieder des Bureaus beider Kammern u. a, he⸗ fanden. Loubet und Fallières drückten ſich die Hände und Loubet hielt eine Anſprache au den neuen Präſidenten. — Röskilde, 19. Febr. Zur Beiſetzungs⸗ feier König Chriſtian IX. hatten ſich im Dom z Röskilde die Mitglieder des Miniſteriums und dez Reichstages, die Diplomatie, die Bürgermeiſter der Stadt, die Geiſtlichkeit, ſowie die zahlreſcheg fremden Militär⸗Deputationen, unter ihnen eine don thüringiſchen Ulanen⸗Regiment verſammelt. um 3 Uhr betrat durch die Königspforte der Zug gekröng Häupter und Fürſtlichkeiten, ſowie der Repräſenday⸗ ten faſt aller Regenten und Staaten Europas das —ʃ: Gotteshaus. Kaiſer Wilhelm, der däniſche Admiralz⸗ uniform trug, ſchritt zur rechten König Friedrichs Nach einem Gemeindegeſang hielt Seelands Biſchg Rördam die Trauerrede. Dann wurde unter Voran⸗ tritt dieſes geiſtlichen Würdenträgers mit Poſaunen⸗ ſchall und Paukenſchlag der Sarg von 4 Oberſteg und 4 Kommiſſaren durch 2 Reihen von Garde⸗ Offizieren langſam zur Kapelle Frederiks V. getrageg wo die Beiſetzung erfolgte. Während der Beiſezungz; 4 f feier gaben die Forts von Kopenhagen Trauerfall, an dem ſich auch der deutſche Kreuzer „Ariadne“ beteiligte. Kaiſer Wilhelm trat nach herzlichg Verabſchiedung von König Friedrich noch geſeg abend von Kopenhagen aus die Heimreiſe an. — Trient, 18. Febr. In den Dolo, Lawinen und Schneefälle faſt alle Verbindungeg Drei Menſchen ſind getötet worden. Landwirtſchaftlich E. En l. Die Kunſt des Baumſchnittes zum Gene e gut aller Gartenfreunde zu machen, hatte der peak 0 tiſche Ratgeber zwei Preiſe von 200 Mark u 0 100 Mark ausgeſetzt für die einfachſte, kürzeſte ind n l anſchaulichſte Erklärung des Beſchneidens der Form 15 obſtbäume. Unter 47 Bewerbungen wurde die 5 51 Arbeit des Großherzoglichen Obergärtners eicher 1 in Hertwigswalde mit dem erſten Preis ausgezeichnet, * und wird dieſe Preisarbeit mit zahlreichen Abbildungen 1 jetzt im praktiſchen Ratgeber veröffentlicht, Garen s freunde können die Arbeit umſonſt erhalten, din ft ſie ſich an den praktiſchen Ratgeber im Ohſt⸗ and . Gartenbau in Frankfurt a. Oder wenden. 3 f dem Einſpänner ab, um Dich meinen Eltern i r Tochter zuzuführen.“ As Lady Rodney war ſeit mehreren Jahren fh — und verließ nur ſelten das Haus; und währen 5 Granville eilig heimwärts ritt, malte er ſich fene A 00 Mutter Glück aus wenn Cecils liebliches, i und ihre weiche, gewinnende Stimme das alle, ih 1785 Haus beleben würden. Armer Granville! Er gau e. f als er ſeinen Eltern am Abende ſeine Liebe getan ben und ihnen ſeine Verlobung mitteilte, nicht auen als daß ſie ſich aufrichtig freuen und ihn da 2 Herzen gern ihre Einwilligung geben würden; dae er doch von jeher gewöhnt, alle ſeine Wünſche ge billigt und erfüllt zu ſehen, und war nicht außen e dem ſeine Cecil reizend, ſchön, klug, liebenswitiz zartfühlend, kurz alles, was man von einem Maden 1 rere erwarten kann? . 1 Doch als er ſchwieg, lagerte ſich über feht 0 Vaters Stirn eine dunkle Wolke, wie er dort 3 nie geſehen hatte. Des alten Mannes kleine, geh 1 Augen blitzten, und ſeine bleichen Wangen wurden We hochrot vor Wut, während er zornig auß rief? [ „Niemals, niemals werde ich zugeben, A N50! jenes Mädchen Deine Frau wird. Wie! N Rodney ſollte eine Kunſtreiterin heiraten! Vergiß IN Du ganz, wer Du biſt, und wer ſie iſt? he 00 will ich Dich im Grabe ſehen, als das Bewußkſein A. mir tragen, daß mein Sohn der erſte unſeres Ge. ſchlechtes iſt, der das reine Blut der Rodnehs a dem einer Niedriggeborenen, einer Seiltänzerin, eint Findelkindes gemiſcht hat. Gib den Gedanken aa Granville, denn ich ſchwöre Dir bei allem, waß heilig iſt, und Du weißt, daß ich mein Work halt, daß nicht ein Pfennig meines Vermögens in Peitz Hände kommt und Dich mein Fluch trifft, wen Du Dir ein Mädchen zum Weibe nimmt in derm Adern nicht ebenſo reines Blut fließt, wie in de Deinen.“ (Fortſetzung folgt.)