Verſchiedenes. — Ladenburg, 13. Febr. Auf Einladung des hieſigen Gewerbevereins ſprach am verfloſſenen Sonntag Herr Gewerbelehrer Wageneck aus Weinheim im großen gut beſetzten Saale des Bahn⸗ hofhotels über Kunſt und Kunſterziehung, einer Frage, der gerade in neuerer Zeit vermehrtere Aufmerkſam⸗ keit zugewendet wird. Redner verbreitete ſich zunächſt in klarer, gemeinverſtändlicher Weiſe über die in den letzten Jahrzehnten in unliebſame Erſcheinung getretenen Verirrungen und falſcher Anſchauungen bezüglich der künſtleriſchen Darſtellung und Auf⸗ faſſung der gewerblichen Erzeugniſſe des modernen Fabrikbetriebes. An vielen Beiſpielen wurde er⸗ läutert, daß die Kunſt nicht in Verſchnörkelungen und anderen ähnlichen Ausſchmückungen beſtehe und wie ſelbſt eine anſcheinend einfache Arbeit künſtler⸗ iſchen Wert beſitzen könne. In erfreulicher Weiſe hatten verſchiedene, leiſtungsfähige Firmen unſeres Heimatlandes bei Aufführung von Bauten, Her⸗ ſtellung von Inneneinrichtungen und Verfertigung der verſchiedenſten Gebrauchsgegenſtände ſich der künſtleriſchen Auffaſſung angeſchloſſen und ſei es zu erhoffen, daß bald allgemeinere Beſtrebungen in Darbietung und Anforderung ſich geltend machten. Im zweiten Teile wurde eine größere Anzahl Lichtbilder, Gebäude, Inneneinrichtungen und Ge⸗ brauchsgegenſtände, die den künſtleriſchen Anforder⸗ ungen entſprechend vorgeführt und erläutert. Leider Gleich⸗ verſagte der Apperat in weiterem Verlaufe. wohl waren alle Anweſende von dem Gebotenen höchlich befriedigt und dürfte jeder Beſucher neue Anregung und beſſere Anſchauungen mit nach Hauſe genommen haben. Dem Gewerbeverein darf man für dieſe Darbietung wieder herzlich dankbar ſein und wünſchen wir ihm zu ſeinem glücklichen, rüſtigen Vorwärts⸗ ſchreiten recht viel Glück. S Ladenburg, 12. Febr. Heute nacht kurz nach 12 Uhr brach in dem Siederaum der en e e e ſämtliches im äußeren Dienſt der Eiſenbahnverwalt⸗ jetzt noch unaufgeklärte Weiſe Feuer aus, welches jedoch durch das raſche Eingreifen der Freiw. Feuer⸗ wehr nach kurzer Zeit wieder gelöſcht wurde. Der Brandſchaden ſoll nicht unbedeutend ſein. Friedrichsfeld, 10. Febr. Bürgerbrauerei Weinheim G. m. b. H. käuflich das altbekannte Gaſthaus zur „Main⸗ Neckarbahn“ in Friedrichsfeld. Die Uebernahme erfolgt am 1. Mai d. Js. Der Preis beträgt 123 000 Mark. Die mein Herr. Sie haben mir einen großen Dienſt, einen ſehr großen Dienſt geleiſtet. Meine Cecil iſt mir alles.“ Der Fremde blickte forſchend in des Arztes bleiche Züge, dann rief er in herzlichem Tone: „Wie, Doktor Leſter, Ihr Gedächtnis iſt nicht ſo gut, wie das meine! Ich bin jenem Zufall dankbar, der mich einen Teil der Schuld, die ich an ſie habe, abtragen läßt. In wieviel Krankheiten haben Sie mir beigeſtanden und wie oft haben Sie mir aus der Klemme herausgeholfen, wenn ich in wildem, knabenhaftem Uebermute in eine ſolche geraten war und keinen Ausweg fand. Haben Sie Granbille Rodney, den kleinen Taugenichts, ganz vergeſſen?“ „Granville — iſt es möglich?“ rief der Doktor überraſcht, während er dem hübſchen jungen Manne mit dem braunen Schnurrbarte erfreut in das Ge⸗ ſicht ſchaute und dabei an den roſigen wilden Schul⸗ jungen dachte, der einſt ſeines Edmund beſter Freund geweſen war. „Wahrhaftig! Nun Sie lachen, finde ich die Züge des alten Kindergeſichtes wieder. Haben Sie Cecil erkannt?“ 5 „Nein,“ lautete die Antwort, und er warf einen Blick zu dem ſchlanken, anmütigen Mädchen hinüber, das eifrig mit der Bereitung des Tees be⸗ ſchäftigt war. „Ein Zug in ihrem Geſichte war mir bekannt und machte mich ſtutzig; ich ſah ſie aber nur ein oder zweimal in den Ferien, und da⸗ mals war ſie noch ein kleines Mädchen. „Und doch iſt es noch dasſelbe Geſicht,“ meinte der Arzt und ließ den Blick liebevoll auf ihr ruhen, während ſie, über die Flamme gebeugt, das kochende Waſſer in die Teekanne goß. „Sie werden das auch finden, wenn ſie erſt mehr mit ihr geſprochen haben. Was aber führt Sie in dieſe Weltgegend ?“ „Die Luſt am Vergnügen,“ erwiderte Rodney lachend. „Vergangenes Jahr war ich mit Studieren fertig und blieb mehrere Monate zu Hauſe. Dann — Karlsruhe, 11. Febr. Heute nach- mittag fand im Saale der „Eintracht“ eine Ver⸗ ſammlung der Eiſenbahnbeamten und ⸗Arbeiter ſtatt, die von etwa 1100 Perſonen beſucht war. Er⸗ ſchienen waren die Abg. Frühauf, Wiedemann, Ihrig, Horſt, Kolb und Schmidt⸗Bretten. Nach eingehender Debatte wurde folgende Reſolution ein⸗ ſtimmig angenommen: „Die heute, den 11. Febr. 1906, in Karlsruhe im Eintrachtſaale zur Beſprech⸗ ung von Standesangelegenheiten verſammelten Ver⸗ treter der Eiſenbahnbeamten⸗ und Arbeitervereine mit 13780 Mitgliedern erwarten von der Großh. Regierung und den hohen Landſtänden, daß ihre in wiederholten Petitionen und Eingaben vorgetragenen und heute beſprochenen, als berechtigt anerkannten Wünſche endlich durch Bereitſtellung der erforder⸗ lichen Mittel in dem Budget 1906/07 erfüllt wer⸗ den. Insbeſondere erwarten ſie 1. hinſichtlich der Arbeiter a) eine durchgreifende Aenderung der Lohn⸗ ordnungen unter Erhöhung der Lohnſätze auf die zum Unterhalt einer Familie bei den heutigen Teuer⸗ ungsverhältniſſen erforderlichen Beträge, b) tunlichſte Stabiliſierung der ſtändigen Arbeiter mit Anſpruch auf Ruhe und Hinterbliebenen⸗Verſorgung nach dem Vorbild ſtädtiſcher Verwaltungen, 2. hinſichtlich der Beamten: a) alsbaldige Reviſion des Beamten⸗ geſetzes und des Gehaltstarifs oder für den Fall, daß dies in der gegenwärtigen Landtagsſeſſion un⸗ tunlich wäre, Gewährung einer Teuerungszulage mit Wirkung vom 1. Jannar 1906 ab, b) Beſſer⸗ ung der Anſtellungs⸗ und Beförderungsverhältniſſe unter Gleichſtellung mit den Beamten anderer Staatsverwaltungszweige. beiter und Beamte der Hoffnung hin, daß bei Neu⸗ Eiſenbahndienſt gebührend berückſichtigt werde. Wünſche nachdrücklichſt zu unterſtützen.“ erwarb ſofort; er lachte und plauderte ſo ihn nur ſelten regelung ihrer Einkommensverhältniſſe der anſtreng⸗ ende, gefährliche und überaus verantwortungspolle Die Dabei geben ſich Ar⸗ Verſammlung wünſcht weiter eine geſetzliche Regel⸗ ung der Dienſt⸗ und Ruhezeiten, ähnlich wie der bei der Reichspoſtverwaltung und der Schweiz für ung beſchäftigte Perſonal. Die Herren Abgeord⸗ neten beider Kammern werden gebeten, dieſe unſere Die Re⸗ ſolution ſoll an die Großh. Regierung und die Landſtände gerichtet werden. — Köln, 10. Febr. Eine große Unvorſich⸗ tigkeit beging ein in Weitersburg wohnende Familie, die ihre Kinder mit dem Inhalt einer alten, vom forderte mich einer meiner Freunde auf, mich einer längeren Vergnügungsreiſe als Vierter anzuſchließen, was ich mit tauſend Freunden tat. Erſt gingen wir nach Jerſey und Guernſey, dann herüber nach Dinan und durchreiſten bereits ganz Frankreich. Jetzt ſitzen wir nur in einem kleinen Gaſthauſe, fünf Stunden von hier entfernt, feſt, da einer unſerer Reiſegefährten ſich den Fuß verſtaucht hat und nicht auftreten kann, — ein glücklicher Zufall für mich. Nun aber laſſen Sie auch mich hören, warum ſie ſich hier vergraben haben?“ „Aus dem einfachen Grunde, weil es Cecil in dieſem Tale beſonders gut gefiel; auch ſind wir erſt ſeit Anfang September hier und wollen Ende des Monats nach neunjährigem Umherwandern endlich den Heimweg wieder antreten,“ antwortete Doktor Leſter. „Seit einigen Tagen bin ich heftig erkältet, ſonſt würden ſie meine Cecil nicht allein getroffen haben. Doch der Tee iſt fertig und ſie müſſen mir nun viel von Midvale erzählen.“ Rodney ließ ſich nicht lange bitten. Er folgte ſeinem Wirte an die wohlbeſetzte Tafel und plauderte, ſcherzte und lachte mit den wiedergefundenen Freunden, als ob er alle Tage mit ihnen in dem einſamen Tale in der Normandie am Teetiſche ſäße. Cecil betrachtete ſeine edlen und geiſtreichen Geſichtszüge und lauſchte ſeiner leichten, liebenswürdigen Unter⸗ haltung mit unverholener Freude. Doktor Leſter hatte nie viel Geſellſchaft geſucht oder Freunde er⸗ mutigt, ſich ihm und Cecil zu nähern; infolgedeſſen kannte letzterer nur wenig Herren; doch ſelbſt wenn dies nicht der Fall geweſen wäre, würde ſie wenige gefunden haben, die ihre Umgebung in ſolchem Maße für ſich einzunehmen und zu entzücken vermochten wie Granville Rodney, wenn ihm beſonderes darau gelegen war. Doktor Leſter unterlag dieſem Zauber luſtig, wie Cecil ehört hatte ſpielen ließ, in der ein kleines Blechdbschen sc befand, das Sprengſtoffe enthielt. Die Doſe explo⸗ dierte und verletzte einen 8jähr, Knaben ſchwer mehrere andere Kinder leicht. . — Dünkirch, 11. Febr. Der Bürgermeiſter wurde geſtern von einem geiſteskranken Hafenarbeiter angegriffen und zu erwürgen verſucht. Dem bedräng⸗ ten Bürgermeiſter ſprangen ſofort Leute zur Hilfe und nahmen den Täter feſt, der ins Irrenhaus ge⸗ bracht wurde. — Palermo, 11. Febr. Heute abend heat in einer Mühle, die täglich 3000 Zentner Me erzeugt, Feuer aus, das durch den Wind begünstigt das ganze Mühlengebäude ſowie die mit Geiſehe und Mehl angefüllten Speicher vernichtete. der durch den Brand angerichtete Schaden wird gu drei Millionen Francs geſchätzt. Eingeſandt. Es ſcheint, daß es Ihnen außerordentlich hehe Freude bereitet, ſich mit anonymen Briefen ahn geben; da Sie ja bereits ſchon eine große Ah zum Verſandt brachten, iſt es uns nach großg Mühe gelungen, Sie am Gerichte namhaft zu mache Wer andern eine Grube gräbt, fällt ſelbſt hineig, [Feuerverſicherung.] Die Golhger Feuerverſicherungsbank auf Gegenſel tigkeit, die im Jahre 1821 errichtet wurde, mit dem Jahre 1905 Fünfundachtzig Johne ihrer gemeinnützigen Tätigkeit vollendet. Im Jahre 1905 waren für 6193013100 M. (gegen das Vorjahr mehr 109 873 000 Verſicherungen in Kraft. Die Prämieneinnahme betrug im Jahre 1905 M. 20 282 511. 20 Pf. (gegen das Voriah mehr M. 686 939. 70 Pf.). Von der Prämieneinnahme wird in ede Jahre derjenige Betrag, der nicht zur Bezahlung der Schäden und Verwaltungskoſten, ſowie filr die Prämienreſerve erforderlich iſt, den Verſicherten zu rückgewährt. Nach dem jetzt veröffentlichten Rechnungsahſchluſſe für das Jahr 1905 beträgt dieſer an die Verſicherten zurückfließende Ueberſchuß M. 15 238 358 0 . oder 75% der eingezahlten Prämie. Im Durchſchnitt der letzten zehn Jahre bog 1896 bis 1905 ſind jährlich 74% der eingezaß Prämien an Ueberſchuß den Verſicherten zurück Großvater, einem Steinbrecher, ſtammenden Kiſte tet worden. Es war ein überaus heiterer und glückliche Abend, und alle bedauerten, als die zehnte She den jungen Mann zum Aufbruch mahnte. „Wenn Sie nur dem abſcheulichen Menſchs nicht begegnen,“ meinte Cecil, als ſie an der offeg Türe ſtand und mit einem Schauder die Vandſteg hinabſah, welche das Sternenlicht matt und ue lich erkennen ließ. „Reiten Sie recht geſch nnz ja, wollen Sie 2“ „Gewiß tue ich das,“ erwiderte Rodney lachen „ich werde ſo wie ſo nicht viel vor Mitternacht Bett kommen, und ich war ſchon heute it de Lerchen auf. Mir kann der Menſch nichts anhabe Ihnen aber möchte ich doch nicht raten, wieder allen auszugehen. Ich möchte nur wiſſen, wer der frech Patron geweſen iſt und was er hier zu ſuchen hal Ich werde ſeinetwegen die Augen offen halten dan morgen oder übermorgen ſehen, ob er Sie a nicht wieder beläſtigt hat. Gute Nacht.“ Den Hut lüftend, ritt Rodney ſchnell dab der Hufſchlag ſeines Pferdes tönte noch eine Wit durch das ſtille Tal, ein Paar ſchöne blaue Nahe folgten dem Ritter, bis er in der Dunkelheit A Tannenwaldes verſchwand. Cecil trat wieder zurück in das Haus, fehl ſich auf eine Fußbank vor den Kamin, lehne de Kopf an Doktor Leſters Knie und lauſchte def Schilderungen und Anekdoten von den Knabenſtreſchtl und Abenteuern des jungen Erben von Midbal⸗ Park; denn Granville Rodney war der einzige Sor Sir Marmaduce Rodneys, des Beſitzers ihres klei Dorfes, der auf ſeine lange Ahnenreihe, deren ll ſchmälerten Ruhm und unverfälſchtes Blut wel ſtolzer war, als auf ſeine prächtigen Besitzungen ind die ſchweren Geldrollen, die ihn für ſeine Arnet Nachbarn zu einem Gegenſtande ſo großen Nele machten. (Fortſetzung folgt. 94