Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. eee Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. 1 0 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis 7 Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Baden und die Eiſenbahntarif⸗ Reform. Die ſoeben erſchienene Denkſchrift der badiſchen Regierung über die Perſonentarifreform behandelt in der Einleitung die bisherigen Verhandlungen über die Reformfrage und betont dabei, daß unter den Vertretern der Eiſenbahnverwaltungen volle Uebereinſtimmung darüber geherrſcht habe, daß die Reformbedürftigkeit weit weniger in der Richtung der Verbilligung, als einer Vereinheitlichung und Vereinfachung der Tarife liege. Gegen eine weſent⸗ liche Herabſetzung des Fahrpreiſes werde die Geſamt⸗ lage der deutſchen Bahnen und insbeſondere die Rückſicht auf die dermalige Finanzlage ſowohl im Reiche, wie in den Einzelſtaaten, geltend gemacht, ferner die Erwägung, daß nach den bei einzelnen Verwaltungen angeſtellten Ermittlungen jetzt ſchon die Koſten des Perſonenverkehrs zu den Einnahmen daraus in einem weit ungünſtigeren Verhältnis ſtehen als bei dem Güterverkehr und daß auch unter der Herrſchaft der beſtehenden Tarifſätze der Per⸗ ſonenverkehr in Deutſchland überall einen ſehr er⸗ freulichen Aufſchwung genommen habe. Die Denk⸗ ſchrift behandelt ſodann die Frage der Aufhebung der Preisermäßigung auf Rückfahrkarten und der Auf⸗ hebung oder Beibehaltung des Kilometerheftes und faßt das Ergebnis der Unterſuchung dahin zu⸗ ſammen, daß die Einführung der Kilometerhefte für Baden eine ſtärkere Einnahmevermehrung als bei anderen größeren Verwaltungen und beſonders der Nachbarbahnen nicht mit ſich gebracht habe. Da⸗ gegen ſeien anderſeits ſeit jener Tarifmaßnahme bei den badiſchen Staatsbahnen die in Betracht kommen⸗ den Zugleiſtungen im Verhältnis zur Einnahme⸗ ſteigerung ſtärker geſtiegen als bei den anderen deutſchen Bahnen. Es habe hierdurch bei der ba⸗ diſchen Verwaltung kein Zweifel darüber beſtanden, Auf den Wogen des Schickſals. Nopelle von A. Peters. 3. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Cecil ſchwieg noch immer. Das Herz klopfte ihr zum Zerſpringen, am liebſten wäre ſie davonge⸗ laufen, ſo ſchnell ſie ihre Füße tragen konnten, doch fühlte ſie, wie nutzlos das ſein würde. Die Hände in den Hoſentaſchen, ſtarrte ihr der Menſch unverſchämt ins Geſicht, dabei immer gleichen Schritt mit ihr haltend. Plötzlich fing er wieder an: Komm, ſchönes Kind, ſei doch nicht ſo unfreund⸗ lich! Willſt Du meinen Arm nicht nehmen? Dann muß ich den Deinen nehmen.“ 5 Dabei ergriff er ihren Arm. Cecil indes ſprang einen Schritt zurück und rief zornig: f „Wie können ſie es wagen, mich anzurühren? Feigling! Schämen Sie ſich nicht, eine Dame an⸗ s zugreifen, weil ſie allein iſt?“ f „Wahrhaftig,“ rief der Mann mit frechem Lachen, „in ſolcher Leidenſchaft biſt Du noch weit ſchöner; ich muß und werde mit Dir gehen. Du ſiehſt alſo, es iſt beſſer wenn Du mir ſelbſt den Arm gibſt.“ file Während er ſo ſprach, faßte er ſie bei der 6 Hand. Cecil wehrte ſich nach Kräften und ſchrie 5 um Hilfe. Sie fühlte, wie er ſie feſter an ſich a, zog, und ſchloß die Augen, als ſeine rohen Züge re waren, dann wäre es vielleicht zwiſchen Ihnen und uſtag, den 13. Februar — —äF . ——— 1906. daß anläßlich einer Neugeſtaltung der Perſonentarife, die im ganzen für das Publikum mit einer Herab⸗ ſetzung der Fahrpreiſe verbunden iſt, die Fortge⸗ währung einer Preisvergünſtigung bei den Kilometer⸗ heften nicht mehr in Frage kommen könne. Falle aber dieſe Ermäßigung weg, ſo verliere die Ein⸗ richtung auch für das Publikum den Hauptwert. Jedenfalls überwiegen dann deren Nachteile für die Eiſenbahnverwaltung die etwa noch für das Publikum verbleibenden Vorteile bedeutend. Es iſt desbalb die Aufhebung der Kilometerhefte in Ausſicht ge⸗ nommen. Die Denkſchrift behandelt dann ferner die Frage der Einführung der vierten Wagenklaſſe in Baden und die von Bayern beabſichtigte Ab⸗ weichung bezüglich des Einheitsſatzes für die dritte Wagenklaſſe in Baden und die von Bayern beab⸗ ſichtigte Abweichung bezüglich des Einheitsſatzes für die dritte Klaſſe in den Perſonenzügen und gelangt trotz des weſentlich höheren rechnungsmäßigen Aus⸗ falles zu dem Schluß, den bayeriſchen Vorſchlägen den Vorzug geben zu ſollen. Dafür ſpreche auch, daß bei der großen Verſchiedenheit der dermaligen Tarifverhältniſſe in den einzelnen Verwaltungsge⸗ bieten ohne gegenſeitige Konzeſſionen zu einer wenig⸗ ſtens in der Hauptſache einheitlichen Geſtaltung der Perſonentarife, die von allen Eiſenbahnräten als dringend anerkannt worden iſt, nicht zu gelangen iſt, daß ferner auch die anderen deutſchen Ver⸗ zuſchlagsfreien Benutzung von Schnellzügen auf Rückfahrkarten und durch die Aufhebung des Frei⸗ gepäcks den ſüddeutſchen Verwaltungen entgegenge⸗ folgender Tarif vereinbart: Die J. Zone bis 75 Kilometer 1. und 2. Klaſſe 50 Pfg., 3. Klaſſe 25 Klaſſe 1 Mk., 3. Klaſſe 50 Pfg., III. Zone über ihrem Geſichte immer näher kamen. Plbtzlich ließ er ſie los, ſprang mit einem Satze in den Wald hinein und verſchwand in der Dunkelheit, und Cecil ſah ſich atemlos und erglühend einem jungen Mann gegenüber, der eben des Wegs daher geritten und vom Pferde geſprungen war, als jener ſie freiließ. „Hat er ihnen etwas zuleide getan?“ fragte er haſtig in franzöſiſcher Sprache. „Ich bedauere außerordentlich, das ich nicht früher dazu kam. „Ich danke Ihnen,“ entgegnete Cecil, bemüht, ihre Faſſung wieder zu gewinnen; „er hat mir nichts getan, nur das Handgelenk etwas gequetſcht,“ und ſie hielt ihm das zarte Handgelenk hin, das die rohe, derbe Hand rot und blau gedrückt hatte. „Der gemeine Menſch!“ rief der Fremde im reinſten Engliſch. „Wäre ich nur ſchneller geweſen!“ Cecil lächelte und antwortete in derſelben Sprache: „Und ich bin froh, daß Sie nicht ſchneller werden. ſichtigten Aenderung, daß unter Nichteinführung der Pfg., II. Zone 76 bis 150 Kilometer 1. und 2. ö Fahrpreisermäßigung zum Zwecke der Arbeitser⸗ waltungen und beſonders die preußiſch⸗heſſiſche Ge⸗ meinſchaft durch die Beſeitigung der jetzt beſtehenden deſtens 30 Perſonen. — Die badiſche Eiſenbahn⸗ verwaltung deutſchen Staatsbahnverwaltungen vereinbarten Re⸗ kommen find. — Für die Schnellzugszuſchläge wurde ihm noch zu Tätlichkeiten gekommen. Es war jedenfalls ſehr unvorſichtig von mir, allein ſo ſpät hier zu gehen.“ „Allerdings,“ ſtimmte der Fremde lächelnd bei; „Sie werden mir geſtatten, Sie nun nach Hauſe zu begleiten.“ „Sie ſind ſehr liebenswürdig,“ entgegnete Cecil herzlich; „es iſt nicht mehr ſehr weit, ich habe ſo große Angſt, daß ich dem abſcheulichen Menſchen wieder begegnen könnte! Ich gehe faſt nie allein; Papa fühlte ſich aber heute nicht ganz wohl und ö 150 Kilometer 1. und 2. Klaſſe 2 Mk., 3. Klaſſe 1 Mk. Dieſe Sätze ſollen bei den das Gebiet mehrerer Verwaltungen berührenden Schnellzügen wie bisher die Gebühren für die Platzkarten erhoben Letztere ſollen dagegen ganz fortfallen. Es werden in Zukunft folgende Ausnahmetarife bei⸗ behalten werden: 1. die Preisermäßigung für Kinder unter 10 Jahren, 2. die Militärfahrpreiſe, die unver⸗ ändert bleiben ſollen, 3. die Zeitkarten, 4. die Ar⸗ beiterwochenkarten, 5. die Ausnahmetarife für Aus⸗ flüge zu wiſſenſchaftlichen und belehrenden Zwecken für mittelloſe Kranke, Blinde, Taubſtumme und Waiſen, für Mitglieder von Krankenkaſſen, 6. die f Badekarten, 7. die Sonntags⸗ und Sommerkarten 8. die Fahrpreisermäßigung für Sonderzüge, 9. die Vororttarife, wozu auch der badiſche Lokalzugtarif gehört. Die Gewährung von Fahrpreisermäßigung 5 zum Beſuche feſtlicher Veranſtaltungen, Aus⸗ ſtellungen u. dergl. ſollen wie bisher den einzelnen Verwaltungen überlaſſen bleiben. Aufgehoben ſollen werden: 1. die Ermäßigung für Rückfahrkarten, 2. die Ermäßigung für feſte Rundreiſekarten, 3. die Fahrpreisermäßigung für zuſammenſtellbare Fahr⸗ ſcheinhefte, 4. die Kilometerhefte, ebenſo die württem⸗ bergiſchen Landeskarten, 5. die in Bayern, Württem⸗ berg und Baden beſtehenden Fahrſcheinbücher für 30 Fahrten zwiſchen 2 beſtimmten Stationen, 6. die mittelung, 7. die Fahrpreisermäßigung für gemein⸗ ſchaftliche Reiſen größerer Geſellſchaften von min⸗ ſchlägt hiernach vor, den von den formvorſchlägen im allgemeinen beizutreten, jedoch mit der auch von der bayeriſchen Verwaltung beab⸗ vierten Wagenklaſſe der Satz von 2 Pfg. für die 3. Klaſſe in den Perſonenzügen gewährt werden ſoll. konnte nicht ſo weit laufen. Ich fürchte, er wird mich nun nie wieder allein gehen laſſen.“ „Das hoffe ich,“ lautete die Antwort; „denn ich würde das nächſtemal wohl kaum wieder ſo zur Hand ſein!“ Das Pferd am Zaume führend, ſchritt er an ihrer Seite hin und beugte das ſtolze Haupt zu ihr herab. Seine Augen ſogen die friſche Schönheit des jungen Mädchen ein, bis ſie an einem alten Pächterhäuschen mit hohen Giebeln und Gitterfenſtern anlangten, hinter dem man einen verwilderten Garten, Scheunen, Ställe und Heuſchoben liegen ſah. Hier öffnete Cecil das Tor und der Fremde machte Anſtalten, ſein Roß zu beſteigen. „O nein, Sie müſſen mit hineinkommen zu Papa,“ ſagte ſie beſtimmt. „Er würde ſehr böſe ſein, wenn Sie ihm nicht Gelegenheit gäben, Ihnen danken zu können. Bitte, kommen Sie mit.“ Der junge Mann lächelte und folgte ihr nach kurzem Zögern langſamen Schrittes den Weg hin⸗ unter, während ſie eilig vorauslief, um Doktor Leſter auf des Fremden Ankunft vorzubereiten und ihm in kurzen Worten ihr Abenteuer mitzuteilen. Nachdem der Fremde ſein Pferd in den Stall gebracht hatte, kam er an die Tür, klopfte an und trat auf das laute „Herein“ näher. Doktor Leſter, der im Morgenrocke vor dem flackernden Kaminfeuer ſaß, erhob ſich und rief, dem Eintretenden die Hand entgegenſtreckend, ihm zu: „Ich weiß kaum, wie ich Ihnen danken ſoll