Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenhurg. 10 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. ee ——— — — — — — ee Freitag den 9. Februar Ven der Marokke⸗RNenfevenz. Die Arbeiten der Marokko⸗Konferenz in dem ſüdſpaniſchen Städtchen Algeciras haben bislang im allgemeinen einen, wenn auch etwas ſchleppenden, ſeo doch immerhin befriedigenden Verlauf genommen. Dies iſt hauptſächlich dadurch ermöglicht? worden, daß neben den offiziellen Vollſitzungen der Konferenz und den Sitzungen ihrer Ausſchüſſe noch zwangloſe vertrauliche Beſprechungen zwiſchen den einzelnen Delegierten ſtattfinden, ſozuſagen Plauderſtündchen, in denen die Herren ihre Anſichten über die der Konferenz unterbreiteten Aufgaben intim gegenſeitig austauſchen, ehe man ſichz dann in den offiziellen Konferenzſitzungen wiederſieht. Dieſe Methode traulicher unverbindlicher Zwieſprache iſt ohne Zwei⸗ fel geeignet, Meinungsverſchiedenheiten in den ver⸗ ſchiedenen die Konferenz beſchäftigenden Fragen in wirkſamerer Weiſe zu beſeitigen oder wenigſtens ab⸗ zuſchwächen, als dies ohne ſolche offenbar vorberei⸗ f tenden Privatkonferenzen möglich wäre. Sicherlich 0 ſind ſich⸗ die Delegierten mehr und mehr näher ge⸗ N treten, und das Vertrauen in die Möglichkeit einer erſprießlichen Löſung wächſt; bereits kann denn auch die Konferenz mit ihren; Beſchlüſſen betreffs Unter⸗ drückung des Waffenſchmuggels und Vermehrung der Steuererträgniſſe in Marokko erſtmalige Früchte verzeichnen, die nur mit Genugtuung zu begrüßen ſind. Aber allerdings, man iſt in Algeciras trotzdem mit den Schwierigkeiten noch keineswegs über den A „Berg, im Gegenteil, die heikelſten Punkte harren erſt noch ihrer Erörterung durch die Konferenz, wozu hauptſächlich die Frage der Polizei in Marokko * gehört. Dieſelbe iſt bislang in den unverbindlichen Beſprechungen der Konferenzmitglieder nur flüchtig geſtreift werden, doch ſcheint in dieſer Hinſicht die zuverſichtliche Stimmung der letzten Tage einer etwas peſſimiſtiſcheren Auffaſſung gewichen zu ſein. Der Grund hierfür liegt zum Teil auch in einem Artikel des Pariſer offiziöſen Temps, worin klipp und klar die Oberhoheit Frankreichs in der Polizei⸗ Angelegenheit gefordert wird. Der gleichen Anſicht ſcheinen die franzöſiſchen Delegierten in Algeciras zu ſein, ihre Pariſer Inſtruktionen müſſen alſs auf dieſe Forderung hinauslaufen. Die deutſche Regier⸗ ung dagegen iſt gewillt, an ihrer Forderung, auch dieſen Teil der marokkaniſchen Reformen auf inter⸗ nationale Baſis zu ſtellen, unbedingt feſtzuhalten. Sie ſteht auch nicht allein mit dieſer Forderung, die dem allgemein gebilligten Prinzip der inter⸗ nationalen Erſchließung Marokkos durchaus entſpricht. Sollte Frankreich, wie es den Anſchein hat, ver⸗ ſuchen, die Polizeiangelegenheit mit der Finanzfrage zu verquicken, um bei der Gründung der marokkani⸗ ſchen Staatsbank durch Gewährung größerer Kapi⸗ talsbeteiligung an die fremden, insbeſondere deutſchen Geldmärkte weitergehende Konzeſſionen für die Poli⸗ zei herauszuſchlagen, würde dies an der ablehnenden Haltung verſchiedener Mächte, nicht nur Deutſch⸗ lands, wenig ändern, denn dieſe Fragen müſſen nach der Anſicht der beteiligten Staaten getrennt behandelt werden. Wenn Frankreich ſchließlich von ſeinem Vetorecht Gebrauch machen wollte, würde es vor aller Welt den Nachweis führen, daß ihm in der Tat an einem Monopol in Marokko zu tun war. Dem Vorteil, der durch dieſe Klärung der Situation immerhin zu verzeichnen wäre, ſtände nur der Nachteil gegenüber, daß nämlich die für Marokko notwendigen Reformen zum mindeſten weit hinaus⸗ geſchoben werden. — Bemerkenswert iſt übrigens eine Bemerkung des italieniſchen Delegierten Visconti Veneſto gegenüber einem Zeitungskorreſpondenten, wobei ſich Visconti Veneſto ſchließlich folgendermaßen äußerte: „Die Verhandlungen ſind gegenwärtig ge⸗ wiß nicht in günſtigſtem Fahrwaſſer, aber glauben Sie mir, die Furcht vor ernſten Verwickelungen Auf den Wogen des Schickſals. . Novelle von A. Peters. „Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) f Sie ſchlief in einem kleinen Zimmer, welches an das ſeine ſtieß; ſie ritt oder fuhr mit ihm pazieren; er lehrte ſie leſen und ſchreiben, ließ Frau Winter ſie in weiblichen Handarbeiten unterrichten, und beide waren überraſcht von des Kindes ſchneller Faſſungsgabe und Gelehrigkeit. Doch die Zeit ver⸗ ſtrich, und Cecil, ein friſches, ſchlankes Mädchen von elf Jahren, bedurfte gründlicheren Unterricht, als ihr die zwei erteilen konnten. Von Schule wollte Doktor Leſter nichts hören; eine Gouvernante stellen, das wollte ihm auch nicht zu Sinn; er meinte eine ſolche könnte ihm die kleine Cecil zu leicht entfremden; und ſo beſchloß er dann, Midvale Sprachen und alles übrige Lehrer zu halten, ohne ſie ſelbſt einen Augenblick aus den Augen laſſen u müſſen. Seine Beſitzung überließ er Frau Winters ewiſſenhafter Obhut, ſeine Praxis dem jungen ellairs, der ſeinen glücklicheren Rivalen bei den atienten Midvales ſchon lange mit neidiſchen Blicken Ife betrachtet hatte, und Doktor Leſter und Cecil — W. letztere mit tränenfeuchten Augen — ſagten all' i ihren Freunden Lebewohl und reiſten nach Paris zu verlaſſen und ihr für alle Fächer, Muſik, Zeichnen, ab. Von da gingen ſie nach Deutſchland, der Schweiz, Spanien, Italien; ſelbſt das gelobte Land erwies ſich für ihren Geſchmack nicht allzu weit und unerreichbar. Sie waren frei und ungebunden, waren eins dem anderen die ganze Welt und reich genug, ſich jeden Luxus zu geſtatten, der die Be⸗ ſchwerden und Unbequemlichkeiten des Reiſens er leichtert. Doktor Leſter, anſcheinend jetzt ein jüngerer Mann, als zu der Zeit, da wir ihn kennen lernten, beobachtete mit freundlichem Stolze, wie ſich ſein Adoptivkind von Jahr zu Jahr geiſtig wie körperlich zu immer größerer Schönheit und Anmut entwickelte. Seinem Ohre entgingen die geflüſterten Bemerkungen nicht, in denen die Fremden ihre Bewunderung über die liebliche Erſcheinung ausſprachen, und mit der größten Befriedigung nahm er die ungeheuchelten Lobreden der Lehrer über die Talente ihrer jungen Schülerin entgegen. 3. Kapitel. Es fing an zu dämmern. Die Sonne war untergegangen und hatte nur an wenigen leichten Wölkchen noch einen rötlichen Schimmer zurückge⸗ laſſen, die Berge, der Wald begannen ſich in nächt⸗ liches Dunkel zu hüllen und blauer Nebel ſenkte ſich auf ein liebliches Tal in der Normandie herab, als ein junges Mädchen ſchnellen, leichten Schrittes die Landſtraße entlang kam, welche ſich durch das Tal zog. Der dichte, ſich herabſenkende Wald trat bis an den Weg heran, und äugſtlich warf das Mädchen 1906. empfinden alle. Dieſer Zankapfel Marokko muß aus der Welt verſchwinden; zuletzt werden ſich alle verſtändigen. Dieſe Hoffnung hege ich feſt.“ Verſchiedenes. Ladenburg, 9. Febr. Der Vortrag im hieſigen Gewerbeverein über: „Modernes Kunſtge werbe“ für nächſten Sonntag Abend im Bohnhof⸗ hotel, verſpricht, ſicherem Vernehmen nach, recht intereſſant zu werden. Als Redner konnte uns ein Fachmann, Herr Gewerbelehrer Wageneck aus Weinheim zur Verfügung geſtellt werden. Es ſoll in Wort und Bild der Einfluß der modernen Richtung auf das heutige Kunſtgewerbe zur Ausführ⸗ ung gelangen. Namentlich dürften die zu projerier enden Lichtbilder weſentlich zum Gelingen des Ganzen beitragen. Der Projektionsapparat wird mit Kalk licht arbeiten. Das Großherzoglich Badiſche Landes gewerbeamt ſtellt denſelben koſtenlos zur Verfügung. Die Bilder ſelbſt ſind vom Vortragenden zuſammen geſtellt und behandelt die verſchiedenen Zweige des Kunſthandwerkers. Es ſind: Facaden, Innenräume Einzelmöbel, Künſtlerſchriften, Vignetten, Empfehl ungs⸗, Verlobungs⸗, Speiſekarten, Geburtsanzeigen, Glückwünſche, keramiſche Erzeugniſſe, moderne Damen koſtüme als Photographien, Stickereien, Metallar beiten u. a. m. — Der Beſuch des Vortrags kann jedermann nur beſtens empfohlnn werden. — Friedrichsfeld, 7. Febr. Am 29. Januar d. J. verunglückte der Landwirt Zuſtav Maaß beim Abladen von Eiſenteilen für die Firma Thiele und Höring ſo ſchwer, daß er geſtern ſeinen Ver letzungen erlag. — Mannheim, 7. Febr. Der Vorſtand des Altertumsvereins hat auf die Ergreifung des Münzendiebes eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt. zuweilen einen verſtohlenen Blick zu dem dunklen Gehölz. Der Schnitt zdes feinen Geſichtes, ſowie der Anzug ließen ſofort die Engländerin erkennen, und zwar eine der höheren Klaſſe angehörende. Sie war großz und ſchlank, 3 das zweiße und roſige Geſicht, aus dem ein Paar große, tiefblaue Augen ſchauten, umrahmten volle, goldblonde Locken; den kleinen, wohlgeformten Kopf trug ſie ein wenig ſtolz, und eine gewiſſe Miene der Unabhängigkeit verriet, daß das Schickſal ſehr mild mit ihr verfahren ſein mußte. Während ſie in der ſchnell hereinbrechenden Dunkelheit den Weg entlang eilte, fielen ihre Augen plötzlich anf die Geſtalt z eines Mannes, der eine kurze Strecke vor ihr auf einem Meilenſteine ſaß, und das Herz begann ihr heftig zu klopfen, während ſie ſich ihm näherte. Wahrſcheinlich ſah er ihre Furcht, und wie bei allen Feiglingen erregte das in ihm die Luſt, ſie zu erſchrecken. „Holla, mein ſchönes Fräulein,“ rief er ihr zu, „wohin in ſolcher Haſt?“ Während er ſo ſprach, hatte er ſich erhoben und war dicht an ihre Seite getreten. Cecil aber, die der Leſer gewiß ſchon in dem jungen Mädchen erkannt hat, achtete ſeiner Rede nicht und ſetzte ihren Weg mit hochroten Wangen zund flammenden Blicken eiligſt fort. „Seien Sie doch nicht ſo unnahbar,“ begann er wieder in frechem Tone, „Sie ſind viel zu hübſch, um allein gehen zu können. Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?“ (Fortſ. folgt.)