Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der 2 14 Anzeiger für Lad Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. — Dienſtag, den 9. Jannar Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahm Bei größeren Aufträgen Rabatt. . —— 1906. A 3. Politiſches ral-Nerſamnlurg Der Tuructt. nens lanfgefl, en (Nucheltern, later, 1 dag nit m brauchte Aal 1 große Kiten. i Agfer, Teles crhaltent U 15 et mae ain 12. Fortſetzung. Berlin, 8. Januar. Am 16. Januar, dem Tag des Zuſammentritts der Marokko⸗Konferenz in Algeciras, findet die Wahl des Präſidenten der franzöſiſchen Republik ſtatt. Die Wahl erfolgt durch die zur National⸗Verſammlung vereinigten beiden Kammern. Es darf ihr keine Erörterung vorangehen. Sie geſchieht durch Stimmzettel mit abſoluter Mehrheit und wird, falls im erſten Wahl⸗ gang keine ſolche zu ſtande kommt, ſo lange wieder⸗ holt, bis auf einen Bewerber die Mehrheit aller abgegebenen Stimmen entfällt; eine Stichwahl findet alſo nicht ſtatt. Die Wahl erfolgt auf 7 Jahre, nach welcher Zeit der bisherige Präſident wieder wählbar iſt. Der derzeitige Präſident Loubet hat indeſſen bereits erklärt, daß er eine Wiederwahl unter keinen Umſtänden annehmen wird, obwohl er der erſte Präſident der dritten franzöſiſchen Repu⸗ blik iſt, der ſein Amt unter normalen Verhältniſſen und ohne Ach und Krach zu Ende geführt hat. Ein ſolcher undramatiſcher Abgang des Prä⸗ ſidenten war bisher in Frankreich nicht üblich. Der erſte Präſident der dritten Republik, Thires, der am 31. Auguſt 1871 gewählt worden war, wurde bereits am 24. Mai 1873 geſtürzt. Sein Nach⸗ folger, Marſchall Mac Mahon, mußte am 30. Januar 1879, da er kein Miniſterium zu ſtande bringen vermochte, Grévy weichen, der wiederum Anfang Dezember 1887 wegen unſauberer Geſchäfte ſeines Schwiegerſohnes Wilſon ſeine Entlaſſung nehmen mußte. Grévy's Nachfolger, Carnot, fiel am 24. Juni 1894 einem anarchiſtiſchen Attentat zum Opfer, der 5. Präſident Caſimir Perier trat am 5. Januar 1895 zurück, weil ſeine Verſuche, eine mehr als rein repräſentative Rolle zu ſpielen, ſcheiterten. Der 6. Präſident Felix Faure endlich ſtarb am 16. Februar 1899, ſo daß der 7. Prä⸗ e eee —— ſident Loubet, deſſen Amtsdauer Mitte Februar ab⸗ läuft, der erſte iſt, der, wenn nicht bis dahin noch ganz unerwartete Ereigniſſe eintreten, ſeine Präſi⸗ dentenlaufbahn auf normale Weiſe beſchließen wird. Wir haben ſchon erwähnt, daß Herr Loubet, obwohl er zweifellos die beſten Ausſichten hätte, wiedergewählt zu werden, mit aller Entſchiedenheit betont hat, daß er nicht in den Clyſee⸗Palaſt wieder⸗ kehren wolle. Im übrigen wird eine ganze Anzahl Kandidaten für die Präſidentenwahl genannt, die aber zumeiſt nicht eruſthaft zu nehmen ſind, wie zum Beiſpiel die Herren Combes und Briſſon, die ſich nur auf ſo kleine Gruppen ſtützen können, daß ſie unter den zirka 880 Stimmen, die bei der Wahl abgegeben werden können, nicht einmal auf eine Als ernſthaftere Kandidaten könnten der frühere Miniſterpräſident ſtarke Minorität zu rechnen haben. Bourgeois und der jetzige Miniſterpräſident Rouvier in Betracht kommen, wenn dieſe als Bewerber um das Mandat auftreten würden, was aber bisher nicht geſchehen iſt. Insbeſondere ſcheint Rouvier mehr Wert darauf zu legen, angeſichts der ſchwierigen Lage, in der ſich die franzöſiſche Republik zur Zeit auf dem Gebiet der inneren wie der äußeren Politik befindet, auf dem Poſten des Miniſterpräſidenten auszuharren, der zwar nicht ehrenvoller, aber zweifellos einflußreicher iſt als der des Präſidenten der Republik. Weiter wird auch der derzeitige Kriegsminiſter Etienne genannt, der aber bei den Abgeordneten und Senatoren als eine zu tatkräftige Perſönlichkeit berüchtigt iſt und deshalb wenig Aus⸗ ſichten für einen Poſten hat, auf dem man Männer von allzu ausgeprägtem Charakter nicht gern ſieht. Als Favoriten bleiben für das Präſidenten⸗ rennen mithin zwei Perſonen, nämlich der Präſident des Senats Falliéres und der Präſident der Depu⸗ tiertenkammer Doumer. Der erſtere iſt der Kandidat eee eee. —— der entſchiedenen Republikaner, der zweite der der klerikal⸗monarchiſtiſch⸗nationaliſtiſchen Oppoſition, zu der ſich allerdings noch etliche Unzufriedene aus der republikaniſchen Linken geſellen dürften, die gegen Falliéres den Vorwurf erheben, daß er in einem perſönlichen Verkehr eine ſtarke Vorliebe für den Adel habe. Dagegen erheben die Republikaner gegen Doumer die Beſchuldigung, daß er kein überzeugter Republikaner ſei, und daß er ſich mit ehrgeizigen Plänen à la Boulanger und Delcaſſeè trage, ſo daß mithin ſeine Wahl die nach dem Sturze Delcaſſés eingeleitete Friedenspolitik ſtören und eine Aera des Chauvinismus und der internationalen Verwicklungen einleiten könne. Verſchiedenes. b — Heddesheim, 6. Jan. Ein längſt gehegter Wunſch der hieſtgen Bevölkerung ging mit Beginn des neuen Jahres in Erfüllung, indem am letzten Mittwoch die hieſige Gemeindeſparkaſſe in Betrieb genommen wurde. Für die Einlagen, die mit 4 Prozent verzinſt werden, haftet die Gemeinde Heddesheim mit ihrem Vermögen und Einkommen; die Kaſſe bietet alſo dieſelben Garantien wie eine ſtädtiſche Sparkaſſe, auch Mündelgelder dürfen bei ihr angelegt merden. Die Zahltage ſind auf Mitt⸗ woch und Samstag jeweils vormittags von 10 bis 12 Uhr feſtgeſetzt. Möge das neue Unternehmen recht gute Erfolge zeitigen und der hieſigen Ge⸗ meinde reiche Früchte tragen! — Weinheim, 8. Jan. In den Stall⸗ ungen des Löwenwirts Alberth in Großſachſen brach in der Nacht vom Samstag auf Sonntag gegen 7/1 Uhr Feuer aus, dem ca. 80 Zentner Kleeheu zum Opfer fielen; der Gebäudeſchaden beträgt ca. 300, der Fahrnisſchaden ca. 280 Mark. Das Feuer konnte innerhalb dreiviertel Stunden von der Feuerwehr gelöſcht werden. Unter dem Verdacht Der Schatten. Erzählung von C Burg. a (Nachdruck verboten.) Frau Oberſt Parker wandte ihr Antlitz ab und lächelte ſtill vor ſich hin. Dann ſchritt ſie ſchweigſam mit ihren Töchtern nach Hauſe, dachte aber in ihrem Herzen, daß die intereſſante Epiſode mit dem Koloniſten Edward Burns vielleicht noch einmal bedeutſam für eine ihrer Töchter werden könnte. 90 2 *. 5 * 0 Auf „Burns Hill“ wurde in den nächſten Tagen und Wochen viel gehackt, gehämmert und ge⸗ ſägt. Das leichte Bretterhaus war allerdings ſchon in zwei Tagen errichtet worden, aber es galt ja nur als Notbehelf für die erſt Zeit, und ein großes, ſtarkers Blockhaus mußte gebaut werden, um den Unbilden der Witterung zumal im nahenden Herbſt und Winter widerſtehen zu können und um auch im ſtande zu ſein, einen Schutz vor plötzlichen Ueber⸗ fällen der Indianer zu haben. Zwar war es nicht gerade wahrſcheinlich, daß die noch in den Felſen⸗ gebirgen und den dieſen zunächſt gelegenen Prärien hauſenden Indianerſtämme ihre Raub⸗ und Jagd⸗ zuͤge bis in die Nähe von „Rocky Hill“ ausdehnen würden, wo ein ganzes Reiterregiment lag und jeden Tag zwei ſtarke Erkundigungspatrouillen ausgeſandt M um feſtzuſtellen, ob die Indianer das ihnen reſer⸗ vierte Gebiet vielleicht doch in ihrer ungezügelten Raubluſt verlaſſen haben. Denn merkte eine Reiter⸗ patrouille, daß Indianer ſich dem für die Koloniſten reſervierten Landesteile Kolorados näherten, ſo ſprengte ſie ſofort zurück nach „Rocky Hill“, von wo aus alsbald eine oder zwei Schwadronen Reiter aufbrachen, um meiſt ſchon durch ihr bloßes Erſcheinen die Indianer in ſchunelle Flucht nach den Felſenge⸗ birgen zu treiben. In einen offenen Kampf ließen ſich die Indianer mit der amerikäniſch Kavallerie, die oft auch noch eine leichte Kanone mit ſich führte, überhaupt nicht mehr ein, ſie wagten nur noch den liſtigen Ueberfall, der allerdings dann ganz beſonders gefährlich werden konnte, wenn eine Schwadron ſich allein zu weit in das Felſengebirge vorwagte und ſich dort in einen Hinterhalt locken ließ. Dieſes ſie in der Verfolgung der Indianer viel zu weit vorgegangen war. Faſt jeden Tag ritten ja auch Patrouillen aus „Rock Hill“ bei „Burns Hill“ vor⸗ über, und die Sorge wegen eines Indianerüberfalles war bei Edward Burns die kleinſte. Seine Hauptſorge beſtand vielmehr darin, für ſich, ſeine Leute und ſein Vieh gute, feſte Schutz⸗ vorrichtungen gegen Wind und Wetter zu haben, und dies war nur durch ein ſolides Blockhaus mit einer hohen, ſtarken Umfriedigung innerhalb welcher einige Remiſen für das Vieh ſich befanden, zu er⸗ reichen. Glücklicherweiſe ſtanden auf Burns Beſitz⸗ ung eine Anzahl Baumgruppen, welche die Blöcke und Stämme für das Blockhaus lieferten, ſodaß er mit ſeinen Leuten und den vier ihm von dem Oberſt Parker zur Verfügung geſtellten Arbeiter nicht erſt aus ſeinem ferngelegenen Walde die Baum⸗ ſtämme herbeizufahren brauchte. Burns verſtand ja als Ingenieur, wie eine Bauarbeit am praktiſchſten auszuführen war, und ſo gelang es ſeiner Umſicht und dem unermüdlichen Fleiße ſeiner Arbeiter, ein großes, ſtarkes Block⸗ haus, das einen Wohn- und Schlafraum für Burns, eine Küche und zwei Räume für ſeine Leute enthielt, in etwa drei Wochen aufzubauen, und in weiteren drei Wochen ſollen auch die aus eingerammten Stummen hergeſtellte Umfriedigung und die Remiſen en t f es für das Vieh fertig ſein. große Unglück war vor drei Monaten bekanntlich auch einer Schwadron des Regiments paſſiert, als Burns erwartete, als ſein Blockhaus fertig war, Beſuch aus „Rock Hill“, aber weder der Oberſt Parker noch deſſen Frau und Töchter ließen ſich in „Burns Hill“ ſehen, denn dort waren in den letzten Wochen zwei Unglücksfälle paſſtert. Miß Edith, die gleich ihrer Schweſter auf halbwilden, feurigen Ponnys, den ſogenannten Muſtangs, wie man die auf Präerien aufgewachſenen halb wilden Pferde in Nordamerika nennt, das Reiten lernen wollte, war dabei von ihrem noch ungenügend ge⸗ zähmten Perde abgeworfen worden und hatte ſich eine Verſtauchung des linken Fußes zugezogen, die ſehr ſchmerzhaft und langwierig war. Und der