Städtchen Nuit s in Frankreich ein beſonders für die beiden Grenadierregimenter Nr. 109 und 110 verluſtreiches, ſiegreiches Gefecht geſchlagen haben. Am verfloſſenen Samstag beging der Krieger⸗ verein in ſeinem Lokal in durchaus würdiger und ſchöner Weiſe die Feier dieſes Gedenktages. Im Verlaufe des Abends brachte Kamerad P. Eberle einen ſchwungvollen Toaſt auf Kaiſer und Groß⸗ herzog aus, während der J. Vorſtand, Kamerad Bechtold in warm empfundener, patriotiſcher An⸗ ſprache ausführte, warum wir unſere nationalen Gedenktage begehen und begehen ſollen; das von dem Vorſtand ausgebrachte Hoch galt den alten Veteranen. Die Kapelle Hertel, die während der Feier konzertierte, wurde ihrer Aufgabe mit lobens⸗ wertem Geſchick gerecht und trug mit dazu bei, die Kameraden in gemütlicher und heiterer Stimmung bis zu ſpäter Stunde zuſammen zu halten. — Mann heim, 18. Dez. Heute nach⸗ mittag wollte in Käferthal der Landwirt Pfiſter mit ſeinem Gefährt den Bahnübergang der Nebenbahn paſſieren, als das Pferd, durch die heranpuſtende Lokomotive ſcheu gemacht, davonraſte und gerade in dem Augenblicke über die Schinen rannte, als der Zug heranfuhr. Das Gefährt wurde dabei zer⸗ trümmert. Da die Stränge ſofort riſſen und auch die Deichſel abbrach, ſo blieb das Pferd unverletzt. Pfiſter kam mit dem Schrecken davon. — Ludwigshafen, 16. Dez. Der Auf⸗ ſichtsrat der Walzmühle hat heute beſchloſſen, die Mühle auf dem bisherigen Platze vollſtändig aufzu⸗ bauen und die Bau⸗ und Einrichtungsarbeiten ſo Jahres der Betrieb in vollem Umfange wieder auf⸗ wigshafener Walzmühle wird noch gemeldet daß der gerettete neue Silo Getreide im Werte von 1100000 Mark enthält, während im alten Silo für 600000 Mk. Getreide aufgeſpeichert waren. Doch iſt nur die oberſte Schicht brandbeſchädigt. Der Betrieb der Graupenmühle wird dieſer Tage wieder aufge⸗ nommen. Die Arbeiter finden mit Aufräumungs⸗ arbeiten einige Zeit Beſchäftigung. Der Brand ſoll durch ſtarke Reibung der Hanfſeile mit dem großen Betriebsrad und der Transmiſſion zu ſuchen ſein, wodurch ſich der unter dem hölzernen Schutzkaſten angeſammelte Mehlſtaub entzündete. — Karlsruhe, 17. Dez. Bei der Weih⸗ nachtsfeier der Vereinigung der Reſerve⸗ und Land⸗ wehroffiziere von Karlsruhe und Umgebung hielt er hatte ihnen nach dem Ueberfallen der Schwadron unter dem Kapitän Swelling jede Woche ſo ſcharfe Lektionen erteilt, daß die ſtarken Rekognoszierungs⸗ patrouillen ſchon ſeit acht Tagen keine Rothaut in der weiten Umgebung von „Rocky Hill“ mehr geſehen hatten. So zog die Schwadron ungeſtört der Kara⸗ wane entgegen, und als die Reiter etwa eine Stunde unterwegs waren, ſo ſahen ſie von einer kleinen Erhöhung aus ſchon den ſeltſamen Zug der Wagen der Wanderer, vorn, an den Seiten und im Rücken von Reitern gedeckt nahen. In raſcheren Tempo ritt man nun ihnen entgegen und ein brauſender Willkommengruß erſcholl weit durch die ſtille Prärie, als die Reiter an die Karawane herangekommen waren. Dieſelbe hielt jetzt auf Befehl ihres Führers, des Kapitäns Oliver, und dieſer ſtellte zunächſt ſich und die Erſatzſchwadron dem Oberſten Parker vor. Als dieſer den Kapitän und die Reiter nochmals miltäriſch begrüßt hatte fing er an, den langen Zug der Anwanderer ſcharf zu muſtern und ſeine Frau und Töchter zu ſuchen. Es war ein langer Zug von ſchweren alten Poſtkutſchen ähnlichen Wagen, die meiſtens mit vier oder gar ſechs Maultieren oder mit Pferden oder Ochſen beſpannt waren, und prüfend und ſuchend glitten des Oberſten ſcharfe über die Wagen, die Geſpanne und die Da erſchollen plötzlich in der Mitte des Wagenzuges aus einer großen gelben Kutſche Freudenrufe, drei Damen im grauen Reiſekoſtüm ſtiegen aus derſelben und eilten ſchnell auf den berſt Parker zu. Dieſer glitt raſch von ſeinem ferde und umarmte Frau und Töchter. „Es iſt gut, daß Ihr endlich gekommen ſeid, habe ſchon Sorge wegen der langen Reiſe,“ cherzte dann der Oberſt, „aber ich ſehe, daß Ihr noch rote Wangen habt, alſo geſund und wohl ſeid.“ i „Und wir freuen uns, auch Dich geſund in Wildnis wiederzuſehen,“ rief die Frau des 2 zu beſchleunigen, daß bis zum Herbſt des nächſten genommen werden kann. — Zum Brande der Lud⸗ Großherzog Friedrich auf die Begrüßung des Be⸗ zirkskommandeurs hin eine längere, beifällig aufge⸗ nommene Rede, in der er zur Treue gegen Kaiſer, Reich und Armee und zur Betätigung dieſes natio⸗ nalen Sinnes auch außerhalb der Armee aufforderte, was in der jetzigen ernſten Zeit beſonders wichtig und notwendig ſei. — Die Stimme des Redners war ſehr kräftig und füllte den großen Saal der ſtädtiſchen Feſthalle völlig aus. Das Ausſehen des Großherzogs war ganz vorzüglich und wider⸗ legte alle da und dort aufgetauchten Gerüchte über ein angebliches Unwohlſein. — Leimen, 18. Dez. Vergangene Nacht halb 12 Uhr hat der verheiratete Wirt nnd Wein⸗ händler Wilhelm Riehm hier den 23 Jahre alten ledigen Schmied Jakob Allrich hier erſchoſſen. Ullrich hatte mit einigen Kameraden in der Wirt⸗ ſchaft des Riehm „zum Bären“ Streit bekommen, weshalb er aus der Wirtſchaft gewieſen wurde. Er ging jedoch noch einmal in den Hof der Wirt⸗ ſchaft, worauf Riehm ſein Gewehr ergriff und 3 Schüſſe auf ihn abgab. Ullrich ſtarb bald darauf. Der Täter iſt lt. „Heidelb. Tagbl.“ verhaftet. — Ettlingen, 18. Dez. Die Zement⸗ formen⸗Fabrik Niederburg, Inhaber Artur Wittmer, brannte dieſe Nacht nieder. Man vermutet Brand⸗ ſtiftung. Der Schaden iſt bedeutend. — Eppingen, 18. Dez. Ein Fall, der wohl einzig in ſeiner Art daſteht, hat ſich hier er⸗ eignet. Als ein hieſiger Nachtwächter ſeinen Rund⸗ gang durch die Stadt gemacht und im frohen Be⸗ wußtſein, dies durch die Kontrolluhr nachweiſen zu können, im Wachlokal ſich in Morpheus Armen gewiegt und von Gehaltszulage oder ſonſtigen an⸗ genehmen Sachen geträumt hatte, mußte er bei ſeinem Erwachen die fürchterliche Entdeckung machen, daß ſeine Kontrolluhr verſchwunden war. Einige Tage ſpäter wurde die Uhr auf der Polizeiwache in Heilbronn mit einem Schreiben, aus dem der Eigentümer zu erkennen war, abgegeben. Ein Spaßvogel hatte offenbar den Beweis liefern wollen daß dem Inſtitut der Nachtwächter eine große Be⸗ deutung nicht beizumeſſen ſei. — Dresden, 17. Dez. Geſteru abend fanden zahlreiche Proteſtverſammlungen gegen das beſtehende Landtagswahlrecht ſtatt. Darnach zog eine mehrere Tauſend ſtarke Volksmenge nach dem Innern der Stadt und zur Wohnung des Miniſter⸗ präſidenten von Metzſch. Als hier die Polizei der Menge entgegentrat, fielen aus der Menge drei Oberſten und die Töchter ſchloſſen ſich mit ähnlichen Ausrufen und Erkundigungen an. „Dort der große Wagen enthält das Pianino, das wir mitbringen, um Dir an den Abenden die Zeit zu vertreiben, Vater,“ ſagte dann ſeine älteſte Tochter Mary und zeigte auf einen großen, ſchwer⸗ fälligen Wagen. „Dieſer Wagen ſieht ja wie ein Walfiſchbaum aus,“ bemerkte der Oberſt lachend, „und in dieſem Ungetüme wurde das Pianino durch die Prärie ge⸗ ſchleppt.“ 9 „Es birgt auch noch einige Möbel und Kom⸗ fort für uns,“ meinte des Oberſten jüngſte Tochter Edith, „und Du wirſt ſtaunen, Papa, was wir Dir alles mitgebracht haben.“ „Nun, das will ich jetzt nicht wiſſen,“ entgeg⸗ nete der Oberſt lächelnd, „das hat Zeit bis heute abend oder morgen früh. Ich werde jetzt die ganze Karawane muſtern und dann brechen wir auf nach „Rocky Hill,“ wo wir noch am hellen Tage eintreffen wollen.“ Mit dieſen Worten ſchwang ſich der Oberſt wieder auf ſein Pferd und ritt bedächtig dem langen Wagenzuge entlang. Seltſame Wagen und Zugtiere und bunt aus vielen Völkern und Berufsklaſſen zu⸗ ſammengewürfelte Menſchen ſaßen auf den Wagen und Pferden oder ſtanden neben dieſen. Wahrhaftig, das Völkergemiſch bei dem Turmbau zu Babylon durfte auch nicht viel bunter geweſen ſein, als dieſer Zug nach dem amerikaniſchen Weſten. Und wie ſahen dieſe Menſchen aus. ſchlichten Landleuten in groben Kitteln ſtanden beſſer gekleidete frühere Städtebewohner, die irgendwo Schiſſbruch gelitten hatten und nun im wilden Weſten ſich eine neue Exiſtenz gründen wollten. Dazwiſchen ſah man auch wahre Spitzbuben⸗ und Gaunergeſichter und Abenteurer aller Nationen. Ganz zuletzt auch noch ein neuer, ſtarker, mit ſechs Neben Schüſſe. Ein Poliziſt wurde verletzt. Die Menge wurde darauf mit blanker Waffe zurückgetrieben. Bis in die ſpäte Nacht ſetzten ſich die Zuſammen⸗ rottungen an den belebteſten Punkten fort, wo Hoch⸗ rufe auf das allgemeine Wahlrecht ausgebracht wurden. Bei den Straßenunruhen wurden von der Polizei 20 Verhaftungen vorgenommen. Außerdem wurde eine Anzahl Perſonen zur Feſtſtellung ihrer Namen ſiſtiert, dann aber wieder freigelaſſen. 18 Verwundete wurden nach dem Krankenhaus gebracht, 14 davon wurden nach Anlegung eines Verbandes entlaſſen, 4 mußten im Krankenhaus verbleiben. Ein berittener Gendarm wurde an der Backe ge⸗ troffen. Die „Sächſiſche Arbeiterzeitung“ teilt mit, daß den jetzt wegen der Straßendemonſtration Siſtierten eine Anklage wegen Meuterei und Auf⸗ ruhr in Ausſicht geſtellt ſei. i — Hohenſtein (Weſtpreußen), 16. Dez. Der Gutsbeſitzer Fieguth in Kriefkohl bei Hohenſtein wurde geſtern abend in ſeinem Zimmer durch einen Schrotſchuß, der aus dem Garten durch das Fenſter abgegeben wurde, ermordet. Ueber den Täter und die Veranlaſſung zu der Tat fehlt jeder Anhalt. — Insbruck, 16. Dez. Die Wirtin des in Touriſtenkreiſen bekannten Gaſthauſes am Paſſe Thurn (1273 Meter hoch, zwiſchen Kitzenbühel und Mitterſill) iſt geſtern im Keller ihres Hauſes er⸗ mordet und beraubt aufgefunden worden. Vom Täter iſt keine Spur vorhanden. — Shanghai, 18. Dez. Die Chineſen revoltieren ſeit heute früh. Sie haben die Haupt⸗ ſtraßen verbarrikadiert. Die Engländer beſetzten das Zollamt und die Polizeiſtation. Deutſche Ma⸗ rineſoldaten vom Flußkanonenboot „Vaterland“ ſind gelandet und das Freiwilligenkorps iſt ebenfalls aus gerückt. In Nanking Road brennen verſchieden Häuſer. Die Europäer werden vom Pöbel ange⸗ griffen und mit Steinen beworfen. Die Lage ff ernſt. Kein größeres deutſches Kriegsſchiff iſt zur Stelle. ()) — Zwei Polizeiſtationen wurden ge ſtürmt und in Brand geſetzt. Das Feuer iſt wiede gelöſcht. Das Stadthaus wurde durch Steinwürf 15 demoliert. Die Landungstruppen und freiwillige 1 Korps halten ſoweit die Ruhe aufrecht. Die deutſch Kolonie iſt erregt, da der „Tiger“ auf Befeh des Admirals trotz mehrfachen Proteſtes des Konf Chemulpo beordert wurde, um den Geſandten na Japan zu bringen. Somit ſind die Deutſchen au den Schutz der Engländer angewieſen. Maultieren beſpannter Wagen, auf welchem ein blaſſer aber ſehr energiſch ausſehender Mann im Alte von etwa fünfunddreißig Jahren ſaß, und hinte dem Wagen hielten ſechs berittene Kuhirten, die ein kleine Herde von aneinander gekoppelten Rinder und einige Pferde treiben. „Sind Sie Viehhändler,“ frug der Oberſt der Mann, „wir könnten noch heute ein Geſchäft machen ich kann Rinder und Pferde gebrauchen.“ „Nein, Herr Oberſt,“ entgegnete der Mann ich bin kein Viehhändler, ſondern ich will Viehzüchte werden, habe tauſend Acker Land von der Kolorado⸗ Landgeſellſchaft gekauft und noch zehntauſend Ake der Umgebung darf ich als Pachtland auf zeh Jahre als Weideland benutzen. Der Regierungs kommiſſar und der Landmeſſer in „Rocky Hill“ ſolle mir das Land anweiſen.“ i Der Oberſt machte große Augen und ſagt freundlich: „Solche Gentlemen ſind uns hier ſehr will kommen, ich werde mir die Ehre geben, Sie heute abend als Gaſt in meinem Hauſe zu ſehen und werde Ihre Angelegenheit beſtens mit dem Kommi beſorgen. Sie ſollen das beſte Land bekommen, was wir in der Nachbarſchaft von „Rocky Hill“ haben.“ „Ich danke Ihnen, Herr Oberſt,“ rief da de angehende Viehzüchter, ſprang von ſeinem Wagen und ſtreckte dem Oberſt die Hände entgegen, di dieſer freundlich ſchüttelte. 8 „Hier iſt auch mein Paß und meine Kauf? und Pachtverträge mit der Kolorado⸗Landgeſellſchaft, mein Name iſt Burns, Edward Burns, denn ein fit mal muß ich mich doch legitimieren, und am beſten 2 iſt es, wenn es gleich geſchieht, zumal hier in der ö Wildnis kein Menſch den andern kennt und auch keinen Grund hat, ihm zu vertrauen, wenn er ihn nicht kennt.“ (Fortſetzung folgt.)