Anzeiger 120 Preis vierteljährlich Mark 1. Redaktion, Druck und Verlag der 2 . für Erſcheint jeden Dienstag und Freiſag Abend mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. e 8 8 1 1 4 Ladenburg und 0 0 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. 0 Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Ühr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Amgebi ——— ̃ teitag, den 8. Dezember 1 1905 England. In Eng and iſt nunmehr der ſchon ſeit längerer erwartete Rücktritt des konſervativen Kabinets aur tatſächlich erfolgt, es wird durch ein libe⸗ Regime unter Campbell⸗Bannerman abgelöſt; iigs hat der neue engliſche Premier ſeine Matterliſte noch nicht fertig, er gedenkt ſie erſt hin Montag dem Könige zur Genehmigung en zu können. Das Kabinet Balfonr hatte durch ſein Hin⸗ und Hertaſten in der inneren namentlich aber durch ſein Eingehen auf baneriſche Agitation des früheren Kolonial⸗ eis Chamberlain, das Vertrauen des Parla⸗ id des Landes mehr und mehr verſcherzt, os würde die Balfourſche Regierung, wenn den im nächſten Jahre bevorſtehenden ien Neuwahlen zum Parlament im Amte ware, bei denſelben eine ſchwere Nieder⸗ ien haben. Um ihr vorzubeugen, haben “Balfour und ſeine Miniſterkollegen frei⸗ ebiſſioniert, womit alſo die konſervative eeccchaft in England auf Jahre hinaus wieder beſeitigt worden iſt. Was nun das neue liberale Miniſterium “Bannerman anbelangt, ſo wird ſich über isſichten und mutmaßliche Politik erſt nach initiven Bildung beſtimmter urteilen laſſen. ee kann man ſchon jetzt als gewiß annehmen, deubegonnene liberale Aera mancherlei Ver⸗ ier in der inneren engliſchen Politik zeitigen Doch auch in dieſer Hinſicht kann man be⸗ einiger Zuverſicht prophezeien, und zwar daß von dem Regierungswechſel keine merk⸗ b oenkung in der auswärtigen Politik Eng⸗ nun erwarten ſein dürfte. Immerhin ſteht in Hinblick auf die zukünftige Geſtaltung Der Schatten. Erzählung von C Burg. 2 „ Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Edward lehnte ſich erſchöpft in das Fauteuil begann nun leiſe: kam mit meinen Eltern vor ſechs Jahren Neo, Hork. Mein Vater, der als Kaufmann Ahropa Schiffbruch erlitten, hatte eine Anſtellung bobuanty⸗Bank⸗Offize gefunden, mein um zwei ttterer Bruder Karl verdiente ſein Brod als uud ich arbeitete als Ingenieur in den Werken Steel⸗Manufactory⸗Society. 0 ö lebten noch Mutter und Schweſter mit. err itt teuer; die Eltern hatten viel Krank⸗ uuglück gehabt, und eines Tages kam vater krank zu Hauſe. i Er fiel in ein furchtbares Fieber und ſtarb britten Tage nach dem Ausbruch der ei an Herzſchlag. Nachdem wir eee begraben hatten, ſahen wir erſt, was ion verloren. Trotz der nur kleinen Stelle, bei der Bank eingenommen, war er doch noch tüte unſerer Familie geweſen und ſein ien fehlte der Mutter und Schweſter trotz Peerſtütung der Söhne bitter. Da beſchloß ier Karl ein kleines Importgeſchäft zu was ihm bei ſeinen vielen Verbindungen eien Handlungshäuſern in Ne ſchien gut zu gehen. Von unſerem Er⸗ unſeren ork und — rn. des Verhältniſſes Englands zu Deutſchland zu hoffen, daß das liberale Kabinet etwas weniger mit heraus⸗ fordernden Anſpielungen und verſteckten Drohungen gegenüber dem deutſchen Reiche hervortreten werde, als dies ſeitens des bisherigen konſervativen Regims geſchehen iſt, gezeigt, daß die deutſch⸗engliſchen Beziehungen bei einer liberalen Regierung in England ſtets beſſer geweſen ſind, als bei einem konſervativen Regime, und ſo kann man wohl auch von dem in liberalem Sinne erfolgten engliſchen Kabinetswechſel eine ſolche Beſſerung erhoffen. Jedenfalls iſt es bemerkenswert, daß gerade in dem Moment, wo jenſeits des Kanals die konſervative Regierung zu gunſten eines liberalen Regimes in der politiſchen Verſenkung verſchwunden iſt, dort eine lebhafte Bewegung für Anbahnung eines freundſchaftlichen Verhältniſſes mit Deutſchland eingeſetzt hat. Es hat ſich in London ſogar ein Komitee gebildet zu dem Zwecke, eine Beſeitigung der zwiſchen Deutſchland und England beſtehenden geſpannten Beziehungen herbeizuführen und es haben Verſammlungen ſtattgefunden, bei denen ein Krieg zwiſchen den beiden ſtammverwandten Völkern als ein Verbrechen bezeichnet und ausdrücklich konſtatiert wurde, daß abſolut kein Grund zu einer ſolchen kriegeriſchen Auseinanderſetzung vorhanden ſei. — Wir Deutſchen können über eine derartige Abnahme der deutſchfeindlichen Stimmung in England gewiß nur Befriedigung empfinden, nur dürfen wir uns keinen optimiſtiſchen Erwartungen hingeben. Es iſt keineswegs ein Zufall, daß dieſe Wiederannäherungs⸗ verſuche mit der Etablierung der neuen engliſchen Regierung zuſammenfallen, aber darum iſt auch an⸗ zunehmen, daß ſie mit dem Sturze der Regierung auch wieder verſchwinden werden. Wie die Partei⸗ konſtellation jetzt liegt, kann aber auf eine längere Dauer des liberalen Kahinets ſchwerlich gerechnet werden. Kommt aber die neugeſtärkte konſervative Hamburg nicht ſchwer wurde. Wir alle, Mutter, Schweſter und ich, ſteuerten auch alle Erſparniſſe und alle vorhandenen Geldmittel zur Beſchaffung des nötigen Kapitals zu Karls Geſchäft bei. Alles Da machte mir eines Abends die Mutter die Mitteilung, daß Karl in ſchlechte Geſellſchaft geraten und ein Spieler oder toller Verſchwender geworden ſein müſſe. Er nehme abends oft größere Geldbeträge aus der Geſchäftskaſſe, die am andern Tage fehlten, ohne daß man wiſſe, was er mit den Summen bezahlt habe. Auch heute habe er wieder dreihundert Dollars, das heißt faſt die ganze vorhandene Barſchaft, aus der Kaſſe genommen und ſei ſchon vor einer Stunde fortgegangen, und übermorgen ſei ein Wechſel von fünfhundert Dollars zu bezahlen. Entſetzen packte mich bei dieſer furcht⸗ baren Mitteilung! Beſtätigte ſich der ſchlimme Ver⸗ dacht der Mutter, ſo waren wir wieder ruiniert, denn wie ſollten die fünfhundert Dollars geſchafft werden, wenn Karl in dieſer Weiſe das Geld ver⸗ geudete. In meiner Angſt und Qual lief ich aus dem Hauſe, um meinen Bruder zu ſuchen. Es war ſchon abends 9 Uhr und da ich mich darauf gefaßt machen mußte, in dieſer Nacht mit gefährlichen Leuten zuſammen zu ſtoßen, ſo ſteckte ich meinen Revolver, den mir mein Chef am letzten Weihnachten zu meiner perſönlichen Sicherheit geſchenkt hatte, in die innere Rocktaſche. So trat ich in der Nacht hinaus, von dem brennenden Wunſche erfüllt, Böſes zu verhindern und das Geld und mein Bruder zu Die Erfahrung hat ja immer ſchon winnen. Oppoſition wieder ans Ruder, dann iſt zu befürchten daß ſie ihre antideutſche Politik womöglich no intenſiver aufnehmen wird. Darum müſſen wi ſtark bewehrt und wachſam bleiben. Vorſchziedenes. Laden burg, 8. Dez. in der evangeliſchen Stadtkirche. die Künſtler von allen Seiten herbeigekommen, um mit ihren Gaben zu erfreuen. Der Konzertleitung war es gelungen, die Damen Frau Elſa Boſch, Frau Erna Heuk und Frau Auguſte Brechter, ferner Herrn Jakob Groß aus Mannheim zu ge⸗ Die Damen zeigten, wie man uns ſchreibt, einen hohen Grad geſanglicher Ausbildung bei künſt⸗ leriſcher Schulung. Die zwei Duette von Mendels⸗ ſohn „Wohin habt ihr ihn getragen“ und „O wie ſelig iſt das Kind“ wurden von den Damen Boſch und Heuk in künſtlicher Weiſe vorgetragen. Frau Heuk ſang außerdem noch „Arie“ von Händel und „Kein Hälmlein wächſt auf Erden“ von Bach mit tiefer Empfindung und ſeelenvollem Vortrag. Vor⸗ zügliche Stimmittel zeigte Frau Auguſte Brechter, die ſich auch zur Geltung zu bringen verſteht. Sie ſang „Litanai“ von Schubert mit Violin⸗ u. Orgel⸗ begleitung und „Chriſtus der Kinderfreund“ von Cornelius. Die Stimme des Herrn Groß konnte ſich in der Kirche vorzüglich entfalten. Voll Em⸗ pfindung erklang das „Schlummerlied“ vor Krauß und in Schumanns „Des Sonntags in der Morgen⸗ früh“ traf er den romantiſchen Ton, auf den dieſes Lied geſtimmt iſt. Als gewandte Begleiterin auf der Orgel zeigte ſich Frau Max bei ſämtlichen Geſangsvorträgen. Von den Ladenburger Künſtlern muß als Soliſtin Frl. Benz hervorgehoben werden. Ihr Violinſolo „Largo“ von Händel zeigte warme Empfindung und beſeelten Vortrag. Auch in der Litanai v. Schubert trug ihre Violine zum vorzüglichen Kirchenkonzer retten. Niemals war mir der Gedanke gekommen, etwas nurechtes zu tun und ganz gegen meine Ab. ſicht geſchah etwas unerhörtes, und ich ſagte es auch, gegen alle Gerechtigkeit wurde ich noch in dieſer Nacht als Verbrecher verhaftet.“ — Edward machte wie erſchöpft eine Pauſe, ſeine Hände zitterten und auf ſeinem bleichen Antlitz zeigten ſich deutlich die Spuren tiefſter ſeelicher Erregung. „Sammeln Sie ſich nur eine Minute, Miſter Burns,“ ſagte der Notar teilnehmend, „und erzählen Sie mir dann alles, es iſt doch ſehr wichtig, daß ich alles erfahre.“ 8 „Bei allen Bekannten und Freunden frug ich nun an dem ſchrecklichen Abende nach meinem Bruder,“ fuhr dann Edward fort, „ohne daß jemand etwas von ihm wußte. Dann vertraute ich ſchließlich meinem Freunde meine Sorge an, und nun ſuchten wir Karl in den verrufenſten Häuſern und Spiel⸗ höllen der großen Stadt New⸗York. Es war ein faſt übermenſchliches Beginnen und im hohen Grade gefählich, da man faſt überall in uns Geheimpoliziſten oder Poliziſpione vermutete. Entlich, etwa in der Nacht um 1 Uhr, entdeckten wir Karl, wie er im hinterſten Zimmer eines verrufenen Kellerlokals mit ſieben Spielern am Spieltiſche ſaß. Um kein Auf⸗ ſehen zu erregen und Karl nicht zu erſchrecken oder in Verlegenheit zu bringen, rufen wir ihm einige Scherzworte zu, als wenn wir uns zu dieſem Stelldichein in dem Kellerlokale verabredet hätten. Dieſes Manöver beruhigte auch die Spieler, aber Bereitwillig waren en en