Karlsruhe, 15. Nov. geäußerten Verlangen entſprechend, Dem wiederholt das bei der Auswahl der für das Amt eines Schöffen und Ge⸗ ſchworenen vorzuſchlagenden Perſonen mehr als ſeither auch auf die Berückſichtigung von Angehörigen 1 Uhr auf dem hieſigen Marktplatze. des Arbeiterſtandes Bedacht genommen werden möchte, hat der badiſche Juſtizminiſter eine Verfügung er⸗ laſſen, die unter Hinweis auf die geſetzlichen Be⸗ ſtimmungen, den mit der Aufſtellung der Jahresliſten für Haupt⸗ und Hilfsſchöffen wie der Vorſchlags⸗ und Jahresliſten für Geſchworene geſetzlich betrauten Behörden es nahelegt, das Amt des Schöffen und Geſchworenen den hierzu vereigenſchafteten Perſonen aller Berufskreiſe und Stände zugänglich zu machen. — Karlsruhe, 15. Nov. Im ſtädtiſchen Rheinhafen hat eine hier wohnhafte junge Frau mit ihrem 2jährigen Kinde den Tod geſucht u. gefunden. Das Motiv der Tat iſt unbekannt. — Karlsruhe, 15. Nov. Wie verlautet, wird der badiſche Landtag ſchon zum 5. Dezember einberufen, nach Erledigung der Wahlprüfungen und Bewilligung des proviſoriſchen Steuerſechſtels aber wieder vertagt werden bis Februar d. h. bis zum Zeitpunkt, wo der Umbau des Sitzungsſaales beendet iſt. — Sinsheim, 15. Nov. In Michelfeld ſtürzte vorgeſtern abend die 64 Jahre alte Witwe Katharina Sauter ſo unglücklich die Treppe hinab, daß ſie das Genick brach und noch in der gleichen Nacht ſtarb. Wertheim, 15. Nov. Heute früh wurde die bei ihrem Onkel, dem Buchbindermeiſter Prokopp hier, zu Beſuch weilende 15jährige Elſa Benytum aus Niederöſterreich tot in ihrem Bette aufgefunden. Das Mädchen ſcheint vor dem Schlafen⸗ gehen an der erſt neu eingerichteten Gasleitung hantiert zu haben, ließ dabei vermutlich aus Unge⸗ ſchicklichkeit den Hahnen offen ſtehen und erſtickte ſo, da das Schlafzimmer direkt an die Küche ſtößt, an Leuchtgas. — Baden-Baden, 16. Nov. Der Kaiſer trifft morgen abend 8 Uhr zum Beſuch des Groß⸗ herzogpaares hier ein und ſetzt um 10 Uhr die Weiterreiſe fort. — Der Kronprinz und die Kron⸗ prinzeſſin von Schweden trafen heute nachmittag gegen i gebracht, wo ſie von den Hehlern nach Bedarf abgeholt Der gefallene Neuſchnee verurſachte an Telegraphen⸗ und entſtanden 2 Uhr hier ein. — Vom Schwarzwald, 15. Nov. es Bahnſchlitten Telephonleitungen vielen Schaden, mehrere Betriebsſtörungen. Der dabei ausſah! Er fürchtete, ſie ſei krank. daß die Zeit ihren Zuſtand heilen werde. Als ſie ſich nach Tiſch wieder in ihr Zimmer zurückziehen wollte, ſagte er: „Meta, glaubſt Du, daß wir das Leben in dieſer Weiſe fortführen können, daß es überhaupt auf die Dauer erträglich iſt?“ Sie antwortete nicht und er fuhr fort: „Ich tat damals nur meine Pflicht, hätte ich nicht ſofort die Operation an dem Patienten ausgeführt, wäre der Vater von acht unerzogenen Kindern eine Beute des Todes geworden; viele Meilen in der Runde gab es keinen Arzt und jede Minute ſteigerte die Gefahr, durfte ich zögern?“ — Erregt antwortete ſie: „Du hatteſt die Seelen⸗ ruhe, zu operieren, Deine Hand zitterte nicht, trotz⸗ dem Du wußteſt, daß Dein einziges Kind der ſchreck⸗ lichen Krankheit anheim gefallen war.“ „Ja, ich mußte mich zur Ruhe zwingen. Meine Pflicht hielt mich auf dem Poſten: aber ich ſchwöre Dir, Meta —“ „Schwöre nicht,“ ſchrie ſie förmlich dazwiſchen, „denn Du ſchwörſt falſch. Du haft kein Herz!“ Da war es heraus, was ſie mit ſich herum getragen, von jenem Tage bis heute. Nun war Er hoffte, mußte verſchiedentlich geführt werden. Die Schnee⸗ höhe beträgt 80 Zentimeter. — Schönau, 14. Nov. Ein ſchrecklicher Unglücksfall ereignete ſich heute mittag kurz nach Das Pferd des Schulbankfabrikanten Balde ſcheute, und der hochbetagte Knecht Gaulrapp, der dasſelbe halten wollte, wurde zu Boden geriſſen und von dem Pferde totgetreten. Die Sache ging ſo ſchnell vor ſich, daß herbeieilende Leute nicht mehr ver⸗ mochten, den alten Mann zu retten. Gaulrapp war allgemein beliebt; ſein größter Stolz war, daß er als alter Mann noch der Feuerwehr angehören durfte. Frankfurt a. M., 16. Nov. In Schwanheim verſuchte heute nacht der Weißbinder⸗ meiſter Berz ſeine Frau im Schlafe durch Beilhiebe Die ſchwer verletzte Frau flüchtete zu Nachbarn. Der Mann erhängte ſich darauf in der Werkſtätte. Schlechte Vermögensverhältniſſe ſollen das Motiv der Tat ſein. — Wittenberg, 16. Nov. Ein furcht⸗ bares Brandunglück hat ſich in dem benachbarten Prieſtritz zugetragen. Die 35jährige Fleiſcherfrau Kruſchke, Mutter von vier kleinen Kindern, begab ſich in ein im oberen Stockwerk gelegenes Zimmer, um ihr Ballkleid zu holen. Als ſie lange ausblieb begab ſich ihr Mann in das Zimmer und fand ſeine Frau als verkohlte Leiche im brennenden Kleider⸗ ſchrank. Die Petroleumlampe, die ihr wahrſcheinlich aus der Hand gefallen war, lag zerſprungen im Schranke. — Würzburg, 14. Nov. Die Stifts⸗ oberin Eliſe von Häusler, die vor 2 Jahren in dem Senſationsprozeß von dem Schwurgericht zu München wegen Giftmordverſuchs zu ſechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden war, iſt auf telegra⸗ phiſche Anweiſung des Juſtizminiſters aus dem hieſigen Frauenzuchthaus entlaſſen worden, da neue Beweiſe für ihre Schuldloſigkeit ſprechen. ß — Mülhauſen i. Elſ., 15. Nov. Einem Maſſendiebſtahl iſt man in hieſigen Warenhäuſern auf die Spur gekommen. Die Diebe oder vielmehr die Diebinnen hatten für annähernd 3000 Mark Waren geſtohlen u. in einem gemeinſamen Depot unter⸗ zu ermorden. wurden. Ueber ein Dutzend Mädchen wurden in dieſer Angelegenheit in Haft genommen. Berlin, 15. Nov. Angeſichts der Fleiſchnot haben jetzt die beteiligten preußiſchen wachenden Leben in der Natur auch ein Hoffnungs⸗ Auch ſchlimmer auf den Anbruch einer beſſern Zeit. Meta wollte ein neues Leben verſuchen um jeden Preis; dabei aber einer Auseinanderſetzung mit ihrem Gatten aus dem Wege gehen. Sie begegnete ihm unverändert kalt, kein Blick traf den ſeinen, der doch oft ſo ſorgenvoll auf ihr ruhte, denn der Arzt fürchtete ein nervöſes Leiden, da er doch eine Wendung zum Beſſern erziehlen konnte. Sie aber hatte ihren Plan fertig, ſie wollte ſich für immer von ihm trennen und zu ihren Eltern nach Randow zurückkehren, ſie wollte nicht länger an ſeiner Seite leben, frei ſein wollte ſie von der Kette, an der ſie ſich wund ſchleppte. Eines Tages, als der Doktor von ſeinen Gängen heimkehrte, überreichte ihm das Mädchen einen Brief, den ihm die Gattin vor ihrer Abreiſe nach Randow zurückgelaſſen. „Wenn Du heute zurückkehrſt, bin ich ſchon bei meinen Eltern,“ ſchrieb Meta, „ich kehre nie mehr zu Dir zurück; dort hoffe ich den Frieden zu kein Schatten mehr zwiſchen ihm und ihr, nun hatte ſie es ihm ins Geſicht geſchleudert, wie ſie von ſeiner Berufstreue dachte, mit der er ſich ihrer Meinung nach ſehr brüſtete. Er hatte das Haupt in die Hand ſinken laſſen und ſtöhnte qualvoll; indeſſen hatte Meta das Zimmer verlaſſen. Er ſtarrte auf die Tür, durch die ſeine Frau gegangen. „Allmächtiger Gott, warum das? Warum mir das?“ rang es ſich dumpf von des gebrochenen Mannes Lippen. Die Stürme hatten nachgelaſſen, der Frühling war mit all ſeiner Pracht ins Land gezogen. In Fühen, traurigen Herzen keimt oft mit dem er⸗ möglich hielt. finden, den ich an Deiner Seite für immer verloren habe. Ich weiß es, ich konnte Dir nichts mehr ſein, ich habe ſeit jenem Tage — Du weißt ſchon, welchen ich meine — Höllenqualen erduldet, ich mußte fort — und doch wird es mir ſchwer genug, viel ſchwerer, als ich es nach dem Erlebten für Ich nehme nichts mit als etwas Geld, meine Garderobe und das zuletzt benutzte Spielzeug meines armen Kindes. Lebe für ewig wohl! Vergib mir und vergiß mich. Meta.“ Das Papier entfiel ſeinen Händen, in ſeinen Augen ſtanden Tränen. Das war alſo das Ende von dem erträumten Glück! Und das Leben war noch ſo lang, den mühevollen Weg mußte der arme Maun allein gehen, — ohne ſie — für deren Glück er mit Freuden ſein Herzblut geopfert hätte! — für Ministerien, wie die „Allgemeine Fleiſcher Heng erfährt, beim Bundesrat den Antrag geſtellt, ſog. einfinnige Rinder, nachdem ſie zerſtückelt, Tage im Kühlraum gehangen haben, zum frech Verkehr zugelaſſen werden. Bisher wurde das Fleiſch ſolcher Tiere als minderwertig bekennzeichne und auf der Freibank vertrieben. Der Verlust ge hieraus erwuchs, beziffert ſich auf faſt 3 Millionen Mark jährlich. Der preußiſche Antrag, dem der Bundesrat zweifellos ſeine Zuſtimmung erteile wird, bedeutet einen Erfolg der Petition des Deutsche Fleiſcher⸗Lerbandes vom 1. Mai 1905. — Konſtantinopel, 15. Nov. Wie he richtet wird, wurde der Pforte heute durch die Bere mittlung der öſterreichiſchen und ruſſichen Botſchgſt im Namen der ſechs Mächte eine Note überreicht, worin die Pforte dringend erſucht wird, die Finanz kontrolle in Mazedonien anzunehmen. In der Noe wird bis Donnerstag mittag Antwort verlang⸗ Falls bis dahin die Antwort nicht erfolgt iſt, wi die internationale Flotten⸗Demonſtration ſtattfindeh — Petersburg, 17. Nov. Der nei Streik nimmt keine große Ausdehnung an und wle wahrſcheinlich morgen beendet ſein. Die Arbeiter ſind teilweiſe ſelbſt des Streikens müde, das grenzen loſes Elend über die Familien bringt. Die Regie ung rechnet bereits mit dieſem Faktor und hofft, die Ruhe bald wiederhergeſtellt zu ſehen, iſt abe feſt entſchloſſen, falls die Unordnungen und Greuel nicht aufhören, zum Aeußerſten zu greifen und die Militär⸗Diktatur über ganz Rußland zu verhängeg Petersburg, 16. Nov. In den Dorfe Malenowski trieb eine plündernde Bande Tiere in die Kirche. 42 der Kirchenſchänder wurdeg von den Bauern totgeſchlagen, bevor Militär ankam In Kirſanow greifen die Bauernunruhen um zig und äußern ſich durch Brandſtiftungen, Plünder⸗ ungen und Getreidediebſtähle. Die Stagtsgüer wurden verwüſtet. Die Truppen ſind unzureichend Schweinemarkt Seckenheim. Seckenheim, 14. November Der heutige Ferkelmarkt war mit 40 Stück be fahren und wurden 40 Stück zum Preiſe doi 24—30 Mark pro Paar abgeſetzt. Hergestellt mit dem belieb- 2 ten fola-Parfüm, mild und 3 angenehm. Uberall vorrätig, . 2 2 Preis 25 Pfg. Parfümerie — Heinrich Mack, Ulm a, 9. e Fpenialitäten: Tola- Seife und Kaiser-Borax. Was aber das Leben auch dem Menſchen bringen mag, ob Freude oder Schmerz, die Zeit rollt raſtlos darüber hin und jede Stunde, die i dem Meere der Ewigkeit verrinnt, iſt unwiederbring lich verloren. Wohl dem Menſchen, der anf fei dahingegangenen Stunden nicht mit Reue oder Buße zurückzublicken braucht! Doktor Hillgruber gedachte der verfloſſenen Zeit mit ſtiller Wehmut. Wie war es ſo einſam um ihn geweſen den ganzen Sommer über und erſt im Herbſt, wenn der Regen gegen die Fenſter ſchlug und der Sturm tobte, als wollte er fragen: „Denkſt du noch daran, wie verzweifelt du im Frühlinge geweſen, wie du dich heldenmütig mit deiner Arbeit vor der gänzlichen Verlaſſenheit und Herzenseinſam⸗ keit geſchützt haſt, als die Eine von dir gegangen war, die dir einſt Liebe und Glück gegeben.“ Selbſtredend hatte ſich Doktor Hillgruber in ſeiner Einſamkeit ein Feld mehr geſchaffen, um auch geiſtig tätig zu ſein. Er war nicht der Mann, der tatenlos auf den Trümmern ſeines Glückes vers zweifelnd ſtehen bleibt. Das Leben verlangt mehr von ihm. Sein ſegensreicher Beruf verlangte Tag Tag Ausübung ſeiner Pflicht. So wurde ihm die Arbeit eine freundliche Tröſterin, wie ſie füt alle Traurigen und Betrübten ein Halt iſt, wenn ſie ſich ernſtlich aufraffen wollen, ſtatt ihr Leben zu bejammern oder zu verträumen. f In Mühlheim ließen die böſen Zungen nicht ab, über Meta den Stab zu brechen, die einem se vortrefflichen Manne, wie Doktor Hillgruber, davon laufen konnte. Das Thema wurde immer wieder beſprochen, bis eines Tages die Frage aufgeworfen wurde, ob Doktor Hillgruber nicht doch ſchließlich auf Scheidung antragen würde? 0 9 5