Feſtſtellung der bis 1. April 1906 abgehobenen Quantitäten, um eine entſprechende Nachſteuer der im gebundenen Inlandverkehr befindlichen Tabake verkehr befindlichen Tabake und Fabrikate ſchätzungs⸗ weiſe herangezogen werden ſollen. Die Mehrein⸗ onen berechnet. Sämtliche Intereſſentenkreiſe ſind in Abwehrbewegung gegen dieſe Vorlage eingetreten. — Heidelberg, 11. Nov. Die Handels⸗ kammer hat dem Bezirksamte ein Gutachten zur Fleiſchteuerung erſtattet, wonach hier der Fleiſch⸗ zurückgegangen iſt und ſich auch die Qualität außer⸗ ordentlich verſchlechtert hat. Es wird eine Oeffnung der Grenzen für dringend notwendig erachtet, ſoweit dies ohne Gefährdung des heimiſchen Viehſtandes erfolgen kann. — Karlsruhe, 11. Rov. Das Militär⸗ vereinspräſidium erläßt eine Erklärung zu Haltung mancher Mitglieder der Militärvereine bei den Stichwahlen. Das Präſidium beſteht nach ſeiner Unterredung mit dem Großherzog nachdrücklich darauf, daß es zwiſchen Militärvereinen u. Sozial⸗ demokratie abſolut keine Intereſſengemeinſchaft geben könne. Der Gegenſatz zwiſchen beiden verbiete durchaus die Stimmabgabe für die Sozialdemokratie. Mit denjenigen Militärvereinen, die öffentlich zur Wahl von Sozialdemokraten aufgefordert hätten, wird man noch abrechnen nach Anhörung der Gau⸗ des Präſidiums zu belehren. — Pforzheim, 11. Nov. Geſtern abend wurden der verheiratete Steinbrecher Karl Friedrich alte Goldarbeiter Karl Braun aus Tiefenbronn in nommen und ins hieſige Amtsgefängnis verbracht. Die Feſtgenommenen hatten am 30. v. M. mit ihrem Vater in deſſen Behauſung und mit einem Krankenhauſe dahier geſtorben iſt. — Darmſtadt, 12. Nov. Heute hier wohnhafte 19jährige Student A. Katſchkatſchef aus Rußland in einem Café einen Revolverſchuß in die linke Schläfe beigebracht, infolge) deſſen er ſtorben iſt. Es war ein unheimlich grauſtges Wetter, das den Arzt bei ſeinem Hinaustreten empfing. Sturm, Regen und Schnee erſchwerten den Gang. Doktor Hillgruber mußte ſeine ganze Kraft aufbieten, um vorwärts zu kommen. Endlich hatte er das betreffende Haus erreicht. Der Kantor empfing ihn mit ſtummem Händedruck und führte ihn leiſe in das Krankenzimmer. Frau Steinach ſaß neben Ellas Bettchen, keine Klage kam über ihre Lippen, nur ihre Augen ſprachen von namenloſem Weh, von herzbrechender Qual. Ihre Blicke hingen jetzt hilfeſuchend an dem Arzt, der ſich über den kranken Körper ihres Kindes gebeugt hatte. Er ſprach davon, daß nur noch eine Rettung möglich ſei — durch den Luftröhrenſchnitt. „Ich eile nach Hauſe, um die Vorbereitung zur Operation zu treffen.“ Aber ach, als die Sonne aufging, beſchien ſie die kleine Leiche Ellas, ein ohnmächtiges Weib und einen gebrochenen Mann. — Der Tod des Steinach'ſchen letzten Kindes wurde in Mühlheim tief beklagt, aber niemand fühlte ſo ſchmerzlich den ſchweren Verluſt mit den Eltern, als Doktor Hillgruber. Unaufhörlich verfolgte ihn der Gedanke: vielleicht haſt Du etwas verſäumt, irgend etwas außer Acht gelaſſen, was die Gefahr herbeiführte. Das Kind hatte ſo gerne leben wollen, und nun hatte es doch fort müſſen von den Eltern, die nun ſo ein⸗ ſam bleiben. Hauch kam es von ſeinen Lippen: nicht!“ „Du ie bl auf die Schulter: haſt in der Nacht kein 11% 75 vorſitzenden. Die anderen ſeien über die Anſchauungen N Nach Beſchlußfaſſung über die in dieſer Saiſon Der gequälte Mann ſprang auf und wie ein ö a „Es war doch nicht meine Schuld? Barmherziger Gott, nur das eintreten zu laſſen, während die im freien Inland⸗ nahme aus der Tabakvorlage wird auf 40 Milli- verbrauch, namentlich an Schweinefleiſch, erheblich 8 Eſſen, 14. Nov. Kardinal Fiſcher, Erz⸗ biſchof von Köln, ſprach geſtern abend in einer Maſſenverſammlung katholiſcher Arbeiter über die Gegenſätze zwiſchen der chriſtlichen und ſozialiſtiſchen Arbeiterſchaft. Er gab dabei ſeinem großen Schmerz über die traurigen konfeſſionellen Verhetzungen er⸗ höhten Ausdruck und verurteilte es entſchieden, wenn in dieſer Beziehung auf katholiſcher Seite ge⸗ ſfündigt werde. . 57 Sport. hielt der „Fußballklub Ladenburg“ ſeine diesjährige Generalverſammlung ab. Die Neuwahlen ergaben folgendes Reſultat: 1. Vorſitzender: Auguſt Miſchler 2. Vorſitzender: Maier Lammfromm, Schriftführer: Peter Grabendörfer, Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht enthält der kaum zwei Jahren beſtehende Club 50 Mitglieder, wovon beinahe die Hälfte jeden Sonntag im Training auf dem neuen Sportplatze ſteht. In vergangener Saiſon wurden drei Wettſpiele ausgefochten, welche alle zu Gunſten Ladenburgs endeten. (Fußballklub Starken⸗ burger Heppenheim 1: 2, Fußballgeſellſchaft 1898 hauſen Seckenheim 0: 4 und Fußballklub „Sport“ Neckar⸗ 0: 3). Auch im olympiſchen Wettſpiel⸗ kampf gelang es Ladenburg auf den Sportsfeſten 7 erſte und mehrere andere Preiſe zu erringen. Am verfloſſenen Sonntag, den 5. November Kaſſier: Ferdinand Kunkel, 1. Spielwart: Otto Löſch, 2. Spielwart; Theodor der Gutſcher, Gerätewart: Wilhelm Gſchwindt. auszufechtenden Wettſpiele, über Wintervergnügen und ſonſtiger Vereinsangelegenheiten ſchloß der 1. Heidecker, ſowie deſſen Bruder und der 19 Jahre 5 Verſammlung. Brötzingen wegen ſchwerer Körperverletzung feſtge⸗ Vorſitzende gegen 12 Uhr mit einem kräftigen Hipp Hipp Hurrah die überraus zahlreich beſuchte wart einiges Intereſſe und etwas Verſtändnis ent⸗ Wir wünſchen dem jungen ſtreb⸗ ſamen Vereine auch in ſeinem neuen Jahre ein ſtetes Wachſen, Blühen und Gedeihen, was ihm Bruder eine größere Schlägerei, wobei der Vater ö derart ſchwer verletzt wurde, daß er geſtern im durch den Erwerb des vorſchriftsmäßigen Sport⸗ platzes jetzt ermöglicht iſt. Auch möchten wir der Stadtverwaltung und den älteren Völkerſchichteu Ladenburgs anempfehlen, dieſen ſo geſunden und kräftigen Sport, wie er im folgenden noch näher früh gegen 4 Uhr hat ſich der ſeit Oktober dieſes Jahres nach zwei Stunden im ſtädtiſchen Krankenhanſe ge⸗ ins Licht gelegt wird, gerade wie in anderen Städten nach Kräften zu unterſtützen und nicht, wie es ſeither der Fall war, deſſen Exiſtenz durch Vor⸗ urteile Einzelner, die nicht in Harmonie mit dem Fortſchritt der Zeit ſtehen, zu erſchweren. Das Fußballſpiel zeigt uns das Bild des Lebens, das Grundmotiv des Strebens u. Kämpfens ſagte es haſtig, erſchreckt, und ſah ihm forſchend ins Geſicht. „Ich habe wieder einmal geſehen, wie all mein Wiſſen Stückwerk iſt, ich bin ganz mutlos ge⸗ worden, ſeit ich vergebens rang, den lieben Steinachs das letzte Kind zu erhalten. Ich habe alles tun wollen und konnte nichts!“ * ** * Das Stürmen und Brauſen in den Lüften hatte noch immer nicht aufgehört, wenn auch ab und zu die Sonne ſchon wärmere Strahlen hernieder⸗ ſandte, die auch das Haus an der Steinbrücke ſtreiften. . Das einzige Söhnchen des Doktor Hillgruber ſaß auf einem Stühlchen zu den Füßen ſeiner Mutter und ſpielte mit einem Eiſenbahnzug von Blech. „Du machſt auch ſo viel Geräuſch mit deinem Spielzeug, Hans,“ ſagte die Mutter. „Komm ein⸗ mal her und gieb mir einen Kuß!“ „Ich habe keine Zeit, Mutter; der Zug geht Später,“ ſetzte er tröſtend hinzu. „Hör' mal, wie die Lokomotive pfeift. Jetzt kommt der Stationsvorſteher, der winkt mit der Hand, und der Lokomotivführer, macht ſo. — Sieh doch her, Mutter —.“ Er hatte eine kleine Pfeife an den Mund ge⸗ legt und ließ nun einen gellenden Pfiff ertönen. „Erbarme dich Hans, höre auf! Dies ewige Rumoren und Pfeifen will heute kein Ende nehmen.“ „Muttchen,“ meinte der Kleine lächelnd, „ich mache Dich wohl ganz nervös ?“ „Ja, ganz nervös, mein Kind. ich ah. Komm, N g will Dir die Geſchichte von den „Sieben Raben“ Eine kleine Frauenhand legte ſich ihm ſanft . erzählen,“ lockte Meta. „Und ich werde Dir auch bald einen Kuß ge⸗ rief Hans fröhlich. „Der Zug iſt gleich in kommt bei unſerem Sport zum lebendigen Ausdrug Das Spiel bildet für die Jugend den llebergang vom autoritativen zum ſittlichen Handeln und gſeht ihr Gelegenheit, das zu erwerben und zu kräftigen was ſpäter das Lehen fordert. Der ausgehrägg Charakter unſeres Sportes als Parteiſpiel verleiht dem Spieler Tatkraft und unermüdliche Stärke Geduld und willensſtarke Zähigkeit. Die Seſoh⸗ erzieht ſeinen Mut und bekämpft jede Aengſtlichkeit und Zaghaftigkeit. Das Selbſtvertrauen des Ein⸗ zelſpielers entwickelt ſich und äußert ſich alz Beſonnenheit und Kaltblütigkeit. Der raſche Wechſel des Spielbildes erfordert Geiſtesgegenwark, ſchnelezg Erkennen und Beurteilen der Sachlage, raſchez Entſchlußfaſſen und blitzſchnelle Ausführung. Litterariſches. „Die Badens“. Von dem in zwei Bänden erſcheinenden Werke „Die politiſche Sturm⸗ und Drangperfode Badens“, verfaßt von Herrn Profeſſor Leonhard Müller in Karlsruhe, liegen nunmehr die zei erſten Lieferungen vor. Ihr intereſſanter, feſſelnd geſchriebener Inhalt zeigt, daß der Verfaſſer gehalten hat, was er verſprach. In anſchaulicher, volkstüm⸗ licher Schilderung führt er uns zurück in jene große, dramatiſch bewegte Zeit, die anſcheinend heute weit hinter uns liegt, unter deren vollentwickelten Folgen wir aber heute ſtehen. Erfriſchend wirken die Bilder der politiſchen Freiheitskämpfe, die der Verfaſſer vor unſerem geiſtigen Auge entrollt und immer ſpannender und anregender geſtalten ſich ſeine Dar⸗ legungen. Wer ſich in Baden mit Politik beſchäftigt, oder wer auch nur den politiſchen Fragen der Gezen⸗ gegenbringt — und das ſollte eigentlich jeder Staatsbürger — der ſollte ſich das Werk anſchaffen, denn die heutige politiſche Arbeit wird vielfach erſt durch die Kenntnis der Vorgänge in den badiſchen Sturmjahren verſtändlich. Die zwei erſten Liefer⸗ ungen enthalten folgende Kapitel: 1. Der Ver⸗ faſſungsſtreit; 2. Der Landtag von 1842; 3. Der Sturz Blittersdorffs; 4. Der Landtag von 1843/5 5. Die kirchenpolitiſchen Fragen; 6. Der Landlag von 1845. Das Werk erſcheint in 10 monatlich zur Ausgabe gelangenden Lieferungen à 1 Mark und kann von allen Buchhandlungen ſowie dem Verlag der Dr. H. Haas'ſchen Buchdruckerei, G. m. b. H. in Mannheim bezogen werden. Randow, höre einmal, wie es geht: Bums! Bums! Nun iſt er da: Mutter, aber pfeifen tuts noch mal; der Zug bleibt ja nicht in Randow, der geht ja weiter. —“ i Hans warf einen Seitenblick auf ſeine Mutter, der ſagen zu wollen ſchien: „wer kann Dir helfen, es iſt einmal ſo.“ Der vorher ſignaliſierte Pfiff ertönte und Mets hielt ſich dabei die Ohren zu, dann kam der Kuß und zum Schluß das Märchen. Die Geſchichte von den „Sieben Raben“ war noch nicht ganz beendet, als Hans in den Armen ſeiner Mutter einſchlief. Sie entkleidete ihn auf ihrem Schoß, beugte ſich noch einmal über ihn, um ihn zu küſſen. 8 „Wie heiß er iſt, wie müde er ſich geſpielt hat,“ dachte ſie, während ſie den Kleinen in ſein Bettchen legte. l Sie ſchaute mit Glückſeligkeit auf ihren reichen Schatz, auf ihr Ein und Alles. „Gott be⸗ hüte Dich, mein Leben!“ flüſterten ihre Lippen, während ihre blauen Augen vor Mutterglück hell aufſtrahlten. In der Nacht huſtete der Knabe. Erſchreckt fuhr die junge Frau von ihrem Kiſſen auf. Nun rief der Kleine. Er habe Durſt und glühte am ganzen Körper. Als der Morgen kam, klagte er; „Mir iſt etwas in den Hals gekommen.“ Die Eltern waren beide um den kleinen Haus bemüht. Doch meinte am andern Morgen der Doktor, es ſei kein Grund zur Beſorgnis. Im Laufe des Tages zeigte ſich ja auch, daß Hillgruber recht hatte; der Huſten ließ nach, der Belag im Halſe ſchien gewichen und Hans war munter und ohne Fieber. 115 5 po itiſche Sturm⸗ und Drangperiube N 12 bra a Ttoc l din f V Amnot 18 8 dug Tier n fen d 5 ud der en dine bl. 1 Uli