Weinheim, 6. Nov. der in der Nacht von geſtern auf heute mit dem um 11.35 Uhr von Friedrichsfeld abgehenden Zug von da nach Weinheim fuhr, wurde unterwegs, während er ſchlief, ſeines Geldes, ſeiner Uhr und ſeiner ſonſtigen Habſeligkeiten beraubt. Als der Tat verdächtig iſt man ſeinen zwei Koupeegenoſſen auf der Spur. — Karlsruhe, 6. Nov. Mit der Diako⸗ niſſenanſtalt zu Karlsruhe iſt eine Haushaltungs⸗ ſchule verbunden, die unter dem Namen Marthaſchule bekannt iſt, die aber in immer weiteren bürgerlichen und Beamten⸗Kreiſen bekannt zu werden verdient. Für die Ausbildung, die bei aller Strenge einen durchaus freundlichen, liebevollen chriſtlichen Charakter trägt, ſind Diakoniſſen treu beſorgt. In der Küchen⸗ Haus⸗ u. Handarbeit werden die Mädchen tüchtig geübt u. in 3 Stunden wöchentlich erhalten ſie Unterricht nach dem Lehrplan einer ſtädtiſchen Fort⸗ bildungsſchule. Zur privaten Weiterbildung bezw. Erlernung des Klavierſpiels ſowie des Franzöſiſchen iſt günſtige Gelegenheit geboten. Ferner iſt in dem Hauſe, das die Schule nunmehr ganz allein ein⸗ nimmt, allen geſundheitl ichen Anforderungen e getragen. Der Eintritt kann jederzeit erfolgen. . Die Anſtalt ſei aufs wärmſte empfohlen. — Aus Baden, 5. Nov. Die Wahlen zur 1. Kammer werden am 8 und zwar haben zu wählen: die drei Hochſchulen des Landes je einen Vertreter, die Handelskammern 3, die Landwirtſchaftskammer 2 und die Handwerks⸗ kammern 1 Vertreter, die Städte der Städteordnung zwei Oberbürgermeiſter und die übrigen Städte einen Bürgermeiſter und endlich die Kreisausſchüſſe einen Vertreter. So lange eine Landwirtſchafts⸗ kammer noch nicht beſteht, wird der Landwirtſchafts⸗ rat die Mitglieder zur 1. Kammer wählen. — Eichters heim, 4. Nov. Der iſraeli⸗ tiſche Friedhof hier iſt geradezu verwüſtet worden, indem an za. 25 Grabſteinen Beſchädigungen ſich vorfanden, Stücke abgeſchlagen waren und manche Grabſteine umgeworfen wurden. — Konſtanz, 4. Nov. Herr Dekorations⸗ maler und Handwerkskammerpräſident Ed. Emele iſt im Alter von 62 Jahren geſtorben. Der Ver⸗ ſtorbene machte ſich in hervorragender Weiſe um die Förderung des Handwerkerſtandes verdient. Dabei zeichnete ihn ein freundliches Weſen aus. die Stuckaſtraße und ſah nach Nummer 13. Das Haus war leer, an allen Fenſtern klebten Plakate, welche deſſen Vermietungen anzeigte. „Aha,“ dachte ich bei mir, „der Vogel iſt ausgeflogen, er muß doch wohl Verdacht gefaßt haben!“ Noch war ich mit mir uneins, daß ich wohl für dieſe Tätigkeit ergab ſich ſehr Anweſenheit Olgas. Gemächer der Tante und ſagte: „Lieber Herr Gruiſch, es hat bei uns Krach gegeben!“ „Wieſo?“ „Ich bleibe jetzt bei der Tante. „ Aber warum?“ Sie errötete: „Tante Katinka 51 es Ihnen wohl g ſchon geſagt?“ „Daß Rubow Sie bedrängt?“ 7 „Ja das iſt es!“ 5 „Sie dürfen ihm Ihre Hand nicht geben ſagte ich ernſt. „Warum nicht?“ f „Erſtens, weil ein anderer Sie liebt!“ Sie errötete: 4 „Zweitens, weil er ein Verbrecher iſt!“ Sie erſchrak: „Ein Verbrecher?“ „Ja, ein Fälſcher! Ich weiß, daß ich Ihnen vertrauen darf, Olga; haben!“ „O, wenn ich das nicht längſt gedacht habe!“ „Ja, ſo iſt es!“ „Aber eins noch, Herr Gruiſch. Wer iſt der andere, der mich lieben ſoll?“ Da ſah ich ſie an: „ Sie denn nicht, daß ich es ſelbſt bin, den ſein ganzes „November ſtattfinden hren le; uuf Der beſchädigte Güterwagen hatte ſich auf die Seite Ein Paſſagier, die Schraube einfügen könnte, aber das Hindernis ſchnell in der Sie winkte mich herein in die — Aus der Pfalz, 6. Nov. Am Sams⸗ tag Abend gegen 6 Uhr empfing die Ehefrau Fried⸗ rich Faller in Ludwigshafen, Schillerſtraße wohn⸗ haft, bei dem dortſelbſt an der Siegfriedſtraße wohnhaften Gypſermeiſter Kurfeß den Betrag von 63 Mk. 20 Pfg., den ſie in einem ſchwarzledernen Portemonnaie aufbewahrte und hierauf in die Rock⸗ taſche ſteckte. Auf dem Heimwege trat Ecke der Limburg⸗ und Denisſtraße auf die Frau ein junger Mann hinzu, faßte ſie an Kopf und Rock mit den Worten: „Geld her oder das Leben“ und riß ihr das Portemonnaie aus der Taſche, ſowie den Hut vom Kopfe und verſchwand damit in der Lunburg⸗ ſtraße. Während des Vorganges war an dem ſonſt um dieſe Zeit außerordentlich belebten Platze, der ſogar von 2 Laternen beleuchtet iſt, niemand zu ſehen und zu hören. Der Hut der Frau wurde 70 Meter weit von der genannten Straßenecke wieder gefunden. — Stuttgart, 6. Nov. konnte, ereignete ſich Samstag abend auf der Strecke Stuttgart —Cannſtatt. Nach 9 Uhr kam ein mit Gerſte beladener Wagen eines langen Güterzuges im Roſenſteintunnel infolge Achsbruches zur Ent⸗ gleiſung. Die Blockſtation vor dem Tunnel hatte nach Cannſtatt das Paſſieren des Güterzugs ge⸗ meldet, ſo daß man dort den Orient⸗Expreßzug (an Stuttgart 9.20) ungehindert durchfahren ließ. geneigt und der Orieutzug, der mit voller Ge⸗ ſchwindigkeit in den Tunnel einfuhr, ſtreifte ihn. An der Lokomotive wurde nur der Zylinderdeckel etwas beſchädigt, dagegen wurde bei dem etwas breiteren Speiſewagen eine Seite vollſtändig aufge⸗ riſſen. Glücklicherweiſe war er nicht von Paſſagieren beſetzt, der Kellner jedoch trug ſchwere Verletzungen und einen Armbruch davon. Auch ein Schlafwagen erlitt einige Beſchädigungen. Von den Reiſenden und dem Perſonal wurde außer dem Kellner niemand verletzt. Es entſtand jedoch ein ziemlich bedeutender Materialſchaden; im Tunnel hatte ſich ein großer Trümmerhaufen gebildet. Holzſplitter, Frucht, Glas⸗ ſcherben, verbogene Eiſenteile lagen wirr durchein⸗ ander und die Schienen waren verbogen. Die ſogleich herbeigerufenen Hilfsmannſchaften konnten nach angeſtrengter Arbeit die Gleiſe bis gegen 4 Uhr morgens wieder frei machen, ſo daß von dieſer Seine Ernennung wurde heute im Regierungsboteg veröffentlicht. Zeit an die Strecke wieder befahrbar war. Während der Unterbrechung wurden die Hauptzüge über Korn⸗ Herz zu Ihnen zieht? Wie lange wollte ich es Ihnen ſchon ſagen! Was habe ich zu hoffen?“ Da lehnte ſie den Kopf an meine Bruſt: Sie haben es erraten! Aber einen Beweis Ihres Vertrauens? Sind Sie — Polizeibeamter? 20 „Wie kommen Sie darauf?“ 70 „Rubow hats geſagt!“ „Wann?“ „Gleich an Ihrem Eintreffen hier!“ Ich überlegte, dem Mädchen konnte ich ver⸗ trauen, ich ſagte deshalb: uns. ſaß ich auch eine Braut. Morgen wollte ich Schritte tun, „Olga, ich liebe Dich treu; ja denn, ich bin Polizeibeamter!“ Olga entgegnete unter Tränen: „Und Sie werden mich nie verlaſſen?“ „Nein, Olga, wenn Du mir treu biſt!“ „Das bin ich gewiß!“ „Laß es für die Tante noch ein paar Geheimnis bleiben.“ Sie ſagte es mir zu, wir küßten und trennten Ich ging auf mein Zimmer. Dort dachte ich nach. Meine Aufgabe hatte ich gelöſt, aber nun be⸗ Nun wenn ich avanciert, wenn ſich meine Einnahme vermehrte, konnten wir ja heiraten. Mit dieſen Gedanken legte ich mich ſchlafen. Rubow verhaften 2 Tage zu laſſen. man wird ihn bald gefaßt mich der Apparat in meinem Bette weckte. und ſagte: „Können Sie das noch fragen, Olga? Sehen Ich war zuletzt doch eben eingeſchlafen, als war ich wach und griff zu meinem Revolver. Ich nahm hinter der Tür Platz. 1 Da ſah ich im letzten Lichtſchein zwei Geſtalter „Halt, oder ich ſchieße!“ Da fühlte ich einen Knüttel, der dicht an mir borbeiſauſte. Ein Eiſenbahn⸗ unfall, der leicht die furchtbarſten Folgen haben die mir Beugner überlaſſen, 8 * Flugs . Polizeidiener klopfte laut weſtheim geleitet; auch der Orient⸗Expreßzug, der nach Cannſtatt zurückfuhr und dort neu rangiert wurde, ſetzte ſeine Reiſe über die Güterbahn Unter⸗ türkheim⸗Kornweſtheim fort. Eine Schuld oder ein Verſehen an dem Vorkommnis wird niemand beizu⸗ meſſen ſein. Der Schaden wird amtlich auf etwa 150000 Mk. geſchätzt. — Frankfurt a. M., 6. Nov. Heute vor⸗ mittag 10½ Uhr fuhr auf der Station Kelſterbach ein Vorzug des Pariſer Schnellzugs, der wegen großer Verſpätung des letzteren von Metz abgelaſſen worden war, auf einen Güterzug, der beim Rangieren mit ſeinem Vorderteil i in das Geleiſe des Schnellzuges eingefahren war. Der Güterzug wurde etwa 50 Meter zurückgeſchleudert. 6 Perſonen wurden ſchwer, eine Perſon leicht verletzt. Getötet wurde niemand. Vom Güterzug ſind 4 Wagen, vom Schnellzug 2 Wagen entgleiſt. — Petersburg, 5. Nov. Die Plünder⸗ ungen in Nikolajew dauern ununterbrochen fort, Einige hundert Juden, Männer und Frauen flüchteten in die Synagoge. Dieſe wurde vom Pöbel be⸗ lagert und mehrere Bomben in das Gotteshaus geſchleudert. Innerhalb weniger Augenblicke ſtand die Synagoge in hellen Flammen. Diejenigen Perſonen, die noch nicht von den Bomben in Stücke geriſſen oder in den Flammen umgekommen waren und nun ihr Heil in der Flucht ſuchten, wurden ſämtlich von der fanatiſchen Menge niedergehauen. An den Verwundeten, ja ſelbſt an den Toten wurden die grauenhafteſten Schändungen verübt. Polizei und Militär ſah den fürchterlichen Schändungen vollſtändig untätig zu. — Petersburg, 6. Nov. Eins der deutſchen Torpedoboote, die den Depeſchendienſt mit Berlin durch drahtloſe Telegraphie über Memel er⸗ mitteln, hat hier vor der Nikolaibrücke Anker ge⸗ worfen. Mit ihm iſt auch der engliſche Botſchafter E hierher zurückgekehrt. Den Mannſchaften iſt geſtaktet worden, an Land zu gehen. Ganz ſchrecklich ſind die Nachrichten vom Innern des Reiches, wo Juden⸗ hetzen mit Studentenverfolgungen abwechſeln. Die nationale Partei erblickt in den Juden und Studen ten die Urheber des großen Streiks. Vei den l * ruhen in Odeſſa wird Artillerie verwandt. Ai . Maſchinengewehre ſind in Aktion getreten. . Petersburg, 7. Nov. Graf Wie wurde zum Präſidenten des Miniſterrates ernaumt Ich ſchoß, ein Schrei antwortete, dann ertönte vieder das Schnarren. Die Geſtalten waren ber chwunden. f Jetzt machte ich Licht. Die Tür war geſchloſſen, Ich fügte ſogleich die Schraube mit den Werkzeugen, ein und ſchloß ab, ann telegraphierte ich, nach dem Poſtamt ſtürzend, an das Polizeiamt in Sierad und bat um Verhaftung Rubows, denn Kalſchow hatte mir durch Olga Be⸗ ſcheid ſagen laſſen: „Er iſt im Schloß Kriebelow.“ Ich bekam ſofort Nachricht zurück: „Morgen früh um 7 Uhr iſt alles bereit zur Expedition nach Schloß Kriebelow. Kommissar Kaminsky.“ ch war zur rechten Zeit bereit und winkte Wagen, der mich zunächſt nach Sierad brachte. Der Kommiſſar Kaminsky empfing mich und nahm ein Dutzend Koſaken mit, die vorausreiten mußten und die Ordre hatten, auf uns zu warten Der Kommiſſar fuhr mit auf meinem Wage Uns begleitete ein Polizeidiener. Das alte Schloß Kriebelow war ein weitläufiges Gebäude, welches eine halbe Stunde über die ruſſiſcht Grenze lag. 2 Als wir ankamen, warteten Koſaken bereit auf einem mit Bäumen gepflanzten Nebenwege. Es war rauhes, ſchneeiges Wetter, in daß, wie man wohl zu ſagen pflegt, kaum ein Hund hinausgejagt wird. 3 Nun rückten wir gegen das Schloß an. an den Eingang inem Klopfer, der nach alter Sitte am Tore hing: Ein ſchlürfender Tritt ließ ſich hören. Die 1 beſetzten indes alle Ausgänge. einem — — —