Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der — Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus * Hoſbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. — 88. — — — ä Treitag den 3. November Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. 5 Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. 15 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 25 1905. Volitiſches Berlin, 1. Nov. Die „Norddeutſche Allg. ang“ veröffentlicht heute abend einen eingehenden Miicht über die geſtrige Audienz der Abordnung deutſchen Städtetages beim Reichskanzler. Dar⸗ Ih erklärte Fürſt Bülow in längerer Rede: Er Erkenne keinen Augenblick, daß eine ungerechtfertigte Verteuerung notwendiger Lebensmittel zu einer en Schädigung und zu einer Bedrängnis Peiter Volksklaſſen führen könne. Er verkenne fowenig, daß der verantwortliche Leiter der und Staatsgeſchäfte die Pflicht habe, ſolche 5 Aufſchlag von Zwiſchenpreiſen erhoben werde. Wenn die etwa erforderliche Oeffnung der Grenze ſich nicht ohne Gefahr der Seuchen⸗Einſchleppung durchführen laſſe, ſo müſſe man von dieſer Maßregel Abſtand nehmen, weil dann die Landwirtſchaft aufs ſchwerſte geſchädigt und eine wirkliche Fleiſchnot eintreten würde. Schließlich bedürfe es auch der Feſtſtellung, ob im Auslande genügend Vieh zur Ausfuhr vor⸗ handen ſei und die Preiſe weſentlich geringer ſeien als im Inlande. Die angeordneten Erhebungen wären dem Abſchluß nahe und würden die Grund⸗ lage weiterer Entſchließungen für die preußiſche Staatsregierung bilden. Berlin, 1. Nov. Generalleutnant von Trotha hat folgende Meldung des Oberleutnant v. Semmern weitergegeben: Ich bin mit der Ab⸗ teilung Koppy am Orangefluß öſtlich von Harte⸗ beeſtmund 20 km ſüdlich von der Homsdrift auf einen ſehr ſtarken Gegner von mindeſtens 400 Mann unter Morenga, Morris und Johannes Chriſtian in verſchanzter Stellung geſtoßen. Es kam zu einem äußerſt ſchweren Kampfe, der bis zur Dunkel⸗ heit währte. Am Morgen räumte der Feind nach kurzem Feuergefecht ſeine Stellung und zog in weſt⸗ licher Richtung ab. Eine Verfolgung war nicht möglich wegen der Erſchöpfung der Truppen und wegen Proviant⸗ und Munitionsmangel. Deshalb waren die Verluſte des Feindes nicht feſtzuſtellen. Die engliſche Polizei hat nach Beobachtungen vom Südufer des Orangefluſſes angegeben, daß der Feind ſtarke Verluſte gehabt habe, beſonders habe die Artillerie gut gewirkt. Unſere Verluſte ſind die folgenden: 3 Offiziere und 13 Mann tot, 3 Offiziere und 18 Mann ſchwer verwundet, 13 Mann leicht verwundet und 5 Mann vermißt. Ich 8 Schädigungen zu verhindern oder einzuſchränken. 2 Sopeit es in ſeiner Macht liege, die Erhaltung 8 Mies deutſchen Viehbeſtandes entſprechend den 2 Malſten Intereſſen unſeres Volkes, nicht nur der d 2 birtſchaft, ſondern des geſamten Volkes, ſo⸗ 2 er an verantwortlich leitender Stelle ſtehe, n e er niemals die Hand dazu bieten, den deut⸗ 5 Viehbeſtand durch Außerachtlaſſung notwendiger 2 Meichtsmaßregeln oder durch einſeitige Maßnahmen 3 firden. Er werde es nicht unterlaſſen, in 5 ame Erwägungen mit den Bundesregierungen 3 er zu treten, ob Erleichterungen an den Gren⸗ 5 anteeten können, wenn er die Ueberzeugung ge⸗ 0 4 Mine, daß ſolche Erleichterungen zweckmäßig wären. 8 bdieſer Ueberzeugung fehle aber vorläufig die 12 ssſetzung. Wenn Maßregeln zur Beſeitigung E 8 hebelſtände getroffen werden ſollen, ſo müſſe 8 nzunächſt klar ſehen über die Gründe der Uebel⸗ g. 2 Zugegeben ſei eine zum Teil erhebliche 5 gerung der Viehpreiſe, insbeſondere bei den 5 3 einen. Es frage ſich aber, ob dieſe Steigerung 2 ien Viehmangel im Inlande oder auf andere 2 ben zurückzuführen ſei. Es frage ſich ferner, ie Preiſe an den Marktorten im Verhältnis zu den Stallpreiſen, die Großhandelpreiſen ben Detailpreiſen, oder ob ein ungerechtfertigter Die Banknotenfälſcher. Aus den Papieren eines Geheim⸗Detektiven. Neiminal⸗Erzählung Carl Caſſau. 'orſetzung. (Nachdruck verboten.) As ich wieder herein kam, ſagte Rubow zu mir: „Waren Sie im Mai in Berlin!“ a Ia, ich war zur Abrechnug zu meiner Firma.“ „Siehſt Du Vetter,“ fiel nun Rubow ein. erkenne die Perſon ſtets wieder, die ich einmal ehen habe!“ Onslow entgegnete: „Glücklicher Menſch, wer ein ſolches Gedächt⸗ hat, mir iſt das nicht beſchieden, ich bin freilich I fast 20 Jahre älter.“ Rubow verwickelte mich nun in ein Geſpräch er Land und Leute, worin ich Gelegenheit hatte, en Scharfſinn ſich entwickeln zu ſehen, ich dage⸗ ſtellte mich „a biſſerle dumm,“ wie man zu en pflegt, um keinen Verdacht zu erregen. Dann mwieb es mich zu Hauſe, weil ich jetzt im Be⸗ i meines Wachsſtockes war und weitere Ent⸗ Reungen machen wollte. . Ich kam ſchnell an, verſchloß meine Zimmer⸗ und öffnete den verborgenen Eingang. Nun Mies ich die Vorrichtung, durch welche ich die Tür wmen öffnen und ſchließen könne. Das wollte nicht gelingen. Mir blieb nichts übrig, als Veppe hinabzuſteigen, die bis in den Keller Hier fand ich ein verſchloſſenes Gemach. von habe am 24. die Verwundeten weſtlich von Pella⸗ drift nach der Miſſion über den Orange gebracht. Ich begebe mich mit der Abteilung Koppy über ſchließen. Jetzt war ich überzeugt, daß hier unten im Keller eine Tätigkeit ſtattfand, die das Tags⸗ licht zu ſcheuen hatte. Ich ſetzte mich deshalb ſogleich hin, und ſchrieb unter der aufgegebenen Adreſſe an den Kommiſſar in Berlin: „Ich bin einer Sache auf der Spur, es iſt aber fraglich, ob der rechten. Dazu bedarf ich eines Gehilfen, der ſich auf Mechanik und Schloſſerei ver⸗ ſteht. Senden Sie Beugner her!“ Gruiſch.“ Dieſen Brief ſandte ich ſogleich ab und be⸗ förderte ihn ſelbſt. zu Bett. In dieſer Nacht ward ich nicht geſtört. Am andern Tage trat Kälte ein; gegen Morgen mußte ein leichter Schneefall eingetreten ſein, denn als ich aus dem Schlafzimmer in den Hof ſah, bemerkte ich darin mehrere Fußſtapfen, die zu einer Tür führten, die offenbar den Eingang zum Keller markierte. Ich erinnerte mich auch, daß ich bei meiner mir halb gelungenen Entdeckungs⸗ tour eine zweite, eiſerne Treppe geſehen hatte, die offenbar bis zu dieſer Tür führen mußte. Eine Stunde nachher, als ich nach dem Kaffe fortging, war der geringe Schneefall bereits aufgelöſt. Ich wußte nichts beſſeres anzufangen, als daß ich Olga beſuchen ging, die mich heute noch viel erfreuter empfing. Ich dachte ſogleich, daß das Mädchen mich zu lieben ſcheine Dann las ich die Zeitungen und legte mich 1 wurden getötet bezw. verwundet. Das zwang mich umzukehren und den Eingang zu ſah, ward ſein Blick plötzlich ernſt und ich hörte ſpäter, obwohl nur bruchſtückweiſe, daß er ernſtlich Aus mehreren Provinzſtädten, namentlich Roſtom a. Don, Kiew, Nomgorod und Cherſou ſind heute Depeſchen hier eingegangen, welche melden, daß ſich bei der gegen die Juden bemerkbar mache. bei Onslow um ihre Hand angehalten. Sie hab abgelehnt, denn ſie liebe einen andern. Jetzt wa Rendom nach Warmbad, wo ich am 31. einzutreffen gedenke. Die Truppe hat die Ueberwindung außer⸗ gewöhnlicher Schwierigkeiten und in unerſchütter⸗ licher Tapferkeit im Gefecht Großartiges geleiſtet. Petersburg, 2. Nov. Heute erſchien ein Regierungskommunique, in welchem die Regterung an den ordnungsliebenden Teil des ruſſiſchen Volkes apelliert und die Hoffnung ausſpricht, daß die Ge⸗ ſellſchaft die Regierung bei der Einführung der neuen Staatsordnung unterſtützen werde, welche längere Zeit erfordere und nur nach Wiederher⸗ ſtellung der Ordnung möglich ſei. Falls die Mehr⸗ heit des Volkes der Regierung zu Hilfe komme, werde eine ſofortige Beſſerung der Zuſtände eintreten; im anderen Falle übernehme die Regierung keine Verantwortlichkeit für etwaige ſchlimme Folgen. — SN = 22 * . 3 N A N N Bevölkerung eiue wachſende Erbitterung Man beſchuldige die Juden, daß ſie ſich vaterlandsfeindlich verhielten, durch politiſche Agitationen Ruheſtörungen hervor⸗ riefen und die revolutionäre Bewegung veranlaßt hätten und leiteten. Juden gehörige Häuſer und Läden in den genannten Städten wurden geplündert und teilweiſe in Brand geſetzt. Viele Perſonen Petersburg, 3. Nov. Die letzten Tele⸗ gramme aus der Provinz berichten von mehr oder weniger ernſten Ruheſtörungen am 1. und 2. No⸗ vember. In vielen Städten kam es zum Einſchreiten des Militärs wobei es Tote und Verwundete gab. In einigen Städten ereigneten, ſich Zuſammenſtöße zwiſchen den Angehörigen der verſchiedenen politiſchen Parteien. Die Ruheſtörungen führten wie bisher regelmäßig zur Plünderung und Inbrandſetzung der Läden der Juden und Gewalttaten gegen die jüdiſche Bald kam auch Rubow wieder. Als er mich mit Peter Onslow zürnte. Hierin wurde auch ſpäter Olga verwickelt, obwohl ihr Vater Rubow zu begütigen ſchien. Meine Vermutung ward am andern Tage v Tante Katinka beſtätigt, indem ſie mir erzählte, ihre Nichte Olga ſei ſehr unglücklich, denn Rubow hab v———yAů— V K 2 ich meiner Sache gewiß. Der andere war ich; ich durfte alſo darauf rechnen, in Olga eine Verbündet zu haben. „Und was hat Ihr Schwager ihm gea wortet?“ „Nichts Entſchiedenes, wie das ja ſeine Ar iſt, er ſucht ihn hinzuhalten.“ „Ich glaube nicht, daß Rubow ſich hinhalten läßt?“ „Ich auch nicht, aber wenn es ſchlimme werden ſollte, ſo findet Olga eine Zuflucht be mir.“ „Und ihr Schwager?“ „Muß ſich mit einer Wirtſchafterin, wie früher, ſchon behelfen!“ 5 „Na das iſt ja denn gut!“ Am folgenden Tage kam Beugner an. holte ihn vom Bahnhof ab, mein Kollege hatte ſich völlig unkenntlich gemacht. .