Aeibnrger Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. a Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Lleokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfo. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. ienſtag, den 31. Oktober Einberufung der Duma noch ablaufenden Zeit ge⸗ ſtattet, jene Klaſſen der Bevölkerung zu berufen, welche jetzt des Wahlrechts völlig entbehren, wobei ſodann die weitere Entwicklung des Grundſatzes des allgemeinen Wahlrechts der neuerdings geſetzgeberiſchen Ordnung der Dinge erfüllt wird. 3. Als unerſchütterliche Regel aufzuſtellen, daß kein Geſetz in Kraft treten ſoll, ohne Genehmigung der Staatsduma, und daß den Erwählten des Volkes die Möglichkeit der wirklichen Teilnahme an der Ueberwachung der Geſetzlichkeit der Handlungen der von uns ernannten Behörden gewährleiſtet wird. Wir laſſen den Ruf ergehen an alle treuen Söhne Rußlands, ſich ihrer Pflicht gegen das erinnern und bei der Beendigung dieſer Wirren und Widerwärtigkeiten zu helfen, ge⸗ meinſam mit uns alle Hoffnung auf die! Wieder⸗ herſtellung der Ruhe und des Friedens zu ſetzen. Gegeben zu Peterhof, 17.30. Oktober im 11. Jahre unſerer Regierung. Das Manifeſt wurde um Mitternacht durch Sonderausgaben der Petersburger Telegraphenagen⸗ tur und des Regierungsboten veröffentlicht und auf Es rief überall den beſten Auf dem Newsky⸗Proſpekt hatte ſich eine große Menſchenmenge angeſammelt. leſen die Extrablätter. Manifeſt des Zaren. Wir Nikolaus II., von Gottes Gnaden Selbſt⸗ ccher aller Reußen, Zar von Polen, Großfürſt Filand uſw. erklären allen unſeren treuen Mertanen, daß die Wirren und Erregungen in eren Hauptſtädten und zahlreichen anderen Orten Nies Reiches, unſere Herzen mit großer und erzlicher Trauer erfüllten. en Herrſchers iſt unlösbar verknüpft mit dem ek des Volkes; der Schmerz des Volkes iſt der Aus den gegenwärtigen hen kann eine tiefe nationale Zerrüttung für hnberletzlichkeit und Einheit unſeres Reiches ent⸗ Die große, durch unſeren Herrſcherberuf erlegte Pflicht befielt uns, mit allen unſeren en uns mit unſerer ganzen Kraft zu bemühen, das Aufhören der für den Staat ſo gefährlichen Mirren zu beſchleunigen. Nachdem wir den in Betracht kommenden Be⸗ befohlen haben, Maßregeln zu treffen, um unmittelbaren Kundgebungen der Unordnung, oeifungen und Gewaltätigkeiten abzuſtellen, Iiit die friedlichen Leute, die das Beſtreben haben, piee Pflicht zu erfüllen geſchützt werden, haben für unentbehrlich erkannt, um mit Erfolg die bung des öffentlichen Lebens abzielenden ien Maßnahmen zu verwirklichen, die Aktion pbberſten Regierung zu vereinheitlichen. der Regierung die Pflicht auf, wie folgt unſeren Mpengſamen Willen zu erfüllen: f 1. Der Bevölkerung die unerſchütterliche Grund⸗ deer bürgerlichen Freiheit zu ermöglichen, die iet iſt auf wirklicher Unverletzlichkeit der o und Freiheit des Gewiſſens, der Rede, der Mrſammlungen und Vereinigungen. Ohne die früher anberaumte Wahl für die eisduma aufzuſchieben, zur Teilnahme an der i in dem Maße, als es die Kürze der bi Das Glück eines Shnerz des Herrſchers. Vaterland zu den Straßen verteilt. Eindruck hervor. Rufe, „es lebe die Freiheit“ Die Menge forderte die Patrouillen auf, in die Kaſernen zurückzukehren. Verſchiedenes. Ladenburg, Blätter fallen und die Herbſtſtürme durch das Land brauſen, wenn das Sterben und Vergehen der Natur mit erſchreckender Deutlichkeit vor unſere Angen tritt, dann erinnern ſich die Menſchen, die während der ſchönen Frühlings⸗ und Sommertage das ſchäu⸗ mende Leben in vollen Zügen genoſſen, des Allüber⸗ Die Bankuotenfälſcher. Aus den Papieren eines Geheim⸗Detektiven. minal⸗Erzählung . Forſetzung. zur Nachtzeit bemerkte Schnarren, die ganze Wand fing an, ſich links um eine in der Mitte liegende Achſe zu drehen, ſodaß bereits eine Oeffnung ent⸗ ſtand, durch welche ein Menſch bequem ſchlüpfen Jetzt ſtand die Wand ſtill. Licht, welches ſtets in meiner Schlafſtube ſtand und leuchtete in den Raum hinein, und fand den Podeſt Zu weiteren Unterſuchung blieb keine Zeit, auch hatte ich nicht genügend Licht. Ich beſchloß, ſofort einen Wachsſtock zu kaufen und bemühte mich nun, die Tür wieder zu ſchließen. Dieſes gelang erſt, nachdem ich auf dem gegenüber⸗ liegenden Knopf drückte. Dann ſchloß ſich die Tür anſtandslos. Ich war glücklich über das entdeckte Geheimnis, verließ dann meine Wohnung und kaufte einen Wachsſtock, alsdann ſuchte ich die Schenke von Peter Onslow auf der Stuvaſtraße auf. Fräulein Olga ſtand hinter dem Schenktiſche, in der Mitte der Stube am runden Tiſche ſaß ein etwa 30 Jahren, ſchwarzen Vollbart und kohlſchwarzen, brennenden Sein Blick war merkwürdig ſcharf. Olga hieß mich mit einem heiteren Worte imen, indem ſie hinzuſetzte: 8 „Da iſt ja Tante Katinkas Mieter ſchon!“ Ich reichte ihr die Hand und ſagte: b „Guten Tag, Fräulein! Das Wetter iſt ſo chön — wir befanden uns im Anfange des Okto⸗ (Nachdruck verboten.) Ich nahm ein Es lagen aber bei mir auf dem Rauchtiſche Mee von verſchiedenen Firmen, imitiert natürlich, ei Antworten auf Anfragen von mir enthalten iii ſodaß ich zur Not meinen Beruf damit hachweiſen konnte. i Am andern Morgen fand ich die Briefe be⸗ &wahrſcheinlich geleſen, auch glaube ich wieder auffällige Schnarren in der Nacht gehört zu einer eiſernen Treppe. Mein Blut erſtarrte mir faſt, als ich wieder berräteriſchen Zündhölzchen fand. vor der imitierten Kaminwand. Teufel, ſollte dieſelbe eine Geheimnistür mar⸗ Wenn das ſchon für gewöhnlich grauſig iſt, ſo es nir in meiner Lage doppelt gefährlich ge⸗ Mellen, einen zweiten Eingang in meinem Zimmer pwiſſen, den ich nicht kannte. Ich ſah mir den imitierten Kamin genau an fand in dem Wandgemälde ſechs Schrauben an her Seite, deren Köpfe alle ſo ä Me ein Ei dem andern. h berſuchte ſie zu drehen, bei der dritte Schraube rech hnlich ausſahen, chte alle Köpfe, zuerſt links, dann rechts. entſtand das winders Tod, dann tritt ihnen mit lebendiger Klar⸗ heit vor die Seele die Wahrheit des uralten Wortes: Unſer Leben iſt wie Gras! — Es iſt „Allerſeelen“! Kein Tag im Jahr iſt ſo ſehr wie dieſer geeignet, zur Einkehr in ſich ſelbſt zu mahnen und das Ge⸗ denken an Diejenigen wach zu rufen, die im Laufe des Jahres uns vorangegangen ſind in jenes Land, von wo es keine Wiederkehr giebt. Der Kultus der Toten gilt mit Recht für das Kennzeichen eines fortgeſchritteneren Kulturzuſtandes. Der düſtere Brahmane wie der heitere Grieche, der ſtrenge Js⸗ S2 — — — raelite und der treue Germane, ſie alle ehrten und ehren ihre heimgegangeneu Lieben mit Totenopfern jeder Art, um ihnen auch nach ihrem Hinſcheiden noch ihre Zugehörigkeit zur Familie zu bekunden A N NN und die gebührende Verehrung zu zollen. Was Wunder, daß das Chriſtentum, das doch im höchſten Sinn die Religion der Liebe iſt, dieſe altehrwürdige Sitte der Ehrung der Toten beibehalten und weiter ausgebaut hat. Geht nur hinaus auf die Friedhöfe und ſeht euch die geſchmückten Gräber an und ihr erkennt hier die Macht der Liebe, die auch über den Tod hinaus dauert und den Heimgegangenen ein ehrendes Gedenken bewahrt. Es mag ja wohl an dieſem Tage viel äußerer Schein, viel leeres Ge⸗ pränge mit unterlaufen, bei dem das Herz nicht dabei iſt; aber wer auf der anderen Seite das ſtille, tiefe Leid beobachtet und den rührenden Eifer, den entſchlafenen Lieben eine letzte Ehre zu erweiſen, dem wird ebenſo ſehr die gewaltige Majeſtät des Todes das Herz erſchüttern, als ihn das Bewußt ſein wieder erhebt: Die Liebe höret nimmer auf! Auf Stunden wenigſtens reißt man ſich an dieſem Tage los von dem geſchäftigen Alltagstreiben, um allein zu ſein mit ſeinen Erinnerungen, mit ſeinem Schmerz. Mögen dann die Wogen des Leben wieder an uns vorüberbrauſen und uns manchma zu verſchlingen drohen, das Gedenken an jene Stun⸗ den, das uns ſtärkt und erhebt im harten Kampf bers — daß ich mich noch zu einem Spaziergange loß! Kann ich eine Taſſe Kaffee bekommen?“ „Gewiß gerne!“ Sie ging hinaus. Jetzt ſtellte ſich ein älterer Mann als ih Vater, Peter Onslow, vor. Der Mann mit dem brennenden Blick dagegen ward als ihr Vetter präſentiert, als Paul Rubow. 8 Er ſagte zu mir: — n 0 1* „Haben wir uns nicht ſchon geſtern auf der 85 Bank geſehen?“ Ich hatte es ſogleich bemerkt, tat aber, al ob ich mich beſänne, ſagte deshalb auch: „Das kann ſein, ich erinnere mich nicht; ganz richtig, jetzt glaube ichs, daß ich Sie bemerkt habe! „Sie kaufen Vieh?“ „Jawohl, für Laslow und Comp., das heißt, wenn ich gerade einen guten Kauf machen kann ſonſt bin ich eigentlich in Poſen domiziliert, ſo mich jetzt vier Wochen erholen, weil ich den Spät ſommer über viel Arbeit gehabt habe.“ Ich ging einmal hinaus, da hörte ich ſeine Worte an Onslow ganz deutlich: 8 „Ich möchte darauf ſchwören, das ich de kenſchen in Berlin geſehen habe.“ „Das iſt wohl möglich!“ „Aber auf der Polizei“! „Was hatteſt Du denn dort zu tu „Ich meldete mich an!“