ſekretär Haußer⸗Mannheim) und ein Vortrag über „die Perſonentarif⸗Reform“ von Herrn Amtrichter Renner⸗Raſtatt. Eine Reſolntion hierüber wurde jedoch nicht gefaßt, da man erſt die Denkſchrift der Regierung abwarten will. Für die Einführung der 4. Wagenklaſſe war keine Stimmung vorhanden. Nach der Landesverſammlung vereinigte ein gemein⸗ ſchaftliches Mittageſſen im Gaſthaus zur „Fortuna“ den größten Teil der Delegierten und Teilnehmer. Ein gemeinſamer Beſuch der hübſch arrangierten und reichhaltigen Gewerbe- und Induſtrie⸗Ausſtell⸗ ung dildete den Schluß des Tages. Unter den 26 Abteilungen derſelben waren u. a. ſehenswert die Möbelinduſtrie, die Motoren und elektriſche Induſtrie, die Werkzeugmaſchinen und beſonders die Entwick⸗ lung des Beleuchtungsweſens auf hiſtoriſcher Grund⸗ lage. — Auf Anregung des Vortragenden ſoll dem Landesverband mitgeteilt werden, daß der hieſige Gewerbeverein ſich für Beibehaltung des Kilometer⸗ heftes und eines Satzes von 2,4 Pfg. für den km in 3. Wagenklaſſe ausgeſprochen hat, dagegen die Einführung der 4. Wagenklaſſe nicht wünſcht. Zum Schluſſe berichtete der 1. Vorſtand des Vereins, Herr Buchbindermeiſter Krauß, über den Gautag des Unterpfalzgaues, welcher auf den 16. Juli nach Weinheim einberufen worden war. Auf dieſem intereſſierte am meiſten der Vortrag des Herrn Rechnungsrates Rothenacker aus Karlsruhe über „die bevorſtehende Steuerreform in Baden.“ — Heidelberg, 26. Okt. Ein Einbrecher⸗ Trio wurde geſtern von der hieſigen Polizei ſeſtge⸗ nommen. Ein Kaufmann hatte ſich mit einem Schloſſer und einem Taglöhner zuſammengetan, um gemeinſam in der edlen Langfingerzunft ſich zu be⸗ tätigen. Das ſaubere Kleeblatt fuhr am Dienstag abend nach Neckarſteinach und unternahm dort einen Einbruch in eine dortige Lederfabrik, in welcher der Anführer der Diebesgeſellſchaft, der Kaufmann, früher angeſtellt war. 3 Pulte wurden erbrochen und als Beute die Summe von etwa 120 Mark mitge⸗ nommen. In Heidelberg haben ſich die Burſchen durch das flotte Leben, das ſie zu führen anfingen, bald verraten. Die Polizei wurde auf die „noblen Herren“ aufmerkſam und hatte es bald heraus, woher die Quelle des Reichtums floß. Ein Teil des geſtohlenen Geldes konnte den Einbrechern wieder abgenommen werden, denen reichlich Gelegen⸗ heit geboten iſt, hinter „ſchwediſchen Gardinen“ über ihre Heldentat nachzudenken. — Darmſtadt, 25. Okt. Heute vormittag 10 Uhr fand in Gegenwart des Großherzogs und der Großherzogin, der Prinzeſſin Viktoria von Battenberg und des Prinzen und der Prinzeſſin Franz Joſeph von Battenberg die Enthüllung des von der Schuljugend dem Andenken der vor zwei Jahren verſtorbenen Prinzeſſin Eliſabeth gewidmeten von Profeſſor Habich ausgeführten Denkmals im Großherzoglichen Herrengarten ſtatt. Die Feier wurde mit einem Muſikſtück eingeleitet, worauf eine Schülerin der Höheren Töchterſchule eine Anſprache an den Großherzog hielt. Nach der Enthüllung fand ein Vorbeimarſch der geſamten Schuljugend Darmſtadts an dem Denkmal ſtatt. — Frankfurt a. M., 25. Okt. Ein ſchweres Eiſenbahnunglück wurde geſtern vormittag auf der Strecke Frankfurt —Darmſtadt im letzten Augenblick verhütet. Quer über das Hauptgleiſe war bei der Station Louiſa eine ſchwere Holzwelle gelegt worden, um den früh um ½7 Uhr von Frankfurt nach Heidelberg abgehenden Schnellzug zur Entgleiſung zu bringen. Der ruchloſe Streik wurde lt. „Berl. Tgbl.“ rechtzeitig bemerkt. Der gefährdete Zug konnte noch auf der Station Louiſa zum Stehen gebracht werden. Der Täter iſt un⸗ bekannt. — Göppingen (Württemb.), 24. Okt. Einen guten Fang machte geſtern lt. „Göpp. Blätter“ die hieſige Polizei. In einem hieſigen Zigarrengeſchäft kaufte geſtern ein Fremder Schnupf⸗ tabak. Beim Hinausgehen ergriff er ein Päckchen Zigarren und ſprang damit aus dem Laden. Der Dieb wurde verfolgt, er rannte durch verſchiedene Straßen dem Bahnhofe zu, wo er am Güterſchuppen geſtellt und von der Polizei in Empfang genommen wurde. Das Zigarrenpäckchen hatte er unterwegs weggeworfen. Die Feſtſtellung ſeiner Perſonalien ergab die intereſſante Tatſache, daß der Mann ein von mehreren auswärtigen Gerichten geſuchter ſchwerer Verbrecher iſt. Es iſt der 32 Jahre alte Schloſſer Pauli von Stipshauſen, Reg.⸗Bez. Trier, deſſen Spezialität der Goldwaren⸗ und Juwelen⸗ diebſtahl zu ſein ſcheint. In ſeiner Taſche fanden ſich Nachſchlüſſel, Dietriche und ein Namensver⸗ zeichnis verſchiedener hieſiger Firmen, denen er wahrſcheinlich ein Beſuch abzuſtatten gedachte. — Hannover, 25. Okt. Der Häusler Aßmann in Jeggen ermordete im Verein mit ſeiner Frau und ſeinem Sohn ſeinen hochbetagten Vater. Die ganze Familie wurde verhaftet. Der Sohn hat bereits ein umfaſſendes Geſtändnis abgelegt. Das Motiv zur Tat war ein Erbſtreit. Ich verneigte mich, nahm die Papiere in Em⸗ pfang und begab mich unvorzüglich auf die Reiſe. Ich kam zwei Tage ſpäter an, fand in O. ein niedliches Städtchen von 10000 Einwohnern und in der Nähe ein altes Schloß liegen, welches Schloß Borow genannt wurde; von der Stadt nach dem Schloſſe führte eine neuere Straße, welche Sieradsſtraße genannt wurde, und wo viele Deutſche wohnten, darunter auch Beamte von der Eiſenbahn, Telegraphie und Poſt. Im Schloß Borow fand ich durch Aushang lich war, ſtille lag und aus zwei Zimmer beſtand, hinten an einen kleinen Garten ſtieß, der früher wohl mehrere Gartengrundſtücke umfaßt hatte, die aber nach und nach verkauft waren; die Vermieterin der Wohnung war ſchon ein altes Mütterchen, welches ſich Kathinka Onslow nannte und ſagte: „Der Beſitzer des Schloſſes, der ſich meiſtens in Rußland aufhält, hat mir erlaubt, mir durch Vermietung dieſer Gelaſſe einen kleinen Nebenver⸗ dienſt zu machen.“ Die Frau gefiel mir, ich ſchien auf ſie einen guten Eindruck zu machen. So wurden wir dann ſchnell handelseinig und ich bezog mit meinen Effekten die Wohnung, indem ich ihr eine Karte einhändigte, die ich in einer Schnelldruckerei hatte anfertigen laſſen, welche nichts als die Worte enthielt: „Milan Gruiſch, Viehhändler.“ So war ich denn am Platze; nun galt es, Be⸗ kanntſchaften zu machen. Hierin hatte ich nun wirklich Glück, denn am anderen Tage lernte ich bei meiner Wirtin ein junges wirklich ſchönes Mädchen kennen, welches ſie mir als ihre Nichte Olga Onslow vorſtellte. Olga war ſehr ſchön, dazu auch gebildet und 1 hatte ein ſo feines Benehmen, als ſei ſie die Tochter eines feinen Hauſes und habe ſich nur unter gebildeten Leuten bewegt. Ich ſah dieſes ſogleich, da lachte meine Wirtin und ſagte: „Die Früchte meiner Erzieherin, denn Olgas Mutter ruht ſchon ſehr lange Jahre auf dem Fried⸗ hofe, leider ſind auch die Meinigen ſchon alle be⸗ graben, Olga muß nun ihrem Vater, meinem Schwager Peter Onslow in der Stuvaſtraße die Wirtſchaft führen.“ eine Wohnung auf, welche ich beſah, die mir zuſagte, weil ſie ſauber und freund⸗ Viehhändler, Wohnzimmer und Schlafzimmer, welch letzteres nach „Ihr Papa unterhält eine Wirtſchaft?“ „Ja, und es verkehren bei uns hauptſächlich Viehkommiſſionäre, und dergleichen Leute.“ „Sehr nett für mich!“ „Kommen Sie nur zu uns, bei uns herrſcht deutſche Sauberkeit.“ „Schön, Sie werden mich bald ſehen!“ Ich hatte in den Tagen ſchon einen ziemlich langen Bart angezogen, ich trug hohe Stulpenſtiefel und eine dunkle Brille, gab mich auch für augen⸗ krank aus und ſollte mich erholen, alles natürlich nur Angaben, die meine wirkliche Tätigkeit am Orte verſchleiern ſollte. Einen Revolver trug ich ſtets in der Taſche, denn ich kannte meine Lands⸗ leute, da ich ſelbſt aus polniſchem Blut ſtammte. Zunächſt galt es mir für wichtig, meine Wohn⸗ ung ganz genau zu unterſuchen und zu kennen. Damit begann ich ſofort. In meiner Wohnſtube hingen drei alte, ſchöne Bilder, welche Szenen aus der Geſchichte Polens darſtellten. Der Eingang befand ſich gegen Oſten, gegen Süden befanden ſich zwei Fenſter, die auf die Straße hinausſahen, im Norden war die Tür zum Schlafgemach, welches zwei ſchmale Fenſter nach Norden hatte. Dicht neben dem Eingang be⸗ fand ſich ein imitierter Kamin, über dem die Wand eine Landſchaft enthielt. Das Sofa ſtand neben — Danzig, 25. Okt. Wie die Eisenbahn Direktion Danzig bekannt gibt, verweigert die Station Mlawa infolge der Einſtellung des Zug⸗ verkehrs durch den Streik bis auf weiteres die Annahme der Grenzzüge. Güter für Rußland nach und über Mlawa werden daher nicht mehr ange⸗ nommen, rollende Güter aufgehalten und den Ver⸗ ſendern zur Verfügung geſtellt. — Riga, 25. Okt. Der Kaſſenbote der Riga Oreler Bahn wurde, als er geſtern nachmittag in einer Droſchke, zur Staatsbank fuhr, um dort 25 000 Rubel niederzulegen, mitten in der Stadt von bewaffneten Räubern überfallen und getötet, Der Droſchkenkutſcher verletzt. Die Räuber entkamen mit dem Gelde. — Petersburg, 26. Okt. Unter der Be⸗ völkerung Petersburgs greift eine Panik um ſich. Man befürchtet den Sturz der Regierung und die digen Verkündung einer Herrſchaft des Proletariats. Auf 5 der Börſe herrſcht eine Panik, die einen gewaltigen 1 Sturz der Bahnaktien und Induſtriewerte zur Folge . hatte. In Beamtenkreiſen werden maſſenhaft Ab⸗ ſchiedsgeſuche eingereicht, um ſich noch eiligſt eine Penſion zu ſichern. Seit geſtern gingen auch F maſſenhaft Penſionsgeſuche von Schutzleuten ein 2 5 Man ſucht dies durch Gehaltserhöhung zu verhin⸗ dern. Die Stadt ſieht ganz verlaſſen aus, In allen Südrußland herrſcht offene Empörung. Die Ar⸗ beiter errichten Befeſtigungen und Stacheldrahtzäune. — In einer Anſprache an eine Abordnung der Streikenden am Dienstag ſagte Graf Witte zum Schluß: „Ich ſehe nur zwei Ausgänge aus der gegenwärtigen Situation. Beide ſind blutig. Der Staat muß entweder mit Militärgewalt die Revolution unterdrücken, oder der Bürgerkrieg zwiſchen dem Volke und den Aufſtändigen muß verkündet werden, wenn es auch nicht ganz unmöglich iſt, daß die gegenwärtigen Ruheſtörungen mit dem Sturz der ruſſiſchen Regierung enden“. Schweinemarkt Seckenheim. Seckenheim, 24. Oktober. Der heutige Ferkelmarkt war mit 48 Stück be⸗ fahren und wurden 48 Stück zum Preiſe von 9. 16—24 Mark pro Paar abgeſetzt. u 0 dem Ofen, davor der Sofatiſch. Unter den Fenſtern ſtand ein zweiter kleinerer Tiſch, auf dem eine Petroleumlampe prangte. f Ich fand in meinen beiden Zimmern nur die eine Türöffnung, zu der ich ſelbſt den Schlüſſel hatte. Aber ſchon in der erſten Nacht konnte ich nicht gleich einſchlafen. Mir war es, als hörte ich halb im Schlafe in gewiſſen Zeiträumen von ferne das Stampfen einer Maſchiene. Dann war plötzlich alles ſtill und ich ſchlief feſt ein. Mit einem Male hörte ich im Schlafe das Schnarren eines Uhrwerkes, dann ward alles wieder ſtill und ich ſchlief feſt bis in den hellen Morgen hinein. Die Sonne ſtand ſchon am Himmel, als ich erwachte und nach meinem Kaffee klingelte. Meine Wixtin brachte ihn und fragte mich, wie ich geſchlafen habe. d „Ach,“ ſagte ich, „gar nicht gut. Iſt hiek in der Nähe ein Mühlenwerk ?“ 9 „Ja, dort drüben iſt eine Oelmühle, deren Stampfen man bisweilen bei uns im Hauſe hört.“ Hün „Ach ſo!“ ö Ich trank meinen Kaffee beruhigt. Da fiel mein Blick auf den Fußboden und ich ſah dort mehrere angebrannte Zündhölzchen liegen, obwohl ich niemals ſeit früheſtem ein angebranntes Zünd⸗ hölzchen auf die Erde warf, wenn ich eins gebraucht hatte, ſondern in das Feuerzeug des Rauchtellers, eventuell in den Aſchenbecher warf. Meine Muttern hatte mich ſchon vor Jahren daran gewöhnt. — Sollte meine Wirtin das getan haben? — Ich beſchloß, darauf zu achten. i Das ſah ich aber gleich von vornherein, meine Wirtin war äußerlich ſauber. Meine Geheimpapiere führte ich der Sicherheit wegen ſtets in einer Blech⸗ hülſe bei mir. „ (Fortſetzung folgt.) 1 0