die Unvorſichtigkeit des Sattlerlehrlings, welcher Cigaretten rauchte. — Mannheim, 22. Okt. Geh. Kommer⸗ zienrat Reiß und Schweſter, die ſich entſchloſſen haben, der Stadt Mannheim ein Muſeumsgebände zu ſtiften, betrauten den Profeſſor Bruno Schmitz in Charlottenburg, den Schöpfer des „Roſengartens“ und des „Friedrichgarten“, mit der Fertigſtellung der Pläne für dieſes Gebäude. Das Muſeum wird den Halbkreis der Gebäude mit dem Schmitz den Friedrichsplatz umgeben hat, abſchließen. — Mannheim, 22. Okt. Die 13 und 5 Jahre alten Töchterchen eines Oberpoſtſchaffners wurden mit offenem brennenden Lichte in den Keller geſchickt, um Kohlen zu holen. Das 5 Jahre alte Madchen kam dabei dem Lichte zu nahe, wodurch ſeine Kleider Feuer fingen. Das Kind erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß es bald ſtarb. — Karlsruhe, 23. Okt. Das dem Zentrum naheſtehenden „Mannh. Volksbl.“ teilt über die am Freitag in Karlsruhe ſtattgefundene Verſammlung der Abgeordneten, Kandidaten und Führer der Zentrumspartei mit: Bezüglich der Haltung der Zentrumspartei bei den Nachwahlen wurde beſchloſſen: 1. Das Zentrum hält ſeine Kandidatur aufrecht in den Stadtbezirken Freiburg 1 und II, in Offen⸗ burg und Raſtatt, und unterſtützt in Baden⸗Baden die Kandidatur Beutenmüller (gegen den Ober⸗ bürgermeiſter Dr. Gönner), 2. hält das Zentrum ſeine Kandidatur aufrecht in folg enden ländlichen Bezirken: in Meßkirch, Stockach, Donaueſchingen⸗ Engen, Triberg, Wolfach, Durlach⸗Pforzheim, Dur⸗ lach⸗Bruchſal, Triberg⸗Wolfach und Schwetzingen. 3. Das Zentrum unterſtützt den konſervativen Kan⸗ didaten in Sinsheim, in Eppingen⸗Sinsheim, in Bretten und in Heidelberg⸗Land. 4. In den Wahl⸗ kreiſen in denen ſich Block und Sozialdemokraten gegenüberſtehen, iſt Wahlenthaltung zu üben, dazu Mannheim II und Mannheim⸗Land. — Durlach, 23. Okt. Ein ſchweres Un⸗ glück ereignete ſich geſtern vormittag gegen 9 Uhr im hieſigen ſtädtiſchen Gaswerk. Ein neuerſtellter Gaſometer ſollte angeſchloſſen werden, wobei durch das ausſtrömende Gas eine Erploſion erfolgte. Der Knall war in der ganzen Stadt hörbar, und Fenſter und Türen zitterten. Von den bei dieſer Arbeit beſchäftigten und in der Nähe befindlichen Perſonen wurden acht erheblich verletzt, davon zwei ſehr ſchwer. wort abzuwarten, trat ſie ein. Auf der Türſchwelle blieb ſie ſtehen und beobachtete die ſtille Geſtalt am Fenſter, die ihr Eintreten nicht bemerkt hatte. In dem Augenblick ſah ſie im Geiſte ein ärmlich ge⸗ kleidetes, barfüßiges Mädchen neben jenem ſtehen, das mit vor Liebe und hingebendem Vertrauen ſtrahlendem Geſicht zu der männlichen Geſtalt auf⸗ ſchaute, und voll Bitterkeit rief es in ihr: „Was haben die letzten fünf Jahre mir anderes gebracht, als Angſt, Zweifel und Kümmerniſſe? Faſt wünſchte ich, ich wäre wieder jenes arme, einfache Mädchen und all dieſe Zweifel und Bedenken wären nur ein Traum!“ Dann ſagte ſie Stimme: 95 5 Die Geſtalt am Fenſter wandte ſich ſchnell um und kam ihr mit ausgeſtreckten Händen entgegen. „Bei dieſem Wetter kommſt Du hierher?“ rief er in herzigem Tone. „Warum ſchickſt Du nicht zu mir, wenn Du mich ſprechen willſt? Wie ſtehſt Du blaß und angegriffen aus?“ laut wenn auch mit weicher entgegnete ſie mit ſchlecht erheuchelter Heiterkeit, ich nicht warten konnte. Ich wollte Dich wegen — unſerer Hochzeit ſprechen. Gottfried,“ fuhr ſte, den Blick zu Boden geſenkt, fort, „wenn Du mich noch ebenſo lieb haſt wie einſt und mich zur Frau nehmen willſt, bin ich bereit, das Verſprechen zu erfüllen, das ich Dir vor fünf Jahren hier in dieſem Zimmer gegeben habe.“ „Mein Aennchen, mein edles Mädchen!“ flüſterte der junge Fiſcher wie zu ſich ſelbſt. „Ich hoffe,“ fuhr ſie, die Augen immer noch zu Boden geſenkt, fort, „daß Reichtum mich nicht verdorben hat. Du wirſt ſehen, daß i ie fri e Freud d Dei Sorgen mit waren, rutſchten die Erdmaſſen zuſammen. — Stuttgart, 22. Okt. In dem Alb⸗ dorfe Gruibingen ſind Donnerſtag Nacht in das Haus des Bauern und Straßenwärters Straub drei vermummte Geſtalten eingedrungen, die den 68 Jahre alten Mann mit einem Hammer zu Boden ſchlugen. Als Straub nach kurzer Zeit wieder zu ſich kam und den Dieben in die Wohnſtube folgte, verſetzten ihm dieſe fünf Stiche, durch die er ſchwer verletzt wurde. In einem der Diebe erkannte Straub ſeinen eigenen Enkel. Den Dieben fielen nur 12 Mk. in die Hände. 5 — Heilbronn, 20. Okt. Geſtern abend wurde in einem Gaſthaus eine dort beherbergte ältere Frauensperſon in ihrem Bett liegend tot auf⸗ gefunden. Am Kopfe waren mehrfache, zum Teil erhebliche Verletzungen ſichtbar, weshalb der Lieb⸗ haber der Verſtorbenen, ein 42jähriger Schreiner, feſtgenommen und dem Gerichte übergeben wurde. — Darmſtadt, 23. Okt. Die Arbeiter⸗ frau Lotz aus Offenbach, die am 3. Oktober vom Darmſtädter Schwurgericht wegen des Raubmordes an der elfjährigen Roſa Lückert zum Tode verurteilt worden war, wurde vom Großherzog zu lebensläng⸗ lichem Zuchthaus begnadigt. — Mainz, 21. Okt. In Gonſenheim ſpielten geſtern mittag zwei 13 jährige Knaben in einem großen Sandhügel hinter der Kaiſerſtraße, durch den ſie ein Tunnel bauten. Als ſie hineingekrochen Trotz⸗ dem ſofort Hilfe zur Stelle war und Militär auf⸗ geboten wurde, konnten die beiden Kinder nur als Leichen hervorgezogen werden. In Ingelheim fand man geſtern morgen ein 26 Jahre altes Fräu⸗ lein tot in ihrem Bett. Sie war durch aus⸗ ſtrömendes Gas erſtickt. — Kaiſerslautern, 21. Okt. Letzte Nacht gegen 3 Uhr brach in der Andre'ſchen Billard⸗ gehören: Karlsruhe I. II und III, Durlach⸗Stadt, und Maſchinenmöbelfabrik im Stadtteil Neurußland auf bis jetzt nicht bekannte Weiſe Großfeuer aus, welches binnen einer Stunde die ganze Fabrik in Trümmer legte. Andre'ſche Wohnhaus wurde ſtark beſchädigt. „Ich fühle mich ganz wohl, lieber Gottfried,“ „und ich wünſchte ſo dringend Dich zu ſehen, daß ch noch ebenſo Auch das an die Fabrik anſtoßende Der Fabrikbeſitzer erleidet ſehr großen Schaden — man ſpricht von mehreren hunderttauſend Mark da, wie die „Pf. Pr.“ erfährt, eine Haupt⸗Verſicher⸗ ungspolice, welche vor 10 Tagen abgelaufen war, nicht erneuert worden war. Es wird Brandſtiftung vermutet, da das Fabrikgebäude an allen Ecken faſt zu gleicher Zeit in Brand ſtand. — München, 22. Okt. Heute vormittag Dir teilen kann. Wie freue ich mich, daß ich jetzt vermag einen Teil all der Güte und Liebe zu ver⸗ gelten, mit welcher Du und Deine Eltern den armen Findling überſchüttet habt!“ Sie zögerte ein Moment, dann ſah ſie plötzlich auf und ſchaute den jungen Fiſcher mit ſo durch⸗ dringenden Blick an, als wollte ſie ſein Tiefinnerſtes ergründen, und in ſeltſam nachdrücklichem Tone ſchloß ſie: „Gottfried, biſt Du auch ſicher, daß Du mich noch ebenſo von ganzem Herzen liebſt, wie vor Jahren?“ Gottfried ſah ſie mit eigentümlich ſinnendem Ausdruck an. . „Mein Aennchen,“ ſprach er, „als ich noch ein ſo kleiner Junge war,“ und er zeigte in der Höhe des Tiſches, „da liebte ich Dich ſchon von ganzem Herzen; als ich Mann geworden, liebte ich Dich noch ebenſo, und wenn mir ein hohes Alter beſchieden ſein ſollte, werde ich mit dieſer Liebe im Herzen ins Jenſeits gehen., „Das wußte ich!“ ſprach ſie gepreßt. Und mit ernſter Einfachheit, die ihr Herz tief rührte, fuhr Gottfried zu ſprechen fort: „Es kann mir keiner zum Vorwurf machen, wurde die Hausbeſitzerin Hedwig Radlinger im Keller d ihres Hauſes in der Dachauer Straße von einem jungen Burſchen durch einen Stich in die Lunge ermordet. Der Täter entkam. — Eiſenach, 22. Okt. Im Thüringer Wald liegt Schnee bis 30 Zentimeter hoch. Die Höhenorte unterhalten bereits einen Schlittenverkehr, Die Zahnradbahn Ilmenau⸗Schleufingen iſt einge⸗ ſchneit. Bei Salzungen iſt ein von der Arbeit heimkehrender Arbeiter erfroren. Starke Nachtfröſte bedrohen überall die Kartoffelernte. b — Wien, 22. Okt. In der Wohnung dez verſtorbenen mexikaniſchen Geſandten Don Zen in der Gushausſtraße entſtand infolge Kurzſchluſſez ein großer Brand, wodurch der Leichnam ſelbſt in höchſte Verbrennungsgefahr geriet. Nur dadurch, daß der Sarg ſofort aus der Wohnung getragen, wurde der Leichnam von der Verbrennung geſchützt, Die Wohnung iſt total ausgebrannt. Auch zahl⸗ reiche Kränze ſind vernichtet. Der Schaden zählt nach Tauſenden. Drei Feuermänner erlitten Ver⸗ letzungen. — London, 21. Okt. Nach einem hier eingegangenen Telegramm iſt der japaniſche Trans⸗ portdamfer „Sanchi Maru“ auf der Fahrt von Niutſchwang nach Delny auf eine ſchwimmende Mine geſtoßen und geſunken. Der Dampfer hatte die Be⸗ ſtimmung, die Kriegsvorräte in der mandſchuriſchen Häfen fortzuſchaffen. Von der 54 Mann zählenden Beſatzung kamen drei Perſonen um, während die übrigen gerettet wurden. — Maria⸗Thereſiopel, 21. Okt. Der Reichstagsabgeordnete Milan Miloszavljevits wurde heute nachmittag von dem Pferdehändler Ulrich auf offener Straße mit einem eiſernen Stocke erſchlagen. Ulrich gab bei ſeiner Verhaftung an, er habe die Tat vollführt, weil M. ihn bei einem Zivilprozeß übervorteilt habe. 5 — Tokio, 23. Okt. Heute fand Parade über die kombinierte japaniſche Flotte und die er⸗ beuteten und wieder flottgemachten ruſſichen Kriegs⸗ ſchiffe vor Tokio ſtatt. Der Kaiſer und Admiral Togo waren anweſend. Der Kaiſer empfing nach der Parade engliche und amerikaniſche Offiziere am Bord des Panzerkreuzers „Aſama“. — Le Havre 23. Okt. Das Fiſcherboot „Gambetta“ vom Hafen von Félamp iſt während der Heringsfiſcherei in der Nähe der Doggerbank mit ſeiner aus 24 Mann beſtehenden Beſatzung untergegangen. „Ich weiß, Du wirſt alles tun, um mich glücklich zu machen, und ich meinerſeits werde mich bemühen, Dir eine gute brave Frau zu ſein.“ Hörte Gottfried die Trauer, die aus ihrer Stimme klang? Oder vernahm er den halberſtickten Seufzer? Jedenfalls ließ er ſich nichts davon merken, „Ich muß fort, lieber Gottfried,“ fuhr ſie fort. „Ueber den Tag unſerer Hochzeit ſprechen wir noch!“ Sie hob ihr Geſicht zu ihm empor, daß er ſie küſſe; ihre Lippen waren bleich und kalt, aber er berührte ſie nicht; er nahm ihre Hände feſt in die ſeinigen und ſagte mit tiefem Ernſt: „Der Himmel ſegne Dich für immer, mein geliebtes Aennchen!“ — Er ſtand in der Tür des einfachen Fiſcher⸗ hauſes und folgte ihr mit den Augen, bis die Gez ſtalt ſeinen Blicken entſchwunden war; dann kehrte er langſam in das Haus zurück und ſchwer atmend ſprach er: „Es muß — es muß ſein — um ihrek⸗, um ihretwillen!“ daß ich ſage, ich liebe Dich, der ich Dich als kleines Kind auf meinen Knieen ſchaukelt und ſo viele Jahre hindurch wie ein Bruder über Dich gewacht habe. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, daß ſie, auf die ich ſo ſtolz war, durch ihr Glück hochmütig geworden ſein ſollte; wenn ich ſie aber ſo gut, ſo edel vor mir ſehe, wenn ich ſehe, daß ſie ſogar ſich herabläßt, gegen einen armen Fiſcher ihr Wort zu halten, — dann wird mir das Herz ſo froh, daß ich um ihretwillen jeden Kummer ertragen, daß ich ihr jedes Opfer bringen könnte.“ „Aber Dn ſollſt ja gar kein Opfer bringen!“ fiel Aenuchen's ſanfte Stimme ihm ins Wort. 1 3 1 * Zwei Tage ſpäter ſaßen Aennchen und Franz von Holdern miteinander im Wohnzimmer des alten Herrenhauſes; ſie hatte es in letzter Zeit vermieden, allein zu ſein, doch zufällig war Aennchen's Ge⸗ ſellſchafterin vor wenigen Minuten abgerufen worden. Aennchen's hatte ſich ſeit mehreren Tagen eine Trauer und Niedergeſchlagenheit bemächtigt, die zu verſcheuchen alle Bemühungen ihrer Umgebung furcht⸗ los blieben. Sie ſaß, den Kopf auf die Hand geſtützt, in düſteres Nachdenken verſunken da, als ein Diener eintrat und ihr einen Brief reichte. (Schluß folgt.)