ſtellen Preis vierteljährlich Mark 1 Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Aben mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus Hofbuchdruckerei Kar! Molitor, Ladenburg ca N 85. —— Dienſtag, den 24. Oktober Verſchiedenes. Sadenburg, 24. Okt. Die Leſer eies Blattes ſind ſchon darüber unterrichtet, daß dem Vorſchußverein Kappelrodeck ſchwere Ver⸗ feaungen vorgekommen ſind. Die Situation iſt die ernſte, jedoch ſteht zu erwarten, daß die Ge⸗ Ifſenſchaft wird gehalten werden können. Der Malt Dr. Krüger, der am 15. ds. Mts. einer Migliederverſammlung in Kappelrodeck beiwohnte, ute feſtſtellen, daß die Mitglieder mit Ruhe an esſung der ſchwierigen Frage der Verluſtdeckung rautreten und gewillt ſind, die Genoſſenſchaft zu Alten. Die Verluſtdeckung wird von den Mit⸗ ern erhebliche Opfer fordern, denn ſie wird iin der Weiſe erfolgen, wie es in der letzten bei einigen ländlichen Kaſſen üblich geworden durch einfache Repartierung auf die Mitglieder Ii entſprechende Belaſtung derſelben, ſondern durch Melle Vermögensbildung der Genoſſenſchaft — ßſeollen bei der Verluſtdeckung die wirtſchaft⸗ ih Verhältniſſe der Mitglieder berückſichtigt ben, ſo daß wirtſchaftliche Exiſtenzen nicht ver⸗ hichtet werden. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, ſind etwa ooo Mk. von dem Kaſſierer und Bürgermeiſter von Kappelrodeck veruntreut. Wie dies mög⸗ bare Nur Dank einer unglaublichen Vertrauens⸗ gkeit, die allerdings Vorſtand und Aufſichtsrat der geſamten Bevölkerung und mit den Be⸗ Nen gemein hatten. Haas galt als ein Ehren⸗ aun, als begütert, er war im Beſitz einer Reihe entlicher Aemter, er war Bürgermeiſter von Kappelrodeck. Als der Verbandsreviſor wiederholt in den Mhifionsberichten darauf aufmerkſam machte, daß pbeitgehende Machtvollkommenheit, die Haas zu purde — er durfte allein Quittungen aus⸗ gegen Geſetz und Statut verſtieß und g Ueberwunden. Norelle von J. Pia. . Forſetzung. (Nachdruck verboten. Mun will auch ich ihm treu bleiben!“ Dieſe großherzigen Worte rührten Franz von un tief. berletzt, was ich Dir ſagen möchte; aber als Bruder fühle ich mich verpflichtet, Dir alles Ahnſtellen. Haſt Du noch nicht an die Möglich⸗ gedacht, daß, wenn Du Gottfried heirateſt, der ig kommen kann und kommen wird, an dem Du l, daß ſeine beſtändige Geſellſchaft Dir läſtig Selbst angenommen, daß er einen ehrenwerten, benswürdigen, uneigennützigen Charakter beſitzt, pwirſt Du als vornehme Dame mehr von einem Mährten durch das ganze Leben verlangen: gleiche Vecchmacksrichtung und geiſtiges Verſtändnis. Vor e zoll die Möglichkeie ansgeſchloſſen ſein, daß Frau über ihren Gatten erröten muß. Ver⸗ is darauf, liebes Aennchen, daß Du Gott⸗ fried ein noch größeres Unrecht zufügſt, wenn Du aaf gegebenen kindlichen Verſprechen treu bleibst, Als Dir ſelbſt.“ Sie verſchlang die Hände ineinander. Wenn Gottfried plötzlich ein Fürſt geworden e und ich wäre das arme, barfüßige Mädchen ben, ſo hätte er mich ſicher nicht verlaſſen. Verzeih, Aennchen,“ erwiderte er weich, „wenn und Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Pripatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 6 Bei größeren Aufträgen Rabatt. 1905 3 — regelmäßige Geſchäftsſtunden mit zwei Vorſtands⸗ mitgliedern forderte, wurde ihm die Erwiederung, daß man wohl anderwärts Kontrollen ſchaffen müſſe, daß dies jedoch einem Manne wie Haas gegenüber nicht notwendig ſei. — Vorſtand und Aufſichtsrat müſſen dieſe Vertrauensſeligkeit ſchwer büßen — freilich auch die Mitglieder, da die Genoſſenſchaft ſehr wahrſcheinlich die Verpflichtung, für die von Haas verübten Fälſchungen und Veruntreuungen aufzukommen, anerkennen wird. Haas hat alle Unterſchlagungen ſorgfältig in die Geheimbücher eingetragen und war es daher in verhältnismäßig kurzer Zeit möglich, die Sachlage klar zu ſtellen. Faſt auf allen Konten ſind Unterſchlagungen auf dem Kontokorrentkonto ſind Rückzahlungen der Mitglieder nicht gebucht. Dem Verbandsreviſor lagen die äußerlich ord⸗ nungsmäßig geführten Bücher der Genoſſenſchaft vor, er konnte natürlich nicht ahnen, daß daneben noch Geheimbücher des Kaſſierers beſtanden. Die Veruntreuungen wären nicht möglich geweſen, wenn den Ratſchlägen des Reviſors Folge geleiſtet und regelmäßige Geſchäftsſtunden eingeführt worden wären, wenn man die Anordnungen beachtet hätte, ſtandsmitgliedern beſcheinigt ſein müſſen. Wo der Kaſſierer das Geld gelaſſen? Lotterieſpiel und anſcheinend nur im Lotterieſpiel, hat er doch allein in der preußiſchen Klaſſenlotterie für 40 000 Mk. jährlich geſpielt. Die praktiſche Nutzanwendung aus den trau⸗ rigen Vorgängen in Kappelrodeck für die Geſamtheit wird erſt ſpäter gezogen werden können. Einiges ö „O, Franz,“ rief ſie flehend, „führe mich nicht in Verſuchung! Deine Anſicht iſt das Reſultat einer kurzen halben Stunde, während ich Monate, nein Jaahre hindurch Tag für Tag mit mir zu Rate dar⸗ über gegangen und immer zu demſelben Entſchluß gekommen bin.“ „Weil Du nur mit Dir allein beraten haſt!“ antwortete Franz gütig. „In Deiner übermäßigen Großmut haſt Du jedes nüchterne Ueberlegen von von Dir gewieſen. Du ſagteſt ebenſo: Führe mich nicht in Verſuchung! Was meinteſt Du damit, Aennchen? Antworte mir auf die eine Frage, und ich will dich nicht mehr quälen: liebſt Du Gott⸗ fried noch?“ Die Gefragte ſenkte den Kopf und ſtammelte: „Ich ehre und achte ihn mehr, als irgend je⸗ mand auf der Welt, — ja ich liebe ihn!“ ſetzte ſie noch leiſer hinzu. „Ich habe meine Antwort,“ erwiderte Franz von Holdern. „Handle nicht vorſchnell, liebe Couſine; überlege, was ich Dir geſagt habe!“ Und er verließ das Zimmer. Als er vor der Tür unwillkürlich noch einen Moment ſtehen blieb, hörte er den unterdrückten Ruf: „O, Franz, Frauz!“ „Riefſt Du mich, Aennchen?“ fragte er, zu ihr zurückeilend. 5 „Nein, nein, — geh und erſchreckt und als er diesmal die Tür hinter 11 Im vorgekommen. Auf dem Vorſchußkonto ſind Schuld⸗ ſcheine gefälſcht — auf dem Wechſelkonto ſind Wechſel gefälſcht — auf dem Sparkaſſenkonto (Anleihenkonto) ſind Einzahlungen unterſchlagen — daß alle Ein⸗ und Auszahlungen von zwei Vor⸗ antwortete ſie haſtig allerdings kann ſchon jetzt feſtgeſtellt werden. Es muß unabläſſig dahin gewirkt werden, daß bei de Genoſſenſchaften, bei denen heute ein Vorſtand mitglied das ganze Geſchäft beſorgt, für die unb dingt notwendige Kontrolle geſorgt wird — und ferner muß in jeder Genoſſenſchaft jedes Vorſtands⸗ mitglied einige Wochen Urlaub nehmen, um ſi durch ein anderes Vorſtandsmitglied vertreten zu laſſen. Wiederholt iſt ſchon auf den Verbandstagen auf dieſen „Zwangsurlaub“ hingewieſen. Wenn wir feſtſtellen wollten, wie am einfachſten die vor⸗ gekommenen Unterſchlagungen verhindert worden wären, ſo würden wir überall finden, daß bei einer Vertretung des Mannes, der ſich ſpäter als Be⸗ trüger entpuppte, durch einige Wochen, ſehr früh⸗ zeitig die Veruntreuungen entdeckt worden wären. Der Urlaub iſt als eine, faſt möchte man ſagen, automatiſch wirkende Kontroll⸗Maßregel zu betrachten. Ganz beſonderer Dank mag an dieſer Stelle einigen Männern gezollt werden, die mit großer Sachkenntnis und großem Eifer ſich um die Er⸗ haltung der Genoſſenſchaft bemühen. Es iſt dies der Vorſitzende des Aufſichtsrats des Vorſchuß⸗ vereins zu Offenburg, e. G. m. u. H., Herr Hauger, dem die ſchwierige Arbeit oblag, an der Hand der Geheimbücher des Haas die Konten richtig zu ſtellen — und es iſt der Direktor der gleichen Genoſſen⸗ ſchaft, Herr Fabricius, der überall mit Rat ein⸗ greift, wo es gilt ernſte und wichtige Beſchlüſſe zu faſſen. 8 Ladenburg, 24. Okt. Heute Mittag um 1 Uhr brach auf dem Speicher des Möbel⸗ Magazins der Gebrüder Kaufmann in den Vorräten für die Polſterei Feuer aus, welches jedoch Dank der durch die Nachbarſchaft ſchnell geleiſteten Hilfe und durch die Waſſerleitung raſch gelöſcht werden konnte. Der durch das Löſchen verurſachte Schaden iſt nicht unweſentlich. Der Brand entſtand durch ſich ſchloß, da erglänzten ſeine Augen heller und ſein Schritt war leichter. 9. Es war ein trüber Morgen. in dichten Flocken zur Erde herab. Franz von Holdern kreuzte eben die Halle des alten Herren⸗ hauſes, als ſeine Couſine in Hut und Mantel die Treppe herabkam. „Du willſt bei dieſem Wetter ausgehen?“ fragte er erſtaunt. Aennchen ſah mit ihren großen, traurigen Augen bitter zu ihm auf. „Halte mich nicht zurück,“ verſetzte ſie, „ich muß hinaus!“ „So erlaube wenigſtens, daß ich Dich be⸗ gleite.“ 5 „Nein, nein, laß mich allein gehen,“ rief ſie haſtig und hatte im nächſten Augenblick bereits die Haustür hinter ſich geſchloſſen Die ſchlanke Geſtalt eilte die zLandſtraße hin⸗ ab, wo der kalte, ſcharfe Wind traurig durch die blätterloſen Bäume ſauſte; der Weg führte direkt längſt des Meeres nach dem Dorfe. Der Wind wehte ihr die Schneeflocken in Geſicht, daß ihr bis⸗ weilen die Augen von Tränen überſtrömten, aber nichts ſchreckte ſie zurück; nicht eher hemmte ſie ihre Schritte, als bis ſie ihr Ziel — Telger's Fiſcher⸗ 8 häuschen — erreicht hatte. g Sie klopfte an die Tür, und ohne eine An Der Schnee fiel N N A * * N N 1 c W n = — — — — nb