und zahlreiche Exiſtenzen in Kappelrodeck und Um⸗ gegend an den Bettelſtab kämen. Von Ernennung eines Rechtsanwalts wurde abgeſehen. Herr Ver⸗ bandsvorſitzenber Fabrizius verſprach, der Vorſchuß⸗ kaſſe Kappelrodeck durch Beſchaffung von Mitteln und Rat zum Weiterbeſtehen zu verhelfen, was dankend angenommen wurde. — Aus Baden, 18. Okt. Die Geſamt⸗ ſumme der im Jahre 1905 im Großherzogtum Mark 2050 987 700 (gegen 1904 mehr 101476760 Mark.) Die Geſamtzahl der Rentenſteuerpflichtigen iſt um 2869 auf 81 406 geſtiegen. Als Geſamt⸗ Steuerfuß von 12 Pfennig von 100 Mark ein Betrag von 2461 182,89 Mark feſtzuſtellen. — Seligenſtadt, 18. Okt. Ein Vorfall Gewerkſchaft „Guſtav“. wurde bei der Feldarbeit plötzlich von einem Leiden befallen, das ihm die freie Bewegungsfähigkeit raubte. Man requirierte raſch einen Wagen mit Bettwerk und fuhr den jungen, verheirateten Mann ſeiner Familie zu. Seine 60jährige Mutter, Bar⸗ bara Reiſert, die erſt ſpäter von dem Unfalle ihres Sohnes Kenntnis erhielt, eilte auf das Feld, er⸗ blickte den Wagen mit dem Bettwerk, glaubte, man bringe die Leiche ihres Sohnes und ſtürzte vor Schrecken auf freiem Felde tot zuſammen. g — Schutterwald, 18. Okt. Eine große Freude wurde dem Zimmermann Markus Seigel zuteil. Schon bei der Geburt des dreizehnten Kindes Großherzog vor etwa drei Wochen ein Bild ſeiner Familie und erhielt nun durch Vermittelung des Bezirksamts in Offenburg das große Bruſtbild des Großherzogs, begleitet von einem Schreiben der General⸗Intendanz der Großherzoglichen Zivilliſte. — Zwingenberg, 18. Okt. Auf traurige Weiſe büßte der 58 Jahre alte Schloſſermeiſter J. Dänzer ſein Leben ein. Er ging abends nach Auerbach, wo er geſchäftlich zu tun hatte. Nach wenigen Stunden trat er den Rückweg an und ſetzte ſich auf den Brückenſtein. dort ein und fiel rücklings in den tiefen Graben. Mit gebrochenem Genick wurde er am Morgen, im Graben liegend, aufgefunden. Der Verunglückte war Witwer und wohnte allein in ſeinem Hauſe. Reichtums ſo arm, inmitten derer, die ſich ihre Freunde nannten, ſo freundlos. Wie ſie da am Fenſter ſtand und ihr blaſſes Ferne das Fiſcherhäuschen ſehen, in dem ſie ihre el, hauchte ſie mit einem tiefen Seufzer: „Armer Gottfried!“ ief leidenſchaftlich: „Ach, Franz, Franz, wenn du doch zu mir kämeſt!“ Eine Hand legte ſich ſanft auf ihren Arm und eine Stimme, die ſie ſo gut kannte und liebte, — ach ſo⸗ innig liebte! — ſagte ruhig: „Hier bin ich, mein Aennchen!“ Ein Freudenſchrei drang von ihren Lippen und ſchluchzend warf ſie ſich ihm in die Arme. „Ach, Franz, geliebter Franz, wenn du wüßteſt, wie ich mich nach dir geſehnt habe!“ rief ſie. „Wenn Du wüßteſt, wie unglücklich ich war, — wie unglücklich ich noch bin!“ Jeder, der wußte, daß Franz von Holdern vor wenigen Wochen dies Haus als zurückgewieſener Werber verlaſſen hatte, konnte ſich denken, wie ſüß dieſe Worte Aennchens ſeinem Ohre klangen. Denn waren ſie nicht ein Geſtändnis ihrer Liebe? War nicht ein jedes Wort, jeder Ton, jede Bewegung von ihr ein ſprechender Beweis derſelben? Ohne etwas zu erwidern, ſtrich er ihr ſanft das weiche Haar von der Stirn und küßte ſie wieder und wieder. Doch plötzlich änderte ſich ihr Weſen; ſie be⸗ kämpfte ihre Aufregung und hörte zu weinen auf, Sie machte ſich aus ſeinen Armen frei und lehnte ſich wie zuvor gegen das Fenſter. „Ja, ich bin froh, daß du hier biſt!“ hob ſie „Es iſt mir ein ſolcher Troſt, jemand um an. Anſcheinend ſchlief er in Klein⸗Steinheim betroffen. 5 5 Aus Heſſen, 18. Okt. Ein grauen⸗ hafter Unglücksfall hat die Familie eines Gaſtwirtes Des Wirtes drei⸗ jähriges Töchterchen ſpielte im Hofe und kam dabei der Hundshütte zu nahe. Die wütende Beſtie über⸗ fiel das ahnungsloſe Kind, ſchleppte es in ihre Hütte und zerfleiſchte es in jämmerlicher Weiſe. Baden feſtgeſtellten Rentenſteuerkapitalien beträgt ergebnis der Rentenſteuer für 1905 iſt bei einem Ganze Brocken Weiſchteile biß das blutgierige Tier aus dem Körper des Mädchens und verſchluckte ſie. Der Hund hätte das Kind total aufgefreſſen, wenn nicht das entſetzliche Geſchrei der Kleineu Hilfe her⸗ beigerufen hätte. — Sinzig Goblenz), 16. Okt. Einem jungen Manne, der geſtern abend bei der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof zu Niederbreiſig auf von erſchütternder Tragik ereignete ſich unweit der N Der 28jährige Sohn des Landwirts Pankratius Reiſert aus Groß⸗Welzheim der Plattform eines Wagens 4. Klaſſe ſtand, ent⸗ führte ein Windſtoß den Hut. Unvorſichtigerweiſe ſprang er ſofort nach, kam zu Fall und geriet unter die Räder. Er blieb auf der Stelle tot. — Berlin, 18. Okt. Vor wenigen Tagen iſt im Hauſe ſeiner Mutter in Berlin, 40 Jahre (des ſiebenten Knaben) wurden ihm vom Großherzog 30 Mark überwieſen, die für den Kleinen in die Sparkaſſe eingelegt wurden. Seigel überſandte dem alt, der einzige Sohn des früheren Leiters unſeres Poſtweſens, des Staatsſekretärs von Stephan, ge⸗ ſtorben. Er war Leutnant bei der Artillerie, mußte bald, noch als der Vater im Amte war, den Ab⸗ ſchied nehmen und auswandern. Er hat lange Zeit in Südamerika gelebt. — Kuxhaven, 19. Okt. Die Opſer des Sturmes in der Nordſee, der 14 Tage gedauert hat, ſind außerordentlich groß. Hier wurden 14 größere Schiffe mit ſchwerer Haverie eingeſchleppt. Geſunken ſind im diesſeitigen Nordſeebezirk 5 Schiffe mit rund 40 Mann Beſatzung. Wahl⸗ Ergebnis. z Ladenburg, 20. Okt. Bei der geſtern ſtattgefundenen Landtagswahl ergab ſich folgendes Wahlergebnis im 57. Wahlbezirk: Soz Zentr. Block Konſ. Ladenburg 163 30 Feudenheim 21 Sandhofen 61 Ilsvesheim 5 Neckarhauſen 3 Seckenheim 194 Wallſtadt 15 Edingen 33 Friedrichsfeld 33 Rheinau — 860 390 mich zu haben, der mich verſteht, mit dem ich von meiner lieben Großmama reden kann!“ Geſicht gegen die Scheiben drückte, konnte ſie in der Franz von Holdern fühlte ſich einem Rätſel gegenüber. Was bedeutete dieſes plötzlich veränderte Weſen. „Ja,“ antwortete er ernſt, „wir haben ſie Kindheit verbracht hatte, und wie ihr Blick darauf beide innig lieb gehabt, und ich werde es mir nie 1 55 4 5 verzeihen, daß ich in ihrer l S fer Dann barg ſie ihr Geſicht in den Händen und e 1 5 ich in ihrer letzten Stunde fern von Aennchen ſchwieg; ſeine Worte glichen faſt einem Vorwurf, denn war er nicht ihrethalben fern geweſen? „Wie genau erinnere ich mich,“ fuhr Franz von Holdern fort, „daß ſie mir noch beim Abſchied auempfahl, ich ſolle dich ſtets wie ein Bruder hüten, wenn ich nie größere, innigere Rechte an dich haben dürfe.“ Er beobachtete ihr Geſicht, um zu ſehen, wie ſeine Worte wirkten, aber ſie hatte den Kopf abge⸗ wandt; ihr Blick ruhte auf dem fernen, ſchon in leichten Nebel gehüllten Fiſcherhaus. Franz von Holdern ſtand auf und trat zu ihr. „Doch trotz dem kürzlich Vorgefallenen,“ ſprach er weiter, „glaubte ſie, daß ich dieſes größere Recht einſt beſitzen würde, — und das glaube ich auch. Aennchen, du kannſt mich nicht täuſchen. Die ſüßen Worte, mit denen du dich mir verraten, dein Herz hat ſie geſprochen. Ich biete dir noch einmal meine Liebe an. Aennchen, diesmal wirſt du ſie nicht verſchmähen?“ Das Fiſcherhaus war in der Dunkelheit völlig verſchwunden, Aeunchen's Augen aber waren noch unberwandt auf dieſelbe Stelle gerichtet, und als ſie endlich ſprach klang ihre Stimme ſo feſt und ruhig, daß niemand ahnen konnte, welche furchtbare Anſtregung die Worte ſie koſteten: „Du vergißt, daß ich verlobt bin!“ heim Neuhaus Z Wahlkreis, Pfullendorf Weißhaupt Zentrum Meßkirch Hauſer National, 3. Konſtanz Venedey Demokrat, 4. Konſtanz Land Büchner Z., 5. Singen Gießler Z., 6. Donaueſchingen Stichwahl, 7. Nil⸗ lingen Görlacher Z., 8. Bonndorf Wittemann 3. 9. St. Blaſien Blümel 3., 10. Säckingen Birken maier Z., 11. Lörrach Stadt Stw., 12. Lörrach⸗ Land Scherer N., 13. Schopfheim Weygoldt N. 14. Mühlheim Blankenhorn N., 15. Staufen Kopf Z., 16. Breiſach v. Gleichenſtein Z., 17. Neuſtadt Duffner Z., 18. Freiburg Fehrenbach Z., 19 und 20 Stw, 21. Waldkirch Wieſt Z., 22. Freiburg⸗ Emmendingen Schüler Z., 23. Pfefferle N., 24. Ettenheim Armbruſter 3, 25. Lahr⸗Stadt Schneider N., 26. Triberg Stw., 27. Lahr⸗Land Stw., 28. Offenburg⸗Wolfach Hennig Z., 29. Offenburg Stw., 30. Kehl Sänger N, 31. Offenburg⸗Land Morgenthaler Z., 32. Ober⸗ kirch Geppert Z., 33. Achern Hergt Z., 34. Bühl Lauck Z., 35. Baden St., 36. Gernsbach Zehnter Z., 37. Raſtatt Stw., 38. Raſtatt⸗Land Schmid Z., 39. Ettlingen Belzer Z., 40. Karlsruhe⸗ Land Stichwahl, 41. Karlsruse Stichwahl. 42. Karlsruhe, Binz N., 43. Karlsruhe Stw., 44. Karlsruhe Stw., 45. Durlach Stw., 46. Durlach⸗ Land Stw., 47. Pforzheim Wittum N., 48. Pforz⸗ heim Geck S., 49. Pforzheim⸗Land Eichhorn S. 50. Durlach Stw., 51. Bruchſal Wiedemann 3, 52. Bruchſal⸗Land Breitner Z., 53. Bretten Stw., 54. Wiesloch Mentzingen Z., 55. Heidelberg⸗Land Stw., 56. Schwetzingen Stw., 57. Mannheim⸗Land Stw., 58. Mannheim Lehmann S. 59. Mannheim Kramer S., 60. Mannheim Vogel Block, 61. Mann⸗ heim Mayer Block N., 62. Mannheim Süßkind S., 63. Weinheim Müller N., 64. Heidelberg Wilckens N., 65. Heidelberg Rohrhurſt N., 66, Eppingen Stw., 67. Sinsheim Stw., 68 Heidelberg⸗ Land Quenzer N., 69. Eberbach Dieterle Z., 70. Mosbach Banſchbach K., 71. Boxberg Leiſer N., 12. Tauberbiſchofsheim N Z. und 73. Wert⸗ Schweinemarkt Seckenheim. 7 5 Seckenheim, 17. Oktober, Der heutige Ferkelmarkt war mit 80 Stück be⸗ fahren und wurden 80 Stück zum Preiſe bon 24 Mark pro Paar abgeſetzt. — Franz von Holdern prallte zurück, als habe ihn ein heftiger Schlag getroffen. „Biſt du von Sinnen, Aennchen?“ rief er erregt. „Es iſt unmöglich, daß du all die Jahre hindurch die einſtige Liebe für dieſen armen Fischer bewahrt haben kannſt!“ N Ihr blaſſes Geſicht ward noch um einen Schein bläſſer, und mit ſteigender Bitterkeit fuhr er fort; „O, wie habe ich mich geirrt! Während ich mich in dem Glauben gewiegt habe meine treue Liebe werde endlich ihren Eindruck auf Dich nicht verfehlen, ja während ich ſchon davon träumte, ſie werde erwidert, habe ich Dir nur als Deckmantel Deiner Liebe für dieſen armen Tölpel gedient! Gut, daß meiner armen Tante das erſpart blieb!“ Und in höchſter Erregung wollte er das Zimmer verlaſſen; ihr Wort bannte ſeine Schritte. „Höre mich an!“ ſagte ſie, und ihre Stimme klang unſagbar traurig. „Du vergißt, was Du Dir, was Du mir ſchuldig biſt. Hat nicht dieſet arme unwiſſende Fiſcher, wie Du ihn nennſt, bevor Du mich überhaupt kannteſt und ehe ſich ſonſt le mand um das kleine Aennchen kümmerte, vor aller Welt ſeine Liebe zu mir bekannt ? Und als ich acht Tage, bevor ich Seine werden ſollte, von ihm ges nommen wurde, hat er da einen felbſtſüchtigen Gedanken oder ein einzig bitteres Wort laut werden weil ich eine vornehme n der arme Fiſche geblieben iſt?“ fuhr ſie, laſſen 27 Hat er nicht von Anfang bis Ende wie ein Edelmann gehandelt, wie ein Edelmann in des Wortes höchſten Bedentung? Ich will Deine Liebe zu mir nicht unterſchätzen.“ Hier zitterte ihre Stimme und ward leichter. „Aber ich weiß, daß Gottfrieds Liebe ebeuſo wahr, ebenſo tief und viel; leicht ſelbſtloſer iſt. Und dieſe edle Liebe ſoll ich leichtfertig opfern, ich ſoll ſein ganzes Leben opfern, Dame geworden bin und er verächtlich die Lippen aufwerfend, fort. (Fortſetzung folgt.) Emmendingen