— Pforzheim, 11. Okt. Der Taglöhner Hermann Anthoni in Brötzingen, der vorgeſtern vormittag von ſeinem Arbeitgeber in Brötzingen mit 453 Mark in die Stadt geſchickt wurde, um damit Zahlungen zu leiſten, iſt mit dem Geld flüchtig ge⸗ gangen. Bis jetzt iſt es nicht gelungen, ſeiner hab⸗ haft zu werden. — Lahr, 10. Okt. Eine entſetzliche Blut⸗ tat, welche geſtern nachmittag hier begangen wurde ſetzt alle Gemüter in Erregung. Der 23 Jahre alte, arbeitsſcheue und dem Trunke ergebene Schiefer⸗ decker Theodor Hilbert, hat ſeinen 86 Jahre alten Großvater, der ſich weigerte, ihm Geld zu geben, erſtochen. Der junge Hilbert kam von der Wander⸗ ſchaft zurück und verlangte Geld, wobei es zu Differenzen kam, die den unglückſeligen Ausgang nahmen. Theodor Hilbert ſtieß dem alten Manne der ihm wahrſcheinlich ſein liederliches Leben vor⸗ hielt, das Meſſer bis auf das Heft in die Bruſt. Der Täter ging dann in verſchiedene Wirtſchaften und rühmte ſich, ſeinen Großvater umgebracht zu haben. Er wurde in der „Stadt Lahr“ verhaftet. Die Großh. Staatsanwaltſchaft machte noch geſtern abend Erhebungen. Der junge H. wird als arbeits⸗ ſcheuer Menſch geſchildert. — Achern, 11. Okt. Gegenüber der Mel⸗ dung, daß Reſervefonds und Stammanteile der Mitglieder des Vorſchußvereins Kappelrodeck ver⸗ loren ſeien, iſt mitzuteilen, daß bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt iſt, wer den Verluſt zu tragen hat bezw. bis zu welchem Betrage der Vorſchußverein geſchädigt wird. Bis jetzt iſt nur ſicher bekannt, daß Haas mit gefälſchten Unterſchriften bei einer Bank in Frankfurt a. M. za. 75000 Mark und bei einer ſolchen in einer Nachbarſtadt 20 000 Mark er⸗ ſchwindelt hat, wodurch wohl die kredidierenden Banken, aber nicht die Genoſſenſchaft geſchädigt werden kann. Es iſt anzunehmen, das Haas auch Gelder eingenommen und für ſich verwendet hat, wofür nur Quittungen ausgeſtellt wurden, welche die Genoſſenſchaft nicht verpflichten. Daß Vermögen des Haas wird mit 150000 Mark realiſierbar be⸗ zeichnet. Wie weit es zur Schuldendeckung ver⸗ wendet werden kann, iſt ebenfalls noch nicht feſt⸗ geſtellt. Eine ungeheure Anzahl Lotterie⸗Loſe — Preuß. Klaſſen⸗Lotterie 1., 3. und 5. Klaſſen⸗Loſe —, deren Betrag auf za. 20 000 Mark geſchätzt wird, ſtellt die unerhörte Spielwut des Haas ins grellſte Licht. Der Weiterbeſtand des Vorſchuß⸗ vereins in Kappelrodeck iſt in keiner Weiſe gefährdet. Franz von Holdern richtete noch ein paar freundliche Worte an die alten Fiſchersleute, die ſtumm und verwundert dreinſchauten, als wußten ſie nicht recht, ob ſie träumten oder wach waren. 5 „Frau von Holdern wird nie vergeſſen, was Sie an ihrer Enkelin getan haben,“ ſagte er ſanft. „Ich weiß, daß es ſie drängt, alles zu tun, was in ihrer Macht ſteht, Ihnen die Güte und Fürſorge zu vergelten, welche Sie meiner Couſine ſo viele Jahre hindurch haben angedeihen laſſen.“ Er legte einen leichten Nachdruck auf das Wort „Couſine“ und lächelte derſelben freundlich zu. Dieſe Anſpielung auf ihre Verwandtſchaft trieb ihr die Röte in die Wangen, und ihre Lippen um⸗ ſpielte ein frohes Lächeln. haft vor, daß jemand, der ſo hoch über ihr ſtand, wie Franz von Holdern, ſo nahe mit ihr verwandt ſein ſollte. Zum erſtenmal in ihrem Leben ſchämte ſie ſich ihrer gebräunten Hände und ihrer nackten Füße, als ihr Blick auf die weiße, wohlgeflegte Rechte ihres neugefundenen Vetters fiel, die er ihr entgegenſtreckte. Als die beiden Herren ſich verabſchiedeten, nahmen ſie das Verſprechen mit ſich, daß Aennchen zeitig am Nachmittag im Schloſſe eintreffen ſollte, — Waldkirch, 12, Ot. Die Herbſt⸗ ſtürme fällen nicht nur in den Waldungen alte Schwarzwaldtannen, ſondern nahmen auch die älteſten Schwarzwaldbewohnern aus den Häuſern. So ſtarb in der Talgemeinde Waldkirch die weithin bekannte 93jährige Fiſcherbäuerin die niemals in ihrem ganzen Leben einen Arzt gebraucht hatte. Ihr „Söhnle“ lebt noch — im Alter von 70 Jahren. — Frankfurt, 13. Okt. In einer hieſigen Gold⸗ und Silber⸗Scheide⸗Anſtalt wurden große Diebſtähle entdeckt. Ein Poſtaſſiſtent und 2 Kellner wurden in der Angelegenheit verhaftet. — Straßburg, 12. Okt. Ein blutiger Zuſammenſtoß zwiſchen einem Gendarmen und einer Schar italieniſcher Arbeiter hat ſich, dem „Volks⸗ boten“ zufolge, in Vluingen bei Rombach zugetragen. Die Italiener kneipten in einer Wirtſchaft und ver⸗ ließen das Lokal auch nicht als der Wirt Feier⸗ abend gebot. Der Gendarm, der die Räumung der Wirtſchaft durchſetzen wollte, ſtieß auf Widerſtand. Er gab erſt einige blinde Schüſſe ab und dann, als er ſelbſt angegriffen wurde, ſchoß er auf einen Italiener, Namens Balaski. Letzterer wurde durch einen Schuß in die Schulter erheblich verletzt. — Berlin, 12. Okt. Ein ſchwerer Eiſen⸗ bahnunfall trug ſich geſtern abend in der Nähe des Ausflugsortes Görden zu. An einem Wegüber⸗ gange überfuhr ein Zug ein mit 6 Perſonen be⸗ ſetztes Fuhrwerk. Der Kutſcher war ſofort tot. Die übrigen Inſaſſen erlitten ſämtlich ſchwere, zum Teil lebensgefährliche Verletzungen und wurden ins Krankenhaus gebracht. — Glücksburg, 10. Okt. Prinz Eitel Friedrich hat ſich mit Hezogin Sophie Charlotte von Oldenburg verlobt. (Prinz Eitel Friedrich iſt der zweite Sohn des Kaiſers. Geboren in Potsdam am 7. Juli 1883, ſteht er jetzt im 23. Lebensjahr und iſt zur Zeit Oberleutnant im 1. Garderegiment zu Fuß. Braut, die Herzogin Charlotte von Oldenburg, ge⸗ boren am 2. Februar 1879, iſt eine Tochter des Großherzogs Friedrich Auguſt aus deſſen erſter Ehe mit Prinzeſſin Eliſabeth von Preußen die am 28. Auguſt 1895 ſtarb.) — Königsberg, 11. Okt. ger Beamter“ hat bis vor kurzem im oſtpreußiſchen Städtchen Rhein gewirkt. Wie den „L. N. N.“ berichtet wird, heißt der Mann Schmadtke. Er hatte etwas auf dem Kerbholz und erhielt deshalb von der Staatsanwaltſchaft ſeines früheren Wohn⸗ Doch als am nächſten Morgen die kleine Dorf⸗ kirche die zwölfte Stunde verkündete, da fuhren Frau von Holdern und Aennchen in eleganter Equipage bei der einfachen Fiſcherhütte vor. Das Antlitz der alten Dame ſtrahlte vor Freude und Stolz über ihr Enkelkind; unverwandt ruhte ihr Blick auf ihr, als fürchtete ſie, ſie könne ihr wieder vor den Augen verſchwinden. Und als Aennchen das alte Fiſcherpaar liebkoſte, da drang ein Seufzer von ihren Lippen und ein Schatten Es kam ihr ſo ſpaß⸗ um, ſobald Frau von Holdern aus der Reſidenz dort angelangte, zugegen zu ſein. altes Heim, wie ſie es nannte, zurückzukehren. Aber als der Abend kam, geſchah, was Gott⸗ fried erwartet hatte. Ein Diener kam vom Schloſſe glitt über ihr wohlwollendes Geſicht, als ob ſie die beiden alten Leute um die Liebe beneidete, die dieſe ſich durch eine langjährige, treue Fürſorge ſeitens des Kindes erworben hatten. Aennchen hatte von ihren Pflegeeltern Abſchied genommen, und jetzt wandte ſie ſich nach Gottfried um, aber derſelbe war verſchwunden. Sie lief an die nach oben führende Treppe und rief: „Gottfried! Gottfried, komm ſage mir Adieu!“ Aber es erfolgte keine Antwort. Der alte Fiſcher zeigte durch das Fenſter nach der See, und Aennchen ſah, wo Gottfrieds ſchlanke Geſtalt ſchnell ſeinem Boote zueilte, wie ein Flieh⸗ ender. „Ich muß ihm folgen!“ rief ſie und ſtürzte nach der Tür, aber Frau von Holdern hielt ſie mit ſanfter Hand zurück. Und den Nachmittag ſchied Aeunchen mit dem feſten Entſchluß, am Abend wieder in ihr liebes, mit der Meldung, die junge Komteſſe werde heut abend nicht zurückkehren, doch morgen früh ihren Beſuch machen, ehe ſie nach der Reſidenz gehe. Armer Gottfried! Ihm erſchien die „Beſſer, Kind, du bleibſt hier!“ ſagte ſie. „Siehſt Du nicht, daß ihm der Abſchied ſo ſchwer wird, daß er ihn lieber vermeidet? Komm', laß uns gehen; wenn Du willſt, kannſt Du ihm ja zum Abſchied ſchreiben!“ und bei ſeiner Rückkehr fand Gottfried ein Briefchen, worin ſie ihm Lebewohl ſagte und ihm ewige Treue Nacht endlos, als wolle der morgende Tag nimmer an⸗ brechen. gelobte. Sie teilte ihm mit, daß ſie auf ein J einander nicht wiederſehen würden. Seine Ein „tüchti⸗ 15 wie immer. ſitzes eine Anklage zugeſtellt. Schmadtke, einzig daſtehende Auge des Geſetzes, ſtellte ſich da⸗ rauf ſelbſt — einen Totenſchein aus und ſandte ihn der Staatsanwaltſchaft ein. Darauf erfolgte natürlich die Einſtellung des Verfahrens Ordnung halber wurde das den Tyotenſchein beglei⸗ tende und gleichfalls von Schmadtke ausgefertigte Schriftſtück der Polizeiverwaltung Menden, die den Strafantrag geſtellt hatte, zugeſtellt und dieſe er⸗ kannte ihres geliebten Schmadtke Handſchrift. Nicht lange darauf ordnete die Staatsanwaltſchaft die Ausgrabung der „Leiche“ an, und jetzt ſitzt ſie bereits hinter ſchwediſchen Gardinen. ö — Kattowitz, 11. Okt. äſcherte in Kalus (Padolien) 120 Häuſer und 3 Synagogen ein. Ueber 1000 Bewohner ſind ob⸗ dachlos. — Osnabrück, 10. Okt. Der Landwirt Snöink in Kloſterhotte bei Bawinkel feierte geſtern ſeinen 102. Geburtstag in großer Rüſtigkeit, . hat in dieſem Jahre noch die Erntearbeiten ber⸗ richtet. Brandenburg, 12. Okt. Zwischen Brandenburg⸗Altſtadt und Brielow wurde die mit 5 Perſonen beſetzte Droſchke des Geſchirrführers Schlüter von einem Zuge der Kreisbahn überfahren, Schlüter wurde getötet, die übrigen Inſaſſen wurden ſchwer verletzt. Auch ein Pferd wurde getötet. — Belgrad, 12. Okt. In ganz Serbien wütet ein heftiger Schneeſturm. Einzelne Landes⸗ teile ſind gänzlich verſchneit. Die Verbindung iſt vielfach unterbrochen. Aus dem Gebirge kommen ganze Rudel von Wölfen in die Ortſchaften. — Rfitza, 13. Okt. Im Reiſekoffer einer litaniſchen Frau, die aus Kreuzburg ſtammt und die unter dem Verdacht des Diebſtahls verhaftet worden war, wurden 48 Bomben gefunden. Das Ziel der Reiſe war Dimaburg. N — Chriſtiana, 12. Okt. In der geſtrigen Sitzung der mediziniſchen Geſellſchaft teilte Dr. Geiersvold mit, daß es ihm gelungen, den Bazillus der Rückenmarkſchwindſucht zu entdecken. Schme inemarkt Seckenheim. Der heutige Ferkelmarkt war mit 68 Stück be⸗ fahren und wurden 68 Stück zum Preiſe von 10— 25 Mark pro Paar abgeſetzt. 9 langſam dahin, bevor Gottfried ſeine Braut wieder⸗ ſah, und während der ganzen Zeit erhielt er nur zwei kurze Briefe von ihr. In dem erſten, den ſie bald nach der Abreiſe geſchrieben hatte, äußerte ſie ſich ſehr unwillig über ihre neue Lebensweiſe und drückte große Sehnſucht nach ihrem früheren Heim und ihren alten Freunden aus. Dann nach einer langen Pauſe von achtzehn Monaten kam der zweite Brief, kürzer als der erſte, und in ſeinem To ſo gezwungen, daß es unmöglich war, daraus 3 erſehen, ob ſie ſich glücklicher fühlte oder nicht. Die alte Frau Telger beklagte ſich manchmal über des Mädchens Undankbarkeit, aber in Gegen wart ihres Sohnes wagte ſie kein Wort des Tadels über ſie zu ſagen. Bei einer einmal getanen un freundlichen Aeußerung hatte er heftig erregt un voll Entrüſtungg ausgerufen: „Es gibt keine dankbarere Seele als unſer Aennchen!“ Er war dem Schlag, derzzihn ſo unerwartet getroffen und ſeine ſchönſten Hoffnungen zerſtör hatte, nicht erlegen. Er arbeitete mit demſelben Eifer, demſelben Fleiße fort und war ganz derſelbe Aber wenn die Arbeit vorüber War, gab es Stunden, während welcher er ſchweigend daſaß und, auf den leeren Platz ſchauend, au daß liebe Mädchen dachte, das ſonſt da zu ſitzen pflegke In ſolchen Stunden überkam ihn eine tiefe Nieder ſchr geſchlagenheit und er dachte, daß es keinen größeren Wie eine Schwerträumende gehorchte Aennchen, Kummer gäbe, als den ſeinen. Uud dann durch⸗ zuckten gleich einem matten Sonnenſtrahl die Worte ſeine E Jahr ins Ausland ginge und ſie vor Ablauf dieſer Zeit Erinnerung: „Sobald ich einundzwanzig 10 dieſes a 5 Eine Feuersbrunst Nicht ein Jahr, ſondern drei Jahre gingen N günti 1 2 0 -d ii . Nac fk