Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der nit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. J Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Tadenburg. 8 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis 5 5 Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. . VVVVVJVVVVJWSVSVVTGTCGCTGTVTGT0T0T0T0ä——T—TWWWGTGT Freitag, den 13. Ghtober 1905. Verſchiedenes. Schriesheim, 11. Okt. In einer Möhlerverſammlung ſprach der Kandidat der Na⸗ Aonalliberalen, der Landwirt Valentin Müller aus liigereuz. Er erörterte in faſt zweiſtündiger Rede Peage der Reichs⸗ und Landespolitik und ging auf die Schriesheimer Lokalverhältniſſe über. Die Bahn Mannheim Schriesheim ſei immer noch gebaut, jedermann wiſſe, wie er ſich für das Mpbekt ins Zeug gelegt und die Intereſſen der Schries⸗ hier Einwohner vertreten habe. Daß Mannheim Is Gelände ankaufe, halte er für vollkommen recht. eig Gemeinden das Gelände ſtellen, ſo mag das erall dort zutreffen, wo die Gemeinden noch keine haben und ſo ein eigenes Intereſſe an der hätten, aber Schriesheim und Ladenburg hen Bahnen, das Intereſſe habe hier alſo nur i Gemeinde Mannheim, die dann auch die Koſten ie ſolle, denn Mannheim ſei hier die Groß⸗ aliſtin, die die Dividenden der Bahn ſchlucke. Mannheim, 9. Okt. Die während der eerſammlung des deutſchen Vereins für eflege und Wohltätigkeit vom Frauenverein aonſtaltete Kochkiſten⸗Ausſtellung hatte ſich eines Ahergewöhnlich ſtarken Beſuches aus allen Kreiſen eigen Bevölkerung zu erfreuen. Wie manche ie wurden von ihren Vorurteilen gegen die ite bekehrt, als ſie ſich perſönlich überzeugten, fl. 2 die von geſchäftigen Frauenhänden angekochten e nebſt eiſen in der Wunderkiſte noch vor Ablauf zweier Slpden vollſtändig gar wurden und vortrefflich rt. Andeten. Von den mannigfachen Arten von Selbſt⸗ nachet. ern ſind die einfachen Holzkiſten als die prakti⸗ 8 e zu empfehlen: bei ihrer Einfachheit können 41 guch von jedermann mit Leichtigkeit ſelbſt her⸗ felt werden. Von den transportablen Selbſt⸗ l. do Mhern wurde einſtimmig ein von Frau Amalie Meber hier erfundener Kochbeutel als der zweck⸗ 9 Ueberwunden. 3 9 ö Novelle von J. Pia. un. 2. Forſetzung. (Nachdruck verboten. ) Endlich räuſperte Dr. Brunner ſich und ergriff ſeinerſeits das Wort. b Es bleibt mir nur noch übrig, Komteſſe Ang Bergwitz mitzuteilen, daß Frau von Holdern emen Joffe, ihre Enkelin noch heute in ihre Arme ſchließen 91. n börfen. Morgen beabſichtigt die Dame in Be⸗ e Aeitung ihrer Enkelin nach der Reſidenz zurückzu⸗ 10, kehren.“ 1 1 Da hob Aennchen den Kopf von Gottfried's he mn Schulter. 5 Jana „Sie wiſſen wohl nicht mein Herr,“ ſagte ſie At sanfter Würde, obwohl ihre Augen in Tränen . Hinmerten, daß nächſte Woche meine Hochzeit iſt, ö i alſe Frau von Holdern nicht begleiten kann; ich Muß vielmehr hierher zurückkehren.“ g Der Advokat machte ihr unter mitleidigem ten bei Aacheln eine höfliche Verbeugung iſer Der alte Fiſcher ſchüttelte den Kopf. „Liebes Aennchen,“ ſprach er, „das iſt jetzt . herbei — daran dürfen wir jetzt nicht mehr denken.“ „Nicht mehr daran denken? Warum nicht?“ J l ef das junge Mädchen mit blitzenden Augen. Speiche, „Allerdings, mein Fräulein,“ antwortete der ober d pokat ſtatt des Fiſchers, „allerdings iſt Ihre Wo. a 0 ganz andere gew rden, daß dieſelbe 5 mäßigſte und preiswürdigſte anerkannt. Alle die⸗ jenigen, die während der Mittagszeit oder Nachts beruflich in Anſpruch genommen ſind, insbeſondere Schaffner der Straßenbahn, Poſt⸗ und Eiſenbahn⸗ bedienſte uſw. ſollten ſich dieſe zweckmäßige Ein⸗ richtung zu nutze machen. Gelegenheit hierzu iſt geboten, indem auf vielfach geäußerte Wünſche die Vorſitzende der Abteilung V, Frau Berta Sickinger, die Oberlehrerin für den Arbeitsunterricht der Volksſchule Frl. Auguſte Jennemann, ſowie Frau Amalie Bieber von Mitte Oktober an jeweils Frei⸗ tags Abends von halb 8 bis 10 Uhr in der Schul⸗ küche im R.⸗Schulhaus praktiſche Anleitung in der Verwendung der Kochkiſte und des Kochbeutels mit Koſtproben erteilen werden. Diejenigen, welche an dieſen Abenden teilnehmen wollen, werden erſucht, ihre Namen nebſt Wohnung in eine bei Schuldiener Weßbecher im R⸗Schulhaus aufliegende Liſte ein⸗ zutragen, worauf ſie in Gruppen eingeladen und koſtenlos angelernt werden. Zu gleicher Zeit finden im R⸗Schulhauſe die herkömmlichen Winterflickkurſe ſtatt, ſodaß die Wartezeit vom Einſetzen der Speiſen bis zu deren Entnahme auf die nützlichſte Weiſe ausgefüllt werden kann. Unter anderem können die Kochbeutel, von erfahrenen Händen zugeſchnitten, an den Flickabenden ſelbſt angefertigt werden. — Mannheim, 12. Okt. Der Kaſſier des Maler- und Tüncher⸗Verbandes, Heinrich Brechtel von Edenkoben, iſt wegen Unterſchlagung von Ver⸗ N bandsgeldern verhaftet worden. Bis jetzt iſt ein Fehlbetrag von 1100 Mark feſtgeſtellt. — Kirchheim, 12. Okt. Der verheiratete 52 Jahre alte Bremſer Wendelin Günter aus Mannheim geriet geſtern auf der hieſigen Station zwiſchen die Puffer zweier Wagen und erlitt ſchwere innere Verletzungen. In hoffnungsloſem Zuſtande wurde er in das Allgem. Krankenhaus nach Mann⸗ heim verbracht. auch Ihre bisherigen Abſichten gänzlich ändern muß. Herr Telger hat ſehr recht, wenn er meint, an dieſer Heirat wäre nun nicht mehr zu denken. Ich muß Sie darauf aufmerkſam nachen, daß Sie noch unmündig ſind und ſich bis zu Ihrem einundzwan⸗ zigſten Jahre ganz dem Willen Ihres Vormunds zu fügen haben.“ Da trat Aennchen ein paar Schritt von ihrem Bräutigam fort, und mit funkelnden Augen und glühenden Wangen rief ſie: „Aber ich weiſe dieſen Titel zurück, — ich weigere mich, mein glückliches Heim zu verlaſſen! Meine Großmutter', ſagte Sie? Wann habe ich ſie den geſehen? Was weiß ich von ihr? Hier, das iſt mein Vater und meine Mutter, die ich lieber habe, als alle Frauen von Holderns in der Welt, — und das hier iſt mein Bräutigam! Ich weigere nne Dr. Johann Heinrich Meidinger iſt heute vormittag nach kurzem, aber ſchwerem Leiden geſtorben. war im Jahre 1831 in Frankfurt a. M. geboren Vorſtand der Landesgewerbehalle ernannt, welcher Seit dem Jahre 1881 war er auch ordentliche erhellt den Saal beſſer als die bisherigen Fenſter. 8 — Karlsruhe, 11. Okt. Geh. Hofrat 2 Er 2 und wurde im Jahre 1865 zum Profeſſor und — Stelle er bis zu ſeinem Uebertritt in den Ruhe ſtand am Schluß des vorigen Jahres bekleidete e .* Profeſſor der Phyſik an der techniſchen Hochſchule hier und ſeit dem Jahre 1892 auch außerordent⸗ liches Mitglied des Gewerbeſchulrats. Geh. Hofrat Meidinger hat um die Hebung des Gewerbes, be ſonders auch an der Errichtung und Tätigkeit de Landes gewerbehalle große Verdienſte ſich erworben Durch ſeine Erfindungen und namentlich durch Konſtruktion der nach ihm benannten Oefen hat ſein Name auch weit über Baden hinaus Anſehen un Bedeutung erlangt. — Karlsruhe, 11. Okt. Der Anbau de Ständehauſes in der Ritterſtraße zählt 11 Fenſte in der Front. Der Sitzungsſaal der 1. Kamme wird durch hinausrücken der Hofwand vergrößert um die neuen Mitglieder aufnehmen zu können Der Präſidentenſitz, bisher an der Weſtwand, wir au die Oſtwand verlegt. Ein mächtiges Oberlich * 4 % n = n 2 Die Eingangshalle im Erdgeſchoß wird entſprechen tiefer. Da ſie bisher ſchon zu dunkel war, ha man vier neue Fenſter gebrochen. Der Saal de 2. Kammer wird nicht vergrößert, was zu ſchwieri wäre, erhält aber neues Geſtühl mit; ausreichenden Plätzen für 73 Landboten. Wenn man, ſo wird dem „Schw. M.“ geſchrieben, der Stand der Bau arbeiten berückſichtigt, ſo darf man wohl zweif ob noch in dieſem Jahr Kammerſitzung möglich werden, außer ganz kurze, die von einem Proviſorium nicht geſtört werden. . — K . . . 10 von Holdern,“ wandte er ſich dieſem zu, „verſtehe ich recht, ſo ſind Sie Aennchen's Vetter. Wollen Sie mir das eine verſprechen: daß Sie über ſi wachen und jeden Kummer, jede Sorge von ihr fernhalten wollen, wie ich es getan haben würde, und daß Sie verſuchen wollen, ſie in ihrem neuen Leben glücklicher zu machen, als ich das mit mein ſchwachen Kräften vermocht hätte?“ „Ich verſpreche Ihnen,“ erwiderte Franz von Holdern und drückte dem jungen Fiſcher herzlich die Hand, „daß ich wie ein Bruder über ſie wachen will!“ Das ihm angeborene Zartgefühl trieb ihn, noch hinzuzufügen: „Sie tragen dieſe Prüfung mutig; doch laſſen Sie ſich nicht niederdrücken; mit mich, ſie zu verlaſſen! Nicht wahr, Gottfried,“ — wandte ſie ſich zu dieſem, „nicht wahr, Du läßt mich nicht fort?“ „Mein liebes Aeunchen, ich habe kein Recht und keine Macht, Dich zurückzuhalten,“ erwiderte dieſer mit vor Aufregung zitternder Stimme. „Wenn ich ein Recht dazu hätte, oder wenn ich nicht davon überzeugt wäre, daß Du trotz Deines momen⸗ tanen Kummers bald wieder ganz ſo heiter ſein wirſt, wie Du als der Sonnenſtrahl unſeres Hauſes immer warſt, — glaube mir, kein Menſch auf der Welt ſollte Dich gegen Deinen Willen von mir reißen. So bleibt uns nichts als Trennung! Herr 5 N 1 9 N 8 einundzwanzig Jahren iſt Aennchen wieder ihre eigene Herrin!“ faßte Mädchen Dieſe Worte eifrig auf. „Ja, Gottfried,“ rief ſie erfreut, „das war ein gutes Wort zur rechten Zeit! Es handelt ſich im Grunde nur um ein wenig Geduld. Wenn ich mündig bin, löſe ich mein Verſprechen gegen Dich ein; ich bin Deine Braut und bleibe Dir treu!“ „Ich kenne Dein treues, warmes Herz, mein Aeunchen, und weiß, daß, wenn Du mündig und frei biſt, das tun wirſt, was Dein Herz Dir als gut und richtig vorſchreiben wird!“ Das ſagte der junge Fiſcher in ruhigem trau⸗ rigem Tone. Aennchens fröhliche W hatt kein Echo in ſeiner Bruſt gefunden. 8 das junge