die bevorſtand, unliebſam verzögert worden. Auch die Schiffahrt auf dem Neckar mußte infolge des Unfalles eingeſtellt werden. — Heidelberg, 30. Sept. Als geſtern nachmittag der Bauführer Hans Leiſter aus Darm⸗ ſtadt ſich unter der Drahtſeilbahn des Porphyr⸗ werkes „Edelſtein“ befand, hängte ſich über ſeinem Standplatz ein mit Porphyrblöcken beladener Roll⸗ wagen aus und ſchüttete ſeinen Inhalt auf Leiſter. Dieſer wurde ſchwer verletzt ins akademiſche Kranken⸗ haus gebracht. An ſeinem Aufkommen wird ge⸗ zweifelt. — Mosbach, 3. Okt. Die zu Brettingen geborene Dienſtmagd Katharina Knoll wurde am 1. Oktober im Gemmingſchen Walde auf Gemarkung Neckarzimmern mit durchſchnittenem Halſe aufge⸗ funden. Es liegt Luſtmord vor. Der Täter muß mit ſtarken Blutſpuren bedeckt ſein, da ein Kampf ſtattgefunden hat. — Marzell, 30. Sept. Neben wolle zunächſt den Abſchluß der im ganzen Lande gemachten Erhebungen abwarten und dann in eine gewiſſenhafte Prüfung der Maßnahmen zur Be⸗ ſeitigung der in größeren Städten unzweifelhaft zogen. vorhandenen Mißſtäude eintreten — Speyer, 30. Sept. Ein ſchöner Akt bürgerlicher Toleranz wurde vorgeſtern hier voll⸗ Die Bezirksrabbiner der Pfalz machten dem neuen Biſchoff, Dr. Buſch, ihre Aufwartung. Da zwei davon amtlich verhindert waren, ſo erſchienen als Vertreter die Bezirksrabbiner Dr. Landsberg in Kaiſerslautern und Dr. Meyer in Zweibrücken. Dr. Landsberg brachte zum Ausdruck, daß ſowohl er wie auch ſeine Kollegen und die Iſraeliten der Pfalz freudig Anteil nehmen an der Erhebung des Biſchofs auf den biſchöflichen Stuhl von Speyer. Biſchof Dr. Buſch dankte in herzlichſter Weiſe für dieſe ehrenvolle Begrüßung, indem er auf die Auf⸗ gabe hinwies, gemeinſchaftlich für die Bildung und matorium für männliche Lungenkranke hat die Lan⸗ desverſicherungsanſtalt Baden nun auch ein ſolches für weibliche Lungenkranke errichtet, das in den nächſten Tagen ſeiner Vollendung entgegengeht und mit Ende Oktober in Benutzung genommen wird. Das neue Sanatorium befindet ſich in öſtlicher Richtung von Marzell, auf einem bewaldeten Hügel, von dem bereits beſtehenden Sanatorium nur etwa 10 Minuten entfernt, und mit letzterem durch einen unterirdiſchen Gang verbunden der zugleich für die Warmwaſſerleitung von dem Maſchinenhauſe des be⸗ reits beſtehenden Sanatoriums dient. Die neue Anlage, für die Aufnahme von 150 Perſonen be⸗ ſtimmt, erhält, laut „B. Pr.“, den Namen „Luiſenheim“. — Karlsruhe, 30. Sept. Der Miniſter des Innern Dr. Schenkel empfing geſtern Mittag eine Abordnung der Oberbürgermeiſter unſeres Landes, die wegen der Fleiſchnot vorſtellig wurde. Nach den bis jetzt aus der Hälfte der Bezirke vor⸗ liegenden Erhebungen könne in Baden, wie der Miniſter verſicherte, von einer eigentlichen Fleiſch⸗ not keine Rede ſein, außer von einem Mangel an Schweinefleiſch, da die Nachzucht von Schweinen ſich in den letzten Wochen erheblich verringert haben ſoll. Daß durch die ſehr bedeutende Preisſteiger⸗ ung für Schweinefleiſch die Lebenshaltung der Ar⸗ beiterbevölkerung und teilweiſe auch des Mittel⸗ ſtandes ungünſtig beeinflußt werde, könne nicht in Abrede geſtellt werden. Der Miniſter erklärt, er dem Sa Geſittung des Volkes zu arbeiten. — Köln, 30. Sept. Der verſtorbene Pro⸗ feſſor des Kölner Konſervatoriums, Leiß, hat zu wohltätigen Zwecken 534000 Mk. vermacht. — Beuthen (Oberſchleſien), 1. Okt. Ein größerer Eiſenbahnunfall ereignete ſich geſtern abend 8 Uhr 43 Minuten auf Bahnhof Czernitz. Der Perſonenzug Nr. 858 (Nendza⸗Kattowitz) fuhr bei der Ausfahrt unter Nichtbeachtung des Halteſignals auf ein ſtumpfes Gleis und zertrümmerte den am Ende ſtehenden Prellbock. Die Lokomotive, der Packwagen und drei Perſonenwagen vierter Klaſſe ſtürzten die Böſchung hinab. Der Lokomotivführer Stephan und der Heizer Popratz, beide aus Katto⸗ witz, wurden getötet. Der Zugführer und zwei Reiſende wurden ſchwer, mehrere Perſonen leicht verletzt. Der Verkehr iſt nicht geſtört. Zwei Hilfs⸗ züge mit vier Aerzten ſind an die Unfallſtelle abge⸗ gangen. Der Materialſchaden iſt bedeutend. Nach einer ſpäteren Meldung wurden bisher 7 Perſonen tot unter den Trümmern des verunglückten Zuges hervorgezogen. — Petersburg, 30. Sept. Der Zar ſandte am 28. ds. Mts. folgendes Telegramm an den Miniſter v. Witte: Ich beglückwünſche Sie zu Ihrer Rückkehr aus Waſhington, nachdem Sie meinen Auftrag, der von der größten Wichtigkeit für den Staat war, glänzend ausgeführt haben. Ich lade Sie ein, am Freitag zu mir nach Björkoe und auf die Yacht „Polarſtern“ zu kommen. Die Hacht „Strela“ wird Ihnen auf meinen Befehl zur Verfügung geſtellt werden. Die Nacht „Strelg“ 0 kam am 29. ds. Mts. bei Björkoe an, als das Zarenpaar ſich an Land befand. Der Kaſſer ber⸗ lieh Witte den Grafentitel und trank während dez Diners auf ſein Wohl. Für den folgenden Tag wurde Witte zur kaiſerlichen Frühſtückstafel geladen und trat dann an Bord der „Strela“ die Rückreiſe nach Petersburg an. — Helſingborg, 1. Okt. Der Goete⸗ borger Dampfer „Niord“ iſt geſtern Abend in der Nähe der Inſel Hoen mit dem Stockholmer Dampfer „Robert“ zuſammengeſtoßen. Letzterer ſank ſofort, Wie weiter über den Zuſammenſtoß gemeldet wird, traf der „Niord“ den „Robert“, mit Schwefelkies von Huelva nach Stettin unterwegs, Mittſchiffs ay Backbord. Die Beſatzung, beſtehend aus 19 Mann und zwei Frauen, ſämtliche ſchwediſcher Nationalität, ertranken, mit Ausnahme eines Zimmerman, welcher von dem „Niord“ gerettet wurde. Die Urſache des Zuſammenſtoßes iſt noch nicht aufge⸗ klärt. Das Wetter war vollkommen klar. — Shanghai, 2. Okt. Der Dampfer „Hfieho“ von der chineſiſchen Handels⸗ und Schiff⸗ fahrts⸗Geſellſchaft lief auf der Höhe von Schantung auf eine Mine auf, die das Vorderteil des Schiffes zerſtörte. Der Dampfer ſank innerhalb 10 Minuten, wobei 15 Perſonen, darunter mehrere der europä⸗ iſchen Schiffsoffiziere, ertranken. Zwei weiße Paſſa⸗ giere, zwei Maſchiniſten und 13 Matroſen des Schiffes wurden in Shanghai gelandet. — Warſchau, 2. Okt. Auf das in der Volavorſtadt ſtehende ruſſiſche Denkmal zur Er⸗ innerung an die Einnahme von Warſchau im Jahre 1830 wurde geſtern eine Bombe geſchleudert. Es erfolgte eine heftige Exploſioun. Die Grundpfeiler des Denkmals wurden erſchüttert. Im benachbarten Invalidenhaus ſind alle Scheiben zertrümmert, Verletzt wurde niemand. Der Täter entkam. — New⸗ York, 2. Okt. Präſident Rooſevelt ſchwebte geſtern auf der Rückkehr von Oſterbay nach Waſhington in Lebensgefahr. Der Salonwagen wurde infolge Achſenbruchs 100 Meter neben den Schienen hergeſchleudert. Der Sohn und die Gattin des Präſidenten erlitten Hautabſchürfungen, während der Präſtdent unverletzt blieb. Veriehtigung. Der in Nr. 77 u. 78 im Anzeigenteil unſeres Blattes erſchienene Fahrplan iſt nicht ganz richtig und legen wir denſelben in berichtigtem Zu ſtande unſerer heutigen Ausgabe als Extrabeilage bei. nach der Folly, um nach dem Hochwaſſer zu ſehen, als ſich mit großem Getöſe ein Teil der Folly mit den Herrſchaften losriß und in die Tiefe ſtürzte. Eine leere Schute mit vier Schiffern kam vorbei, legte ſogleich bei, und die Männer verſuchten es, die Beiden zu retten!“ „Es iſt doch gelungen?“ rief Hammer atem⸗ los. f Müſſig ſchüttelte den Kopf. Als aber Hammer Miene machte, ſich dem Ufer haſtig zuzuwenden, rief er: „Da kommen ſie ſchon!“ a Die vier Schiffer hatten Bahren herbeigeſchafft, und ſo nahte ſich ein erbarmungswürdiger Zug dem Hauſe: auf der erſten Bahre lag die triefende Leiche Céciles, auf der zweiten der tote Knabe. Leo Bergheim wankte laut weinend vorauf. Als er Julius ſah, umarmte er ihn weinend und ſchluchzte: „Ich habe alles verloren! Dank, daß Du ge⸗ kommen!“ ſagte: Er öffnete das Prunkzimmer des Hauſes und „Legt meine Cécile dort auf das Sofa, Felir letzten Willen auf!“ auf die Chaiſelongue!“ Die rohen, aber gutmütigen Schiffersleute ſagten: „Auf die koſtbaren Möbel 2“ Leo erwiderte: 5 „Für meine lieben Toten iſt nichts zu koſtbar!“ Hammer konnte bei dem Anblick der noch im Tode ſo ſchönen Frau, des herzigen Knaben ſich nicht ent⸗ halten, ſich an die Wand zu lehnen und Tränen zu vergießen, denn es war ein grauſiger Anblick, die triefenden Leichen auf den Seidenplüſchmöbeln zu ſehen. 0 Bergheim aber kniete an Cöéciles Seite und küßte ihre kalte, weiße Hand. Mühſam flehte er Hammer an. „Dort iſt Geld im Käſtchen, belohne die Männer und ſende Müſſig nach einem Beerdigungs⸗Inſtitute vornehmer Art! Ordne alles, Julius, ich ſelbſt bin keines Gedankens fähig!“ Hammer gab jedem Schiffer ein Zehnmarkſtück; dankend und mit betrübten Mienen gingen die Männer. Julius mußte ſich auf Sittbühl einquar⸗ tieren und alles überwachen. Leo ging wie ein Automat hin und her. ohne Trank bei der Toten. Endlich war das Begräbnis überſtanden. Sein Kontor hatte Leo noch nicht wieder beſucht. Als Julius davon ſprach, antwortete er, die Hand an die Stirn legend: „Ja ſo, ich muß ja leben.“ Er ging auch, kam aber bald wieder. Julius widmete ſich ganz dem Freunde. Als dieſer nun ſich in den Reſt der Folly ſetzte, der ſtehen geblieben war, ſagte Julius: „Leo, das geht nicht! Die Strompolizei ver⸗ langt Abſperrung und Sicherung des Ufers.“ Ia o Am nüchſten Tage ſagte er: „Um eines bitte ich Dich, Freund, nimm meinen „Leo, ich hoffe —!“ „Hoffe nichts! Hoffnung täuſcht! Denn eh' man es begriff, verſchollen war's vergeſſen!“ noch. Die letzten Worte murmelte er nur Auch das war geſchehen. „Leo,“ ſagte da Hammer, „triff Anordnungen für das Geſchäft, laß uns reiſen!“ „Wohin?“ „In den Schwarzwald, Luft, Zerſtreuung.“ „Mir iſt es recht!“ Sie fuhren ab. Als ſich Hammers Ferien dem Ende zuneigten, kehrten ſie heim. Du brauchſt andere Er ſaß ohne Speiſe und Julius mußte zum Gericht, Leo fuhr nach dem Friedhofe hinaus. Weinen konnte er nicht mehr, ruhelos kehrte er zurück. — Am andern Abend kam Julius Sittbühl. „Wo iſt der Herr?“ fragte er den Diener. „In der Folly,“ ſagte der Gefragte. Hammer ſchritt hinab auf den Gartenwegen. Da ertönte ein dumpfes Getöſe: der Reſt der Folly und mit ihr der Reſt des Erdreiches war in den Strom geſtürzt. Hülfe war bei der Hand, aber nach Leo Berg heim ſuchte man vergebens, erſt am andern Tage gelang es die Leiche zu finden, ein Balken des Pavillonreſtes hatte den Aermſten in die Schlafe getroffen. Julius faltete die Hände: „Ihm iſt wohl! Verſchollen und vergeſſen! Er ließ den Freund beerdigen. Leo hatte eln Legat von fünfzigtauſend Mark ausgeſetzt, dei Namen aber freigelaſſen. Jetzt ſtand an der leeren Stelle: „Dr. Julius Hammer,“ und die Bemerkung: „habe ich ſchließlich ſelbſt geſchrieben.“ f Sittbühl ward verkauft, denn es war an weite läufige Verwandte gefallen, die außerdem noch durch ein Baarvermögen reiche Leute wurden. Julius Hammer heiratete erſt ſpäter, als er die Erinnerungen an Sittbühl, an die ſchöne Coôcile wieder nach und den herzigen Felix, ſowie an das Ende des lieben, unglücklichen Freundes überwunden hakte. In ſeiner Arbeitsſtube hing ſpäter über ſeinem Schreibtiſche in Buntſtickerei ein Tableau, welches lautete: 5 „Des Glückes Grund hat niemand noch ermeſſen, Denn eh' man es begriff, verſchollen war's, vergeſſen! 95 0 155 8 — — Late A it, An 81 nner 9 Jumer!