Truppenübungsplatz Friedrichsfeld bei Weſel (7. Ar⸗ meekorps), Nr. 14 in Kolmar und Nr. 15 in Straßburg gebildet, erhält den Namen „Jäger⸗ Regiment zu Pferde Nr. 3“ und kommt nach Kolmar in Garniſon, wo es zur dortigen 39. Diviſion tritt. — Karlsruhe, 27. Sept. aufruf der Zentrumspartei iſt erſchienen. zunächſt auf die Errungenſchaften des letzten Land⸗ tages, das direkte Wahlrecht hin, für deſſen Zu⸗ ſtandekommen ein weſentlicher Teil des Verdienſtes dem Zentrum zukomme. Sodann wendet ſich der Aufruf gegen den Vorwurf des Volksverrats. Das Zentrum ſei keine konfeſſionelle Partei, ſondern eine politiſche. In dem Aufrufe werden u. a. gefordert: Reform des Gemeindewahlrechts dahin, daß auch Gemeinden über 2000 Einwohnern ihre Bürger⸗ meiſter und Gemeinderäte direkt wählen dürfen, Neuregelung des Wahlrechts in den Städten der Städteordnung (Abſchaffung der Klaſſeneinteilung), direkte Wahl der Mitglieder der Kreisverſammlung, die vom Volke zu wählen ſind, Regelung des Amts⸗ verkündigerweſens (reine Anzeigenblätter ohne einen politiſchen Teil), Zulaſſung von Männerklöſtern, Erhaltung des Religionsunterrichts in der Volks⸗ ſchule, Einreihung der Volksſchullehrer in den Ge⸗ Haupttage des Volksfeſtes wurden 700 Brieftauben aus allen Teilen des Reiches zu einem Wettflug haltstarif. In der Frage der Betriebsmittelgemein⸗ ſchaft und der Tarifreform wird ausgeführt: es müſſe der Volksvertretung das Recht der Mitent⸗ Wie jede Verteuerung bei Benützung der Eiſenbahn, ſo ſolle auch jede Ver⸗ mit einer ſcheidung gewahrt ſein. ſchlechterung ferngehalten und das Intereſſe der ganzen Bevölkerung in all ihren Klaſſen gewahrt werden. des Staates Laſten. Je näher man dem Ideale einer gerechten Verteilung der öffentlichen Laſten komme, deſtomehr werde dem ſozialen Frieden gedient. Mit dem Hin⸗ weis auf die Bedeutung der kommenden Wahl ſchließt der Aufruf. Zugleich teilt der „Bad. Beob.“ mit, daß die Zentrumstaktik für die Stichwahlen erſt am Tag nach den Hauptwahlen von dem Zentral⸗ komitee feſtgelegt werde, daß aber jetzt ſchon ſicher ſei: Nie und nimmer giebt ein Zentrumsmann ſeine Stimme einem Blockkandidaten. — Karlsruhe, 27. Sept. In einer ſtark beſuchten Verſammlung der „Block“⸗Parteien beant⸗ wortete der freiſinnige Kandidat die von national⸗ liberaler Seite geſtellte Frage, wie ſich der Kandi⸗ dat zur Zulaſſung von Klöſtern ſtelle, dahin: Das beſtehende Geſetz von 1860, das die Zulaſſung von nur bald mit der Straßenbahn hinaus; vor unſerer Gartentür befindet ſich ein Haltepunkt!“ „Ja, Leo, ich komme bald! Und Dein Ge⸗ ſchäft?“ „Geht großartig, Julius!“ „Trinken wir auf Deine Familie und Dein Geſchäft!“ Sie hatten die brachen auf. „Auf Wiederſehen, Leo!“ „Halte Wort, Julius!“ So trennten ſie ſich, brummte: „Wer hätte das von Leo Bergheim gedacht? Freilich, ein Liebling Fortunas war er ja ſtets! Aber gleichviel, ich gönne ihm ſein Glück, er verdient es, er war ſtets ſtrebſam und niemals ſelbſtſüchtig und geizig! Es vergingen drei Wochen, ehe der Rechtsan⸗ walt nach Sittbühl hinaus kam. Aber er war entſchädigt für dieſes lange Warten. Er fand eine wunderbare ſchöne Franzöſin, leicht und grazibs wie ihre Mutterſprache, eine Frau von 21 Jahren mit blauſchwarzen Haaren und blauen Augen unter nachtſchwarzen Augenbrauen! Ihr Sohn Felix war ſo ſchön und ſanft wie ſeine Mutter! Julius Hammer war von dieſem Frauen⸗ bilde, welches alten Meiſtern nachgebildet erſchien, wahrhaft entzückt und geriet bei dieſem reinen Deutſch in das tiefſte Erſtaunen. Wenn er ſie aber mit und zweite leer Flaſche 1 „ Julius Hammer Leo franzöſiſch ſprechen hörte, wußte er dieſen Wohl⸗ laut der Stimme nicht genug zu preiſen. „Mache mich nicht ſtolz!“ ſagte Leo. „Man ſagt, die Götter ſeien auf ſtolze Menſchen neidiſch und zerſtörten ein allzugroßes Glück. Uebrigens mußt Du Cécile erſt ſingen hören!“ Julius war ein Kinderfreund. Da Leo den alten Jugendfreund an dieſem Tage nicht wieder Der Wahl⸗ Er weiſt Eine der wichtigſten Aufgaben im Leben ſei die Verteilung der öffentlichen Klöſtern in das diskretionäre Ermeſſen der Regier⸗ ung ſtelle, bedeute einen überholten und gefährlichen Zuſtand für die Zukunft. Zu keinem Miniſterium könne er das Zutrauen haben, daß es das Richtige treffe, entweder in einſeitiger Zurückhaltung oder in ungemeſſenem Gewähren. Dieſer Zuſtand müſſe eine geſetzliche Regelung erfahren, denn eine ſo wichtige Frage könne unmöglich dem Ermeſſen von drei Miniſtern anheimgegeben werden. Er ſehe der Initiative der Regierung oder der Kammer entgegen, eine geſetzliche Aenderung einzuführen, wobei ſchranken⸗ loſe Kloſterfreiheit ausgeſchloſſen ſei. Dabei könne auch das Zentraum endlich einmal ſagen, wie es ſeinen Kloſterantrag durchgeführt wiſſen wolle, nach Zahl der Klöſter, den Inſaſſen und unter welcher Kontrolle. Wenn dabei das Zentrum ſich darauf beſchränke, das eine oder andere Kloſter in rein katholiſchen Gegenden zu beanſpruchen, unter Ein⸗ haltung der allgemein geſetzlichen Beſtimmungen für Vereine, damit den Landeskindern Gelegenheit ge⸗ geben werde, in heimatlichen Klöſtern ihr religiöſes Leben zu führen, ſo würde er ſeine Zuſtimmung nicht verweigern, damit endlich dieſer Zankapfel be⸗ ſeitigt und ein geſetzlicher Zuſtand geſchaffen werde, bei dem ſich ein jeder beruhigen könne. — Stuttgart, 27. Sept. Am geſtrigen losgelaſſen. Die erſte Abteilung hatte die Be⸗ ſtimmung, eine Huldigungsdepeſche an den Kaiſer nach Berlin zu überbringen. Der zweite Flug war Depeſche an den Prinzregenten von Bayern und der dritte Flug mit einer ſolchen an den Großherzog von Baden verſehen. Die meiſten nahmen ihre Richtung raſch auf. Als Vertreter des Königs wohnte Generalleutnant von Marchthaler dieſer Veranſtaltung bei. — Berlin, 28. Sept. Geſtern abend ent⸗ lud ſich über Berlin und Umgegend ein ſchweres Gewitter, das vielen Schaden anrichtete. Mehrere Stadtteile wurden vollſtändig überſchwemmt, ſodaß der Straßenbahnverkehr zum Teil eingeſtellt werden mußte. Vielfach mußte die Feuerwehr eingreifen, da eine große Anzahl von Kellern uſw. unter Waſſer ſtanden und ausgepumpt werden mußten. — Berlin, 27. Sept. Heute morgen gegen 4 Uhr entſtand in dem neuen Lagergebäude des Kabel⸗ werks Oberſpree in Oberſchönweide ein großes Scha⸗ denfeuer. In dem brennenden Gebäude waren leicht entzündliche Stoffe wie Seide, Wolle und Ju te enthalten, ſo daß das Feuer reichliche Nahrung fortließ, ſo attachierte ſich Felix ihm voll und ganz. Julius mußte das Souper mit einnehmen und zum Abend ſaß Cécile am Piano und entlockte den toten Taſten lebendige Töne! Ach, dieſes himmliſche Weib! Ganz begeiſtert ward der Freund aber, als Leo bat: „Cécile, Dein Lieblingslied!“ Cöesile zierte ſich nicht im Geringſten und be⸗ gann ſofort einen wunderbaren Geſang, der den Refrain hatte: 8 „Zweifelhaft iſt immer das Glück, Gott allein bleibt der Schatz des Herzens!“ Dieſe Worte berührten Julius Hammer wunder⸗ bar. Als ſie zum letzten Male ertönten, ſagte er: „Ja, zweifelhaft iſt immer das Glück, Gott allein bleibt der Schatz des Herzens!“ Und hernach, als Felix ſich von dem neuen Freunde verabſchiedet hatte und ſchlafen gelegt worden war, ſaßen die Herren allein im Pavillon Folly, und Leo erzählte die Geſchichte ſeiner Liebe. „Als ich den Boden von Madras betrat, feſſelte mich das Morgenländiſche dieſes Fleckchens Erde mit jenem unlöslichen Zauber, den es auf jeden ausübt, der zum erſten Male den Boden Indiens betritt. Das Kontor befand ſich in der Stadt, ſo bekam ich von der Familie nur meinen Chef, Herrn Jerome Mornau, zu ſehen. Anders kam es aber als mich Herr Jérome nach drei Wochen, als er meinen Wert erkannt hatte, wenn ich es ſagen darf, zu Tiſch nach ſeiner Villa in der Vor⸗ ſtadt Béramopur einlud, wo ich von Madame Mélanie empfangen ward. Sie war das ältere Ebenbild Céciles! Céeile ſelbſt war damals eben 15 Jahre alt, als ich ſie zum erſten Male ſah, ein leibhaftiger Engel an Schönheit und Herzensgüte. Sie nahm den Allemand mit einer Herzlichkeit auf, die ſofort meine ganze Seele gefangen nahm. Ich ward ihr Lehrer in der deutſchen Sprache und bald Garten von einer Brillenſchlange gebiſſen und ſtarb ſchon nach drei Stunden, trotzdem ärztliche Hilfe fand. In kurzer Zeit hatte ſich denn auch der Brand faſt über das ganze über 80 Meter lange Gebäude hinweg ausgedehnt. Nahezu zwei Drittel 5 b des geſamten Lagerbeſtandes wurden ein Raub der Flammen. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt ahn jedenfalls auf Selbſtentzündung zurückzuführen. 9 — Neapel, 28. Sept. Veſupkegels wird befürchtet. Veſuv⸗Obſervatoriums meldet, daß infolge der Durchlöcherung des Kegels namentlich auf der 75 Neapel zugewandten Seite große Gefahr für den F baldigen Einſturz des geſamten Kegels beſteht. 4 — Paris, 27. Sept. Das Vermögen des 5 in verſtorbenen Barons Alphonſe von Rothſchild iſt n nunmehr feſtgeſtellt. Es beträgt insgeſamt 940 orb Millionen Frks., von denen die Steuerbehörde 21 ung Der Einſturz dez 4 Der Direktor des erhebt. Die Erbſchaft zerfällt in vier Teile, von denen zwei Teile an die Wit we des Verſtorbenen, ein Teil an die Tochter Madame Ephruſſi und ein rn Teil an den Sohn Eduard Rothſchild fällt. Ir 7 1 Hachnigu Litterariſches. 25 Auf ſeiner Jahresfahrt iſt der „Lahrer Hinkende Bote“ (für 1906) nun auch wieder⸗ um bei uns eingekehrt. Der Alte macht die Ge. ſetze der Natur zu ſchanden: je höher die Zahl ſeiner Jahre, deſto ſtattlicher erſcheint er und ſtapft Ann ſo ſiegesgewiß einher wie anno 70. Und das darf er mit Recht. Neben dem gewohnten lehrreichen Nachſchlage⸗ teil bringt er uns diesmal eine ſolche Fülle von Erzählungen, ernſten und heiteren, daß man lange daran zu leſen hat. Und in jede dieſer Erzählungen iſt eine Nutzanwendung, eine Lehre für das praktische Leben hiueingeheimnist, die man nach der Lektüre ſich offenbaren ſieht, wie in der geöffneten Nuß den Kern. Natürlich hat der Hinkende auch die „Welt. begebenheiten“ Revue paſſieren laſſen und daran all manch ergötzlich Wörtlein der Kritik und Lehre ge knüpft. Das einleitende Gedicht: „Kennſt du das Buch“ iſt der Sammlung „Auf einſamen Gängen des berühmten Kanzelredners und religiöſen Dichters Karl Gerok entnommen. Möchten ſeine Schlußverſe:; Gott ſpricht zu dir auch im Kalender, Drum brauch und lies ihn mit Verſtan! den Leſern des „Hinkenden“ Nutzen bringen. Ichmeinemarkt Seckenheim Der heutige Ferkelmarkt war mit 147 Stück be⸗ fahren und wurden 100 Stück zum Preiſe bon 20—26 Mark pro Paar abgeſetzt. mehr. Die Liebe iſt gelehrig, und ſo ward ſie mit 16 Jahren mein geliebtes Weib! Unſere gute Mutter ward uns früh entriſſen, mein Schwiegervater ward bald darauf im eigenen ſofort zur Hand war. Damals ward Madras Cécile zuwieder, denn ſie war in Frankreich geboren. Sie redete mir zu, mein Geſchäft zu verkaufen. Als dieſes geſchah, war unſer Felix eben drei Jahre alt, und wir ſiedelten nach Deutſchland über. Das iſt alles!“ Soeben trat Cécile in die Folly ein. Sie erzählte, wie der Knabe ihr, nachdem er ſein deutſches Nachtgebet geſprochen, noch Grüße an den „neuen Onkel“ aufgetragen. Man unterhielt ſich noch längere Zeit über Madras und Umgebung, von indiſchen Sitten und indiſchen Sagen, bis der Rechtsanwalt die Uhr zog und ſagte: ö „Der letzte Zug kommt bald. Ich muß auf⸗ brechen!“ ——— Eben durchſchwirrten Johanniskäferchen leuchtend Menz „Dieſer Tag wird mir unvergeßlich ſein, 21 1 gnädige Frau,“ nahm er Abſchied, „mein Freund Leo iſt zu beneiden!“ „Gute Nacht, Herr Doktor,“ gab ſie zurück, „vergeſſen Sie das Wiederkommen nicht!“ Er verbeugte ſich. ö „Wie könnte ich? Gute Nacht! „Gute Nacht!“ drückte ihm Leo die Hand. bolbele 1 Modes abretter 5 55 „ (Schluß folgt. 4 1 . 1