1 N Uhr ung nen Preis vierteljährlich Mark 1.— a Redaktion, Druck und Verlag der inkt Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Ait illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Creitag, den 22. Feptember . 1 35 5 — 1 Et⸗ Die politiſche Seite der Ffleiſehteuerung. 5 Die zur Zeit in Deutſchland herrſchende Fleiſch⸗ t bis jetzt in der Tagespreſſe eigentlich ige ihre volkswirtſchaftlichen Bedeutung hin ge⸗ 1 bporden. Aber es iſt zweifellos, daß die eser Erſcheinung zuſammenhängenden Fragen 15 ieegs bloß auf das gedachte Gebiet be⸗ eönken, ſondern daß ſie vielmehr einen allgemeinen ee LChbarakter angenommen haben, Dank der deitation zu gunſten einer Oeffnung der eie für die Schlachtvieheinfuhr. Vor indie bisherige Stellungsnahme der maß⸗ “Berliner Stellen zu der Fleiſchteuerung eie Bevölkerungskreiſen ſtark verſtimmt, und eelinmung iſt es eben, welche der ganzen Megesheit ihre politiſche Seite verleiht. Die hirdige Teilnahmloſigkeit, mit welcher der eite Beamte des Reiches und Preußens, Fürſt Mod, der Bewegung anläßlich der Fleiſchnot zu⸗ die ſonderbare Art und Weiſe, in welcher ibeenziſche Handelsminiſter und der preußiſche ietschaftsminiſter beim Empfange von Depu⸗ ite in Sachen der Fleiſchnot über dieſe im docz nef empfundene Miſeère geäußert haben, ii hat großes Befremden in weiteſten Kreiſen heßlerung Deutſchlands erzeugt und zu der ie mehr ſich zeigenden Verſtimmung ſelbſt Velkerungselementen, die für gewöhnlich nichts ie als oppoſitionell geſinnt ſind, gegen die ei geführt. Der Reichskanzler Fürſt Bülow iz ſeine Verantwortlichkeit in dieſer wichtigen bekanntlich durch die Erklärung von ſich ab⸗ ies geſucht, daß die vielfach geforderte Oeffnung eichsgrenzen für die Einfuhr von Schlachtvieh ee Auslande nicht ſeine Sache ſei, ſondern de Zuſtändigkeit des preußiſchen Landwirtſchafts⸗ Novelle von F. Sutau. 14, Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Ae iſt ja auch viel ſchöner, viel klüger, viel Aogller als ich unbedeutendes Geſchöpf; Du mußteſt ee Aöſtand ſehen! „Aber Bruno“, Evas Stimme dabei, ich bin doch deine Frau, und Du ich doch auch früher lieb gehabt, und Lotti doch unſer Kind!“ Dee glitt zur Erde nieder und umklammerte ſeine Knie! Iich liebe Dich doch ſo unendlich, Bruno. 5 den alle Deine Liebe zu mir erloſchen? Iſt — ii aöglich, daß Dein Herz ſich mir wieder zuwenden kann!“ — „Steh auf, Eva! Ich bitte Dich, ſagte N Anweg tief erſchüttert von denſchmerzlichen Worten, mit An legte er mit einer faſt ſcheuen unſicheren Be⸗ ten. gung die Arme um Eva und zog ſie an ſich. Und 1 een Angen der jungen Frau da leuchtete es auch hen wieder auf im ſeligen Glück. n liebſt mich doch noch Bruno! Nicht wahr?“ ie mit kaum zu dämpfendem Herzensjubel und Al ſich vertrauensvoll an ihn. i muß Dir nun alles geſtehen, Eva, her, damit alles licht und klar zwiſchen uns wird und miniſters unterliege. Natürlich bedarf aber dieſe ſeltſame Auffaſſung des leitenden Staatsmannes des Reiches und Preußens kaum einer beſonderen Widerlegung, als Reichskanzler wie als preußiſcher Miniſterpräſident iſt er durchaus zuſtändig für die Oeffnung der Reichsgrenzen, beziehendlich der Grenzen des preußiſchen Staates, und wenn ſich Fürſt Bülow für eine ſolche Maßnahme energiſch ins Zeug gelegt hätte, ſo würde wohl Herr v. Podbielski ſchwerlich widerſprochen haben. Berliner Stellen nicht bald gelingen, Mittel und Aber Fürſt Bülow hat es vorgezogen, einer ihm offenbaren Entſchließung auf die einfachſte Weiſe aus dem Wege zu gehen und es dem Land⸗ wirtſchaftsminiſter zu überlaſſen, durch welche Mittel der herrſchenden Fleiſchnot vielleicht begegnet werden könnte. Herr von Podbielski hat ſich ja nun auch dazu verſtanden, ſeine Verfügung an die preußiſchen Landwirtſchaftskammern und Regierungspräſidenten betreffs der Fleiſchnot zu erlaſſen, in welcher er eingehende Unterſuchungen über dieſe Kalamität an⸗ ordnet. Aber mit dieſem Vorgehen hätte Herr von Podbielski nicht ſo lange warten müſſen, wenn er dieſe Verfügung früher erlaſſen hätte, ſo würde er hiermit ſicherlich erheblichen Eindruck auf die Bevölkerung gemacht haben. Und falls es ander⸗ ſeits Fürſt Bülow als Reichskanzler über ſich ge⸗ wonnen hätte, den Bundesrat trotz der ſommerlichen Ferienpauſe zu einer Extraſitzung einzuberufen, um dieſer Körperſchaft Gelegenheit zu geben, Stellung zu der momentan wohl wichtigſten Frage für Deutſchland zu nehmen, ſo würde ſchon dieſer Schritt gewiß genügt haben, um die entfachte maßloſe Agitation wegen Oeffnung der Reichsgrenzen zu dämpfen. Aber der Kanzler vermochte ſich zu einem Schritte nicht zu entſchließen, er ging lieber nach Norderney und verſtopfte die Ohren gegen die maſſenhaft anſchwellenden Klagen über die Fleiſch⸗ teuerung, eine Haltung die nicht wenig dazu mit zur alten Liebe das alte Vertrauen zwiſchen uns zurückkehrt.“ — Steinweg ſeufzte tief und dann ſagte er mit ſeltſamer verſchleierter Stimme: „Leonore Warden war meine erſte Liebe. Sie iſt hochgebildet, geiſtig bedeutend und von eigenartiger Schönheit. Es zog mich zu ihr hin wie mit dämoniſcher Gewalt. Eins aber fehlt ihr, Eva, das echte wahre Frauen⸗ gemüt, womit Du bei mir unbewußt über ſie ge⸗ ſiegt haſt. Solche Naturen wie Leonore können uns Männer zur heißeſten Liebe und Leidenſchaft ent⸗ flammen, uns ganz aus den Fugen bringen, ein ruhiges gleichmäßiges Glück aber würden wir nie an ihrer Seite finden, es ſei denn, man iſt ſelbſt ſchon ganz Herr ſeiner Gefühle oder man iſt imſtande, immer nur bewundernd zu ſolch' einer Schönheit aufzublicken. — Leonore und ich hätten niemals auf die Dauer zuſammen gepaßt, ich preiſe das Geſchick, das mich vor Jahren von ihr riß, und ich preiſe noch mehr die Vorſehung, die mir die Augen der Erkenntnis geöffnet und mich in Deine Arme, liebe Eva, geführt hat. Ich glaube, ich bin geheilt, und das haſt Du vermocht, Du kleine Zauberin.“ Er ſah ihr offen in die blauen Augen, und er wollte jetzt anfangen ſich Vorwürfe über ſein Benehmen in den letzten Tagen zu machen. Die junge Frau ſchloß ihm aber lächelnd den Mund mit einem Kuß. „Weil ihr Männer eigent⸗ lich das ſchwache Geſchlecht ſeid!“ rief ſie fröhlich beigetragen hat, Unzufriedenheit im Volke hervorzu⸗ rufen. Es iſt vielleicht ein Glück für die Reichs⸗ regierung, daß jetzt keine allgemeinen Wahlen zm Reichstage bevorſtehen, ſonſt hätten ſie unter dem ſchweren Drucke der Fleiſchteuerung leicht eine Wiederholung des verblüffenden Sieges der Sozial⸗ demokratie bei den Reichstagswahlen von 1903 bringen können. Aber was jetzt nicht iſt, kann leicht noch werden; ſollte es den maßgebenden Wege zur wirkſamen Bekämpfung der Fleiſchnot ausfindig zu machen, ſei es dies nun mit oder ohne Oeffnung der Reichsgrenze, ſo wird ſich die poli⸗ tiſche Seite der Fleiſchnot bald empfindlich genug herausſtellen. Verſchiedenes. Ladenburg, 22. Sept. Auf Sonntag den 24. September, nachmittags halb 4 Uhr, ha das nationalſoziale Wahlkomitee in das „Schlößchen“ zu Seckenheim eine öffentliche Volksverſamm lung einberufen und als Redner für dieſe Ver ſammlung Herrn Dr. Friedrich Naumann, de gelegentlich der Tagung des Vereins für Sozial politik in Mannheim weilt, gewonnen. Dr. Nau mann wird über: „Politiſche Fragen der Gegen wart“ ſprechen. Der bekannte Politiker und glän zende Redner, welcher ſich viele Verdienſte um den Liberalismus erworben hat, wird ſicher alle Liberale im Wahlkreiſe um ſich ſcharen. Ladenburg, 22. Sept. Der Entwur zum Winterfahrplan für die Main⸗Neckar⸗Eiſenbahr hat einige Aenderungen erfahren, welche für di Stadt Ladenburg von Intereſſe ſind. Zug Nr. 922 Richtung Mannheim⸗Heidelberg, welcher ſeither hieſige Station ohne Aufenthalt durchfuhr, wird künfti mit einer Minute Aufenthalt von 116 bis 1.7 nach mittags hier anhalten. Außerdem wird ein weitere „deshalb ſoll Dir alles verziehen ſein. Wir ſin die Starken, die Euch von ſolchen Abwegen wiede auf die richtigen Bahnen leiten müſſen.“ An der nur angelehnten Tür, die nach dem Boudoir führte, ſtand Leonore. Sie war, gleich nachdem Steinweg mit Eva das Zimmer verlaſſen, erwacht. Geſtärkt und gekräftigt hatte ſie ſich nach dem langen Schlaf von ihrem Lager erhoben. Als ſie dann Evas Stimme im Salon vernommen, hatte ſie dann der Verſuchung nicht wiederſtehen können, z lauſchen. 5 Die einfache ſchlichte Redeweiſe der jungen Frau hatte Leonore wunderbar ergriffen. i Wie ein vernichtender Urteilsſpruch aber hatten dann Steinwegs Worte an ihr Ohr geklungen. So urteilte der Mann über ſie, der noch in der vergangenen Nacht, halb ſinnlos vor Leidenſchaft, ſie in ſeine Arme hatte ſchließen wollen, und der ihrheute morgen blindlings in den ſchwankenden Kahn gefolgt war, um das Kind retten zu helfen, und um deſſen willen ſie die Liebe einer der beſte Männer zurückgewieſen hatte, weil ſie der unſelig Neigung zu Steinweg nicht Herr zu werden ve mocht hatte und mit dieſer ſündhaften Neigung im Herzen dem edlen Doktor Erich kein Jawort zum Ehebund hatte geben wollen. Mit einem unendlich bitteren Ausdruck in dem blaſſen Geſicht wandte ſich Leonore von der Tür hinweg. 5 8 Steinweg mochte Recht haben, dieſer