n 9 bol! Ia f freund. 322 8 N U 5 5 — — — 2 — Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der ——ů—r*—*ð¹kdI] raerei Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 pf Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. * 74. — — eee 8 Treitag, den 15. Ceptember 1905. TNechkiſten⸗ Aneftenuas, Wir haben kürzlich e daß der Frauen⸗ lerein Mannheim anläßlich der Jahresverſammlung des deutſchen Vereins für Armenpflege und Wohl⸗ ligkeit in den Tagen vom 21. bis 25. Sep⸗ enber im Rathausſaal in Mannheim eine nn⸗ Algelkliche Ausſtellung von Selbſtkochern (Koch⸗ een) veranſtalten wird. Es dürfte angebracht Fein, der Schilderung der reichbeſchickten Ausſtellung Ahige Worte über den Zweck, die Herſtellung und Verwendung der Selbſtkocher vorauszuſchicken. Die Wirkung der Selbſtkocher beruht einzig Id allein auf dem Prinzip der ſchlechten Wärme⸗ lung mancher Körper. Die gut durchhitzten Sheiſen werden in der Kochkiſte mit Stoffen, welche ie Wärme zuſammenhalten, ſog. ſchlechten Wärme⸗ tern umgeben und dadurch heiß erhalten. Durch de zuſammengehaltene Hitze erweichen die Nahrungs⸗ Mittel und werden gar. Wie günſtig dieſe Art e Garkochens iſt, geht aus den Ausführungen e berühmten Chemikers Juſtus von Liebig in ſeigen chemiſchen Briefen über die vorteilhafteſte Au zu kochen und zu braten hervor. Liebig ſagt: Mird das zur Speiſe beſtimmte Fleiſchſtück in hen Topf getan, ſobald das darin befindliche Maſſer ſich im ſtarken Aufwallen befindet, das Heeden einige Minuten unterhalten und der Topf daun an einen warmen Ort geſtellt, ſo daß die Tanperatur des Waſſers ſich auf 70 bis 74 Grad hält, ſo ſind die Bedingungen erfüllt, um dem Pleiſchſtück die zum Genuſſe geeignete Beſchaffenheit erteilen. Das Fleiſch bleibt ſaftig und ſo schmackhaft, als es überhaupt werden kann, der größte Teil der ſchmeckenden Beſtandteile bleibt im Fleiſch! Nach Liebig braucht ſomit das Fleiſch gar zu werden, nicht längere Zeit auf einer er von 100 Grad C. e zu Das Glü Novelle von F. Sutau. 5 12. bung. (Nachdruck 9 1 0 Mit faſt dämoniſcher Gewalt feſſelte dieſes Schauſpiel aller Augen. Ein lähmender Zuſtand Ohnmacht gegenüber ſolcher Naturgewalt erfaßte en jeden. Niemand dachte mehr daran zu handeln, den wilden Fluten zu bergen, was noch zu keiten war, denn dort wo die hohen Waſſermaſſen Mittelbar hereinbrachen, ſchien nicht mehr gerettet werden zu können. Erſt als die Waſſerwogen durch die Fabrikge⸗ Müde ſtrömte und die zunächſtligenden Häuſer nun AMutlich bedroht wurden, kam wieder Leben in die keſtarrten Menſchen. „Das arme Vieh die Hühner, unſere ſchönen Betten,“ riefen jammernde Stimmen durcheinander, in Frauen rangen verzweiflungsvoll die Hände. Die Früchte jahrelangen Fleißes mühſeliger Mbeit waren dahin. Ach eine einzige verderben⸗ bringende Stunde genügt alles zu zerſtören. Es wird alles erſetzt werden,“ tröſtete Stein⸗ die Leute. „Die Stadt wird nicht ſehr von dem Waſſer bedroht, ſo daß Ihr Alle Uuterkunft Men werdet. Menſchen ſind doch wohl nicht mehr in den Häuſern, auch die Kinder ſind alle hier?“ „Ja, ja, unſere Kinder ſiud alle in Sicherheit!“ 17 75 die Frauen, welche ihre Kleinſten auf den rare hr care werden, ſondern es genügt eine Temperatur von 70 bis 74 Grad. Ein leiſtungsfähiger Selbſt⸗ kocher darf alſo die Temperatur der Speiſen während der Zubereitungszeit nicht unter 70 Grad ſinken laſſen und es giebt ein recht einfaches Mittel, um ohne zeitraubende und umſtändliche Kochverſuche ein Urteil über dieſe Leiſtungsfähigkeit eines Selbſt⸗ kochers zu gewinnen. Nimmt man als mittlere Kochzeit für Speiſen 4 Stunden an, ſo wird ein Selbſtkocher dann zum Garkochen wirklich leiſtungsfähig ſein, wenn er die Temperatur kochend eingebrachten Waſſers nach 4 Stunden nicht unter 70 Grad hat ſinken laſſen. Dabei iſt es ganz gleichgiltig, ob der Speiſeinhalt des Kochers groß oder klein iſt, es kommt für die Beurteilung der Leiſtungsfähigkeit nur darauf an, daß die Temperatur auf einer genügenden Höhe gehalten iſt. Die Herſtellung der Kochkiſte iſt billig und einfach. Jedermann ſelbſt einrichten es eignet ſich hierzu ſchließende Behälter z. B. die aus ſtarken Brettern beſteht und keine Ritzen jeder gut jede gewöhnliche Kiſte, kann ſich eine ſolche Kiſte und einen gut ſchließenden Deckel beſitzt. Zur in einem kinderreichen Hauſe vielbeſchäftigte Haus⸗ Füllung dienen als ſchlechte Wärmeleiter Holzwolle, Heu, Stroh, Asbeſt, Kork u. ſ. w. Als Kochtöpfe können alle gewöhnlichen Töpfe und zwar emaillierte, eiſerne und irdene benützt werden. Am geeignetſten ſind wohl die Emailtöpfe. Kochkiſte iſt einfach. Die Speiſen werden in den in die Kochkiſte paſſenden Töpfen angekocht und als⸗ dann noch eine kurze Zeit gut durchgekocht. Dies Vorkochen bezweckt eine völlige Durchhitzung der Speiſen, weshalb flüſſige oder lockere Speiſen z. B. Suppen, Reis und dergl. kürzere (5 bis 10 Min.) und feſte dicht auf einander liegende Nahrungsmittel wie Sauerkraut, Linſen Gelbrüben, / Stunde 818 8 9 Armen trugen, übten die 1 0 0 Kinder an ihren Kleidern hingen. „Aber meine Chriſtine iſt nicht hier! Barm⸗ herziger Gott, ſie iſt ja noch im Hauſe!“ rief da plötzlich der alte Kutſcher Paſchke. „Niemand hat an das Kind gedacht,“ jammerte der alte Mann, „es iſt meine Enkelin, die Einzige was ich auf der Welt noch habe!“ Verzweiflungsvoll blickte er um ſich, danu fuhr er wild mit beiden Händen durch ſein graues Haar. „Sie wird noch ſchlafen,“ ſtöhnte er, „ſie ſchlief ſo ſüß, als ich heute Morgen fortging, und nun — Herr Gott im Himmel, rette mein Kind mein Kind!“ Oben in der Villa öffnete ſich jetzt ein Fenſter; Leonore, die erſt vor wenigen Minuten erwacht, blickte verſtört auf die Waſſerwogen und auf die Menſchen unter ſich. Erſt nach und nach ſchien ihr die ganze ſchreckensvolle Situation klar zu werden. Scheu und beklommen ſah ihr Auge auf Steinweg, der ratlos den Klagen des alten Mannes gegen⸗ über ſtand. Jetzt kam auch Eva aus der Villa herausge⸗ ſtürzt, die zarte Geſtalt ganz in einen roten Schal gehüllt. Das liebliche Geſicht blaß und von Tränen überſtrömt. Leonorens Antlitz erglühte im heißen Dankge⸗ fühl als ſie ſah, wie ſich die junge Frau ſo ver⸗ trauensvoll an ihren Gatten lehnte und dadurch erkannt werden konnte, daß ihr Glück durch die wahnwitzigen Ausbrüche Steinwegs nicht geſtört“ Zu 1 it, daß man Auch der Gebrauch der ungefähr 10 Minuten vor dem Einſetzen der Ge⸗ fäße in die Kiſte den Deckel nicht mehr abnehmen ſoll, damit der Dampf zuſammengehalten wird. Je gefüllter der Topf und je größer die Maſſe iſt, um ſo beſſer hält die Hitze an. Das Vorkochen kann während des Frühſtückskochens oder auch ſchou am Abend vorgenommen werden. Letzteres empfiehlt ſich, wenn der Mann früh morgens ſchon ins Ge⸗ ſchäft muß und das Eſſen mitnehmen will. Die vorgekochten Speiſen ſetzt man in die Kochkiſte, be⸗ deckt ſie mit einem Kiſſen und dem gut ſchließenden Deckel und läßt ſie in der Kiſte durch die zuſammen⸗ gehaltene Wärme vollends gar werden. Die Speiſen können nach 4, 6, ja ſogar nach 8 Stunden dampfend der Kochkiſte entnommen werden. Daraus ergibt ſich der Vozug, daß man auch Speiſen mit ver⸗ ſchiedener Kochzeit gleichzeitig darin zubereiten kann. Die Kochkiſte darf ſelbſtverſtändlich vor dem Herausnehmen der Speiſen nicht geöffnet werden. Andernfalls bedürfen die Speiſen eines nochmaligen Aufkochens. Die Vorteile der Kochkiſte ſind außerordentliche. Durch die Benützung der Kochkiſte iſt die ihrem Er⸗ werbe außerhalb des Hauſes nachgehende ſowie die frau, fofern ſie überhaupt kochen kann, imſtande, ihrer Familie zu rechter Zeit ein warmes, nahr⸗ haftes, wohlſchmeckendes Mittageſſen auf den Tiſch ſetzen zu können. Die Opfer, die ſie für die Er⸗ reichung dieſes für die Geſundheit und Leiſtungs⸗ fähigkeit ihrer Angehörigen ſo bedeutungsvollen Zieles zu bringen hat, ſind nicht groß. Sie muß nur das Eſſen mit Sorgfalt vorkochen, und das etwa ¼ bis ¾ Stunden gut durchgekochte Eſſen richtig in die Kochkiſte einſtellen. Dann wird ſie nach 4, 6 ja 8— 10 Stunden der Kiſte das Eſſen heiß, weichgekocht und ſaftig, ſo daß es ſofort zu Tiſch zu Rue iſt, entnehmen können. ſchien, 85 195 Steinweg ſelbſt ſeinen Gemütazu⸗ ſtand wieder beherrſchte. Leonore wandte ihre Augen dem Schauplatz des Schreckens zu, nach den Häuſern, in welche jetzt das Waſſer unaufhaltſam weiter eindrang. Es war ihr, als ſähe ſie die kleine Chriſtine dort an dem Fenſter eines der letzten Häuſer ſtehen, und plötzlich zuckte ein tollkühner Gedanken durch Leonorens Hirn. Sie wollte das Kind retten und mit einer großen guten Tat aus dem Leben ſcheiden, wenn ihr das Rettungswerk den Tod bringen ſollte. So konnte ſich auch ihre Seele noch einmal aus der Verzweiflung ſchön und groß zu Gott erheben und ihr der Frieden werden, den ſie nur ſchon ſo lange vergeblich geſucht hatte. Allerdings allein war Leonore nicht imſtande, das Rettungswerk zu vollbringen. Aber wenn ſie handelte, ſie das ſchwache Weib, in dieſer bange⸗ vollen Stunde, ſo konnten die Männer, die dort wie in dumpfer Erſtarrung ſtanden, es doch nicht ruhig teilnamlos mit anſehn, ſie würden ihr helfen, und den vereinten Kräften gelang es vielleicht, durch das wogende Waſſer hindurch zu dringen. Leonore eilte die Treppe hinunter und hinaus in den Garten. Entſchloſſen trat ſie mitten hinein in den Kreis der Männer. „Kommen Sie, Paſchke, zu den Kähnen, da drüben kann man noch hinge⸗ langen. Eilen Sie!“ rief ſie dem verzweifelten Alten zu. „Ihre Nachbarn hier werden uns helfen, ich komme auch mit, um die kleine Chriſtine zu retten!“ 8 n nun n . . 2 — = 8 2