dern⸗ liger Il. 0 l iel. ll I Arbel 00. t reinen g mpfeht T. Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der — — Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hoſbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. N71. Dienſtag, den 5. Feptember Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 fg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Bei größeren Aufträgen Rabatt. Die Eunttäuſchung in Japan dureh den Friedensſehlußz. Während in Europa und Amerika der Friedens⸗ ſchluß zwiſchen Rußland und Japan mit großem Peifall aufgenommen worden iſt und in dem Frledensvertrage ein großer diplomatiſcher Erfolg Rußlands erblickt wird, zeigt ſich im japaniſchen Polke über den Friedensvertrag eine furchtbare Enttauſchung und Entrüſtung. Da Japan bereits eine Volksvertretung und eine Anzahl unabhängige Helungen beſitzt, ſo kommt der Unmut und der Zorn über den Friedensvertrag ziemlich laut zum Durchbruch. Nicht nur der japaniſche Miniſter des Mswärtigen, Baron Katſura, wird mit Vorwürfen und Proteſten ſeitens der unabhängigen japaniſchen Zeitungen überſchüttet, ſondern auch der Präſident der erſten japaniſchen Kammer Baron Ito wird gufgefordert, im Namen des in ſeinen Gefühlen und Rechten ſchwer geſchädigten japaniſchen Volkes Proteſt gegen den Friedensvertrag zu erheben, der eine ganz ähnliche diplomatiſche Niederlage enthalte wie ſeiner Zeit der ſchändliche Friedensvertrag von Schimoniſeki zwiſchen China und Japan. Sehr wütend iſt man im japaniſchen Volke darüber, daß Japan von Rußland keine Kriegsentſchädigung er⸗ halt und daß Japan die Inſel Sachalin die es ganz erobert hat, nur halb bekommen ſoll. Dieſe Teilung der Inſel Sachalin hält man im japaniſchen Volke für eine Art politiſchen Schwabenſtreich, der un⸗ glaublich ſei, wenn er nicht amtlich beſtätigt worden gel. Beſonders aufgebrachte japaniſche Oppoſitions⸗ Matter ſchreiben ſogar, daß für ſo viele Siege der Friedenspreis für Japan lächerlich ſei, und das was die japaniſchen Generäle und Admiräle in zwanzig Siegen gutgemacht, das hätten die japaniſchen Diplomaten Katſura und Sato durch den Friedens⸗ hektrag ſchlecht gemacht. Katſura und Sato können Das Glück. Novelle von F. Sutau. 5 5 Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) um alles in der Welt hätte ſie ſich nicht ein ches Armutszeugnis ihrem Schwiegerſohn gegen⸗ er gegeben und eingeſtanden, daß ſie einer ober⸗ fächlicheren Unterhaltung den Vorzug gäbe. Sie kheuchelte das lebhafteſte Intereſſe für Steinwegs Veſtrebungen, wußte auch, viel geſchickter wie ihre Tochter ſich klug und gewandt an den geiſtreichen Geſprächen zu beteiligen, ſodaß dieſer ordentlichen Reſpekt vor ſeiner klugen Schwiegermutter bekam. Die übrigen Perſonen dieſer Zuſammenkünfte beſtanden, außer den Geſchwiſtern Erich, noch aus einem verwitweten Juſtizrat mit ſeinen drei etwas heralteten Töchtern, die, da ihnen äußere Schönheit berſagt war, durchaus auf geiſtigem Gebiet Triumphe feiern wollten. Sie trieben alle ſchöne Künſte und wußten ſich ſtets in ſolchen Kreiſen einzuführen, wo man denſelben huldigte. Wie weit dieſes Treiben wirklicher Begeiſterung oder nur der Gefallſucht kützuſchreiben war, gab ſich niemand größere Mühe ergründen, da ſie, trotz aller dieſer Anſtrengungen, Remlich unintereſante Perſönlichkeiten blieben. Sie wußten über alles und jedes zu ſprechen, hielten die Unterhaltung überall ſtets im Fluß und nen darum größtenteils gern geſehene Gäſte. Die Frau Erich und ihre Tochter Emmy ſich in Tokio nicht mehr auf den Straßen ſehen laſſen und ſollten wegen ihrer unverzeihlichen Nach⸗ giebigkeit und Schwäche Harikiri machen, das heißt ſich nach altem japaniſchen Ehrenbrauche das Leben nehmen. Das Beſte wäre überhaupt geweſen, daß Japan wenn Rußland nicht wenigſtens 250 Millionen Dollars Kriegskoſtenentſchädigung bewilligt, ſofort die Friedensverhandlungen abgebrochen und den Ruſſen in der Mandſchurei eine neue Niederlage beigebracht hätte. Man ſieht aus dieſen Aus⸗ laſſungen, daß der japaniſche Ehrgeitz und die japaniſche Großmachtſucht durch den Friedensvertrag mit Rußland eine ſehr bittere Enttäuſchung erfahren hat. Aber zu einer Revolution und einem neuen Friedensbruch mit Rußland wird es trotzdem in Japan nicht kommen, denn die Macht des Mikado und der Einfluß des Rates der Alten ſind in Japan geſtützt auf die japaniſche Religion und den japaniſchen Ahnenkultus, ſo groß, daß die Opoſition in Japan nur lärmen und ſchreien, aber nicht handeln wird. Sicher hat der Kaiſer von Japan mit den Miniſtern und dem Rate der Alten auch die weitere Leiſtungsfähigkeit Japans im Kriege mit Rußland erwogen und deshalb die Friedensbe⸗ dingungen ſo ſehr ermäßigt, was ſeiner Weisheit alle Ehre macht. Man nimmt an, daß Japan alle ſeine waffenfähigen Einwohner bereits nach der Mandſchurei geſchickt hat, denn alle wehrpflichtigen Japaner ſind vom 19. bis 42. Lebensjahre zum Kriegsdienſte herangezogen worden und Japans Geld und Kredit mußte bei ſeiner Fortſetzung offenbar ganz aufgezehrt werden. Dazu kam, daß der Krieg in der Hauptſache ja gar nicht auf ruſſiſchem Ge⸗ biete geführt wurde, alſo Japan trotz ſeiner vielen Siege noch gar keine Pfänder in den Händen hatte, um Rußland zur Zahlung einer großen Kriegsent⸗ ſchädigung zu zwingen. Aerger und Enttäuſchung wird deshalb noch lange im japaniſchen Volke über den Friedensvertrag fortbeſtehen, aber ſchließlich wird man ſich doch mit den Errungenſchaften ab⸗ finden, die Japan in Oſtaſien durch den Krieg davonträgt, und die der neuen Großmacht in Korea und der Mandſchurei eine bevorzugte Stellung ſichern. — Tientſin, 5. Sept. Der Ausbruch der Revolution in Japan wird hier beſtätigt. Die tele⸗ graphiſchen Verbindungen ſeien gänzlich abgeſchnitten. Die Kabelgeſellſchaft teilt mit, daß die Unterbrech⸗ ung des Kabels hieher keinesfalls dem jüngſten Cyklon zuzuſchreiben ſei, da etwaige Schäden des Sturmes längſt hätten ausgebeſſert ſein können. Petersburg, 5. Sept. Auch in Tokio ſelbſt ſoll ein Aufſtand ausgebrochen ſein. Der Palaſt des Mikado iſt militäriſch beſetzt. Sollten ſich dieſe Nachrichten bewahrheiten, ſo fürchtet man Komplikationen für die Unterzeichnung des Friedens⸗ vertrages. Verſchiedenes. — Schriesheim, 2. Sept. Das hieſige Gaſthans zum „Ochſen“ ging um den Preis von 58 000 Mark an den ſeitherigen Wirt im „Badi⸗ ſchen Hof“ zu Doſſenheim, Herrn Strauß, über. — Viernheim, 2. Sept. Recht unange⸗ nehme Folgen hatte für einen jungen Burſchen aus dem benachbarten Sandhofen ein Kirmesrauſch. Als er in der Morgenſtunde den Heimweg antrat, über⸗ fiel ihn der Schlaf derart, daß er mitten auf dem Weg zuſammenbrach und einduſelte. In dieſer Situation fanden ihn ein paar Gauner, die ſich ſofort über den Schlaftrunkenen hermachten. Sie beraubten den Weinſeligeu nicht nur ſeiner Geldbörſe ſondern zogen ihm auch noch den Rock und die Schuhe aus, nahmen dieſe und den Hut mit und waren weniger geſprächig, verſtanden aber dafür, liebenswürdig zuzuhören, was bekanntlich eine ſehr ſchätzenswerte Eigenſchaft iſt. Die geiſtig anregen⸗ den Elemente dieſes kleinen Kreiſes aber waren doch ausſchließlich Steinweg, Doktor Erich und Leonore Warden. Dieſen drei Perſonen erſchloſſen ſich in ſolchen Stunden eine Fülle hoher geiſtiger Genüſſe. Wenn ſo eine Sinfonie Beethovens durch das Zimmer brauſte, oder die Worte eines Geiſtesheroen die Zuhörer feſſelte, dann fand dieſe Melodie oder das hohe Dichterwort einen tiefen Wiederhall in ihrem Innern und faſt unbewußt trafen ſich dann oft ihre begeiſterten Blicke. Die drei Menſchen verſtanden ſich! Die Saiten, die da in ihrem Innern angeſchlagen wurden, klangen in ſolchen Augenblicken harmoniſch zuſammen. Leonore lebte wie in einem wunderſamen Traum. Dieſer Verkehr, dieſer geiſtige Gedankeuaustauſch mit geiſtig bedeutenden Menſchen, dieſes Aufgehn in Genüſſen an denen die meiſten andern kaum ein Anteil hatten, beſaß etwas Berauſchendes für ſie, und dabei dünkte ihr das alles ſo unſchuldig, ſo gefahrlos. Das holde Weib, das ſich ſo graziös in dem weichen Lehnſtuhl dort ſchmiegte, mit den ſüßen, blauen Kinderaugen, der blonden Lockenfülle, hielt Steinweg ja doch mit tauſend Banden gefeſſelt — war jetzt wohl fern nden, es war einfach nur das Suchen nach geiſtigem Verkehr, den er bei ſeiner kleinen Frau nicht fand. Ebenſo wenig dachte Leonore daran, daß ihr Verkehr mit dem jungen Gelehrten irgend eine Ge⸗ fahr des Herzens in ſich ſchließen könne. Wäre ſie weniger unbefangen ihm gegenüber geweſen, hätte ihr die Wandlung, die ſich mit Doktor Erich vollzog, allerdings nicht entgehen können. Ihren Anfang hatte dieſelbe ſchon an jenem Abend genommen, wo ſie Erich das Leid ihres Lebens unter den Tannen erzählt hatte. Wie mit einem Zauberſchlage hatte ſich ihm da eine neue wunderbare Welt erſchloſſen und von Tag zu Tag ſich weiter und reicher aufgetan. Es war ein erſter ſchöner Liebestraum, der Erich ganzes Sein erfüllte und ſein Denken und Sinnen gefangen nahm. Er dachte nicht mehr an Leonorens ſeeliſch be⸗ drücktes Leben, nicht an ihr friedloſes Herz, das er oft mit der Religion zu tröſten verſucht hatte. Sein ganzes Denken konzentrierte ſich vielmehr jetzt darauf, Leonore Wardens Liebe zu gewinnen, und ſie da⸗ durch ihrem Weltſchmerze zu entreißen. Dieſe jedoch merkte nichts von all dem bangen Treiben Erichs und begegnete ihm mit großer Unbefangenheit, während, wenn Steinwegs Blicke ſie nur flüchtig, blitzähnlich ſtreiften, ſie bisweilen ein heißes Angſt⸗ gefühl erfaßte, als wäre alle ihre Ruhe, ihre Sicher⸗ heit doch nur ein eitles Trugbild. * . n nn = =.