verſ und Wohltätigkeit in den Tagen vom 21. bis 25. September im Rathausſaal in Mannheim eine un⸗ entgeltliche Ausſtellung von Selbſtkochern (Kochkiſten). Wir behalten uns vor, auf den Zweck und die Be⸗ deutung der Ausſtellung noch des Näheren zurück⸗ zukommen, möchten aber ſchon heute auf die Ver⸗ anuſtaltung aufmerkſam machen, die die beſte Gelegen⸗ heit bietet, das zur Verbeſſerung der Ernährungs⸗ weiſe, ſpeziell der Arbeiterbevölkerung, ſo wertvolle Hilfsmittel der Kochkiſte kennen zu lernen. — Friedrichsfeld, 30. Aug. Anläßlich ſeines heutigen 69. Geburtstag hat Herr Bürger⸗ meiſter Dehouſt im Intereſſe des Friedens in der Gemeinde ſein Amt niedergelegt. — Heidelberg, 31. Aug. Der Kölner Kriminalpolizei iſt es gelungen, den von der Heidel⸗ berger Polizei ſteckbrieflich verfolgten 20 jährigen Schloſſer Richards aus Mainz dingfeſt zu machen, der beſchuldigt wird, den Raubanfall in der Hirſch⸗ gaſſe am 2. Auguſt verübt zu haben. Bei ſeiner war, leiſtete er wütenden Widerſtand. Tagen in Heidelberg eingeliefert werden. a — Schwetzingen, 30. Aug. Bei am Sonntag niedergegangenen Gewitter ſchlug der Blitz in die Werſauerhofmühle bei Reilingen ein, er wurde aber durch die Stromleitung des elektr. Lichts aufgefangen und zertrümmerte Sicherungen der elektr. Leitung. — Bretten, 30. Aug. Die diesjährige Mitgliederverſammlung des badiſchen Sängerbundes findet am 17. September im Rathausſaal hier ſtatt. Haupt⸗ und Muſikausſchuſſes für 1906/09 und Beratung zweier Anträge des Männergeſangvereins Badenia⸗Karlsruhe. Der erſte verlangt, bei badiſchen Sängerbundfeſten den Kunſtgeſang in 2 Abteilungen zu teilen, um auch den Vereinen mit weniger muſi⸗ kaliſch gebildeten Sängern Ausſicht auf Erlangung eines ihren Leiſtungen entſprechenden Preiſes zu geben. Der zweite Antrag verlangt, zur Erſparung der Koſten für neue und ſelten verwendbare Muſi⸗ kalien, daß für die badiſchen Sängerbundfeſte Muſik⸗ chöre nicht mehr vorgeſchrieben werden ſollen. — Vom Hopfengeſchäft. Daß ſich die Lage auf dem Hopfenmarkt für den Produzenten biher wenig günſtig geſtaltet hat, dürfte eine Er⸗ klärung in der großen Ueberproduktion an Hopfen da deſſen Mutter wohl kaum heute abend daran denken würde. ö Leiſe öffnete ſie die die Tür und blieb dann zögernd auf der Schwelle, halb von der Portiere verborgen, ſtehen. Aber Leonore hatte das tiefe, mütterliche Empfinden und Handeln der jungen Frau ſchief beurteilt. An dem Bette Lottis kniete Frau Eva und ſprach ſoeben das Abendgebet mit dem N geliebten Kinde. Das Antlitz der jungen Frau hob ſich wunderbar zart von der blauſeidenen Bettdecke ab. Sie hatte das Reiſekleid mit einem weißen, ſpietzenbeſetzten Morgengewande vertauſcht, und das aufgelöſte Haar fiel in reichen goldenen Wellen darauf hinab. — Dazu ſtrahlte das heimliche Dämmerlicht des Sommer⸗ abends und der roſige Schimmer der fernen unter⸗ gehenden Sonne. Es war ein ſüßes, unendlich feſſelndes Bild und Leonore vermochte ſich nicht davon loszureißen. Da trat Steinweg plötzlich durch eine kleine Tapetentür, auch er blieb vor dieſem Anblicke von Mutter und Kind gefeſſelt ſtehen, und wie tiefe Rührung flog es über ſeine Züge. Eva ſprang auf, als ſie ihren Gatten erblickte, und mit einer leidenſchaftlichen Bewegung ſchloß er das liebreizende Geſchöpf in ſeine Arme. Der Lauſcherin an der Tür aber ſtrömte das Blut heiß ins Geſicht und geräuſchlos ſchlüpfte ſie hinaus und weiter hinunter in den Garten. Sie lächelte jetzt über die beunruhigenden Ge⸗ danken, die vorhin hier durch ihr Hirn gezogen. Mochte Steinwegs Gattin nach ſo kindlich, naiv und ungelehrt ſein, der holdeſte Liebreiz, den ein Weib als Gattin und Mutter beſitzen kann, war ihr trotzdem zu eigen, und bamit würde ſie ſtets ſiegen, wenn auch ihr Gatte dieſen Mangel an geiſtigem Verſtändnis bisweilen bei ihr ver ammlung des deutſchen Vereins für Armenpflege haben. Die tatſächliche Geſamtproduktion des Deut⸗ ſchen Reiches wird in dieſem Jahre auf etwa 550 000 Ztr. geſchätzt gegen 450000 Ztr. im Vorjahre. Oeſtereich⸗Ungern erntet nach derſelben Schätzung das doppelte Quantum wie im Vorjahre. Auch Belgien erwartet eine ſehr große Ernte und hat mindeſtens 30000 Ztr. abzugeben. Amerika erwartet das gleich große Quantum wie voriges Jahr, und Großbritannien endlich, das bis jetzt be⸗ ſtändig unſer Hauptabnehmer war, braucht uns dies⸗ mal nicht, da man rund 400 000 Ztr. mehr als im letzten Jahre erwartet. Die Weltproduktion in dieſem Jahre iſt eine unermeßliche, jedoch fragt ſich: wohin mit der Unmaſſe von Hopfen? Es muß demnach der Hopfenzüchter ſein Produkt mit der größten Sorgfalt und Sachkenntnis behandeln, um es ſchnell und vorteilhaft abſetzen zu können. — Heilbronn, 30. Aug. Bei einer Manöverübung des Feldartillerie-Regiments 65 ſämtliche Der Tagesordnung iſt zu entnehmen: Wahl des ſtürzte in der Nähe von Neckargartach ein Geſchütz Inm und erſchlug den Kanonier Heinz von Kochen⸗ Feſtnahme, auf die 200 Mk. Belohnung ausgeſetzt Der poli⸗ zeilich ſehr bekannte Burſche wird in den nächſten dorf. Ein verletzung. — Von der Sieg, 31. Aug. anderer Artilleriſt erlitt eine Arm⸗ Mit Rück⸗ ſicht auf die hohen Fleiſchpreiſe hat der Gemeinderat dem von Mondorf die Vergütung für die einquartierten Soldaten von 80 Pfg. auf 2 Mk. pro Tag erhöht. In Rheidt erhöhte man die Vergütung auf Mk. 1.60. — St. Johann, 31. Aug. Die Witwe des Fabrikanten Simon in Saarbrücken nahm ſich wegen Nahrungsſorgen das Leben, indem ſie ihre Kleider mit Petroleum begoß und anzündete. Man fand nur noch die verkohlte Leiche. — Zwickau, 30. Aug. Ein Raubmord iſt am 26. d. M. an der ſächſiſch⸗böhmiſchen Grenze bei Goſſengrün an dem Brückenbauunter⸗ nehmer Schikano ausgeführt worden. Es wurde ihm von böhmiſchen Arbeitern der Hals durchſchnitten und ſeine Barſchaft im Betrage von 860 Kronen geraubt. Viele Verhaftungen ſind erfolgt. — Kamens i. S., 31. Aug. In dem Hauſe des Glasmachers Linke brach heute früh ein Brand aus, der den Schuppen und den Dachſtuhl vernichtete. In der Parterrekammer ſchliefen 6 Perſonen, die Ehefrau, die Schwiegermutter und die vier Kinder des Linke im Alter von 4 bis 11 Jahren. Sie wurden in ihren Betten mit zer⸗ trümmertem Schädel aufgefunden. Der Ehemann Linke iſt, des Mordes verdächtig, verhaftet worden. ſollte. Die Sorgen um ihren Frieden, ihre Herzens⸗ ruhe waren jedenfalls ſehr unnötig geweſen. Herr und Frau von Steinweg hatten ſich nach einigen Wochen wieder in ihrer Häuslichkeit einge⸗ lebt und das frühere gewohnte Leben in der Villa ſchien, ſeit auch die Frau Kommerzienrätin zurückge⸗ kehrt war, ſeinen gleichmäßigen Fortgang zu nehmen. Es ſchien ſo, aber im Grunde war doch manches anders wie vor der Reiſe. Evas helles Lachen klang doch oft nicht mehr ſo herzerfriſchend wie früher, und bisweilen flog es wie dunkle Schatten über ihre lichten Züge. Der Gedanke, der ihr ſchon ſo manche Stunde auf der Reiſe verbittert, daß ſie ihrem Mann in geiſtiger Hinſicht nicht genüge, verfolgte ſie auch jetzt noch und raubte ihr ihren Frohſinn, ihre ſorgloſe Heiterkeit. Ihr ganzes Weſen bekam etwas Aengſtliches, Anſicheres, denn die junge Frau wollte mit Gewalt ihr Weſen ändern, wollte geiſtreich und gelehrt werden, und ſie erſchrack dann, wenn ihr doch, trotz aller Vorſicht, hin und wieder eine ihrer naiven Aeußerungen entſchlüpfte, und zerbrach ſich dann oft das Köpfchen, irgend ein geiſtreiches Wort zu finden. Es gelang ihr aber nur ſelten und klang dann in der Regel von ihren roſigen Lippen oft eher komiſch wie geiſtreich. Und als ihr Gatte einmal nach einem ſolchen wohl erſonnenen klugen Worte ihrerſeits die unvorſichtige Aeußerung tat: Sie habe ſich wohl die ätheriſche Frau Profeſſor zum Vorbild genommen, wurde Frau Eva dunkelrot, als hätte man ſie auf ein Unrecht ertappt und gab ihre furchtloſen Be⸗ mühungen auf. Ihre reizende Urſpringlichkeit aber ging ihr nach und nach verloren, und damit faſt ihre ſchöuſte Eigenſchaft. Steinweg ſchien von allen dieſen Sorgen und Kümmerniſſen ſeiner kleinen Frau nichts zu bemerken. a ind ſcherzte mit ihr, wie man es eben — Berlin, 31. Aug. Wie der „Lok.⸗Anz.“ mitteilt, hat der Kriegsminiſter von Einem neuer⸗ dings folgenden Erlaß an die Regimentskomman⸗ deure gerichtet: „Infolge der zahlreichen Fälle von Soldaten mißhandlungen und vorſchriftswidriger Behandlung Untergebener durch Vorgeſetzte, die in letzter Zeit durch unliebſame Weiſe die Oeffentlichkeit beſchäf. tigten, bringe ich den Herrn Regimentskommandeuren meine Verfügung vom 1. Januar ds. Js. nach⸗ drücklichſt in Erinnerung. Im beſonderen iſt den Mannſchaften der einzelnen Truppenverbände die ſtrengſte Weiſung zu erteilen, jede Mißhandlung von ſeiten eines Vorgeſetzten auf dem vorgeſchriebenen Wege ſofort zur Anzeige zu bringen, denn nur mit Hilfe der Mannſchaften kann dieſen Mißſtänden ge⸗ ſteuert werden. Die in Erinnerung gebrachte Verfügung des Miniſters enthält die Beſtimmung, daß die Vorge⸗ ſetzten den Mannſchaften überhaupt nicht zu nahe 9 kommen dürfen, ihre Befehle und Weiſungen viel⸗ 5 mehr aus einer Entfernung von drei Schritt zu f geben haben. — Hamburg, 30. Aug. Die Hamburg⸗ Amerika⸗Linie eröffnet mit der am 1. September erfolgenden Einſtellung des neuen Dampfers „Rhaetia“ einen neuen Paſſagierdienſt nach Oſt⸗ aſien. Die Dampfer laufen über Port Said nach Penang, Singapore, Hongkong, Shanghai, Tſingtau, Yokohama und Kobe. Der Dienſt ſoll durch 5 Dampfer verſehen werden, die alle auf der Vulkan⸗ werft Vegeſack erbaut oder im Bau begriffen ſind. — Rom, 31. Aug. Drei Tage anhaltende Erdſtöße haben in den Abruzzen großen Schaden angerichtet. In mehreren Ortſchaften ſind Häuſer eingeſtürzt. — Petersburg, 31. Aug. Nach telegra⸗ phiſcher Meldung aus Guntſchulin iſt bereits zwiſchen Linnewitſch und Oyama ein allgemeiner Waffenſtill⸗ ſtand, ſowie die Abgrenzung einer neutralen Zone vereinbart worden. —— — — Schweinemarkt Seckenheim. Der heutige Ferkelmarkt war mit 110 Stück be⸗ fahren und wurden 80 zum Preiſe von 18— 28 fark pro Paar abgeſetzt. mit einem reizenden Kinde tut, und wie er es von jeher nicht anders gewohnt war. Geiſtig anregende Unterhaltung ſuchte er im Geſpräche mit Leonore und dieſe ſprach unbefangen mit Herrn von Steinweg über eruſte Dinge. Sie ſah durchaus keine Gefahr mehr darin, ſeit jenem Abend, wo ſie das Ehepaar in ſo ſeliger Umarmung belauſcht und geſehen hatte, daß deſſen Eheglück auf feſtem Grunde ruhte. Auch Steinweg ſchien das Gefährliche ſolch eines Verkehrs mit einem ſo ſchönen und einſt geliebten Mädchens nicht zu beachten. . Sie glichen beide ſorgloſen Wanderern, die auf ſchwindelnder Höhe ſeltene Blumen ſuchen, ohne die dunkeln gähnenden Abgründe zu bemerken, in welche ein einziger Fehltritt ſie hinabſchleudern kann, Das Leben in der Villa begann ſo nach und nach einen geiſtigen Aufſchwung zu nehmen. Die fröhlichen, geſelligen, ungezwungenen Zu⸗ ſammenkünfte, die Eva ſo ſehr liebte, hörten, ſeit Steinweg ſie für geiſttöͤtend erklärt hatte, allmählich auf. Statt deſſen kam man an den jetzt länger werdenden Abenden häufig mit Erichs und noch einigen ſchön geiſtigen Perſonen aus der Stadt zuſammen, um ſich die bedeutendſten Erzeugniſſe der neuren Literatur vorzuleſen, klaſſiſche Muſik zu treiben, 1 oder anregende Geſpräche zu führen. Eva fand nun ihrerſeits dies alles bodenlos langweilig, wagte aber keine Einwendungen. Mit ſtummer Ergebung lehnte ſie an ſolchen Abenden in einem der weichen Fauteuils und bekämpfte mühſam die ſteten Anwand⸗ lungen zum Gähnen. 5 Ihre Mutter, die Frau Kommerzienrat, fand ſich ſchon mit mehr Würde in dieſe ungewohnten Zuſtände