eins von den Teilnehm des Spinnkurſes veranſtalteten Aufführung bei. Nach 6 Uhr verließen die Herrſchaften Bühl. Bei der Ankunft in Baden⸗Baden werden die Königl. Hoheiten von dem Fürſten und der Fürſtin zu Fürſtenberg am Bahnhofe begrüßt, wo auch Geh. Reg.⸗Rat Haape, Oberbürgermeiſter Dr. Gönner und das Präſidium des internationalen Rennkomitees erſchienen waren. Die Großherzogin begab ſich heute nachmittag auf einige Stunden nach Karlsruhe. — Karlsruhe, 26. Aug. Eine landwirt⸗ ſchaftliche Landes⸗Ausſtellung wird im Monat Sep⸗ tember 1906 ſtattfindeu, bei welcher u. a. auch die wichtigſten landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe und die Handelsgewächſe (Tabak, Hanf, Hopfen) entſprechend vertreten ſein ſollen. Da indeſſen manche dieſer Erzeugniſſe zur Zeit der Ausſtellung aus der Ernte des Jahres 1906 noch nicht oder nicht in aus⸗ ſtellungsfähigem Zuſtand (3. B. Tabak) zur Ver⸗ fügung ſein werden, wird es ſich empfehlen aus der 1905er Ernte das Geeignete zu entnehmen und auf⸗ zubewahren. — Baden-Baden, 26. Aug. Der Groß⸗ herzog iſt heute nachmittag gegen 3 Uhr auf dem Rennplatz eingetroffen und wurde begrüßt vom Präſidenten des Klubs, Graf v. Fürſtenberg⸗Herd⸗ ringen, und anderen Spitzen. Der Großherzog in Dragoneruniform hatte ein außerordentlich friſches Ausſehen. — Thairnbach, 25. Aug. Heute kamen hier die erſten Hopfen der 1905er Ernte zur Ver⸗ wiegung. Der Preis bewegt ſich zwiſchen 60 und 70 Mark und da man kaum mit einer halben Ernte rechnen kann, ſo dürfte der Preis als zu nieder bezeichnet werden. — Darmſtadt, 26. Aug. Der Bund deutſcher Gaſtwirte hat dem Miniſter von Podbielski eine Eingabe zugehen laſſen, worin um ſchleunige Abhilfe der durch die Fleiſchteuerung geſchaffenen Notlage gebeten wird. Offenbach, 26. Aug. Ein frecher Raub wurde geſtern mittag gegen 12 Uhr an einem hieſigen Beamten der Offenbacher Portland⸗Zement⸗ Fabrik auf offener Straße ausgeführt. Der Be⸗ amte brachte lt. „Frkf. Ztg.“ den Betrag von 6000 Mark in zwei Säcken nach dem Bureau in der Wallſtraße. In unmittelbarer Nähe der Fabrik wurde er von 4 jungen Burſchen, von denen einer unter dem Baume an der Straße ſtand, abgepaßt. Als er ſich ihnen näherte, wurde ihm eine handvoll anlaſſung des Fraue Ein warmer Strahl brach bei dieſen Worten aus Erichs ſchönen blauen Augen. Leonore ſchien vor dieſem Blick ſeiner Augen zu erſchrecken. Sie erhob ſich ſchnell und trat aus den Tannen heraus, Erich folgte ihr langſam und dann ſtanden beide auf dem freien Plateau des Berges und blickten hinunter in die Abendlandſchaft. „Die Luft wird ja ſo ſchwül und bedrückend unter den Tannen,“ ſagte Leonore indem ſie tief aufatmete; der freie Blick hier ins Weite iſt ordentlich erfriſchend, und wie entzückend iſt dieſes Landſchafts⸗ bild, getaucht in dieſe glühende Farben der unter⸗ gehenden Sonne.“ — „Ja, Gottes Welt iſt doch unendlich ſchön, wenn der Menſchheit Jammer überwunden werden kann,“ erwiederte Doktor Erich mit leuchtenden Blicken. Leonore ſah ihn befremdet an; Es lag ein ſo eigener ſtrahlender Ausdruck auf ſeinem hübſchen Geſichte und ließ dasſelbe bedeutend jünger erſcheinen. Sie ahnte nicht, daß, während ſie mit ihm von ihrer traurigen Vergangenheit geſprochen, ihm das Leben und das Herz voller und reicher aufgegangen, als nie bisher. Langſam ſtiegen ſie jetzt nachdem ſie Lotti herbeigerufen hatten, mit derſelben den Hügel herunter. Als man ſich der Villa näherte, ſchien ſich der junge Gelehrte auch wieder der Miſſion zu entſinnen, die er auf Wunſch ſeiner Schweſter bei Leonore Warden vollbringen wollte. „Verſuchen Sie wenigſtens von heute Abend ab mit Lotti zu Gott zu beten, ſagte er bittend beim Abſchied zu Leonore. Eine Stunde ſpäter da ſtand dieſe an dem Bettchen des Kindes und Lotti ſprach ihr Abend⸗ gebet ſo innig und kindlich herzlich, wie ſie es mit ihrer Mama gewohnt war. In Leonorens Seele aber wollte es einziehen wie leiſes Friedensahnen, als ſie ſich zu dem holden nnen am Abend ein, um den Damen beizuſtehen. alle Vorbereitungen getroffen und die Villa in dem Sand in die Augen geworfen. Dem Beamten, einem älteren Manne, wurde dann der eine Sack Geld mit dem Inhalt von 3200 Mark entriſſen. Die Räuber verſchwanden in dem nahegelegenen Wald. Der Ueberfallene gab auf dem Polizei⸗ bureau von Offenbach eine genaue Beſchreibung der Täter und ſo konnten die Perſonalien von dreien bereits feſtgeſtellt werden. Einer von den Strolchen wurde durch die Frankfurt-Offenbacher Kriminal⸗ polizei heute morgen in Offenbach verhaftet. Man vermutet, daß die Burſchen das Geld in Offenbach vergraben haben. — Frankfurt g. M., 2, Aug. Die Kriminalpolizei verhaftete einen höheren Poſtbeamten der Briefmarkenverwaltung. Der Beamte verun⸗ treute durch einen ſchwindelhaften Trick, indem er Fünfzigpfennigmarken durch Fünfpfennigmarken er⸗ ſetzte, zirka 3000 Mk. Briefmarken. Eine Haus⸗ ſuchung förderte über 1000 Mark Briefmarken zu Tage. — Frankfurt a. M., 28. Aug. Geſtern trafen etwa 70 Lehrer und Lehrerinnen aus allen großen Städten Frankreichs in Frankfurt a. M. ein. Sie wurden ſeitens der geſamten Lehrerſchaft Frank⸗ furts aufs herzlichſte begrüßt. Nachdem im Laufe des Nachmittags der Palmengarten und der Zoolo⸗ giſche Garten beſucht worden waren, fand Abends im Börſenſaale ein Begrüßungskommers ſtatt. Sämtliche Redner, deutſche wie franzöſiſche, betonten den Wert geiſtesfreier, unabhängiger Schulen. Die Franzoſen wurden auch im Namen des Friedens⸗ vereins begrüßt. Am Montag ſoll eine eingehende Beſichtigung und Studium der Frankfurter Schul⸗ verhältniſſe ſtattfinden. — Frankfurt a. M., 28. Aug. Anläß⸗ lich des Beſuches franzöſiſcher Lehrer und Lehrer⸗ innen veranſtalteten die hieſ. Lehrer und Lehrerinen geſtern abend ein Feſtmahl, bei dem folgendes Telegramm an den Kaiſer abgeſchickt wurde: „Sr. Majeſtät dem Kaiſer und König ſenden mehr als 400 franzöſiſche und deutſche Lehrer und Lehrer⸗ innen aller Volksſchulgattungen, die in Frankfurt in dem Gefühle freundſchaftlicher Zuſammengehörtg⸗ keit und gegenſeitiger Wertſchätzung der beiden großen Nachbarvölker ſich zuſammengefunden haben, ehrerbietigſten Gruß und untertänigſte Huldigung.“ An den Präſident Loubet wurde ein entſprechendes Telegramm geſandt. — Zittau, 25. Aug. Die Stadtverordneten beſchloſſen einſtimmig, die Staatsregierung zu er Kinde herab beugte, und ein neues großes, wenn auch noch nicht genug erkanntes Verſtändnis von dem Segen der Religion ging ihr nach und nach auf, als ſie in den nächſten Tagen verſuchte, Lotti den erſten Religionsunterricht zu erteilen. War es aber wirklicher Frieden oder nur ein Träumen von Seelenfrieden in den ſich Leonore in dieſer ſtillen Zeit eingewiegt hatte? *. Wochen und Monate waren dahingefloſſen und Herr und Frau von Steinweg mußten nun bald wieder in die Heimat zurückkehren. Eine ſeltſame Unruhe erfaßte Leonore, als der Tag herannahte, wo die Herrſchaften wieder in der Villa eintreffen wollten. Sie ſuchte der Unruhe Herr zu werden, indem ſie raſtlos tätig war, Vor⸗ bereitungen zum Empfang zu treffen. Emmy Crich kam am Nachmittag und half Leonore Kränze und Guirlanden winden, auch Doktor Erich ſtellte ſich Als reichen Blumenſchmuck ein ungemein feſtliches Aus⸗ ſehen erhalten hatte ſaßen Doktor Erich, Fräulein Emmy Erich, Leonore und Lotti, von der Tätigkeit ausruhend, draußen auf der Veranda. Lotti erzählte der Taute Emmy ſehr eifrig, daß ihr Fräulein jetzt alle Abend mit ihr bete. Doktor Erich warf während dieſem kindlichen Geplauder einen ſinnenden Blick auf Leonore. „Sie ſahen, wie ich Ihre Mahnung dort oben unter den Tannen beherzigte,“ ſagte dieſe ſich ihm freundlich zuwendend. „Lotti bekommt jetzt täglich Religionsunterricht; und dabei fallen auch in meine umdüſterte Seele Lichtſtrahlen, es iſt, als ob ich den Frieden doch noch finden könnte;“ ſetzte ſie leiſer hinzu. ſuchen, bei der Reichsregierung Abhilfe der Fleiſch⸗ not durch ſchleunige Oeffnung der Grenzen zu verlangen. — Saarburg i. Lothr., 27. Aug. In Mörchingen ſchlug der Blitz in das Propiantamt und zündete. Der Schaden wird auf 140000 Mk. geſchätzt. — Diedenhofen, 28. Aug. Einen merk⸗ würdigen Fang machte vorgeſtern ein Fiſcher, der in der Moſel in der Nähe des Militärlazeretts dem Fiſchfang mittels Netzes oblag. Zu ſeinem großen Erſtaunen beförderte er plötzlich eine alte geladene Granate zu Tage, die aus dem Jahre 1870 ſtammt. — Newyork, 27. Aug. (Laffan⸗Meldung.) Furchtbare Unwetter wüteten in der letzten Nacht in verſchiedenen Teilen der Vereinigten Staaten und richteten unermeßlichen Schaden an den Ernten an. So iſt bei New⸗Haven (Connecticut) die Tabakernte faſt völlig vernichtet. Die Stadt Trinidad (Colorado) wurde von mächtigen Waſſermaſſen, die aus Wolken⸗ brüchen herniedergingen, überſchwemmt. Es bildete ſich ein mit furchtbarer Gewalt dahinraſender Strom, der ſich einen Weg über die Stadt Verwind und Tobasco bahnte. Alle Gebäude auf ſeinem Pfade wurden von den Fluten mitgenommen, in denen zahlreiche Menſchen umkamen. In Brooklyn wurden Baumwollſpeicher vom Blitz in Brand geſetzt, wobei große Vorräte an Baumwolle vernichtet wurden. Laudwirtſchaftliches Behaudluug der verhagelten Tabake. Für die durch Hagelſchlag heimgeſuchten Orte empfiehlt es ſich ſehr, die verhagelten Blätter nicht ſofort einzuheimſen, weil ſie noch unreif ſind und daher grün bleiben und ſchlecht brennen und ſchmecken. Werden dieſelben noch einige Zeit an den Stöcken gelaſſen, dann bekommen ſie durch das Reifwerden doch etwas Farbe und werden beſſer bezahlt werden als in unreifem Zuſtande. Auf Aeckern, die gut imſtande ſind, können noch Geizen gezogen werden, jedoch muß dies bei der Steuerbehörde angemeldet ſein. Da es ſehr an Einlagetabaken mangelt, werden die Hageltabake, die noch als Einlage verwendbar ſind, vorausſichtlich gut bezahlt werden; deshalb darf demſelben ſchon noch einige Aufmerkſamkeit gewidmet werden. „Sie werden ihn gewiß finden! Fräulein Leonore!“ rief der junge Gelehrte eifrig, „wenn Sie nur erſt zu der Einſicht gekommen, daß die Religion ihn uns allein zu geben vermag.“ Sie kommen! Sie kommen! jubelte aber Lotti jetzt hell auf und zeigte auf den Wagen, der die Chauſſee herauf gerollt kam. In wenigen Minuten hielt er vor der Villa, und Lotti lief mit Windeseile den Gartenweg hinunter, während die andern drei etwas langſamer folgten. Leonore war die letzte, die die Gartentür erreichte. Wie zögernd blieb ſie im Hintergrunde ſtehen, als die Geſchwiſter Erich und Lotti ſchon die Ankommenden begrüßten. Leonore war ja doch nur eine Fremde in dieſem Kreiſe und hatte wohl kaum ein Anrecht, an der erſten herzlichen Begrüßung teilzunehmen. Ihre Augen fielen auf Steinweg, die Reiſe ſchien ihn wunderbar erfriſcht zu haben. In ſeinem etwas gebräunten Geſicht leuchtete es ſo lebensfroh, ſo jugendhell, faſt wie in jenen ber⸗ gangenen Tagen, wo ſie ſich einſt zuerſt begegnet, — Und nun flog ſein leuchtender Blick zu ihr her⸗ über, mit ſchnellen Schriten trat er zu ihr heran, ihr die Hand zum Gruß entgegen ſtreckend. i Leonore ſah ſcheu und wie erſchreckt in Stein⸗ wegs roſiges Antlitz, dann ſtreifte ihr Blick Frau von Steinweg, auf deren lieblichen Zügen es wie ein Schatten der Enttäuſchung lag. i Mit einem halberzwungenen Lächeln trat die junge Frau jetzt heran, um ihre Gouvernante zu begrüßen. 5 5 „Das Reiſen macht doch recht müde,“ ſagte ſie, „ich freue mich unendlich auf die Ruhe hier. „Sie ſehen allerdings etwas angegriffen aus, gnädige Frau,“ erwiderte Leonore teilnehmend. 5