115 Bade⸗ und ietel, l Arbeit O. * — Preis vierteljährlich Mark .— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freifag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. ——— a0 und Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnohme. 155 ee. —.— Dienſtag, den 29. Anguft Politiſches Paris, 26. Aug. Der „Petit Pariſien“ ſchreibt: Die Antwort Deutſchlands betreffend die eformen in Marokko iſt ſehr ausführlich — ſie umfaßt 12 Seiten — iſt in ſehr verſönlichem Tone gehalten und beginnt mit Verſicherungen der Freund⸗ ſchaft. Deutſchland erkennt die Notwendigkeit wichtiger Veränderungen im Polizei- und Finanz⸗ weſen Marokkos an, nimmt jedoch die Anſichten Frankreichs betreffend die Militärorganiſation in dem ganzen Umfange nicht an. Es iſt gewiß, daß die Beſprechungen über dieſen Punkt fortdauern werden. Frankreich antwortet vorausſichtlich in Tagen. Man hegt allgemein die Hoffnung, daß ſümtliche Schwierigkeiten raſch behoben werden. Paris, 26. Aug. Der „Temps“ ſchreibt im Anſchluß an die Meldung, daß die deutſche Antwortnote heute der franzöſiſchen Regierung zu⸗ gegangen iſt: Die Antwort der kaiſerlichen Re⸗ gierung folgt in ihrem Aufbau Punkt für Punkt dem Programm der franzöſiſchen Regierung, fügt gher auch einige neue Elemente eine, deren Be⸗ deutung vorausſehen läßt, daß ein neuer Austauſch Mündlicher Beſprechungen, ſpäter eines Schrift⸗ wechſels erforderlich ſein wird. Ein Punkt dürfte Aber feſtſtehen, daß nämlich die kaiſerliche Regierung kein Gegenprogramm dem Programm Frankreichs entgegenſtellt, ſondern nur Abänderungen daran boyſchlägt unter Annahme ſeiner Grundzüge. Dieſer Iiſtand geſtattet zu hoffen, daß demnächſt ein eudgültiges Entgegenkommen über die marokkaniſche Frage zwiſchen Frankreich und Deutſchland zuſtande kommen wird. Verſchiedenes. — Mannheim, 29. Aug. Das bvater⸗ ländiſche Feſt auf dem Heidelberger Schloſſe, das inter Beteiligung der nationalliberalen Vereine Das Glück. Novelle von F. Sutau. 7. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Geh Lotti, ſuche noch einige Blumen, wir wollen bald aufbrechen,“ ſagte ſie dann verlegen and als die Kleine leichtfüßig forthüpfte wandte ſie ich mit ihrer leichten Verlegenheit kämpfend an Doktor Erich. „Ich kann das Kind ſonſt in allen Wiſſens⸗ ſächern unterrichten, aber Lotti Religionsunterricht u erteilen, wird mir ſo ſchwer. Ich finde nicht die kechte Art und Weiſe, das Kind über Gott und die Welt zu unterrichten,“ ſagte Leonore dann verlegen. Erich blickte ſie befremdet, faſt erſchrocken an. „Wie konnten Sie aber da überhaupt die Er⸗ Rehung eines Kindes übernehmen,“ fragte er dann vorwurfsvoll. „Ich habe mir wohl die Pflicht und die Ver⸗ Atwortung nicht recht klar gemacht. Es iſt wohl uh Sache des Seelſorgers, den rechten Religions⸗ interricht zu erteilen.“ „Allerdings iſt es das,“ entgegnete Doktor Rach, „aber einige Anfaugsgründe über Religion Ruß jeder Lehrer auch dem Kinde beibringen.“ „Es kam alles ſo ſchnell, und mich trieb nur de eine Gedanke fort aus der Heimat, fort aus e Vaterhauſe, das mir keine Heimſtätte mehr war, N Badens, Heſſens, der Pfalz und Frankfurt a. M. am Sonntag, 3. September veranſtaltet wird, beginnt nachmittags halb 2 Uhr mit einem Feſtzug, der ſich vom Bahnhofplatz durch die Hauptſtraße und Neue Schloßſtraße nach dem Schloſſe bewegt. Im Schloß⸗ hofe findet ſodann die Feſtfeier ſtatt. Die Muſik ſtellt der Heidelberger Orcheſterverein, die Männer⸗ chöre der Heidelberger Sängerbund, vertreten durch den Männergeſangverein Liedertafel. Die Begrüßungs⸗ anſprache mit Hoch auf Kaiſer und Reich hält Profeſſor Quenzer⸗Heidelberg, die Feſtrede auf das deutſche Vaterland Erz. Geh. Rat Dr. Albert Bürklin, den Spruch auf Heer und Flotte Schul⸗ direktor Dr. Ernſt Keller-Frankfurt a. M. Weitere Anſprachen halten: Oberbürgermeiſter Dr. Wilkens⸗ Heidelberg, Fabrikarbeiter Steiner-Worms auf die national-geſinnte Arbeiterſchaft, Dr. Hammerſchmidi⸗ Speyer auf die deutſchen Frauen. Mit den An⸗ ſprachen wechſeln Muſikſtücke und Männerchöre. Mit eintretender Dunkelheit (etwa 8 Uhr) findet allgemeine Beleuchtung des Schloßhofes, elektriſche Beleuchtung des Springbrunnens, und in viertel⸗ ſtündiger Folge bengaliſche Beleuchtung der einzelnen Bauten: Torturm, Säulenhalle des Ziehbrunnens, Ludwigsbau, Otto⸗Heinrichsbau, Arkaden, Friedrichs⸗ bau, Erker der Ruprechtshalle, Ruprechtsbau, am Schluſſe (gegen 11 Uhr) bengaliſche Geſamtbe⸗ leuchtung dieſer Bautengund des achteckigen Turmes und während des ganzen Feſtes Weinausſchank im Keller beim Großen Faß mit Muſik ſtatt. Nach Beendigung des Feſtes verkehren Sonderzüge nach den verſchiedenen Richtungen. Auch ſtehen bei recht⸗ zeitiger Anmeldung beim Feſtausſchuß Zimmer zum Uebernachten für mäßigen Preis zur Verfügung. — Mannheim, 26. Aug. Die Handwerks⸗ kammer fordert diejenigen Geſellen und Lehrlinge, welche ſich den im Herbſt d. J. ſtattfindenden Ge⸗ ſellenprüfungen unterziehen wollen, auf, ihre Geſuche ſeit meine heißgeliebte Mutter ſtarb. Ich habe meine Mutter über alles geliebt,“ fuhr ſie leiſe fort, „und als ſie krank wurde, da habe ich im heißen Gebet auf meinen Knieen gelegen und um das treue Leben gerungen. — Gott hat mein Gebet nicht erhört — ſie ſtarb — Dir bleibt zur Stütze noch dein Vater, ſagte meine Mutter, als ich aufgelöſt im Schmerz an ihrem Lager kniete. Mein Vater“ — ein unendlich bitterer Ausdruck verdüſterte Leonorens Züge, als ſie jetzt weiter ſprach — „führte nach Jahresfriſt eine zweite Frau, eine Stiefmutter in das Haus, die, nur wenige Jahre älter als ich, die jung und lebensluſtig war und mir niemals die Mutter erſetzen konnte. Da ſie ferner von meinem Vater verwöhnt und ver⸗ hätſchelt wurde, ſo geſchah, was unter dieſen Um⸗ ſtänden eintreten mußte, ich wurde lieblos und hart behandelt, gleichſam in die Ecke geſtoßen, und da trat die große Bitterkeit in mein Herz, ich verlor den Glauben an die Menſchheit und an edle Menſchenliebe. Leonore ſchwieg und auch der junge Gelehrte ſchien um Worte des Troſtes verlegen zu ſein. Wie traumverloren ruhten ſeine Blicke auf ihr, wie ſie neben ihm ſaß in dem Tannendunkel, und wie jetzt ein Sonnenſtrahl ſchmeichelnd die blaſſe Stirn küßte, hinter welcher ſo trübe Gedanken niſteten. Auch über ihn ſchien eine Vergeſſenheit und eine Verachtung der Welt zu kommen; er dachte jetzt nicht daran, daß er die verirrte und verbitterte 1905. umgehend an die Vorſitzenden der Prüfungsausſchüſſe einzureichen. Der Lehrherr iſt geſetzlich verpflichtet, ſeine Lehrlinge zur Ablegung der Geſellenprüfung anzuhalten. Anmeldungen für die Meiſterprüfungen ſind bis zum 15. September l. J. unter Benützung der vorgeſchriebenen Formulare an die Handwerks⸗ kammer in Mannheim zu richten. Die unbefugte Führung des Meiſtertitels iſt ſtrafbar. — Neckargemünd, 27. Aug. Drei junge Burſchen von Rainbach wollten geſtern nacht zwiſchen 10 und 11 Uhr im Felſenberg oberhalb den Stein⸗ brüchen junge Birken holen, um ſie, wie es ſo Sitte iſt, zum Kirchweihfeſt vor die Häuſer zu ſtellen. Beim Schein einer Laterne ſteuerten die Burſchen den ſchon vorher auserleſenen Birken zu, wobei der 25 Jahre alte Steinbrecher Georg Hch. Ziegler dem Rand des Steinbruches, in dem er ſelbſt arbeitete, zu nahe kam, ſo daß er in die Tiefe ſtürzte. Der bedauernswerte junge Mann war alsbald eine Leiche. — Karlsruhe, 26. Aug. Der Großherzog und die Großherzogin trafen geſtern nach 1 Uhr in Bühl ein; zum Empfang waren der Landeskommiſſär Geheimrat Braun, der Amtsvorſtand, Oberamtmann Frhr. v. Reck, und der Bürgermeiſter Fraaß von Bühl am Bahnhofe erſchienen. Die Herrſchaften fuhren ſofort zur Gewerbeausſtellung, wo der Ehren⸗ präſident, Weingutsbeſitzer und bisheriger Abgeord⸗ neter Geppert, eine Begrüßungsanſprache hielt. Nachdem der Großherzog dankend erwidert hatte, und die Mitglieder des Ausſtellungskomitees vorge⸗ ſtellt waren, begann der Rundgang durch die Aus⸗ ſtellung; der Großherzog ſprach dabei auch die im 8 Garten aufgeſtellten Vorſtände der Militärvereine und Kriegsveteranen, ſowie die dekorierten Mitglieder der freiw. Feuerwehr. Die Großherzogin beſichtigte beſonders eingehend die Handarbeitsausſtellung von 30 Schulen des Bezirks und wohnte einer auf Ver. Seele Leonores wieder dem Glauben und Vertrauen Ihr Schickſal rührte ihn und öffnete ihm zugleich die Augen noch mehr für alles zuführen wollte. das, was über der Alltäglichkeit und Gemeinheit des Lebens ſteht. Er wußte jetzt, daß Leonore ihre Heimat mit ſchwerem Herzen verlaſſen hatte, um unleidlichen Verhältniſſen zu entgehen, und daß ſie 5 in dieſen Bitterniſſen wohl viel verloren, aber doch auch die große Welt in ihrer Hohlheit erkannt hatte und nun nach des Lebens Wahrheit und Schönheit dürſtete. Die Landſchaft, die da im Abendſonnenſchein vor im lag, der Rhein, die Berge und Burgen an ſeinen Ufern. Alles erſchien ihm in einem andern Glanz getaucht wie ſonſt, und nun neben ihm das baſſe ſchöne Antlitz Leonorens in dem Rahmen der düſtern Tannen. Welch ein beſtrickender Zauber war es, der darüber ausgegoſſen war, und ſein Denken und Sinnen gefangen nahm! „Sie wiſſen mir wohl auch kein tröſtendes Wort zu ſagen, Herr Doktor?“ unterbrach Leonore endlich das Schweigen. Er ſah auf als erwache er aus tiefem Traum. „Troſt gibt es für Sie wohl, Fräulein, aber ich 85 finde das rechte Wort jetzt nicht,“ leiſe, faſt mehr wie für ſich. dasſelbe einen ganz beſondern Klang haben, als müſſe es wie eine Erlöſung klingen, aber nicht.“ . ſagte er dann 8 8 5 75 7 „Mir iſt als müßte ich finde es 11 „ 8 2 — u nn —— — ä — 2 2