ſtellte ſich zu Ende des Jahres 1904 auf 1020 129 188 Mk.; hiervon entfielen auf das eigene Vermögen (Geſchäftsguthaben und Reſervefonds) 217 794936 Mk., auf fremde Gelder 802334252 Mk. Von den dem Allgemeinen Verbande ange⸗ ſchloſſenen 271 Konſumvereinen haben 252, welche einen Stand von 255 916 Milgliedern darſtellen, zur Statiſtik berichtet. Dieſelben hatten in 461 eigenen Lagern einen Verkaufserlös von 55307361 Mk. Das Geſamtbetriebskapital betrug 10192 916 Mk. und beſtand aus 7114498 Mk. eigenem Ver⸗ mögen und 3 078 418 Mk. aufgenommenen fremden Geldern. Der Reingewinn betrug 5976881 Mk. Außerdem haben ſich 142 Baugenoſſenſchaften mit 43 357 Mitgliedern an der Statiſtik beteiligt. Seit der Errichtung dieſer Genoſſenſchaften wurden 3633 Häuſer erbaut. Von dieſen entfallen auf das Jahr 1904 299 Häuſer. Das Geſamtbetriebskapital be⸗ lief ſich auf 78 051659 Mk. — Berlin, 22. Aug. Die „Kölniſche Ztg.“ ſchreibt: „Die neueſten Nachrichten aus Oſtafrika werden in Deutſchland nicht nur mit dem Gefühl tiefer Betrübnis, ſondern auch mit dem einer ſtarken Verſtimmung aufgenommen werden, denn nachgerade iſt man der Kolonialkriege gründlich ſatt. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß alles geſchehen muß, um die geſtörte Ordnung wieder herzuſtellen und dem Gouverneur diejenigen Streitkräfte zur Ver⸗ fügung zu ſtellen, die er verlangt. Daß es in weit entfernten Kolonien nicht ſo ruhig zugehen kann, wie in deutſchen Provinzen, darauf mußte man von Anfang an gefaßt ſein und darauf war man auch gefaßt. Wenn man aber bedenkt, daß unſer Kolonialreich ſo unendlich viel kleiner iſt, man damit die Tatſache vergleicht, daß in unſerem kleinen Gebiete verhältnismäßig mehr Aufſtände und Unruhen herrſchen, ſo muß man doch zu dem Schluſſe kommen, daß die Schuld nicht nur bei den Eingeborenen, ſondern auch in der dentſchen Organi⸗ ſation liegen muß. Es iſt daher wahrlich nicht zu ſpät, wenn jetzt im Herbſt eingehend Beratungen Verwaltung ſtattfinden ſollen.“ — Eiſenach, 24. Aug. Der Landgraf und Kreischef Baron v. Mapdell, deſſen Güter im Gouvernement Livland von den Bauern niedergebrannt wurden und der infolge ſeiner Ver⸗ urteilung zum Tode durch das Anarchiſten⸗Komitee aus Rußland floh, hat ſich infolge erneuter Droh⸗ immer noch die düſteren Schatten der Ruheloſigkeit, und wenn ſie auch jetzt im tiefſten Frieden lebte, ſo dünkte ihr das oft nur wie eine kurze Raſt, als müßten die Wellen der Unruhe bald wieder über ihrem jungen Haupte zuſammenſchlagen. * hat bei Klugheit und Begebenheit doch keine rechte Gemüts⸗ beſtänigkeit, vielleicht auch kein rechtes Gottvertrauen“, ſagte Emmy eines Tages zu ihrem Bruder Erich, als ſie von einem Beſuch von der Steinweg'ſchen A*. „Ich fürchte, Leonore Warden aller Villa heimgekehrt waren. „Du ſollteſt doch einmal verſuchen, in dieſer Hinſicht auf ſie einzuwirken. Ein gebildeter Mann, der wie Du die Schätze der Religion und Wiſſenſchaft kennt, vermag da mehr als eine Frau oder gar ein Mädchen.“ „Ich ſoll auf Leonore Warden Einfluß üben?“ rief Erich und ein flüchtiges Rot flog über des jungen Gelehrten Züge. „Sie iſt ein in jeder Hinſicht ſelbſtändiger und unabhängiger Charakter, der ſich nicht leicht beeinfluſſen läßt.“ Und doch mußt Du es verſuchen, Lottis wegen. Die Kleine, die ja große Liebe zu ihrer Gouver⸗ nante hatte, beklagte ſich heute in ihrer kindlichen Weiſe bei mir, daß ihr Fräulein Warden nie vom lieben Gott etwas erzähle. Ihre Mama habe ihr doch geſagt, daß der liebe Gott die ganze Welt ge⸗ ſchaffen, und die Blumen alle erblühen ließe, und daß Sie alle Menſchen lieb haben müſſe. Ihre Mama habe auch alle abend mit ihr zum lieben Gott gebetet, jetzt bete aber niemand mit ihr, und allein könne ſie es doch nicht. „Ich kann Dir ſagen Martin,“ erklärte Doktor Erichs Schweſter, „dieſe Worte des Kindes haben mich ſeltſam bewegt, und ich meine, es wäre doch wohl Deine Pflicht als Verwandter Steinwegs und Lotti's Onkel, mit Leonore einmal ein ernſtes Geſpräch über die edelſten Güter in der Welt anzuregen.“ 5 . 1 9255 5 und die drei Knaben im als diejenigen Englands und Frankreichs und wenn Am Naogent folgendes Schreiben: zu „wenn Töſt 0 ratungen de Strasbourg zu begeben. über die künftige Organiſation unſerer Kolonial⸗ ung, falls er zurückkehren ſollte, in der Nähe eines Sanatoriums, das er hier ſeit Juni bewohnte, durch eine Kugel in den Kopf getötet. — Königsberg i. Pr., 23. Aug. Ein trauriges Vorkommnis wird aus Humbinnen ge⸗ meldet: Montag abend hat der Sergeant Elsner von der 5. Batterie des Feldartillerieregiments „Prinz Auguſt von Preußen“ den Zahlmeiſter⸗ applikanten, Sergeanten Powitz v. demſelben Regiment nach vorangegangenem Streit vor der Tür der Unteroffizierſpeiſenanſtalt mit ſeinem Säbel erſtochen. Elsner ſoll ſich in angetrunkenem Zuſtande befunden haben. Der Getötete iſt der Sohn eines Königs⸗ berger Reſtaurateurs. — Hamburg, 24. Aug. Die Schlächter⸗ meiſter der Bezirke Hamburg, Altona, Wandsbeck, Harburg und Cuxhaven beſchloſſen, eine Audienz beim Kaiſer nachzuſuchen in Sachen der Fleiſchnot. iſt ſoeben erſchienen. — Zürich, 24. Aug. Die Polizei ver⸗ haftete einen berüchtigten Eiſenbahntaſchendieb, der und im Schnellzug Winterthur⸗Zürich einem Arzt das Porte⸗ einer internationalen Bande angehört feuille mit mehreren tauſend Frances entwendete. — Paris, 24. Aug. Ein furchtbares Familiendrama hat ſich in dem Pariſer Vororte Nogent⸗ſur⸗Marne abgeſpielt. Dort lebte ſeit eini⸗ gen Monaten eine Familie Ronfand in einer kleinen, aber komfortablen Wohnung, ſehr abgeſchloſſen von der Welt und ſehr unzugänglich. Man wußte nur, daß Ronfand lange Zeit eine ſehr einträgliche Fabrikdirektorenſtelle innegehabt hatte, ſeidem aber mit materiellen Schwierigkeiten kämpfte. Beliebt war die Familie deshalb nicht, obgleich die Frau Alter von 12 bis 15 Jahren einen ſehr netten Eindruck hervorriefen. In den letzten Zeiten traten die Geldverlegenheiten Ronufands immer dringender hervor und der 51jähr. Mann wurde immer verſchloſſener und düſterer. Samſtag erhielt der Polizeikommiſſar von „Ich bitte Sie, ſich das Haus Nr. 1 des Boulevard Sie werden dort fünf Da ich gegen das Elend und die unverzüglich in Leichen finden. Krankheit nicht zu kämpfen vermag, ziehe ich es ruſſiſche vor, mich mit meiner Frau und meinen drei Kindern zu töten. Neſtor Ronfand.“ Der Beamte eilte ſofort nach dem angegebenen Hauſe und öffnete die Wohnung mit dem Schlüſſel, welcher unter der Strohmatte lag. Der Anblick, welcher ſich ihm und den anderen Eintretenden bot, war erſchütternd. „Ich will es verſuchen“ erwiderte Doktor Erich, obgleich ich, wie Du weißt, nicht gern über ſolche Fragen mit nüchternen, ſich Gott weiß wie klug haltenden Verſtandsmenſchen ſtreite, es führt ſelten zu einem guten Reſultat. Bei ſolchen glaubensarmen Menſchen, da müſſen tiefe erſchütternde Schickſals⸗ ſchläge eingreifen, um ſie auf den rechten Weg zurück zu führen. „Ich fürchte nur, bei Leonore ſind es gerade ſolche traurigen Schickſale geweſen, die ihr ihren Herzensfrieden, ihre innere Harmonie zerſtörten,“ bemerkte Emmy. „Vielleicht hat ihr auch jeder Freundestroſt und Rat gefehlt, und darum denke ich, wäre es von Deiner Seite eines Verſuchs wert, auf Leonore einzuwirken. Zu Dir muß doch jeder⸗ mann, der Dich kennt, Zutrauen haben. „Meinſt Du?“ lächelte Doktor Erich; „nun ich will vorläufig wenigſtens dahin auf ſie zu wirken ſuchen, daß ſie Lotti einigen Religionsunterricht gibt, was ja ihre Pflicht als Lehrerin iſt, ſo lange das Kind nicht einen anderen Religionslehrer hat.“ Schon nach einigen Tagen fand Erich Gelegenheit, ſeinen Vorſatz auszuführen. Er traf auf einem ſeiner Spaziergänge Leonore und Lotti auf einer einſamen ganz mit dunklen Tannen bewachſenen Anhöhe. Leonore hat für dieſe düſtere Baumgruppe eine ganz beſondere Vorliebe. Der Wind rauſchte ſo melancholiſch in dieſen hohen alten Tannen und das Sonnenlicht warf ſo weiche zitternde Lichter durch das dunkle Grün. Es war eine traute Stätte, ſo recht geſchaffen zum Träumen und Ausruhen. Sie ſaß dort auf einem Stamm, einer vom Sturm zerſplitterten Tanne, als Erich ihrer anſichtig wurde und herantrat, ſie zu begrüßen. Seine Unter⸗ haltung mit Emmy fiel ihm ſofort ein, aber als er in das blaſſe ſtolze Antlitz Leonorens blickte, ſank ihm der Mut, das Religionsthema anzuſchlagen; er Unter einem blutgetränkten Tuche lag die Leich des jüngſten Sohnes Mathieu, deſſen Kehle mit einem Raſiermeſſer glatt durchgeſchnitten war. Auf dem Bette lagen Herr und Frau Ronfand, gleichfalls mit durchgeſchnittenen Kehlen. Der Frau hing der bis zur Wirbelſäule abgetrennte Kopf herab. In einem anderen Zimmer entdeckte man die Leichen der beiden anderen Söhne, von denen der älteſte erſchoſſen worden war, der zweite aber denſelben Tod wie Vater und Mutter gefunden hatte. Aus einem Briefe, der auf dem Tiſche lag, ſcheint her⸗ vorzugehen, daß die Frau ihrem Gatten willig in den Tod gefolgt iſt. Die Kinder dagegen ſind einfach im Schlafe hingeſchlachtet worden. Litterariſches. — Der Badiſche Geſchüftskalender für 1906, Verlag von Moritz Schauenburg in Lahr 7 Derſelbe enthält, wie ge⸗ wohut, ein ſich durch Vollſtändigkeit und Genauigkeit auszeichnendes Verzeichnis aller badiſchen Behörden und deren Beamten, ſowie auch der ſonſtigen öffent⸗ lichen Körperſchaften und ihrer Mitglieder, eine reiche Statiſtik Badens mit Angabe der Gemeinde⸗ beamten, ſowie alles Notwendige über Poſt⸗ und Telegraphenweſen, Münz⸗, Maß⸗ und Gewichts⸗ tabellen ꝛc. ſowie Tabellen über Sparkaſſen und Badiſche Kreditgenoſſenſchaften; auch ein vollſtändiges Marktverzeichuis bietet der Anhang, und eine ganz nene Verkehrskarte von Baben u. Württemberg bildet eine wertvolle Zugabe. Die Bearbeitung auch dieſes Jahrgangs iſt mit der gewohnten Sorg⸗ falt und Gewiſſenhaftigkeit ausgeführt. Das Kalen⸗ darium wie der für Notizen beſtimmte Teil ſind wie immer praktiſch eingerichtet, die Ausſtattung iſt vortrefflich. Da der Kalender bereits im vierund⸗ fünfzigſten Jahrgange ſteht, iſt jede weitere Em⸗ pfehlung dieſes wertvollen Taſchenbuches überflüſtig. Schweinemarkt Jeckenheim. Der heutige Ferkelmarkt war mit 126 Stück be⸗ fahren und wurden 100 zum Preiſe von 2030 Mark pro Paar abgeſetzt. i N mit dem belieb- S ten Fola-Pariüm, mild und angenehm. Uberall vorrätig. „ breis 25 Pfg. Parfümerie —— Heinrich Hack, Ulm a. 9. Spezialitäten: Tola-Seiſe und Kalser-Borax. fürchtete, daß ſein Einfluß, ſein Wiſſen, und Ver⸗ ſtand Leonoren gegenüber nichts ausrichten werden, und daß ſie einfach antworten würde, daß ein Pfarrer dem Kinde den nötigen Religionsunterricht erteilen möge. Auch habe ja Lotti noch (gar nicht das ſchulpflichtige Alter. Während Doktor Erich ſolche Gedanken hatte und am liebſten der ſtolzen Gouvernante mit kurzen Gruße aus dem Wege gegangen wäre, reichte ihm dieſe freundlich die Hand zum Gruße und verwickelte ihn raſch in ein intereſſantes Geſpräch, ſodaß er ſich bald neben ſie auf die Bank ſetzte. Da kam Lotti, die am Abhang des Hügels nach Brombeeren geſucht hatte, herangeſprungen. Sie hielt einen häßlichen ſchwarzen Käfer in den kleinen Fingern. „Hat der liebe Gott auch geſchaffen und muß fragte ſie naiv Leonore. „Frage den Herrn Doktor,“ lächelnd, „der wird Dir ſagen, auch lieb haben mußt. 5 „Ja Onkel, muß ich ihn lieb haben?“ wandte ſich die Kleine jetzt an dieſen. „Und warum willſt Du ihn nicht lieb haben?“ ſagte Doktor Erich, „er iſt ſo gut ein Geſchöpf Gottes wie Du und ich —“ 85 „Und Fräulein iſt auch ein Geſchöpf Gottes? fragte Lotti eifrig. „O ja, Fräulein auch,“ Doktor Erich. 0 „Und alle Menſchen, auch die Bäume, und die Steine, und die Berge?“ forſchte das Kind weiter. Ja, Alles, was Du ſiehſt, hat der liebe Gott geſchaffen,“ entgegnete Erich. f „Das ſagt Mama auch, und Mama betet auch mit mir, aber Fräulein nicht. Ueber Leonores blaſſe Wangen flog eine dunkle Blutwelle. (Fortſ⸗ folgt.) dieſes alte häßliche Tier ich es auch lieb haben? erwiderte dieſe ob Du den Käfer Warden erklärte