wurde einſtimmig genehmigt und deſſen Aufangsge⸗ halt auf 900 Mk. und der Höchſtgehalt auf 1200 Mk. feſtgeſetzt ebenſo wurde die Erweiterung des Rohrſtranges der Waſſerleitung genehmigt, was einen Koſtenaufwand von 680 Mk. verurſacht, welche aus Anlehensmitteln gedeckt werden. Ferner genehmigte der Bürgerausſchuß die Aufſtellung von 4 Ventilbrunnen und ſollen dieſelben am Heidelberger⸗, Schriesheimer⸗, Martins⸗ und Neckartor aufgeſtellt werden. Der Koſtenaufwand beträgt 1240 Mk., welche ebenfalls aus Anlehensmitteln beſtritten werden. Der 15. Punkt der Tagesordnung betraf die Aufnahme eines Darlehens von 168 200 Mk. zur Tilgung älterer Darlehen und Deckung neu bewilligter Aufwendungen. Trotzdem der Kapital⸗ betrag eine weſentliche Verſchiebung erlitt, wurde die Poſition doch einſtimmig genehmigt. Eine längere und von gewiſſer Seite in mißbilligender Weiſe geführte Diskuſſion verurſachte der Antrag des Gemeinderats die Mädchen an dem Unterricht der Realſchule teilnehmen zu laſſen. Von maß⸗ gebender Seite wurde wiederholt verſichert, daß es unter den jetzigen Raumverhältniſſen abſolut, nicht möglich ſei, die Mädchen in der Realſchule unter⸗ zubringen trotzdem wurde von Seiten der Fraktion der Niederſtbeſteuerten und auch von Seiten des Herrn Vorſitzenden hartnäckig für die Annahme des Antrages eingetreten, welcher jedoch nur aus obenangeführten Gründen abgelehnt wurde. Bei der Publikation der Gemeinderechnung pro 1904 wurde von Seiten der Fraktin der Höchſt⸗ beſteuerten mehrere Einwendungen gemacht u. A. der, daß die Gemeindeſporteln hier keine 1000 Mk. betragen, wogegen in Schriesheim pro 2 3000 Mk. eingehen. den Voranſchlagsüberſchreitungen wurden gegen die Stimmen der Fraktion der Niederſtbeſteuerten ge⸗ fand auch die nehmigt. Einſtimmige Annahme Rechnung der Gr. Realſchule. Bei der Ergän⸗ zungswahl wurde Herr Kaufmann Michael Blaeß einſtimmig gewählt. — Ladenburg, 22. Aug. Bei der am 17. und 18. Auguſt 1905 ſtattgefundenen Got hae r Ziehung fiel auf (No. 20646) 2000.— Mark und die Prämie mit 15000.— Mark in die Hauptkollekte von J. F. heim. Das Loos wurde nach Bensheim verkauft. — Heidelberg, 19. Aug. Die ſeitens der nationalliberalen Vereine Badens, Heſſens und der Pfalz am 3. September geplante Sedanfeier zurückkehren nach der Heimat in die bedrückenden Verhältniſſe, die ſie, fortgetrieben? Fortgehen von hier, wo ſie, wie ihr däuchte, doch einmal einen Atemzug in einem großen, vollen, reichen Leben getan hatte, in einem Leben, ſo farbenreich, ſo feſſelnd, ſo geiſtvoll, ſo ganz anders, als ſie es in ihrer armen märkiſchen Heimat bisher gekannt hatte. Nein, nein, um alles in der Welt nur dorthin wollte ſie nicht zurück, wo ſie an Leib und Seele verkommen würde. Lieber wollte ſie für einige Zeit ihres Herzens Ruhe dahingeben, als dort in den für ſie ſo troſtloſen heimatlichen Verhältniſſen weiter vegetieren. Seufzend ſchloß ſie das Fenſter und ſuchte ihr Lager auf. Der Schlaf aber, der ſich auf ihre müden Augen ſenkte, brachte ihr ſehr unruhige Tränme. Der vorgangene Abend hatte zu viel aufregende Er⸗ innerungen in ihr wach gerufen, er hatte Leonore auch die ungeheuere Kluft zwiſchen einer glücklichen an der Seite eines edlen Mannes verheirateten Frau und einem alleinſtehenden Mädchen gezeigt und bittere Reue bei ihr geweckt. Bruno Steinweg betrieb ſeit dem Geſellſchafts⸗ abend die projektierte Reiſe, die er mit ſeiner Frau machen wollte, mit dem größten Eifer. Voll Un⸗ geduld zählte er die Stunden bis zu dem Tage, wo die Reiſe angeſetzt war. Es war aber nicht nur die Reiſe ſelbſt, die Steinweg beſchäftigte, ſondern es lag etwas wie ein Alp auf ſeiner Bruſt und das er auf der Reiſe loszuwer den hoffte. Ein dunkles Gefühl, von welchem er ſich nicht Rechen⸗ ſchaft geben konnte, trieb ihn fort aus Leonorens Nähe, trotztem ſie ſich beide ſo kühl wie irgend möglich begegneten, und nie wieder auch nur mit einem Worte vergangener Tage gedacht wurde. Jahr, Die Rechnung mit ſamt Lang Sohn in Heddes⸗ auf dem Heidelberger Schloß wird folgenden Vorlauf nehmen: Gegen 2 Uhr nachmittags vereinigen ſich die Feſtteilnehmer am Bahnhof in Heidelberg zu einem Feſtzug nach dem Schloß, woſelbſt im Laufe des Nachmittags im Schloßhofe Reden, Muſikſtücke und Geſänge abwechſeln werden. Die Feſtrede hält Erz. Dr. Bürklin. Es werden weitere Anſprachen halten Dr. Hammerſchmidt aus Speyer, der Führer der pfälziſchen Nationalliberalen und Oberbürgermeiſter Dr. Wilckens⸗Heidelberg, der Fraktionschef der National- liberalen Partei in Baden. Von der heſſiſchen Landes⸗ partei iſt ein Redner noch nicht bekannt geworden. Der Schloßhof wird bei eintretender Dunkelheit beleuchtet bis gegen 11 Uhr. — Karlsruhe, 20. Aug. Eine totale Sonnenfinſternis wird am 30. Auguſt eintreten. Die Zone, in welcher die Sonne von dem Monde bedeckt ſein wird, durchquert Spanien, die Balearen, Algier, Tunis, Tripolis und Aegyptien und hat eine Breite von ungefähr zwei Grad. Bei uns in Deutſchland wird die Sonne etwa um zwei Drittel verfinſtert ſein, und zwar in der Zeit von 1 Uhr bis 3 Uhr nachmittags. Welchen Wert die Wiſſen⸗ ſchaft der Sonnenfinſternis beilegt, geht daraus hervor, daß von allen Ländern Expeditionen nach der Totalitätszone geſandt werden. Das Königl. Preußiſche Meteorologiſche Inſtitut in Berlin ent⸗ ſendet eine Expedition nach Burgos in Spanien. Die Hamburger Sternwarte unternimmt eine Ex⸗ pedition Führung von Dr. Harms⸗Würzburg begeben ſich Herren nach Palma auf Mallorca. nach Souk⸗Ahras in Algerien. Unter Rußland ent⸗ ſendet ebenfalls Expeditionen nach Burgos und nach Aegyptien, Frankreich nach Leon in Spanien, nach Sfax in Tunis und nach Philippville, Eng⸗ land nach Kanada, Spanien, Algier, Tunis und Aegypten, Amerika nach Spanien, den Balearen, Algier, Tunis, Aegyten und Labrador. Ob alle dieſe Expeditionen von Erfolg ſein werden, hängt Rur bei günſtiger Witter nachmittag brannte hier die „Hungaria⸗Kunſtmühle“ nieder. Feuer lediglich vom Wetter ab. ung wird man gute Reſultate bei den Beobachtungen erzielen können. — Karlsruhe, 21. Aug. Eine ledige 22 Jahre alte Näherin hat im Juni v. J. ihr Kind unmittelbar nach der Geburt erwürgt und es in ihrem Herde zu verbrennen geſucht. Da jedoch das Kind nicht vollſtändig verbrannte, nahm ſie die angekohlte und angebrannte Leichenreſte, verpackte dieſelbe in ein Kiſtchen und gab es einer Familie, bei der ſie öfters als Näherin beſchäftigt war, zur Leonore gab ſich mit vollem Eifer ihren Pflichten als Lehrerin hin und die kleine Lotti hing bald mit großer Liebe an ihrer ſchönen und hochgebildeten Gouvernante, die nur für das Kind zu leben ſchien, und in der Liebe zu demſelben treten, Leonore ſelbſt unbewußt, viele liebenswürdige Seiten ihres ſo eigen⸗ werfen bald einen ihre Erſcheinung. — artigen Charakters hervor und verklärenden Schimmer über Bruno von Steinweg, der Leonore von dieſer Seite nie kennen gelernt hatte, den ihre Herbheit, ihr Stolz einſt aus ihrer Nähe getrieben, konnte dieſe Wandlungen nicht entgehen, und es lag ein gefährlicher Reiz für ihn darin, Leonore zu beobachten, wenn ſie mit Lotti verkehrte und ihre Züge einen ſo weichen und lieblichen Ausdruck bekamen, und ihr Lachen faſt ebenſo ſilberhell ertönte wie dasjenige Evas. Das war alles ſo ſeltſam, ſo überraſchend für Steinweg, daß er ſich nicht genug darüber wundern konnte. Bei Leonore war das Leben eine wunderbare Umwandlung, während Evas Weſen von Haus aus und jeden Tag wie in holdes Sonnenlicht getaucht ſchien. Es war in Leonorens Leben, als wenn der Frühling im hohen Norden erwachte, als weun der eiſige Winter von einem überwältigenden Lenzeszauber verjagt wird. Und das war es auch, was ihn die Reiſevorbereitungen mit ſolchem Eifer betreiben ließen, weun er es ſich auch nicht ſelbſt eingeſtand. Es trieb ihn dieſes Mal gewaltſam fort aus ſeinem Hauſe und aus dem Bereiche dieſer dunklen Mädchen⸗ augen, die da wie aus geheimnisvollen Tiefen emporblickten. Die Reiſe, ſo ſagte er ſich, würde die Harmonie in ſeinem Innern bald wieder herſtellen, und ſpäter, wenn ſie dann zurückgekehrt ſind, ließ ſich vielleicht ein unbefangener Verkehr mit Leonore anbahnen. Sollte dies aber unmöglich ſein Aufbewahrung mi hatte er viel Bargeld und eine goldene Uhr. ſo ſollte die : ihr Bruder würde ſtets ihre Sachen durchſuchen und er brauche nicht zu wiſſen was darinnen ſei. Das Kiſtchen, welches ganz in Vergeſſenheit geraten war, kam geſtern zufällig wieder zum Vorſchein, da ſich die Näherin über 1 Jahr lang nicht mehr drum bekümmert hatte, macht man es aus Neugierde auf und fand die Leichenreſte. Hiervon wurde ſofort Anzeige erſtattet und die Näherin, welche in vollem Umfange geſtändig iſt, verhaftet. — Berlin, 20. Aug. Immer wieder laufen üble Nachrichten aus den deutſchen Kolonien ein. Nach einem Telegramm des Gouverneurs von Deutſch⸗Oſtafrika hat ſich die Lage im Schutzgebiet verſchlimmert. In den Metumbi⸗Bergen, wo die örtlichen Unruhen raſch unterdrückt werden konnten, iſt kein neuer Zwiſchenfall eingetreten. Dagegen herrſcht neuerdings Unſicherheit in den Bezirken von Donda und Liwale. Nach Kilwa ſind Eingeborenen berichte gelangt, wonach Biſchof Spies, Bruder Gabriel Sonntag, Bruder Andreas Scholzen, Schweſter Felicitas Hiltner und Schweſter Cordula Ebert auf einer Reiſe zwiſchen Kilwa und Liwale ermordet worden ſind. Der Biſchof war durch das Bezirksamt Kilwa zurückgerufen und mehrmals er⸗ ſucht worden, die Reiſe aufzugeben, hatte aber er⸗ klärt, auf eigene Verantwortung reiſen zu wollen. Der Gouverneur hat die ſofortige Verſtärkung ſeiner Machtmittel beantragt. — Konſtanz, 20. Aug. Am Rande des Lorettowaldes wurde der Bahnhofreſtaurateur Wer⸗ ner Müller von Steckborn mit einer Schußwunde in der Bruſt tot aufgefunden. In ſeinen Taſchen Nach einem bei der Leiche gefundenen Briefe zu ſchließen, handelt es ſich um einen Selbſtmord wegen Familien⸗ zwiſtigkeiten. — Szolnok (Ungarn), 20. Aug. Heute Binnen einer halben Stunde hatte das ſich auf die Mehl⸗, Weizen⸗ und Säcke⸗ Magazine ausgedehnt. Als das mehr als eine viertel Mill. Meterzentner enthaltende Mehlmagazin brannte, fanden Exploſionen ſtatt. Auch 45, meiſt von Arbeitern bewohnte Häuſer, gerieten in Brand. Mehrere Perſonen kamen um. 3 Perſonen wurden tötlich verletzt. Die Entſtehungsurſache des Feuers iſt nicht bekannt. Der Schaden beträgt mehrere Millionen Kronen. Gouvernante unter irgend einem Vorwande aus dem Hauſe. So war der Reiſetag denn herangekommen, ab⸗ ſchiednehmend ſtand das junge Ehepaar auf der Veranda. Eva, in eleganter Reiſetoilette, hüpfte noch fröhlich hin und her, küßte bald ihre liebe, gute Mutter, bald die herzige Lotti und verſicherte einmal über das andere: Sie freue ſich wie ein Kind auf die große, ſchöne Reiſe. Endlich machte ihr Gatte dieſem ewigen Abſchiednehmen energiſch ein Ende und erklärte ungeduldig: Es ſei die höͤchſte Zeit, in den Wagen zu ſteigen, wenn man den Zug nicht verpaſſen wollte. 5 Frau Eva von Steinweg umarmte noch einmal alle, auch Leonore, ſehr ſtürmiſch und eilte dann nach dem Wagen. Steinweg hatte ſich ſehr herzlich von ſeiner Schwiegermutter verabſchiedet, ſein kleines Töchterchen zärtlich geküßt und reichte nun auch Leonore förmlich und faſt zögern die Hand. Zum erſten mal ſeit Jahren ruhten ihre Hände wieder in einander. Es war nur ein Moment, und doch war es ihnen, als rauſche mit dieſem Gruß der Freundſchaft die Vergangenheit auf einen Augen⸗ blick zurück und ſtand vor ihnen wie eine leuchtende, ſchöne Fata Morgana, wie eine Spiegelung aus fernen Landſchaften. Aber wie eine ſolche Luft ſpiegelung war ſie auch ſofort wieder entſchwunden, und die ernſte Wirlichkeit zeigte beiden ihre Pflicht, Wenige Minuten ſpäter rollte der Wagen mit Steinweg und ſeiner Gattin davon, und die Fran Kommerzienrat und Leonore, Lotti in den Armen emporhaltend, winkten den Scheidenden noch Ab⸗ ſchiedsgrüße zu, bis nur noch ein kleines ſchwarzes Pünktchen von dem Gefährt auf der Landſtraße zu ſehen war. a 5