auch den Hinterbliebenen der ſtädtiſchen Taglöhner ein Sterbequartal zu bewilligen, fand keine Zuſtim⸗ mung. Für die Herſtellung einer maſſiven Mauer und eines eiſernen Geländes von der Ecke des Wiſer'ſchen Ackers bis zum Wohnhaus des Herrn Heckel wurden 3000 Mark aus Anlehensmitteln bewilligt. Abgelehnt wurde die Gehaltserhöhung der Ge⸗ meinderäte von 90 auf 150 Mark, ebenſo die Ueber⸗ nahme der Witwenkaſſenbeiträge von Beamten zur Zahlung auf die Gemeindekaſſe. Ein Antrag der Fraktion der Niederſtbeſteuerten, den Gemeinderäten ſtatt Gehalt ein Anweſenheitsgeld von 3 Mark pro Sitzung wurde abgelehnt, dagegen wurde ihrem An⸗ trage die Zuſtimmung erteilt, daß in den Bürger⸗ ausſchußſitzungen jeweils das Protokoll der vorher- gegangenen Sitzung zur Verleſung gelangt. Heute Abend 8 Uhr wird mit Poſ. 11 die Verhandlung fortgeſetzt. — Heidelberg, 17. Aug. Die Schloß⸗ beleuchtung am Sonntag, den 27. Auguſt, findet nunmehr beſtimmt ſtatt, und zwar anläßlich des Kongreſſes des Vereins der Molkerei⸗Beamten, ⸗Be⸗ ſitzer und Pächter von Heſſen⸗Naſſau und des Großherzogtums Heſſen. Der Kongreß tagt am 25.—27. Auguſt in Frankfurt a. M. und unter⸗ nimmt anſchließend am 27. Auguſt einen Ausflug nach Heidelberg. — Weinheim, 17. Aug Ein am Dienstag zwiſchen 11 und 12 Uhr in der Kreispflegeanſtalt vernommener Schuß fand geſtern Nachmittag durch die Tatſache ſeine Aufklärung, daß der Leichnam des 20jährigen Stuhlmachers Carl Nutz auf einem Acker in der Nähe genannter Anſtalt mit einer Schußwunde in der linken Bruſtſeite aufgefunden worden iſt. Nach Lage der Umſtände liegt Selbſt⸗ mord vor. Was den als ordentlichen und anſtändig geſchilderten jungen Mann in den frühen Tod ge⸗ trieben, konnte bislang noch nicht feſtgeſtellt werden. — Bühl, 17. Aug. Die Gewerbe⸗ und Induſtrie⸗ Ausſtellung in Bühl war am letzten Sonntag von mehr als 6000 Perſonen beſucht, von denen man nur eine Stimme des Lobes und der Anerkennung hören konnte. Große Anziehungskraft übt das prächtige Diorama von Baden, die Kunſt⸗ ausſtellung und insbeſondere die Abteilung für Be⸗ leuchtungsweſen aus. Allſeitige Bewunderung findet auch die herrliche Gartenanlage des Ausſtellungs⸗ platzes. Für nächſten Samstag und Sonntag ſtehen Was wär dannviel in Ladeberg, wenn net die Kerwe wär, E Lewe voller Schinnerei, ſunſcht is doch nix dermehr, Uẽns Bauern is die Kerwezeit die libſcht im ganze Johr, Uf Kerwe freut ſich Jung und Alt, des is doch ſicher wohr. Wer's aiſcht e biſſel mache kann, der hängt e paar Mark dran Un ſchtreicht mit bloo und geeler Farb ſei Häußel ſauwer an, Er ſchlacht zum wenigſte e Schwein, backt Kuche Tag un Nacht Un liefert unerm Federvieh e mörderiſche Schlacht. Der Mann der kriegte neuen Hut, die Fraa e Schumm f Die Kinner wer'n rausſchtaffirt das is e helli Freed Un bei de Mäd'le un de Borſcht is erſcht die Freud recht wohr, Dene juckt's kommt Kerwe angerückt ſchun wochelang zuvor. Un iſt die Kerwe endlich do un naht der Morge kaum, Do iſcht's de Bauremädle juſcht als wärs e ſchöner Traum, Flugs ſchlubbe ſie aus ihrem Neſcht, verſorge 's liewe Vieh Un drinke daun in aller Eil e dünni Kaffeebrüh. Hernoch gehts an die Kleederkiſcht, ke Klenigkeit, weß Gott Denn ſo 'n ächter Kerweſchtaat iſt in der Regel flott. 0 Bald is der Hoorputz in der Reih un alles hergewichſt, Denn uffem Land werd net ſo lang, wie in der Stadt gedrückſt. Horch alleweil läuts, die ganz Gemeen ſchtrömt in die Kirch jetzt nein Heut will ja Alles, Groß wie Kleen, dem Schöpfer dankbar ſein. Die Männer ſchwarz im Kercherock, ganz feierlich gehts her, f Un manchem alte Mütterlein werds Aag nit thräneleer. Hebt ach die Gretel s Buch vor's Gſicht, vunn Andacht is ke 11 Noch ihrem Hannes ſchteht ihr Sinn, doch nochm Bete net. Die Kerch, die dauert gar zu lang, 's werd ihr ganz wiun un weh, Weils Danze kommt ihr in die Been, ſie ſpürt's in alle Zeeh'. 5 Di große Kunſtgenüſſe bevor: Am Samstag abend und Sonntag früh ſpielt das bekannte „Schnaudidl⸗ Orcheſter“ von Karlsruhe unter Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Kunſtmaler Eichrodt und Sonntag abend kommen von den Geſangvereinen von Achern und Bühl Einzel⸗ und Geſamtchöre zum Vortrag. Die Pauſen werden durch Muſikſtücke der oben ge- nannten Kapelle ausgefüllt werden. — Schifferſtadt, 16. Aug. Firma Ludwig und Max Mayer hier angeſtellte Kaufmann Rheinheimer fuhr vorgeſtern Abend per Rad von einer Geſchäftstour von Waldſee zurück und hatte etwas über 200 M. bar Geld bei ſich. Oberhalb des Kohlhofes wurde er von drei Unbe⸗ kannten überfallen und vom Rade geworfen. Zwei der ſehr zerlumpt gekleideten Perſonen verlangten unter Vorhalten eines Revolvers und Dolches ſein Geld oder das Leben, während der dritte ihm das Rad zu entreißen ſuchte. Auf die Hilferufe Rhein⸗ heimers kamen zwei vom Felde heimkehrende Männer herbei, worauf die Gauner flohen. — Frankfurt a. M., 16. Aug. Altſtadt wurde eine Spielhölle ausgehoben, nachdem Kriminalbeamte und acht Schutzleute das Haus ſorg⸗ fältig umſtellt hatten. 800 Mark wurden beſchlag⸗ nahmt, 20 Verhaftungen wurden vorgenommen, 19 Perſonen wurden aber nach ihrer Vernehmung frei⸗ gelaſſen, der Kroupier jedoch in Haft behalten. — Mainz, 16. Aug. (Hebung des Mittel⸗ ſtandes.) Wie der Mittelſtand gehoben wird, zeigt in recht draſtiſcher Weiſe das Vorgehen zweier Mainzer Glaſermeiſter. Die „Mainzer Volksztg.“ ſchreibt darüber: „Vor nicht allzulanger Zeit wurden vom Stadtbauamt die Glaſerarbeiten am Neubau der Oberrealſchule in Submiſſion vergeben. Submitten⸗ ten waren die Glaſermeiſter Fritz Werner und Simon Köhler von hier und die Großfirma Faſig und Sohn in Ludwigshafen. Letztere Firma hatte ſeiner Zeit die Glaſerarbeiten für die Leibnizſchule zufriedenſtellend geliefert. Damals machten die Glaſermeiſter der Stadtverwaltung ſchwere Vorwürfe, weil die Arbeit nach auswärts vergeben wurde. Bei der Oberrealſchule beträgt nun, wenn wir nicht irren, der Voranſchlag für die Glaſerarbeiten 20000 Mk. Das Angebot der Ludwigshafener Firma war nun um 800 Mk. niedriger wie das der beiden Glaſermeiſter. Die letzteren erhielten jedoch trotzdem den Zuſchlag, weil man den Meiſtern und den Arbeitern in Mainz den Verdienſt und die Arbeitsgelegenheit nicht entgehen laſſen wollte. 1 55 „ Der bei der 0 In der 5 5 Ladeberger Kerwe. 0 5 Was taten nun die beiden Meiſter mit ihrem großen Auftrag? Sie laſſen ſich von der Ludwigshafener Firma die Feuſter zu dem von jener verlangten Submiſſionspreiſe liefern und ſtecken die 800 Mk. als „Vermittlungsgebühr“ in die Frühſtückstaſche. Als ſie dieſerhalb vom Stadtbauamt Vorhalt gemacht bekamen, erklärten ſie, die Arbeit deshalb nicht ſelbſt ausführen zu können, weil ſie keine Arbeiter bekämen!“ — Friedrichshafen, 16. Aug. Geſtern Abend ertrank beim Baden im See vor den Augen der Schweſter das 14jährige Mädchen des Sekretärs Weiß aus Ravensburg. Die Ertrunkene wurde bald darauf gefunden; die Wiederbelebungsverſuche waren aber erfolglos. — Cuxhaven, 16. Aug. Ein erſchütternder Vorfall ſpielte ſich im Duhner Watt ab. Vater und Sohn gingen zum Krabbenfiſchen in's Watt,. Hierbei geriet der 11jährige Knabe in ein vom Sand leicht verdecktes Loch und verſchwand vor den Augen des Vaters. Dieſer wollte ſeinem Sohn beiſpringen, geriet aber ebenfalls in das Loch und ertrank. — Lüttich, 17. Aug. Dem Leibarzt des Schahs von Perſien, Dr. Schneider, der im Gefolge des Schahs hier weilt, iſt ein Handkoffer mit Ju⸗ welen im Wert von 50000 Frances und Wert⸗ papieren von demſelben Betrage, den er an der Kaſſe eines Hotels abgegeben hatte, abhanden gekommen. Die Nachforſchungen der Polizei verliefen bisher ergebnislos. — Paris, 17. Aug. Aus Lelancourt wird gemeldet, daß ſich geſtern ein Schwarm Heuſchrecken bei Bellevoir niedergelaſſen und die geſamte Getreide⸗ ernte auf vier Kilometer vernichtete. Konſtantinopel, 15. Aug. Das ſerbiſche Kloſter Liſchlaj nördlich von Monaſtier, wurde von einer bulgariſchen Bande verbrannt und der Verwalter ermordet. Am Freitag iſt eine 100 Mann ſtarke griechiſche Bande in Kladorabi, in der Nähe von Florina, eingedrungen. Sie tötete 17 Anhänger des Exarchates mit Meſſern und Knütteln und plünderte das Dorf. In Kumanicevo, im Bezirke Kaſtoria, wurden ein Prieſter des Exarchates, ſowie zwei Frauen von Mitgliedern einer Bande getötet und ein Knabe verwundet. Schmeinemarkt Seckenheim. Der heutige Ferkelmarkt war mit 76 Stück be⸗ fahren und wurden alle zum Preiſe von 26—30 Mark pro Paar abgeſetzt. Doch wie halt alles nimmt e End, ſo geht die Kerch ach aus, Un eh mehr ſich noch recht verſieht, do iſch ſe ach ſchun draus. Un hawe die Leut ach net grad e ſchweri Aerwet gehatt, Beim Eſſe werd doch düchtig geſchafft, geleert e jedi Platt. Doch mittags do werds erſcht recht bund, o jeſſes was e Glück! Dann alles ſchrömt jetzt jung un alt hin zu der Tanzmuſik, Im Luſchtgarte, der Ros, im Herſch und draus ach im Hotel. Im Anker iſchts bekannt gemacht ſchun Samſtags durch die Schell. Un iſchs dann mittags dreie kaum, herjeh werd jetzt gedanzt E Muſikbande hott ſich ſchun im Danzſaal ufgeplanzt. 5 De Muſikmeſchter ſchlägt de Takt, hopp Gretel ſägt der Bu, Un wer jetzt noch ke Mädel hott, der greift halt dapfer zu. Wie glücklich is die Jugend jetzt, e Walzer werd gewalzt, Derzwiſche werd geſtampft un mit der Zung geſchnaltzt. 8 f Die Zeit geht um, der Mage knurrt, s gibt jetzt e kleni Pauf', Un Alles geht zum Eſſe jetzt uf kurze Zeit nach Hauſ'. Doch wenn zu Nacht dann geſſen is, dann geht vun neuem los, Der Hannes holt die Gretel ab un führt ſie in die Roſ', Erſcht kaaft er ihr noch beim Herr Hotz e Zuckerſtang, ſo fein, Un aach e ſchönes Zuckerherz wo druff ſchteht; Ewig Dein! Dann führt er ſie zum Schlagbaum hin, zeigt was for Kraft er hot Der Gretel werds ganz angſcht un bang, ſie ſägt: Ach lieber Gott! Sodann bevors jetzt zehne werd, geht's noch uffs Caruſell, Sie kreiſcht: Ach, lieber Reitſchulmann, dhun ſe doch net ſo ſchne Jetzt werd gedanzt vun zehne ab bis ſpät nach Mitternacht, Und kommt der Montag angerückt, werds wieder ſo gemacht Die Zeit ſie geht im Sturm herum, es wird allmählich leer; i Ach wenn doch alle Sunntag nor ſo e biſſel Kerwe wert.