Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der eure Erſcheint jeden Dienstag und 1 Abend. 8 hilt illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hoſbuchdrutmerei Karl Molitor, Ladenburg. 0 Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnohme. — ̃ ̃ — ̃ ̃ — —— Bei größeren Aufträgen Rabatt. 1905. Politiſches Ports mouth, 17. Aug. jüßert geſtern Abend gegenüber Berichterſtattern: ich tue alles, was ich kann, zur Erlangung des Friedens. Von den 8 Artikeln, die bereits erwogen ürden, habe ich inbezug auf 7 nachgegeben. Kein inderer ruſſiſcher Staatsmann würde es gewagt gaben, auf die eigene Verantwortung ſoweit zu ehen, wie ich getan habe. Artikel 9, der von der Regsentſchädigung handelt, ſoll heute erörtert werden. Nan erwartet, daß der Meinungsaustauſch über die etierenden Artikel morgen oder Samstag beendet ein wird und daß ſich dann die Konferenz auf Montag vertagt, damit inzwiſchen die Delegierten hie Regierungen befragen können. Rußland gibt ede Anwartſchaft auf die Manſchurei auf. Seine inzige Hoffnung, einen Teil ſeiner ungemein großen Ausgaben für die Eiſenbahn vergütet zu erhalten, bäre ein Abkommen mit China. Japan ſolle ſich lit ſeinen Anſprüchen für die nach dem Durch⸗ Harſch der ruſſiſchen Armee notwendig gewordene Wiederherſtellung der Eiſenbahn an die chineſiſche Regierung wenden. Geſtern Abend war ein Gerücht n Umlauf, nach dem verſchiedene Mächte ſich be⸗ üben ſollen, Japan zu veranlaſſen, auf Kriegsent⸗ chädigung zu verzichten und ſich ſtatt deſſen eine Möglichſt weitgehende anderweitige Kompenſation zu ichern, aber nur für den Fall, daß Rußland ſchließ⸗ ich in die Abtretung von Sachalin einwilligt. gapan beſteht beharrlich auf der Uebergabe der Aternjerten Kriegsſchiffe. Man glaubt, daß dieſe Beharrlichkeit auf das dringende Anraten Englands zurückzuführen ſei. Eine etwaige Entſchädigung oll nicht zur Vergrößerung der japaniſchen Flotte erwendet werden, da die internierten Schiffe, falls apan ſie erhält, und die gehobenen Schiffe Neu⸗ bauten von Kriegsſchiffen überflüſſig mache (2). Die se r eee T nn ng (Nachdruck verboten.) Sie hatte ſich bei dieſen Worten umgewandt, ein heller Lichtſchein fiel auf ihr Antlitz, und Steinweg bemerkte jetzt erſt die Erregung, die auf Leonorens Heſicht lag und er ſah auch die Tränenſpuren. Mein Gott, was iſt Ihnen, Sie haben ge⸗ beint?“ fragte er teilnehmend. Ja, ich habe geweint, Herr von Steinweg,“ agte Leonore mit leiſer Stimme. Das Lied „Die Mondnacht“ rief die Erinnerung an eine Stunde wach, an welcher ich nur mit bitterer Reue zurück⸗ denke!“ In Steinwegs Augen flammte es auf. „Sie haben wirklich bereut! Sie! Aber damals, damals ſchien etwas ganz anderes Ihre Seele zu erfüllen.“ „Damals war ich ein unerfahrenes, übermütiges Mädchen, das das Leben, die Menſchen und ſein eigenes Herz noch nicht kannte! Hätten Sie nur ein wenig Geduld und Nachſicht mit mir gehabt, ſtatt ohne Abſchied zu gehen.“ Sie brach plötzlich ab, ein jähes Rot flog über ihr Antlitz, tief erſchrocken blickte ſie auf. Sie hatte zu Worten hinreißen laſſen, die nie, nie hätte Miniſter Witte ö wegen die Abſicht zeigt, Kriegsentſchädigung ſoll vielmehr dazu benutzt werden, den durch den Krieg entſtandenen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen, für Penſionen zu ſorgen und das Erziehungsſyſtem in Japan zu verbeſſern. Berlin, Aug. Das norwegiſche Volk hat ſich für die Trennung von Schweden erklärt. Der ſchwediſche Stolz, der ſich durch die formloſe Aufkündigung der Union gekränkt fühlte, wird ſich jetzt beruhigen müſſen, zumal wenn man in Nor⸗ durch gegenſeitige Ver⸗ handlungen die Angelegenheit in diplomatiſch ſchick⸗ licher Form zu erledigen. mütigkeit des norwegiſchen Volkes gibt die Gewähr dafür, daß auf der ſkandinaviſchen Halbinſel auch fürderhin Friede herrſchen wird, ob die Nachkommen der kühnen Wikinger in einem Königreich oder einer Bauernrepublik leben. So wird der norwegiſche Unabhängigkeitsdrang die Forderungen Schwedens nicht von vornherein abweiſen: Schweden will ſich Die Klugheit und Ein⸗ Gewerbelehrer und in den Klaſſen 3 a und 4 auch wöchentlich der Unterricht um 2 Stunden vermehrt werden ſoll. Die Vorlage fand einſtimmige An⸗ nahme und erfordert dieſelbe eine ſtändige Ausgabe von 880 Mark jährlich, welche aus den laufenden Wirtſchaftsmitteln beſtritten werden. Die Erbauung eines Poſtgebäudes durch die Städtiſche Sparkaſſe auf dem Bauplatze des Herrn Dr. Schulze, welcher zu 5.25 Mk. pro Quadrat⸗ meter fürſorglich erworben war, fand nicht die Zu⸗ ſtimmung des Bürgerausſchuſſes. Gegen die Er⸗ bauung durch die Sparkaſſe war weniger Einwand vorhanden, aber für den Platz war Niemand ein⸗ genommen. Es wurde auch die Anſicht ausge⸗ ſprochen, daß man die Erbauung der Poſt Privat⸗ Unternehmern zukommen laſſen ſoll. Als dritter Punkt ſtand die Gehaltserhöhung der Todtengräber zꝛc. reſp. Abänderung des Leichenkoſtentarifs zur f Verhandlung, welche nach dem Antrag des Gemeinde⸗ den freien Durchgang ſeiner Eiſenerze zu den nor⸗ wegiſchen Häfen und den Lappländern ihre Weide⸗ wir von der näheren Ausführung ab. Beim vierten triften auf norwegiſchem Gebiete auch für die Zu⸗ kunft ſichern. — Ob ein Bund zwiſchen Schweden, Norwegen und Dänemark erfolgt, iſt ſehr fraglich. Es geht aber auch ohne das. Verſchiedenes. ): (Ladenburg, 18. Aug. Geſtern Abend 8 Uhr fand eine Sitzung des Bürgerausſchuſſes ſtatt, welche eiue monſtröſe Tagesordnung aufwies und auch 2 Abende in Ausſicht genommen wurden. Die Mitglieder waren nahezu vollzählig erſchienen, auch hatte ſich eine ſtattliche Zuhörerſchaft ein⸗ gefunden. Als erſter Punkt kam die Vorlage der Erweiterung des Unterrichts an der Volksſchule zur Verhandlung, wonach in der 6.—8. Klaſſe wöchentlich 2 Stunden 1 durch den „Allerdings, es war gewiß zu 1 1 55 Heil, daß Sie gingen,“ lenkte ſie jetzt mit ruhiger Stimme in, „denn reiches Glück hat Ihnen den kleinen Kummer von damals tauſendfach verſühnt.“ „Nun, klein war mein Kummer nun wohl damals nicht,“ erwiderte Steinweg, „ich war in der troſtloſeſten Simmung, als ich an jenen Winter⸗ tagen durch die graue, düſtere Landſchaft fuhr, und Ihre Worte mir unaufhörlich in den Ohren nach⸗ klangen. — Daß ich das Glück dann ſpäter erfaßte, als es ſich mir in ſo holder Geſtalt zeigte — wollen Sie mir dies verargen?“ „Nein durchaus nicht!“ ſagte Leonore lächelnd. Ihr Antlitz hatte wieder ganz den ruhigen, kalten Ausdruck, der ſie nur verließ, wenn ſte ſich unbeobachtet glaubte, und als jetzt Frau von Stein⸗ weg zu ihr trat und um einen Geſangsvortrag bat, war ſie ſofort bereit dazu, denn ſie hatte ja Frau von Steinweg ſchon vor einigen Tagen mehrere Lieder vorgeſungen und konnte bei der liebenswürdigen Art, wie die anmutige e Frau zu bitten verſtand, 2 unmöglich ablehnen. Leonore Warden pflegte ſich bei dem Vortrage ihrer Lieder meiſtens ſelbſt auf dem Klavier zu begleiten. Steinweg ſchreckte leicht zuſammen, als ihre Finger jetzt wie vibrierend über die Taſten glitten und es nun leiſe, wie traumverloren, aber mit tiefer ſeeliſcher Empfindung zu ihm herüber klang: „Hörſt Du nicht die Bäume rauſchen Draußen durch die ſtille Rund? eines Ackers der rats angenommen wurden. Da in nächſter Zeit die Preiſe der Särge und die Gehalte der Leichen prokuratoren eine Erhöhung erfahren werden, ſehen Punkt ſollte der Bürgerausſchuß zu einem Kauf Genehmigung erteilen, obgleich derſelbe ſchon von Herrn Notar Dr. Ritter gekauft und protokolliert war, worauf der Bürgerausſchuß nicht eingehen konnte, dagegen wurde der Kauf des Ackers von Friedr. Krauß Wwe. Erben aus Anlehensmitteln anſtandslos genehmigt. Ferner wurde gegen die Stimmen der Fraktion der Niederſtbeſteuerten und 4 weiteren Stimmen aus den anderen Fraktionen dem Kauf des Hauſes des Herrn Colombara um den Preis von 6500 Mark die Genehmigung er⸗ teilt. und Bedienſteten wurde ein Sterbequartal bewilligt; dem Antrag der Fraktion der Niederſtbeſteuerten ö Locks Dich nicht hinab zu lauschen Von dem Söller in den Grund.“ — Warum ſang Sie nun doch dieſes Lied, die längſt verklungenen Akkorde? Wollte ſie ihm zeigen, daß ſie der momentanen Erregung ſofort wieder Herr geworden ſei? Oder glauben ſie, daß er das leiſe Zittern ihrer Stimme bei dem Singen nicht vernahm, als ſie jetzt die Dritte Strophe anſtimmte: f „Kennſt Du noch die irren Lieder Aus der alten ſchönen Zeit? i Sie erwachen alle wieder, Nachts in Waldeseinſamkeit.“ — Jas ſie erwachten alle wieder, die Lieder, die Träume, die ganze bewegte Zeit, wo ihn das Leben, wie ihm dünkte, doch anders umrauſcht hatte wie jetzt, größer und ſchöner. Er ſagte ſich, daß dieſe Erinnerungen nur ſchwärmeriſche Jugendempfindungen geweſen ſeien, die eben jeder in ſeiner Jugend und mit einem Herzen voll edler Liebe hat. Aber er konnte mit düſteren nüchternen Urteilen doch dieſe alten ſchönen Erinnerungen nicht bannen. Er hatte die Hand vor die Augen gelegt, als wenn er ſein Geſicht verbergen wollte, und nun erſtand ein Bild nach dem andern aus jenen Tagen: Das Leben in der kleinen Garniſonſtadt, mit ſeinen Bällen, ſeinen gemütlichen Landpartien. Auf einer ſolchen Land⸗ partie war es geſchehen, wo er Leonore Warden ſo gekränkt und beleidigt hatte. 0 5 Fortſetzung folgt.) Frau Bertha Stubenrath ſeine Den Hinterbliebenen von Gemeindebeamten —