1 Preis vierteljährlich Mark 1.— 5 Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hoſbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. — 7 1 * 9 . N burg und Umgebung. „e i Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis 25 Bei größeren Aufträgen Rabatt. Dienſiag, den 15. Auguft ö — Verſchiedenes. 13 Ladenburg, 14. Aug. Es iſt — falls der Bürgerausſchuß in ſeiner demnächſtigen Sitzung dein Beſchluß des Gemeinderats zuſtimmt — nunmehr allen Volks⸗ und Töchterſchülern, die das vor⸗ geschriebene Alter haben, geſtattet, ſich in der hieſigen Nealſchule einer Aufnahmeprüfung für deu Beſuch chend einer Klaſſe derſelben zu unterziehen. Welche Schüler bezw. Schülerinnen dieſe Prüfung beſtehen und wie viele — da vorausſichtlich auch Mädchen bon auswärts einzutreten wünſchen aus kungel an Platz Aufnahme finden können, darüber liſcheidet allein das Lehrerperſonal, da die Ober⸗ chulbehörde in dieſer Hinſicht keinerlei Vorſchriften lacht. Das gleichzeitige Fortbeſtehen einer beſonderen öchterſchule hängt von der Zahl der ſie weiter be⸗ lc ichenden Schülerinnen ab, alſo, ob dieſelbe nach — waigen Austritten noch beſucht genug bleibt, um ern de Ausgaben, wie bisher aus eigenen Mitteln f decken, denn eine Unterſtützung vonſeiten der Ge⸗ einde hatte dieſelbe ſeither nur inſoweit, als das hel. chüllokal und die Feuerung geſtellt wurden. Die Töchterſchule hat bereits 34 Jahre hin⸗ lech ſegensreich gewirkt und hat dieſelbe bezüglich s Grades der von ihr übermittelten Kenntniſſe hie hinſichtlich der eingehaltenen ſtandesgemäßen Aziehung jederzeit allgemein befriedigt und wird hohl ausnahmslos von allen Beteiligten die gegen⸗ härtige, liebgewonnene Einrichtung auch weiter nach Röglichkeit angeſtrebt werden. In der Töchterſchule konnten die Schüler in anz beſonderer Weiſe individuell, jeder einzelne einen Geiſtes⸗ und Körperkräften entſprechend, be⸗ andelt werden und das beſonders ausgewählte lehrpenſum genügte vollſtändig, die Schülerinnen zu fähigen, in ſpäteren Jahren das Haus in an⸗ 8 l Das Glück. 0 Novelle von F. Sutau. 1 x 4. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) 115 „Nun ſollſt Du in die Antigone⸗Augen ſchauen!“ plaht lit dieſen Worten hatte Eva lachend ihren Vetter, der etwas ſpäter gekommen war zu Leonore geführt ind ihr denſelben vorgeſtellt. Aber die weltentſagen⸗ den Augen der griechiſchen Heldin waren es nicht, die ſich jetzt ihm zuwandten. Das war der Blick llſ ber fl. 0 ile dne ruheloſen Menſchenkindes unſerer Zeit, deſſen falle, Seele den Frieden verloren hatte, dies hatte Doktor 1 1 rich ſofort erkannt. Und doch wie feſſelnd, wie u l. anziehend war dieſes blaſſe Antlitz, dem das Lachen ch din ſo fremd war. m A „Sie ſind verwandt mit Frau von Steinweg?“ 5 fragte Leonore, als Doktor Erich neben ihr Platz 5 genommen hatte. aus den . 95 i i i „Frau von Steinweg iſt meine Couſine,“ er⸗ wiederte dieſer. „Und Sie ſtammen Beide aus dieſer ſchönen Rheingegend?“ „Jg, wir ſind Beide echte Rheinlandskinder,“ erwiederte Doktor Erich. Herr von Seinweg iſt wohl kein Rheinländer?“ ragte Leonore, wie zögernd. Nein, er hat ſich aber ſehr ſchnell hier akkli⸗ Aziſſert. Seine Wiege ſtand in Weſtfalen, wo er g eint hilllb. e- nn gemeſſener Weiſe zu repräſentieren oder auf Grund des Reifezeugniſſes in irgend einen der Bildung entſprechenden Bevuf anſtandslos einzutreten. Die geeigneten Lehrkräfte beizuziehen, darf man ruhig der bewährten Fürſorge des Vorſtandes überlaſſen. Der Lehrplan der Realſchule iſt für Mäd⸗ chen viel zu umfangreich. Ja die Mädchen wären noch mehr angeſtrengt als die Knaben, da für ſie noch Unterricht in den weiblichen Handarbeiten hinzu⸗ käme. Es würden alſo nur die begabteren und und auch fleißigſten und körperlich kräftigeren Mädchen den Anforderungen der Realſchule genügen können und dies nicht ſelten nur auf Koſten ihrer ſo wertvollen Geſundheit. Es wird dies durch die Tatſache beſtätigt, daß in den 12 Anſtalten unſeres Landes, welche Mädchen aufnehmen, ſ. Zt. 119 Schülerinnen in Sexpta eintraten, aber nur 27 bis zur Untertertia auszuhalten vermochten. Wegen Mangel an Platz und aus anderen Gründen iſt zu befürchten, daß mancherlei Unge⸗ hörigkeiten oder gar ärgere Dinge in unliebſame Erſcheinung treten und da das geſamte Lehrer⸗ perſonal dem Beſuch der Realſchule durch Mädchen z. Zt. recht unſympatiſch gegenüberſteht, ſo dürften Zuſtände entſtehen, die nicht eben beſonders erfreuliche wären. Bezüglich des Schulgeldes wird der Unter⸗ ſchied zwiſchen Realſchule und Töchterſchule nicht beſonders groß ſein, umſomehr, da in der Real- ſchule Schulgeldbefreiungen nur von ganz beſonderen Umſtänden abhängig gemacht ſind. Für die Ge⸗ meinde aber wird die Zuſammenlegung der beiden Anſtalten von nicht unbedeutenden Koſten bhe⸗ gleitet ſein, da ſofort andere, größere Räumlichkeiten erſtellt werden müßten. Die ſeitherige Art der Trennung aber wird erfahrungsgemäß wenig oder gar keine Ausgaben vonſeiten der Gemeinde er⸗ heiſchen. Ladenburg, 14. Aug. Am Sonntag, den 13. d. M. nachmittags 3 Uhr fand im Saale des „Zähringer Hofes“ in Neckarhauſen eine gut beſuchte öffentliche nationalſoziale Verſammlung ſtatt, mit der der Wahlkampf eröffnet wurde. Nachdem der Vorſitzende, Herr Eiſenbahnaſſiſtent Heberer, die Verſammlung eröffnet hatte, entwickelte Herr Prof. Dr. Deißmann aus Heidelberg in / ſtündiger Rede klar und deutlich das nationalſoziale Programm: Die Grundanlage einer jeden Politik iſt eine möglichſt gute Volksbildung. Dieſe wird namentlich durch gute Schulverhältniſſe herbeigeführt. Darum fordern wir Verbeſſerung der Volksſchulen, die durch Verkleinerung der Schulklaſſen, durch Ver⸗ mehrung des Lehrſtoffes und Aufbeſſerung der Lehrer⸗ gehälter in Volks⸗ und Mittelſchulen erzielt wird. Ferner ſind gute Fortbildungsſchulen dringend nötig. Eine Geiſel unſeres Volkes iſt die Schwindſucht, eine Krankheit, die nur im Anfangsſtadium heilbar iſt. Da nun die Schulzimmer und die Fabriken Herde ſind für die Tuberkelbazillen, ſo fordern wir Schulärzte und Aerzte in die Fabrikinſpektion, damit eine Unterſuchung von Zeit zu Zeit vorgenommen wird und ein Menſch, der von der Krankheit ange⸗ ſteckt iſt, noch geheilt werden kann. In die Fabrik⸗ inſpektion ſollen auch Arbeiter, die von der Picke auf gedient haben, und die die wahren Bedürfniſſe des arbeitenden Volkes kennen. Auch in die Schwur⸗ gerichte ſollen Männer der unteren und mitileren Volksklaſſe genommen werden, nicht nur aus der oberen Schicht. Die Nationalſozialen ſind gegen jede indirekte Steuer, weil ſie den kleinen Mann, der mit ſeiner in der Regel großen Familie den größten Bedarf an Lebensmitteln hat, zu ſehr drückt. Wir ſind auch gegen den Zolltarif, weil nur wenige Großgrundbeſitzer ihr Getreide um einige Groſchen teurer verkaufen, während die mittleren und kleinen Bauern und die übrige Bevölkerung gar keinen als Offizier geſtanden, hat er meine Couſine kennen und lieben gelernt. Die erſten Jahre ihrer Ehe haben ſie dort verlebt, dann, als mein Onkel, Eva's Vater ſtarb, hat er den Offiziersdienſt quittiert und hat die Fabrik übernommen. Er wird nun wohl für alle Zeiten hier feſtgewurzelt ſein.“ „Vom Offizierſtand zum Handelſtand überzu⸗ gehen, dünkt mir auch nicht als etwas Leichtes, ſchnell Ausführbares,“ ſagte Leonore; „aber was tut man nicht alles einer Frau zu lieb, und vollends einem ſo liebreizenden Geſchöpf, wie Ihre Frau Couſine gegenüber. Welche Anmut ſich dieſe Frau bewahrt hat, es iſt, als ob noch nie ein Schatten dieſes helle Antlitz getrübt hätte!“ „Ja, ſie iſt eine glückliche und vom Glück be⸗ günſtigte Natur,“ erwiederte Erich; ſie ſchaut eben noch mit ungetrübten Kinderaugen in die Zukunft. Das Schickſal verwehte noch keine einzige Blüte von ihren ſonnigen Lebenspfaden, darum iſt ihr auch wohl die kindliche Anmut noch zu eigen, die ſchwere Schickſalsſchläge ſo leicht zu zerſtören vermögen.“ „Ein beneidenswertes Los, ſo mit leichtbe⸗ ſchwingter Schmetterlingsſeele über das Daſein hin⸗ wegzuflattern!“ ſagte Leonore ironiſch — „nie zu grübeln über ernſte Lebensfragen, wie andere Menſchen⸗ kinder, die das Leben von vornherein tiefer und ernſter erfaſſen! Ihr ſchönes Rheinland, hier wo alles zum Leben zum Genießen lockt, ſcheint mir die rechte Heimat ſolcher leichtbeſchwingten Seelen zu ſein. In unſerer, von der Natur wenig be⸗ günſtigten, rauhen ſandigen Mark, mit ihren düſteren Kieferngruppen, ihren melancholiſchen Seeen, da drängen ſich einem ganz von ſelbſt ernſtere Gedanken auf, wenn man einſam über die weite Heide geht, oder unter ſolchen Kieferngruppen ruht, über uns vielleicht ein grauer, trüber Himmel, und weites flaches Land rings um uns herum. — Das iſt anders als wenn man hier auf dem grünblauen, herrlichen Rheinſtrom dahinfährt, wenn fröhliche Lieder erklingen und das ſchönſte Naturpanorama ſich unſern Augen erſchließt.“ „Und glauben Sie nicht, daß man auch hier zu ernſten Gedanken angeregt werden kann?“ be⸗ merkte Doktor Erich. „O ja, warum nicht, ernſte Denker mögen auch im ſchönen Rheinlande zu finden ſein, obgleich dieſe lebensfrohen Geſichter hier um uns herum dergleichen kaum vermuten laſſen, da iſt niemand von des Gedankens Bläſſe angekränkelt.“ Doktor Erich entgegnete lächelnd: „So gönnen Sie doch dieſem lebensfrohen Geſchlecht ſeine Freude am Leben, Fräulein ?“ „O, ich will ſie ihnen durchaus nicht trüben und freue mich mit den Fröhlichen,“ erklärte Leonore. „Aber wie pflegen ſolche leichtlebigen Menſchen den Kummer zu ertragen? Dieſe Frage intereſſiert mich ſeeliſch. Denken Sie ſich einmal ihre Frau Couſine vom Kummer heimgeſucht, das ſüße Antlitz bleich und verhärmt. Wo und worin wird ſie Troſt finden?“ 5