halbe Stunde und herrſchte ſolche Dunkelheit, daß Licht gemacht werden mußte. Der Kalkofen des Herrn Heiß, in welchen jedenfalls Waſſer eindrang, explodierte und entſtieg demſelben eine mächtige Feuerſäule, worauf ſich das Gerücht verbreitete, daß in dem Anweſen ein Brand ausgebrochen ſei. — In Schriesheim beträgt der angerichtete Schaden über 100 000 Mark. y Ladenburg, 11. Aug. Im Saale des Gaſthauſes zum „Zähringer Hof“ in Neckarhauſen wird Herr Profeſſor Dr. Adolf Deißmann aus Heidelberg über die kommenden Landtagswahlen (Landtagskandidatur Raupp in Mannheim der vereinigten Blockparteien) ſprechen, wozu Jedermann auch Angehörige aller Parteien, Zutritt haben. Ladenburg, 10. Aug. Geſtern Abend fand auf dem Friedhofe in Mannheim die Be⸗ erdigung des am Samſtag dahingeſchiedenen Hof⸗ kapellmeiſters Ferd. Langer ſtatt. Welcher Beliebt⸗ heit der Verſtorbene ſich nicht allein in allen Kreiſen der Mannheimer Bevölkerung, ſondern auch aus⸗ wärts zu erfreuen hatte, davon legte die Beteiligung an ſeinem Leichenbegängniſſe ein glänzendes Zeug⸗ nis ab. Namentlich ſtark vertreten war die Sängerſchaft von Mannheim und Umgegend. Der Badiſche Sängerbund war durch ſeinen Präſidenten vertreten, die Aktivität der Mannheimer Geſang⸗ vereine Liederkranz, Liedertafel und Singverein war vollzählig anweſend, von anderen Mannheimer und mehreren auswärtigen Männergeſangvereinen waren die Vorſtände erſchienen. Auch der hieſige „Geſang⸗ verein“, deſſen hochverdientes Ehrenmitglied der Verſtorbene war, ließ einen Kranz am Sarge nieder⸗ legen und ſprach den Hinterbliebenen ſeine herzlichſte Teilnahme aus. — Mannheim, 9. Aug. Ein 15 Jahre altes Dienſtmädchen, welches ſich geſtern Abend auf das Fenſterbrett des Küchenfenſters ſetzte und offen⸗ bar dabei einſchlief, fiel aus dem 3. Stock hinunter in den Hof und erlitt einen Arm⸗ und Unterkiefer⸗ bruch und innere Verletzungen. — Mannheim, 11. Aug. In Neckerau wurde heute Morgen der etwa 26 Jahre alte Lokomotiv⸗ heizer Hinkelmann aus Karlsruhe, welcher ſich auf einer Rangiermaſchine befand und zu weit hinaus⸗ lehnte, von dem um 5.24 Uhr hier einfahrenden Lokalzug von Schwetzingen erfaßt, von der Maſchine herabgeworfen und eine Strecke weit geſchleift, ſo⸗ daß er ſich ſchwere Verletzungen zuzog. Er ſtarb auf dem Wege nach dem Allg. Krankenhaus. Draußen auf der Terraſſe ſtand Eva mit ihrem Gatten, um die Gäſte zu empfangen. Ein wunder⸗ ſamer Liebreiz lag über der zarten Geſtalt der jungen Frau ausgegoſſen, wie ſie ſich jetzt an den Gatten anſchmiegte und mit den blauen Kinderaugen zu ihm aufſah. „Ach Bruno, das Leben iſt doch wunderſchön,“ ſagte ſie! Bruno von Steinweg ſah ſinnend in das liebliche Autlitz ſeiner ſchönen jungen Frau, die kaum je ein Schatten des Kummers berührt hatte. — „Glückliches Kind,“ murmelte er, „Gott erhalte Dir Deinen Glauben an des Lebens Schönheiten!“ Er drückte dabei einen Kuß auf die reine von blonden Locken heſchattete Stirn. „Das war der letzte ungeſtörte Augenblick!“ rief er dann lachend. „Jetzt ruft die Pflicht uns hinein in den Salon; ich ſah da drüben ſchon einzelne Gäſte nahen.“ Beide traten hinein in den jetzt im hellen Lichte ſtrahlenden Salon. Leonore trat ihnen aus einer Fenſterniſche in der Nähe der Türe entgegen und begrüßte den Herr und die Herrin des Hauſes mit einer anmutigen Verbeugung. Ju Steinwegs Zügen malte ſich eine tiefe Erregung, als er auf die Mädchen⸗ geſtalt in mattgelbem Kleide blickte. — Vergangene Tage rauſchten zurück. — In eben ſolchem Gewand, das ihrem Geſicht wie Elfenbein erſcheinend eine ſo wunderſame Erſcheinung gab, mit roten Roſen in dem ſchwarzen Haar, hatte Leonore Warden einſt vor ihm geſtanden — und dann war das ſtolze Wort geſprochen, das ſie auf immer getrennt hatte. Wie deutlich trat auf einmal Alles vor ſeine Seele, der Konzertſaal in B. — die Menſchen dort, der ſchwüle mondbeglänzte Herbſtabend, der ſie Beide an das Fenſter gelockt, um einen Atemzug friſcher Luft zu ſchöpfen — dann das Lied — ſeine leiden⸗ ſchaftlichen Worte — und ihre ſtolze Zurück⸗ weiſung. — — — n N Nee 011 rr 185 N — Rheinau, 11. Aug. Das geſtern N tag hier niedergegangene Unwetter forderte leider ein Menſchenleben zum Opfer. Die Ehefrau des Brikettmeiſters Boizinski war im Begriffe, ihrem Mann das Mittageſſen zu bringen, wobei ſie von dem Sturmwind erfaſt und zu Boden geworfen wurde, gerade in dem Augenblick, als zwei ebenfalls von dem Wind ins Rollen geratene Eiſenbahnwagen daherkamen, welche der unglücklichen Frau beide Beine abfuhren und dieſelbe ſonſt noch erhebliche Verletzungen erlitt, ſo daß deren Tod innerhalb kurzer Zeit eintrat. — Aus Baden, 10. Aug. In Karlsruhe hat ſich der Grenadier Meier von der 8. Komp. des dortigen Leib⸗Grenadier-Regiments aus unbekanntem Beweggrunde erſchoſſen. — In Baden-Baden hat ſich der Taglöhner Frick aus unbekanntem Grunde, und im Walde bei Pfullendorf der Wirtſchaftspächter Seb. Schnetz aus Schwermut erhängt. — Müllheim, 8. Aug. Anläßlich des über unſere Gegend niedergegangenen Hagelwetters und des dadurch entſtandenen großen Schadens hat der Großherzog an den Amtsvorſtand, Herrn Ober⸗ amtmann v. Preen, folgendes Telegramm gerichtet: Aus Ihrem Bericht vom 29. Juli erfahre ich heute den Umfang und die Bedeutung des Schadens in Ihrem Amtsbezirk durch das furchtbare Gewitter mit Hagelſchlag. Ich erſuche Sie, durch ein Rund⸗ ſchreiben den zehn beteffenden Gemeinden die Teil⸗ nahme kund zu geben, welche ich mit der Großherzogin über dieſes Unglück empfinde. Wir beklagen tief dieſe ſchwere Heimſuchung und werden zur Hilfe und zum Beiſtand tun, was möglich iſt, um auch der Zukunft mit einiger Zuverſicht entgegenzugehen. Möge Gottes Gnade allen Beſchäftigten mit ſeiner Liebe nahebleiben. — Neuſtadt, 10. Aug. mittag über die Haardt niedergegangene ſchwere Ge⸗ witter hat die ganze Weinernte vernichtet; ſämtliche Trauben ſind durch den Hagel abgeſchlagen, die Reben zerquetſcht worden. Tauſende von Ziegeln ſind an den Häuſern zerſchlagen worden. Die nach der Weſtſeite gerichteten Fenſterſcheiben wurden zum größten Teil eingeſchlagen. Im Felde Leute wurden erheblich verletzt. Viele Vögel ſind durch die Hagelkörner getötet worden. Im ſog. Gäu hat das Unwetter viel Obſt vernichtet. Auch die Tabakfelder, die Hopfenfelder und der Zucker⸗ rübenbau hat erheblich gelitten. Infolge des wolken⸗ bruchartigen Regens ſind verſchiedene Waſſerläufe Um Leonores Lippen zuckte es faſt ſpöttiſch, als er ſie ſo ſeltſam anſtarrte und dann tief Atem holte. „Mein Gott, was haſt Du?“ rief Eva verwundert zu ihm aufſchauend. „Ich! O, ich habe nichts, Kind,“ erwiederte er lebhaft und zwang ſich zu einem Lächeln, das ihn unbefangener erſcheinen laſſen ſollte. Im ſelben Moment wurde die Flügeltür des Salons geöffnet, eine Anzahl Gäſte ſtrömten herein, und bald darauf bot derſelbe ein ſo buntes Bild frohen geſelligen Lebens, daß die düſteren Schatten der Vergangenheit, die da zwiſchen zwei Menſchen aufgeſtiegen waren, vor der lebensfrohen Gegenwart weichen mußten. Das war echte rheinländiſche Ge⸗ ſelligkeit, die den Augenblick voll und ganz genießt. Für Leonore hatte dieſe ungezwungene Geſellig⸗ keit den Reiz des Neuen. Es lag etwas Beſtrickendes für ſie in dieſer Art von Frohſinn, der da aus dem Born der Lebensfreude ſchöpfte, als könnte derſelbe nie verſiegen. Warum nicht auch auf dieſe Weiſe das Leben genießen und der Stunde wahrnehmen, die ſo ſchnell enteilt, dachte Leonore. War ſie nicht auch berechtigt dazu? War ſie nicht noch jung und ſchön? Manch bewundernder Blick fiel auf ſie, als ſie ſich jetzt mit vollendeter Sicherheit in der ihr größtenteils noch fremder Geſellſchaft bewegte. Ihre Perſönlichkeit hatte, wie alle reſervierten Naturen, den Reiz des Intereſſanten. Menſchen, die ſtets von ſich ſprechen, uns ihre Schickſale und Erlebniſſe bis in die kleinſten Kleinigkeiten mitteilen, ſind uns nie ſo intereſſant, wie ſolche, die über ihre Angelegenheiten zu ſchweigen verſtehen und nur ſelten den Schleier lüften, der ſie wie ein Geheimnis umgibt. Einige älteren Damen, die ſich in einer Ecke des Salons gruppiert, hatten Leonore jetzt ſcharf in's Auge gefaßt. „Sie hat eine bewundernswerte Haltung, jede * Das heute vor⸗ befindliche 9 ö wemmungen verurſacht. Beſonders groß iſt der Schaden in den Gemarkungen Edenkoben, Landau, Maikammer, Haß⸗ loch und Diedesfeld. — Plauen, 9. Aug. Der „Vogtl. An⸗ zeiger“ meldet aus Hof: In einem dortigen Gaſt⸗ hof hat geſtern Nachmittag der Kaufmann Fromm aus Mannheim eine aus Plauen ſtammende Frau Böhme durch mehrere Schüſſe ſchwer verletzt und ſich dann ſelbſt durch einen Schuß in den Kopf ge⸗ tötet. Die Frau hat hinter dem Rücken ihres Mannes ein Verhältnis mit dem Fromm unterhalten. — Leipzig, 9. Aug. Die Reviſion des Mörders Becker aus Mannheim gelangte heute vor dem Reichsgericht zur Verhandlung. Die eingelegte Reviſion wurde verworfen. Das Todesurteil iſt ſomit vollſtreckbar. Berlin, 9. Aug. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ ſchreibt: Der beklagenswerte Eiſenbahn⸗ unfall bei Spremberg iſt nach dem Bericht der von dem Miniſter der öffentlichen Arbeiten nach der Un⸗ fallſtelle entſandten Kommiſſare durch den den Zug⸗ meldedienſt in Spremberg leitenden Stations⸗ aſſiſtenten veranlaßt worden. Er ließ unbegreiflicher⸗ weiſe den Schnellzug 113 von Spremberg in der Richtung nach Görlitz abfahren, trotzdem auf der eingleiſigen Strecke, alſo auf demſelben Gleiſe, der Nachzug zu dem Schnellzug Nr. 112 von Görlitz nach Spremberg in der Anfahrt war. Er handelte damit den für den Zugverkehr auf den eingleiſigen Strecken beſtehenden einfachſten und klarſten Vor⸗ ſchriften entgegen. Von einer Ueberlaſtung der Bahn, die die Veranlaſſuug zur Legung eines zweiten Gleiſes hätten geben können, kann nicht die Rede ſein. Schweinemarkt Zeckenheim. — Seckenheim, 8. Aug. Der letzte Schweinemarkt war mit 38 Milchſchweinen befahren und wurden 38 Stük zum Preiſe von 30—34 Mk. pro Paar abgeſetzt. Kaiser- BoOràdx Zum täglichen Gebrauch im Waschwasser, Das unentbehrlichste Toilettemittel, verschönert den Teint, macht zarte weisse Hände. Nur echt in roten Cartons zu 10, 20 und 60 Pr. HKaiser-Borax-Seife 80 Pf. — Tola- Seife 28 Pf. Spezialitäten der Firma Heinrich Mack in Ulm a, D. Bewegung iſt graziös an ihr, unſere Töchter könnten etwas von ihr lernen!“ Mit dieſen Worten wandte ſich ſoeben die Frau Gerichtsdirektor zu ihrer Nachbarin, der Frau Bergrat. Beide Damen waren Mütter eben erſt erblühter Schönheiten, die noch mit all den Ungeſchicklichkeiten junger Backfiſche zu kämpfen hatten, und deren Wangen von dem glühenden Rot ſteter Verlegenheit förmlich ſtrahlten. „Laſſen's gut ſein, Frau Direktor,“ erwiderte die Frau Bergrat, „unſere Kinder ſind ja beide noch ſo jung und haben noch Zeit genug zu lernen. Das Fräulein Warden hat jedenfalls ſchon manche Erfahrung hinter ſich. Mir wiederſtehen ſolche geheimnisvollen Erſcheinungen förmlich. Beobachten Sie nur einmal, wie ſelten ſie lachen. Da ſind mir doch die lachenden roten Geſichter unſerer Mädchen zehnmal lieber.“ „Die Herren ſcheinen doch anderer Meinung zu ſein, wie Sie, meine Liebe,“ entgegnete die Frau Direktor. „Unſern Mädchen und deren Freundinnen hat ſich noch keiner genähert, während ſie ſich zu Fräulein Warden förmlich herandrängen. „Mein Gott, das iſt der Reiz des Neuen! Aber wahrhaftig, ſogar mein Mann nähert ſich jetzt der ſchönen Gouvernante. Na warte nur Männchen! Ich habe es wohl beobachtet, wie er ſich vorhin vor dem Spiegel ſeine paar Haare zurecht gekämmt hat. Die Eitelkeit der Männer iſt doch wahrhaftig himmel⸗ ſchreiend!“ ſchloß die Frau Bergrat mit einem tiefen Seufzer. „Tröſten Sie ſich!“ rief die Frau Direktor lachend, „er räumt ja ſchon wieder einem Jüngern das Feld. Sehen Sie doch, auch unſer junger Freund, der Doktor Erich, begibt ſich jetzt in ihren Zauberkreis!“ 5 (Fortſetzung folgt.)