100 Einwohner im Amtsbezirk Meßkirch 1,41 in⸗ duſtrielle Arbeiter und im Bezirk Pforzheim (als höchſter Prozentſatz) 25,55. — Bühl, 5. Aug. Der Handels⸗ und Ge⸗ werbeverein Bühl begeht in dieſen Tagen das 25jährige Jubiläum ſeines Beſtehens, aus welchem Anlaſſe eine Ausſtellung ſtattfindet. Dieſelbe wurde unter vollſeitiger reger Beteiligung ſowohl der ſtaat⸗ lichen wie der Gemeindebehörden der Bezirke Achern, Baden, Bühl heute vormittag 10 Uhr feierlich eröffnet. In der Ausſtellungs⸗Reſtauration begrüßte zunächſt der Vorſtand des Gewerbevereins, Herr Kiederle, die Feſtgäſte, worauf dann der Ehrenpräſident, Herr Oberamtmann Freiherr von Reck, die Feſtrede hielt, die in ein Hoch auf Großherzog und Großherzogin ausklang. Hieran ſchloß ſich ein Rundgang durch die Ausſtellung. Als Vertreter der Regierung waren erſchienen die Herren Geheimrat Braun, ſowie Geh. Reg.⸗Rat Dr. Cron, ferner Herr Geh. Reg.⸗Rat Haape⸗Baden⸗ Baden, Herr Oberamtmann Hoerſt-Achern, Herr Prälat Dr. Lender⸗Sasbach, Herr Landgerichtsdirek⸗ tor Lauck⸗Waldshut, Vertreter des Bezirks im badiſchen Landtag, ſowie der geſamte Kreisausſchuß, Vertreter der Ausſtellungsſtädte Achern, Baden, ſowie Bürger⸗ meiſter und Gemeinderat von Bühl, Vertreter der Handels⸗ und Handwerkskammer Karlsruhe, der Präſident des Landesverbandes badiſcher Gewerbe⸗ und Handwerkervereinigungen, noch eine große An⸗ zahl geladener Feſtgäſte und Vertreter der Preſſe. Das Arrangement der geſamten Ausſtellung iſt durchaus gelungen, da dieſelben auf dem Gebiet des zukünftigen Stadtgartens erſtellt wurde. Das Hauptverdienſt hierfür gebührt dem Vorſtand des Vereins Karl Kiederle. Die Bühler Ausſtellung geht weit über den Rahmen einer lokalen Ver⸗ anſtaltung hinaus. Die in Betracht kommenden Kreiſe ſind in jeder Hinſicht gut und reichhaltig ver⸗ treten. Aber auch die übrige Induſtrie von ganz Deutſchland, und zwar nur erſtklaſſige Firmen, haben ihre Erzeugniſſe ausgeſtellt. Die Ausſtellung zeugt von einer hervorragenden Entwicklung von Gewerbe und Induſtrie in Baden. — Die Tagung des Landesverbandes badiſcher Gewerbe⸗ und Handwerkervereinigungen fand am Sountag ſtatt und nahm einen impoſanten Verlauf. Die Verhandlungen fanden im „Friedrichsbau“ ſtatt und waren aus dem ganzen Lande zahlreich beſucht. Beſondere Aufmerkſamkeit wurde dem Vortrag des Herrn Oberamtsrichters Renner⸗Raſtatt über Es war der Privatgelehrte Doktor Erich, ein Ver⸗ wandter Evas. Bruno eilte ihm entgegen Gartentür. „Eigentlich war es meine Abſicht nicht hier bei Euch einzutreten,“ ſprach der Doktor Erich, indem er das junge Ehepaar begrüßte.“ „Komm nur herein!“ rief Eva. „Du ſollſt auch etwas Wunderſchönes zu ſehen bekommen.“ „So! Etwas Wunderſchönes ſoll mir gezeigt werden!“ rief Doktor Erich. „Iſt vielleicht die Königin der Nacht in Eurem Gewächshaus erblüht?“ „So etwas Aehnliches iſt es ſchon, nicht wahr Bruno? Iſt ſie nicht wie eine Königin der Nacht mit ihrem tiefſchwarzen Haar?“ ſagte jetzt Eva übermütig lächelnd. a „Ja, meinetwegen,“ erwiderte Bruno, der dieſes Geſprächsthema herzlich müde zu ſein ſchien. „Entſchuldige Martin,“ wandte er ſich dann an Doktor Erich, „ich muß notwentig nach der Fabrik hinüber. Laß Dir nur von meiner Frau die Wunderblume zeigen, das die kleine Eva ſchon ganz aus den Fugen gebracht hat.“ Steinweg ging mit einem leichten Kopfnicken ſich verabſchiedend nach den Fabrikgebäuden hinüber, während Eva mit dem Vetter einen dunklen Laub⸗ gaug herauf ging, der eine Ausſicht nach der Ter⸗ raſſe vor der Villa bot. Dort ſaß Leonore mit Lotti; ſie hatte den Kopf über ein Buch gebeugt, aus welchem ſie der Kleinen einzelne Sätze vorſagte. Die feinen Linien von Leonorens Geſicht hoben ſich ſcharf gegen einen Hintergrund dunkler Blätter ab, auf Leonorens Waugen lag eine zarte Röte, ein Hauch der friſchen Morgenluft und ließ ſie jünger und friſcher erſcheinen, als am Abend vorher. und öffnete die „Nicht wahr, Martin, ſie iſt ſchön,“ ſagte Eba⸗ leiſe zu ihrem Vetter. „Sehr ſchön,“ erwiderte dieſer unbefangen; die Perſonentarifreform gewidmet. Ein Beſchluß der Verſammlung ging dahin, eine zuwartende Stellung einzunehmen, bis die Regierung ihre Stellungnahme zur Reform kundgibt. nachweiſes ſteht der Verband auf dem Standpunkt, daß derſelbe nicht einzuführen ſei, wohl aber der Meiſtertitel weiter privilegiert werden ſoll. Ein Beſchluß in dieſer Frage wurde nicht gefaßt. Der Verband zeigt großes Wachstum und eine große Einigkeit tritt nach der Verſchmelzung der beiden Verbände in erfreulicher Weiſe zutage. Den Ver⸗ handlungen, welchen ſich ein ſolennes Feſteſſen in der Fortuna anſchloß, wohnten als Vertreter der Regierung die Herren Geheimrat Braun und Geh. Reg.⸗Rat Dr. Cron an. Bei der Vorſtandswahl wurden Herr Nieder⸗ bühl⸗Raſtatt und Herr Franz Schmidt⸗Schwetzingen als Präſidenten einſtimmig wiedergewählt. — Ruppertsecken (Pfalz), 7. Aug. Der in den 40er Jahren ſtehende Taglöhner Wilhelm von hier hat ſeiner 18jährigen Stieftochter den Hals durchgeſchnitten. Dieſelbe war ſofort tot. Darauf ſchnitt er ſich ſelbſt den Hals durch. Das Motiv der Tat iſt unbekannt. — Saarbrücken, 4. Aug. In Hühner⸗ feld bei Sulzbach hatte ſich geſtern nacht ein junger Bergmann Biller mit dem Revolver in der Hand angekleidet aufs Bett gelegt, um einem Einbrecher aufzulauern und war dabei eingeſchlafen. Als die hochbetagte Mutter das Schlafzimmer des Sohnes betrat, um nach ihm zu ſehen, glaubte dieſer zwiſchen Wachen und Träumen, den erwarteten Ein⸗ brecher vor ſich zu haben, feuerte und verletzte die alte Mutter tötlich durch einen Schuß in die Bruſt. — München, 7. Aug. Infolge des furcht⸗ baren Gewitterregens, verbunden mit ſtarkem Hagel⸗ ſchlag am Samstag und des darauffolgenden geſtrigen Landregens ſind ſämtliche Gebirgsflüſſe in ſtarkem Steigen begriffen. Partenkirchen und Berchtesgaden ſtehen ſeit heute teilweiſe unter Waſſer. Die Bahn⸗ linie Garmiſch⸗Partenkirchen iſt ſeit heute früh in⸗ folge Hochwaſſers unterbrochen. Auf der Zugſpitze liegt über 40 Zentimeter Neuſchnee. Der Bahn⸗ verkehr zwiſchen Traunſtein und Ruhpolding iſt ein⸗ geſtellt. Zwiſchen Tölz und Lenggries wurde eine Brücke abgeriſſen. Aus Salzburg wird gemeldet, daß die ganze Umgegend unter Waſſer iſt. — Hohenſalza, 5. Aug. Ein Kutſcher wurde von einem Kollegen während der Arbeit ge⸗ hänſelt. Er verbat ſich die Hänſeleien, aber er⸗ ſie erinnert an den Kopf der Antigone auf den Kupfer⸗ ſtich -in Deinem Boudoir. Ich denke mir, die Augen unter den weißen geſenkten Lidern, müſſen eben mit dieſem weltentſagenden Ausdruck blicken können, der auf dem Bilde mich ſtets ſo wunderbar berührt hat. „Und eine ſolche weltentſagende Jungfrau iſt in Deinen Augen natürlich das Ideal der Weiblich⸗ keit!“ flüſterte Eva. 5 „Nun das will ich nicht ſagen, ich habe meine Gedanken überhaupt bis jetzt ſehr wenig auf die Damen gerichtet,“ entgegnete Doktor Martin Erich. „Mich beſchäftigen wiſſenſchaftliche Aufgaben zu ſehr.“ „Das macht das viele Studieren,“ ſpöttelte Eba, „da Du aber doch ein Mann biſt, wirſt Du doch über kurz oder lang dem Juggeſellenſtande entſagen. Vielleicht geſchieht es, daß dieſe Antigone Dein ſanftes Herz gefangen nimmt. Ich glaube ſchon, ich tue beſſer, Dich für heute noch nicht mit ihr bekannt zu machen, es könnte von verderblichem Einfluß auf Deine Ruhe ſein. Langſam gingen ann die Beiden den Laubgang wieder herunter, ohne von Leonore und ihrem Zögling bemerkt zu werden. „Wenn wir vor unſerer Reiſe noch eine Ge⸗ ſellſchaft geben, kannſt Du dann ihre nähere Be⸗ kanntſchaft machen, ſagte dann Eva, als ſie an der Gartentür angelangt waren. Deiner Mutter und Schweſter werde ich ſie in den nächſten Tagen aber ſchon vorſtellen.“ „Ihr wollt alſo reiſen? Und ſo bald?“ fragte Doktor Erich erſtaunt. „Ja, wenn ſich Fräulein Warden, unſere neue Gouvernante, nur einigermaßen zuverläſſig erweiſt, dann wollen wir unſere alten, großen Reiſepläne endlich einmal ausführen. Lotti ſcheint ja Zutrauen zu ihr gefaßt zu haben, und meine Mutter wird fürs erſte auch noch bei uns bleiben, ehe ſie ihre jährliche Reiſe nach Marienbad antritt. „Wird es der jungen Dame nicht zu einſam Bezüglich des Befähigungs⸗ folglos. erſchlug ſeinen Kollegen. Der Erſchlagene hinter⸗ läßt eine Frau und ſieben Kinder. Der Thier wurde ſofort verhaftet, er iſt ebenfalls verheirglet und hat eine kinderreiche Familie. — Berlin, 8. Aug., 2.45 Vorm. Amtlich wird aus Spremberg (Stadt im preuß. Reg.⸗Bez. Frankfurt a. O.) gemeldet: Schnellzug 113 ſtieß mit dem Nachzug 112 geſtern nachmittag auf der Strecke zwiſchen Spremberg und Schleife zuſammen⸗ Die beiden Maſchinen, vier Packwagen und fünf Perſonenwagen entgleiſten und wurden größtenteils zertrümmert. 15 bis 20 Perſonen wurden getötet, fünf ſchwerverletzt. — Spremberg, 7. Aug. Der „Sprem⸗ berger Anz.“ meldet zu dem Eiſenbahnunglück; Beide Lokomotiven liegen zertrümmert neben dem Bahndamm. Die erſten beiden Wagen des Berliner Zuges ſind vollſtändig ineinandergefahren. Sämt⸗ liche Paſſagiere ſind entweder ſchwer verletzt oder tot. Bis 10 Uhr abends waren ſieben Leichen ge⸗ borgen, ſechs Schwerverletzte wurden mittels Kranken⸗ zuges nach Kotibus übergeführt. An der Frei⸗ legung der noch zwiſchen den Trümmern liegenden Toten eines Wagens erſter und zweiter Klaſſe iſt die hieſige Turnerfeuerwehr beſchäftigt. Die Zahl der Toten iſt noch nicht feſtgeſtellt, ſoll aber 20 betragen. — Königsberg, 7. Aug. Der zurzeit hier tagende Ausſchuß der deutſchen Turnerſchaft beſchloß, das deutſche Turnfeſt im Jahre 1908 in Frankfurt a. M. ſtattfinden zu laſſen. — Petersburg, 6. Aug. Der Miniſter⸗ rat genehmigte mit geringer Mehrheit den Ver⸗ faſſungsentwurf, der ein Parlament nach europäiſchem Muſter vorſieht. Alle Großfürſten ſtimmten dafür, während ungefähr die Hälfte der Miniſter für eine Klaſſen⸗Vertretung ſtimmte. Nur Pobjedonoszow und zwei ſeiner Anhänger ſtimmten gegen jede Ver⸗ faſſung. — Liſſabon, 6. Aug. Man hat hier jede Hoffnung verloren, über das Schickſal einer Flottille von 26 großen Fiſcherbooten mit 300 Mann Be⸗ ſatzung. Dieſe Boote ſind vor 4 Tagen von einem furchtbaren Sturme überraſcht und einige der Fähr⸗ zeuge als Wrack bereits ans Land getrieben worden. Gleichzeitig wurden fünf Leichen von Fiſchern der übrigen Boote an Land geſpült. Da weitere Nach⸗ richten fehlen, dürften ſämtliche Fiſcher ums Leben gekommen ſein. dann hier werden?“ ſagte Erich zerſtreut, indem er die Gartentür öffnete. „Vielleicht ſchließt ſie ſich an Deine Schweſter an,“ erwiderte Eva. — 5 „Dieſe beiden Mädchenköͤpfe müſſen jedenfalls einen eigenen Kontraſt bilden; Emmys rotes gutmütlges Geſicht neben dieſem klaſſiſchen Kopfe — erwiderte Erich ſinnend. Wirklich ein koloſſales Gegenſtück!“ Dann verabſchiedete er ſich von ſeiner Conſine und ſchlug einen Seitenweg ein, der ſich nach der nahen Hügelkette hinauf ſchlängelte. 5 Der Weg führte nach einer Ruhebank hinauf, und hier oben pflegte der junge Gelehrte in dem ungeſtörten Frieden der Natur, ſeine Studien oft nachſinnend zu durchdenken. Es war ihm ſehr ernſt mit ſeinem Beruf als literariſcher Forſcher, und die tiefen Fragen der Dichtkunſt beſchäftigten ihn aufs innigſte; dabei war er jedoch auch ein großer Verehrer der reinen Wiſſen⸗ ſchaft und des Forſchergeiſtes unſerer Zeit. Nur trat er mit aller Strenge dagegen auf, wenn die Früchte dieſer Forſchungen ſich gegen die Religion richteten. denn die Heiligtümer der Religion wollte er unbedingt vor den Uebergriffen einſeitiger wiſſen ſchaftlicher Beurteilungen gewahrt wiſſen. 5 Die Religidn war in Erichs Augen unantaſtbar, etwas Heiliges, woran Menſchenwiſſen und Zweifel nicht rühren durften. f Eine fertige Arbeit Erichs über Dante's göttliche Komödie lag ſchon ausgebreitet auf ſeinem Schreib⸗ tiſch zu Hauſe, und den Spaziergang hatte er mehr zu ſeiner Erholung unternommen, da er die frühen Morgenſtunden ſchon angeſtrengt gearbeitel hatte. Trotzdem richtete Erich heute ſeine Gedanken auf große Probleme im Menſchenleben und er dachte dabei auch an die Verſuchungen. e folgt.) Darauf ergriff er eine Wagenrunge und li