Preis vierteljährlich Mark 1.— * 5 Redaktion, Druck und Verlag der ———— Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 63. eee rua. Dienſtag, den 8. Auguſt Die Vorſt⸗llung der Friedensunter⸗ händler. Oyſter bay, 5. Aug. Heute hat die Vor⸗ elung der ruſſiſchen und japaniſchen Friedens⸗ uterhändler durch den Präſidenten Rooſevelt ſtatt⸗ efunden. Die japaniſchen Friedens bevollmächtigten trafen 8 die erſten an Bord eines Kriegsſchiffes ein, aun fuhren ſie mit einem Boot nach der „Mayflower“ e ſie mit einem Salut von 19 Schüſſen begrüßte. Im Speiſeſaal wurden ſie durch den Unterſtaats⸗ ekretär Peirce dem Präſidenten Rooſevelt vorgeſtellt, er ſie in kurzen Worten im Namen der Regierung er bereinigten Staaten begrüßte. Dann erſchienen die ruſſiſchen Delegierten, Baron von Roſen und Witte an Bord der „Mayflower, und wurden leichfalls unter dem Salut der Geſchütze dem Präſidenten mit demſelben Zeremoniell wie bei den gapanern vorgeſtellt. Die gegenſeitige Vorſtellung der Unterhändler atur ähte twoch, g, den fahren — ſer tenz. 5 durch Rooſevelt fand um 2 Uhr in der Hauptkabine er „Mayflower“ ſtatt. Witte und Komura ten bechſelten einen Händedruck. Alsdann fand ein rühſtück ſtatt, das ſtehend eingenommen wurde, 1 ie Rangfrage wegen des Ehrenplatzes zu Während des Frühſtücks brachte Präſident Nooſevelt folgenden Toaſt aus: „Ich bringe einen Toaſt aus, auf den keine Antwort erfolgt und belchen ich Sie erſuche, ſtillſchweigend und ſtehend nzuhören. Ich trinke auf die Wohlfahrt der heiden Souvernäre und der beiden großen Nationen, deren Vertreter ſich auf dieſem Schiffe begegneten. ich hoffe aufrichtigſt, und es iſt mein Gebet, daß M Intereſſe nicht nur dieſer beiden großen Mächte, teig. fern . htl. ſondern im Intereſſe der geſamten Menſchheit, ein 0 9 000 Das Glück. e Novelle von F. Sutau. Engel 2. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) elberg „Welche Ueberraſchung!“ ſagte er leiſe. ahl „Ich wußte nicht, daß Sie der Vater meines Bechtold Zöglings waren, die Frau Kommerzienrat hat mich engel eugagiert, ohne mir den Namen Ihres Schwieger⸗ 0 ſohnes mitzuteilen. Hätte ſie das getan, wäre ich Me wohl ſchwerlich hier!“ erwiederte Leonore kalt. — „Sie brauchen mir das kaum zu verſichern, ich id. kenne Ihren Stolz zur Genüge, aber da der Zufall Sie nun einmel in mein Haus geführt, darf ich Sie ige doch wohl willkommen heißen,“ entgegnete Steinweg Iten und reichte ihr die Hand. 5 f . Leonore legte zögernd ihre ſchlanke Rechte in ſeine Hand. 95 b Laſſen Sie uns vergeſſen, was hinter uns 5 gich liegt,“ fuhr Steinweg fort, „und gute Freundſchaft e halten!“ 1 Um Leonorens Lippen ſpielte ein eigenes Lächeln. 5 Vergeſſen haben wir beide wohl längſt, was ſeit * langen Jahren hinter uns liegt. Wer wäre heutzu⸗ 5 tage in dieſer materiellen Zeit noch ſo töricht, ung Jugendträumen nachzuhängen, und ſich damit lächer⸗ n, Küche! lich zu machen“, ſagte ſie ruhig, während ihre Augen ober fut feſt auf Brund von Steinweg ruhten. Eepa ſtörte jetzt die leiſe geführte Unterhaltung, ſie brachte Lotti herbei, die ſich nur mit Wider⸗ dieſes ernſte blaſſe Antlitz der Gouvernante. gerechter dauernder Friede zwiſchen Ihnen bald ab⸗ geſchloſſen wird. Nach der Frühſtückstafel verließ der Präſident die „Mayflower“. Die japaniſchen Delegierten be⸗ gaben ſich an Bord des „Delphin“, um nach Ports⸗ mouth zu fahren. Die Konferenz ſelbſt wird am Dienſtag eröffnet. Verſchiedenes. O Ladenburg, 8. Aug. Auf dem 9. Kreisturnfeſt in Pirmaſens errang ſich die Muſter⸗ riege des „Turnvereins“ einen J. Preis in der 3. Abteilung (10 —20 Teilnehmer) und die Muſter⸗ riege der „Turngeſellſchaft Jahn“ in derſelben Ab⸗ teilung einen II. Preis. Geſtern Abend kehrten die Turner zurück und wurden beide Vereine mit Muſik am Bahnhof empfangen um darauf durch die Straßen der Stadt nach ihren Lokalen zu ziehen, wo noch die Siege gefeiert wurden. Wir beglückwünſchen die beiden Vereine zu dieſen Erfolgen und wünſchen denſelben ein Blühen und Gedeihen. — Ladenburg, 5. Aug. Die Landwirt⸗ ſchaft treibende Bevölkerung ſei daran erinnert, bei Aufbewahrung von Heu, Frucht, Stroh ꝛc. in fremden Scheunen dies ihrem Verſicherungs⸗Agenten anzuzeigen, um bei etwa vorkommenden Brandfällen vor Schaden bewahrt zu bleiben. Wie oft ſind Landwirte durch die Unterlaſſung ſolcher Anzeigen — weit mehr noch aber durch die unterlaſſene Ver⸗ ſicherung der Erntevorräte — in großen Schaden gekommen, weshalb dieſe Mahnung zur Jetztzeit recht gut angebracht ſein dürfte. — Leutershauſen, 5. Aug. Einer der hier einquartierten Kanoniere vom Regiment Nr. 14, der Nachtwandler iſt, fiel geſtern nacht vom Fenſter des 2. Stockes anf die Straße. Die Verletzungen, die er erlitt, ſind nicht ſchwer, da der Soldat heute ſtreben entſchloß, der neuen Gouvernante, die ihrem Kind erköpfchen das Bereich des Wiſſens erſchließen ſollte, die Hand zu geben. i Der Bonne rotes gutmütiges Geſicht war dem Kinde jetzt jedenfalls viel ſympatiſcher geweſen, als Als ſich aber Leonorens Antlitz eben jetzt zu dem Kinde herabbeugte, wurde es ſeltſam verſchönt. In den Kinderaugen, die ſo ſcheu zu ihr aufſchauten, mußte etwas liegen, was eine weichere Seite ihres Herzens berührten und ein Strahl heißer Zärtlichkeit brach aus ihren Augen. Das Kind darfſt Du lieben! rief eine Stimme in ihrem Innern, und als jetzt Lotti plötzlich die Arme um ihren Hals legte, da wußte ſie, daß ſie das Kind unſäglich lieben würde. So verfloſſen der erſte Abend und die nächſten Tage mit gegenſeitiger Zufriedenheit ſeit der Ankunft der neuen Gouvernante in Steinwegs Hauſe. 1 55 * Die neue Gouvernante gefählt mir garnicht,“ 0 ſagte aber Eva ſchon eines Morgens in der nächſten Woche zu ihrem Gatten, an deſſen Arm ſie nachdem man das Frühſtück eingenommen, im Garten luſt⸗ wandelte. „Sie kommt mir vor wie ein Geheimnis, daß ich wohl nie ergründen werde, weißt Du, Bruno, ſo ähnlich denke ich mir die eigenartige, düſtere Schönheit, für welche Du Dich einſt intereſſiert haſt.“ „Ueber Brunos Antlitz flog eine jähe Röte, „Sie war jünger und auch wohl lieblicher,“ ſagte 1905 vormittag mit der Bahn in die Garniſon fahren konnte. — Mannheim, 5. Aug. Zwei weitere Opfer der Gasexploſion im Gaswerk Lindenhof ſind geſtorben: der Schloſſer Stollberg und der Ma ſchinenmeiſter Becker. — Mannheim, 6. Aug. Am Samſtag abend iſt in Kirneck (bei Villingen) der hieſige Hof⸗ kapellmeiſter Ferdinand Langer nach langem Krank ſein geſtorben. (Ferdinand Langer iſt am 21. Januar 1839 in Leimen bei Heidelberg geboren; Sohn eines Schullehrers, brachte er es ohne reno⸗ mierte Lehrer dahin, daß er als Celliſt im Hof theater zu Mannheim angeſtellt wurde, deſſen zweiter Kapellmeiſter er ſpäter wurde. Langer errang mit ſeinen Opern: „Die gefährliche Nachbarſchaft“ (1868), „Dornröschen“ (1873), „Aſchenbrödel“ (1878), „Murillo“ (1887), „Der Pfeifer von Haardt“ (1894) ſchöne Erfolge. Groß ſind ſeine Verdienſte um die Pflege des Männergeſangs in Mannheim ler leitete 35 Jahre den dortigen „Liederkranz“) und ganz Baden. — Sandhofen, 4. Aug. Geſtern nach⸗ mittag ertrank in den ſog. Lettenlöchern, wo zur Zeit mit Schutt und Kohlenſchlacken ausgefüllt wird, das 13 Jahre alte Mädchen des Arbeiters Packeſch dadurch, daß es beim Kooksleſen von dem zirka 6 Meter hohen Schutthaufen mit dem Geröll herunter und direkt ins Waſſer rutſchte; ihre 10jährige Schweſter wollte ſie retten, wäre aber mit verſunken, wenn nicht ein Knabe dazu ge⸗ kommen wäre. — Karlsruhe, 6. Aug. Die induſtrielle Arbeiterſchaft Badens zählt mehr wie ein Zehntel des ganzen Landes. Auf 1000f Einwohner kamen 1903 104,1 in Fabriken Beſchäftigte. Die durch⸗ ſchnittsziffer des Reiches iſt 89,6, Baden übertrifft ſie mit 204 alſo bei weitem. Es kommen auf je er haſtig und etwas verlegen, um ſeine Frau zu beruhigen. „Schwarzes Haar hatte ſie allerdings auch,“ fügte er dann lächelnd hinzu. „Gott im Himmel Bruno, ſie wird es doch licht ſein!“ rief Eva ängſtlich. „Es wäre entſetzlich, wenn ſie ſich hier in unſerm Hauſe eingeſchlichen hätte als Gouvernante, ich hätte keine ruhige Stunde mehr! Grade ſolche Art Schönheiten, ſo blaß und mit ſolchen düſteren, ſeltſamen Augen ſollten ja die meiſte Gewalt über Euch Männer haben.“ „Eva!“ rief Bruno jetzt faſt finſter, haſt Du ſo wenig Vertrauen zu meiner Liebe zu Dir? Haſt Du nicht tauſend Beweiſe meiner Treue und An⸗ hänglichkeit? 5 „Verzeih Bruno, aber ich komme mir ſo klein, ſo unbedeutend vor, neben ſolcher klugen Schönheit,“ entgegnete flehend und faſt ſchüchtern die hübſche, zarte Frau. Bruno lachte und rief: „Soll ich Dir wirklich erſt verſichern, daß Du in meinen Augen das Holdeſte und Lieblichſte biſt was auf Erden zu finden!“ „Wenn ſich aber Dein Geſchmack ändern würde, Bruno? Es liegt ein eigener Reiz in ſolchen ge⸗ heimnisvollen Weſen, in ſolchen unermüdlichen Augen. Ah, dort kommt Martin!“ unterbrach ſich plötzlich die junge Frau. „Schon ſo früh unterwegs, Martin?“ Ein junger Mann, der unverkennbar den Stempel wiſſenſchaftlicher Würde in ſeinem Auftreten verriet, näherte ſich ſoeben dem eiſernen Gitter des Gartens.