zuwarten. Auch Gründe dienſtlicher Natur ſprachen dafür, die Angelegenheit in einer beſonderen Sitzung des Eiſenbahnrats im Monat Oktober zu behandeln. Eine Denkſchrift werde den Mitgliedern rechtzeitig zugehen. An Herrn Staatsminiſter Dr. v. Brauer in Baden⸗Baden wurde der „Karlsr. Ztg.“ zufolge ein Ergebenheitstelegramm geſandt. — Miniſter Frhr. v. Marſchall bemerkte insbeſondere: „Bei der Be⸗ deutung der Eiſenbahnen für das Staatsganze kann dieſe Leitung nur erfolgen in engſter Fühlung mit den anderen Zweigen der Staatsverwaltung. Neben den wirtſchaftlichen Zielen ſind es insbeſondere auch tationale Intereſſen, die auf dem Gebiete des Ver⸗ ehrs, in deſſen Zeichen unſer Zeitalter ſteht, verfolgt ein wollen. Unſer Heimatland iſt glücklicherweiſe eine Inſel im Ozean, ſondern ein Gliedſtaat des Deutſchen Reiches. Aus dieſem Grunde iſt jedes Streben zu begrüßen, das eine größere Einheitlichkeit u deutſchen Verkehrsweſen herbeizuführen ſucht, venn auch dabei im Einzelſtaat mancher liebge⸗ wonnenen Gewohnheit entſagt werden muß.“ — Hierauf ſprach Herr Oberbürgermeiſter Dr. Wilckens: r glaube das volle Einverſtändnis der Verſammlung nit den Ausführungen Seiner Exzellenz über die Tätigkeit des Herrn Staatsminiſters von Brauer beſtätigen zu dürfen. Für die vom Herrn Miniſter bernommenen Worte ſpreche er den Dank der Ver⸗ ammlung aus, indem er verſichere, daß ihm von en Mitgliedern des Eiſenbahnrats volles Vertauen utgegengebracht werde. Möge es ihm gelingen, ie ſchwierigen Fragen, die ſich aus den Verhandlungen iber die Betriebsmittelgemeinſchaft und die Perſonen⸗ arifreform ergeben, in einer Weiſe zu löſen, daß icht bloß den natonalen Intereſſen, ſondern auch en berechtigten Intereſſen des Einzelſtaates Rech⸗ ung getragen wird. Daß Seine Exzellenz beab⸗ ichtige, ähnlich wie ſein Vorgänger, die volkswirt⸗ chaftlichen Intereſſen in den Vordergrund zu rücken, ei mit Genugtuung zu begrüßen. Im Namen der Verſammlung wünſche er dem Herrn Miniſter eine ange, geſegnete und erfolgreiche Tätigkeit. — Mainz, 3. Aug. Geſtern abend ereignete ſich hier ein ſchwerer Straßenbahnunfall. Ein kleines Mädchen, das in der Nähe ſeiner Mutter war, ſchob einen Wagen mit einem kleinen Kind vor ſich her, wobei der Wagen über das Trottoir kippte und das Kind herausfiel. Im ſelben Moment kam ein Wagen der elektriſchen Straßenbahn, der das Kind erfaßte und in Stücke riß. — Metz, 2. Aug. Die diesjährige allge⸗ ſchweigſam und feierlich hinter mir auf der Kutſche tronte, flößte mir wieder ähnliche Gefühle ein. Ein⸗ mal, natürlich ehe ich Dich kannte, hatte mich aller⸗ dings auch ein kluges geiſtvolles Mädchen ſehr ge⸗ feſſelt. Sie war von ſo eigenartiger, ich möchte ſagen, düſterer Schönheit, ſo ganz das Gegenteil von Dir mein ſonniges Kind!“ Eva lachte fröhlich und rief: „O, ich habe mich auch, ehe ich Dich kannte, mindeſtens ein Dutzend Mal von geiſtreichen Herren feſſeln laſſen, auch von ſehr geſcheiten und wirklich wiſſenſchaftlich bedeuten⸗ den Männern, einmal war es ſogar ein gelehrter Profeſſor. Ach, war der klug! Er bemühte ſich unſäglich für Geo⸗ oder Anthropo- oder irgend eine andere Logie, ich weiß es wirklich nicht mehr genau, was es für eine Logie war, aber das weiß ich noch, alte Steine und verknöchertes Zeug ſchleppte er immer mit ſich herum, und wollte auch bei mir Intereſſe dafür gewinnen. Er ſprach fortwährend von Hünengräbern, von der Tertiärzeit, vom Mammuth und von Höhlenbären. Aber es war ganz verlorene Liebesmühe, mich für ſolche Wiſſensſchätze zu er⸗ wärmen. Nur daß der Herr Profeſſor ſich über⸗ haupt um mich dummes Ding damals kümmerte, war mir intereſſant und ſchmeichelhaft, ſo daß ich voll himmliſcher Geduld ihm zuhörte und einzelne Brocken von dieſer hochgelehrten Unterhaltung bis auf den heutigen Tag behalten habe. Ich werde es Lotti lernen, denn vielleicht weiß die Gouver⸗ nante nicht einmal etwas von der Anthropologie und Tertiärzeit.“ » Eba, liebes Kind, ſchweig ſtill von dieſen Dingen! Das klingt zu entſetzlich aus Deinem Munde. Das ſind ja haarſträubende Wörter,“ rief Bruno und hielt ſich beide Ohren zu. „Sie klingen von Deinen Roſenlippen ganz barbariſch, dazu gehört notwendig ein Gouvernantenmund.“ „O Gouvernanten können auch Roſenlippen F n 2 . 3 N 8 meine Schmückung der Kriegergräber und Denk⸗ mäler bei Metz findet am 13. Auguſt auf der Oſt⸗ ſeite und am 15. Auguſt auf der Weſtſeite ſtatt. Nach Beendigung der Schmückung wird am 15. Auguſt die allgemeine Gedenkfeier für die Gefallenen mit Rede, Geſang und Muſik am 70er-Denkmal bei St. Hubert unweit Grapelotte und daran an⸗ ſchließend ein patriotiſches Konzert in der Schlucht bei Gravelotte abgehalten werden. Kranzſpenden für beſtimmte Gräber wollen rechtzeitig an den Vorſtaud der Vereinigung zur Schmückung der Kriegergräber in Metz geſandt werden. Geldbeiträge, ſei es für beſtimmte Gräber, ſei es für die allgemeine Schmückung, nimmt einigung, Herr Rendant Jonas in Metz, entgegen. Es werden etwa 3000 Kränze niedergelegt. Allen Patrioten bietet ſich Gelegenheit, zu den großen Koſten dieſes Unternehmens einen kleinen Beitrag zu ſtiften. — Dortmund, 1. Aug. In Kirchhörde geriet heute früh der vom Schützenfeſt heimkehrende 28järige Bergmann Kretz mit ſeinem 60jährigen Vater in Streit. Der jähzornige alte Mann griff zum Revolver und ſchoß auf ſeinen Sohn der töt⸗ lich getroffen zu Boden ſank. Der Vater iſt ge⸗ flüchtet. — Berlin, 2. Aug. Im Nordſeebad Scheveningen hatte ſich eine junge Dame aus Berlin trotz wiederholter Warnung des Badeaufſehers zu weit in die See gewagt und ertrank. Der Bade⸗ aufſeher, der der Dame zu Hilfe kommen wollte, ertrank gleichfalls. — Gardelegen, 1. Aug. brach geſtern im Dorfe Sylpke aus. Es entſtand im Hauſe des Grundbeſitzers Schulz aus bisher noch nicht feſtgeſtellter Urſache und verbreitete ſich ſchnell auf die Nachbarhäuſer. Bald ſtanden 11 Gebäude, darunter drei Wohnhäuſer, in Flammen. Die Frau des Grundbeſitzers Schulz, eine Wöchnerin, wurde aus dem lichterloh breunenden Hauſe noch rechtzeitig herausgebracht. Die Hebamme eilte ſo⸗ dann noch einmal in das brennende Gebäude zurück, um auch das eben geborene Kind zu retten, als Ein Feuer plötzlich das Dachgebälk zuſammenbrach und die Retter in mit dem Kinde unter ſich begrub. Das Kind wurde erſchlagen, die Hebamme ſchwer verletzt, aber gerettet. — Skalmierzyce, 2. Aug. Heute vor⸗ mittag wurde an der ruſſiſchen Grenze ein etwa 13jähriges Mädchen, Tochter eines Knechtes, die haben! Wie ſieht ſie eigentlich aus Mama, Bruno hat ſie natürlich, aus gerechter Scheu vor ihrer Ge⸗ lehrſamkeit, keines Blickes gewürdigt,“ ſagte jetzt Eva. Sie ſchien, ſoweit ich hier in der dämrigen Beleuchtung erkennen konnte, ein ſehr hübſches Mädchen zu ſein,“ erwiderte die Frau Kommer⸗ zienrat. „Ein hübſches Mädchen! Hörſt Du es Bruno? Die Sache wird intereſſant. Vielleicht iſt ſie von jener eigenartigen düſtern Schönheit! — — Ich bin wirklich aufs Höchſte geſpannt, was ſie uns zum Abendeſſen für ein Mädchenbild präſentieren wird. — Schau ihr nur nicht ſo tief in die Augen, Bruno, ich glaube, ich könnte eiferſüchtig werden, wie ein Türke! Bruno lachte herzlich und fühlte ſich veranlaßt die holden Lippen, die dieſe Drohung ausſprachen, mit einem herzhaften Kuß zu ſchließen, dann verließ auch er den Salon, um ſeinen Reiſeanzug mit einem anderen zu tauſchen, der neuen Gouvernante wegen, wie er lachend der Gattin zum Abſchied zurief. Die neuengangierte Gouvernante Leonore Warden ſaß, während unten im Salon dieſe heitere Unter⸗ haltung geführt wurde, den zierlichen Kopf in beide Hände geſtützt am Fenſter des freundlichen Gemachs, das man ihr angewieſen. Sie hatte nur den großen Reiſehut abgelegt, aber ſonſt noch keinen Finger gerührt, um es ſich bequem zu machen. Ihre Blicke ruhten auf der herrlichen abendlichen Landſchaft draußen auf der altertümlichen Stadt, auf dem herrlichen Strom, an deſſen Üfern ſich Weinberge hinzogen und auf den verfallenen Burgen in der Ferne. Es war ein ſchönes Fleckchen Erde, wohin ſie das Schickſal geführt obwohl es weit ab von ihrer der Schatzmeiſter der Ver⸗ . 1 25 a Jetzt trat er ſandigen, märkiſchen Heimat lag. Aber der Anblick i ö * mit anderen Kindern auf dem Felde Aehren 0 ſammelte, von einem ruſſiſchen Grenzſoldaten auf preußiſchem Gebiete erſchoſſen. Zu einem Eingreifen der ruſſiſchen Grenzwache lag nicht der geringste Anlaß vor, ſo daß man aunimmt, daß der ruſfiſche Soldat ſich entweder in einem unbegreiflichen Irrtum befunden habe oder ſeiner Sinne nicht ganz mächtig geweſen ſein muß. — Bu dapeſt, 2. Aug. In der Stadt Vartfeld wurden heute durch Feuershrunſt 142 Häuſer zerſtört. — Sport. Bei dem am Sonntag, den 30. Juli l. Js, von der Fußballgeſellſchaft „Viktoria“ Edingen veran⸗ ſtalteten Sportsfeſte verbunden mit volkstümlichen Wettkämpfen errang ſich „Fußballklub Ladenburg! folgende Preiſe: J. Preis mit Ehrenpreis im Kugelſtoßen 20 Pfd. — 9.85 Mtr. I. Preis mit Ehrenpreis im Hoch- u. Wettſprung 1.85 Mtr. hoch u. 5.20 Mtr. weit. II. Preis ein Hürdenrennen, 100 Mtr. alle 25 Mtr. ein Hindernis von 1 Mtr. III. Preis im Fußball⸗Weittreten. Ermuntert durch dieſen Erfolg, beteiligten ſich Ladenburgs 4 beſte Schnelläufer noch an dem 400 Mtr. großen Staffettenlauf. Unter größter Bewunderung der Umſtehenden rannte Ladenburg die 400 Mtr. in der faſt unglaublichen Geſchwindigkeit von 44 Se⸗ kunden. Der hieſige Club verdiente ſomit den aus⸗ geſetzten Ehrenpreis. Wenn man die ſtarke Kon⸗ currenz in Betracht zieht, muß man anerkennen, daß dies für einen ſo jungen Verein ganz gute Reſul⸗ tate ſind und daß der Fußballklub auf's neue ſeine Tatkraft und ſeine Liebe zum Sport bewieſen hat. Möge ihm nun auch in Bälde der langerſehnte Sportsplatz beſchieden ſein, um auch beweiſen zu können, daß er den eigentlichen Zweck ſeines Be⸗ ſtehens nicht aus dem Auge verloren hat. Wir wünſchen dem jungen Club für fürderhin ein ſtetes Wachſen, Blühen und Gedeihen. Schweinemarkt Jeckenheim Der heutige Ferkelmarkt war mit 86 Stück be⸗ fahren und wurden alle zum Preiſe von 26—30 Mark pro Paar abgeſetzt. der herrlichen friedlichen Landſchaft ſchien ihr dennoch wenig Genuß zu bereiten. Eine düſtere Ruhe lag auf Leonorens Antlitz, welches in der matten, fahlen Beleuchtung, des Dämmerſcheins des Früh⸗ lings abends, mit ſeiner Mamorbläſſe, etwas Starres zu haben ſchien. Plötzlich richtete ſie ſich auf und zündete eins der Lichter auf dem Toilettentiſche an. „Ein Zurück gibt es für heute wenigſtens nicht mehr,“ murmelte ſie. „Davonlaufen kann ich nicht — und — mein Gott was iſt es auch weiter, eine Laune des Schickſals, das mich hierhergeführt und nun längſt begrabene Erinnerungen erwachen läßt.“ Sie lächelte bitter, daun ordnete ſie vor dem Spiegel ihre Toilette, nicht ohne einige prüfende Blicke auf ihr Antlitz zu werfen; und plötzlich ſah ſie neben ſich eine bezauberndes elfenhaftes Weſen auftauchen, mit goldigen Locken und lachenden blauen Augen. „Wie Nacht und Tag,“ ſagte ſle⸗ indem ſie ihr ſchwarzes, glänzendes Haar glatt ſtrich „und die Nacht iſt keines Menſchen Freund, heißt ja wohl ein älteres Sprüchwort,“ fügte ⸗ſie düſter lächelnd hinzu, „deshalb bin ich auch bei den Menſchen nicht lange beliebt.“ Wenige Minuten ſpäter befand ſich Leonore Warden in dem Eßzimmer, wo das Abendeſſen ſervierk war. Die Frau Kommerzienrat hatte ſie ihrer Tochter und deren Gatten vorgeſtellt. g Eva hatte der Gouvernante mit der ihr eigenen kindlichen Grazie die Hand gereicht und dann War ſie davon gelaufen, um Lotti herbei zu holen. Frau Kommerzienrat Rieſel war an den Tiſch getreten, um noch einige Anordnungen zu treffen, und Leonore ſtand nun einige Augenblicke dem Hausherrn Brune v. Steinweg allein gegenüber. In dem erſten Moment, als er die junge Dame im hellen Licht der Kerzen erblickt, hatte dieſer wie erſtarrt dageſtanden. aber zu ihr heran. (Fortſetzung folgt.)