J Ladenburg, 1. Aug. Anſichtspoſt⸗ karten von Ladenburg mit neun neuen Auf⸗ nahmen erſcheinen in nächſten Tagen im Verlag von Friedr. Krauß hier. — Wie nach den guten photographiſchen Aufnahmen zn ſchließen iſt; dürfte dieſe neue Serie allen Anforderungen entſprechen. — — Weinheim, 30. Juli. Von ruchloſer dand wurde in einer der letzten Nächte ein auf offener Straße ſtehender Wagen Gerſte angeſteckt, der hierdurch, wie durch die Löſchmaßregeln, voll- ſtändig vernichtet worden iſt, wodurch dem Eigen⸗ tümer, einem Landwirt, etwa 50 Mark Schaden erwachſen iſt. Dem Täter iſt man auf der Spur. — Feudenheim, 29. Juli. Der Bürger⸗ schuß beſchäftigte ſich in ſeiner geſtrigen Sitzung mit einer wichtigen Vorlage. Dieſe betraf die Aus⸗ führung der Waſſerleitung für die Gemeinden Feudenheim und Wallſtadt ſowie die Aufnahme eines im Laufe von 50 Jahren rückzahlbaren Dar⸗ lehens die Höhe von 300 000 Mark. Die Aus⸗ führung der Waſſerleitung beläuft ſich auf 293000 Mark, Wallſtadt hat einen Koſtenaufwand von 102 000 Mark zu tragen. Der Bürgerausſchuß genehmigt ſchließlich einſtimmig die ganze Vorlage einſchließlich der Errichtung von Brunnen. — Mannheim, 31. Juli. In der ſtädt. Gasanſtalt Lindenhof ereignete ſich geſtern vormittag ein ſchweres Unglück. 4 Arbeiter waren unter Leitung des Betriebsinſpektors Habbel mit Repara⸗ turarbeiten beſchäftigt, als plötzlich eine Exploſion erfolgte, durch die alle 5 Perſonen mehr oder weniger ſchwer verletzt wurden. Einer der Verletzten, der Schloſſer Kühnert, iſt heute geſtorben, 2 ſchweben in Lebensgefahr. Auch der Gebäudeſchaden iſt ſehr erheblich. — Karlsruhe, 30. Juli. Geſtern abend fuhren über 200 Schüler badiſcher Mittelſchulen in Begleitung mehrerer Lehrer nach Kiel zur Beſich⸗ tigung des Hafens und der übrigen Sehenswürdig⸗ keiten der „Waterkant.“ Die badiſche Eiſenbahn hat zum erſten Male einen Sonderzug bis Kiel ge⸗ ſtellt. Durch die Gewährung von Stipendien hat die Frau Großherzogin verſchiedenen unbemittelten Schülern die Beteiligung ermöglicht. — Karlsruhe, 31. Juli. Geſtern nach⸗ mittag 5 Uhr wollte ein in der Scheffelſtraße wohn⸗ haftes Dienſtmädchen in ein mit brennenden Kohlen gefülltes Bügeleiſen Spiritus gießen, wobei die Spirituskanne explodierte. Das Dienſtmädchen und Das Glück. Novelle von F. Sutau. (Nachdruck verboten.) Der Frühlingstag war im Verſcheiden; letzte Sonnenſtrahlen ſpiegelten ſich auf den klaren Wellen des Rheins. In den Fenſtern der Fabrikgebäude außerhalb der Stadt leuchtete und flimmerte die untergehende Sonne, als wären tauſend Kerzen dahinter ange⸗ zündet. Eine Hügelkette zog ſich hinter dieſen Ge⸗ bäuden entlang, und dicht an den grünbewachſenen Bergen lag die Stadt. Es war eine alte Stadt mit winkligen Straßen, hen Giebelhäuſern, mit einer halb verfallenen Stadtmauer und mittelalterlichen Toren. Nur die Bahnhofsgebäude im Norden der Stadt waren neueren Urſprungs, leicht und gefällig im gothiſchen Stil gebaut, hoben ſie ſich gegen den klaren Abend⸗ himmel ab. Ein Perſonenzug brauſte jetzt über die Rhein⸗ brücke und auf dem Bahnhof wurde es lebendig. Laternen wurden angezündet, den die Sonne hatte die kühlen Wellen des Rheins zum Abſchiede geküßt, und verſchwand ſchon mit all ihrer leuchtenden Pracht hinter den Bergen. f Der Zug wurde ſignaliſtert, Packträger eilten herbei und einzelne Reiſende, die ſich im Warte⸗ zimmer aufgehalten, traten auf den Bahnſteig. Auch ein Omnibuskutſcher kam langſam angeſchlendert und ſpähte aus, ob vielleicht irgend einer der an⸗ kommenden Reiſenden ſich ſeinem wenig einladenden Gefährt anvertauen würde. Sie eilten aber faſt le ſchnellen Schrittes der nahen Stadt zul. Nur eine junge Dame in dunklem Reiſeanzug, das Geſicht verſchleiert, ſtand noch unſchlüſſig auf dem jetzt immer leerer werdenden Bahnſteig und ein neben ihr ſtehendes 2jähriges Kind ihrer Schweſter erlitten dabei ſchwere Brandwunden, an denen das Kind heute früh geſtorben iſt. Das Dienſtmädchen wurde lebensgefährlich verletzt in das ſtädtiſche Kranken⸗ haus verbracht. Die Zahl ſolcher Unglücksfälle, die lediglich durch Leichtſinn und Unachtſamkeit hervor⸗ gerufen werden, mehrt ſich in letzter Zeit wieder ganz erſchrecklich, und doch ſcheint es, als ob ſie für Viele keine Warnung enthielten. — Elzach, 29. Juli. Ein ſchwerer Un⸗ glücksfall ereignete ſich in Oberſpitzenbach. Dort waren zwei junge Leute auf Beſuch bei der dortigen Hauptlehrersfamilie Mors, um dieſe zu ihrer Hoch⸗ zeit einzuladen. Auf unerklärliche Weiſe fiel der Bräutigam (ein 28 Jahre alter Kaufmann) aus einem Fenſter des dritten Stockes ſo unglücklich herab, daß er im Spital in Elzach ſtarb. 8 — Frankenthal, 30. Juli. Lebendig verbrannt iſt, wie ſich geſtern nachmittag herausge⸗ ſtellt hat, bei einem am Donnerſtag Nachmittag im nahegelegenen Mörſch ſtattgehabten der etwa 48 Jahre alte unverheiratete Schuhmacher Franz Croner. Der Genannte, der in Mörſch unter dem Namen „Ladenburger Franzl.“ Alt und Jung bekannt war hat bei dem Landwirt Mattern, in deſſen Scheuer das Feuer zum Ausbruch kam, zur Miete gewohnt. Unlängſt iſt ihm wegen unpünkt⸗ licher Begleichung des Mietzinſes die Wohnung ge⸗ kündigt worden, ſodaß er obdachlos geweſen wäre. Es wird nun angenommen, daß er ſich in der Scheune zu erhängen beabſichtigte, nachdem er dieſe vorher in Brand geſetzt hatte. Das Feuer wird dann, genährt von den aufgeſpeicherten Vorräten, mit großer Schnelligkeit um ſich gegriffen haben, ſodaß dem Brandſtifter weder die Ausführung ſeines ſelbſtmörderiſchen Planes noch das rechtzeitige Ent⸗ kommen aus dem Brandheerde möglich war. Geſtern wurden nun in einem Haufen Aſche die Ueberreſte Croners aufgefunden. — Mainz, 20. Juli. Baron von Mols⸗ berg der mit ſeinem Bruder, dem General von Molsberg letzter Nachkomme Gutenbergs iſt, iſt in der vergangenen Nacht in Nackenheim am Rhein in hohem Alter geſtorben. — Frankfurt a. M., 30 Juli. Der 19 Jahre alte Handlauger Jakob Jakob aus Wall⸗ dorf war bei einem Neubau auf der Wittelsbacher Allee mit Speisziehen beſchäftigt. Unerwartet rutſchte plötzlich ein Balken von der Spitze des Daches herab und traf den auf der Straße ſtehenden jungen chritt dann zögernd auf den Omnibuskutſcher zu, er mit freundlichem Grinſen ſoeben die Hand nach iach ihrer Reiſetaſche ausſtreckte, als plötzlich recht ilig ein anderer Kutſcher mit würdigem grauen Bart herantrat, die Dame nach ihrem Namen fragte, ſich dann ihres Gepäcks bemächtigte und auf ein kleines leichtes Gefährt damit zuſchritt „Wieder nichts“ brummte der Roſſelenker des Omnibuſſes verdrießlich und ſchickte ſich mit zorniger Miene an, ſein leeren Kaſten nach Hauſe zu fahren. Die junge Dame hatte unterdeſſen den Einſpänner beſtiegen und der Kutſcher wollte eben abfahren, als plötzlich eine Männerſtimme vom Warteſalon her ertönte: „Nimm mich auch mit, Paſchke!“ Ein Herr kam mit ſchnellen Schritten heran, und blickte dann ziemlich verwundert auf die junge Dame, die, wie tief erſchreckt, über das Geſicht zog, in welchem eine verräteriſche Röte aufflammte. „Haſt Du mich denn erwartet?“ fragte er dann den Kutſcher. „Ihr konntet doch zu Haus garnichts von meiner verfrührten Ankunft wiſſen.“ „Nein, Sie ſind heute nicht erwartet worden, gnädiger Herr,“ erwiderte der Kutſcher mit halblauter Stimme, „das Fräulein ſollte ich abholen.“ „Das Fräulein?“ frug der Herr erſtaunt. „Ja, die Lehrerin für die kleine Lotti, die Mutter der gnädigen Frau ſoll es ja angeordnet haben, wie mir die Bonne unter Thränen erzählt hat.“ Der Herr biß ſich auf die Lippen. „Alſo wieder einmal eine eigenmächtige Handlung meiner Schwiegermama,“ murmelte er leiſe zwiſchen den Zähnen und nahm dann, die junge, tiefverſchleierte Dame flüchtig grüßend, neben dem Kutſcher vorn auf dem Bocke des Wagens Platz. Der Grauſchimmel zog an und der Wagen rollte der Stadt zu, fuhr durch winkliche Straßen über holpriges Pflaſter, dann wieder durch das alte Schadenfeuer Beamte der landwirtſchaftlichen Bank in Sofia, bei der matten Beleuchtung den Schleier feſter Mann auf den Kopf; er war ſofort tot, der Balken hatte ihm die Schädeldecke zertrümmert. — Frankfurt a. M., 31. Juli. Nach einer Bootsfahrt auf dem Main am Samgtag abend wollten drei Mitglieder einer hieſtgen Rudergeſell⸗ ſchaft ein Bad im Main nehmen. Einer der Ruderer, der des Schwimmens unkundig war, wurde dabei von ſeinen Kollegen auf dem Rücken genommen und geſchleppt. An einer tiefen Stelle ſanken beide unter. Sie ſuchten ſich an ihrem Kameraden, den Dritten, feſtzuklammern und richteten ihn furchtbar zu, ſo daß er ſchwere Verletzungen, Kratzwunden und Ah⸗ ſchürfungen erlitt. Er konnte ſich indes retten, die beiden anderen aber ertanken. Fkf. Ztg. — Budapeſt, 30. Juli. In Kirchdrauf Szepeſoaralja brach Feuer aus, wodurch faſt die ganze Stadt etwa 300 Häuſer ſamt Nebengebäuden eingeäſchert wurde. 6 Perſonen wurden verbrannt und zahlreiche verwundet. In der Nachbargemeinde Kolbach wurden infolge Blitzſchlags 36 Häuſer nieder⸗ gebrannt. — Sofia, 31. Juli. Nach Unterſchlagung von Wertpapieren in Höhe von 80 000 Mk. iſt der W „ Gerow, flüchtig geworden. Gerow iſt ein naher Verwandter des Finanzminiſters Teodorow. Der Vorfall erregt das größte Aufſehen, da Gerow einer der erſten Familien des Landes angehört. — Konſtantin opel, 29. Juli. Bei der geſtrigen Selamlikfeier war überall eine bleierne Schwere wahrzunehmen. Die Truppenkordons waren verdoppelt und der Moſcheenhof auf 300 Meter für Unberufene abgeſperrt. Im Momente, in dem der Sultan die Moſchee verließ und die Truppen die Gewehre präſentierten, ſchien es, wie wenn man eine Wiederholung der ſchrecklichen Tat des vorigen Freitags erwartete. Abdul Hamid blieb eine Minute lang ſtehen, ſeinen ſonſt etwas nach vorn geneigten Kopf trotzig zurückgeworfen mit einem Ausdrucke, als ob er auf alles mutig vorbereitet ſei. Die Selamlik⸗ feier verlief ohne Störung. Bei nachherigen Kollektiv⸗ empfang des diplomatiſchen Korps hielt an Stelle des unpäßlichen Doyens, Baron Calice, der ruſſiſche Botſchafter Sſinowjew die Anſprache. Der Sultan tauſchte mit allen Miſſionschefs Händedrückte aus, wobei er beſonders den deutſchen Geſchäftsträger, Baron Bodman, auszeichnete, auf den er ein zweites Mal durch den Empfangsſaal zuſchritt und ihm noch⸗ mals herzlich die Hände ſchüttelte. Der Vorgang wurde im diplomatiſchen Korps viel bemerkt. — — 4 Tor auf der anderen Seite zur Stadt hinaus, und hielten nun vor einer Villa, die in der Nähe der Fabrikgebäude, maleriſch hinter grünen Bäumen und Blumenbeeten, lag. Aus Aerger über der Anordnung ſeiner Schwiegermutter hatte der Herr kein Wort auf der Fahrt zu der Gouvernante ge⸗ ſprochen, zumal ihm deren plötzlicher Einzug in ſein Haus gegen ſeinen Willen höchſt peinlich war. Die Höflichkeitsformen gegen ſie verletzte er aber nicht, und als nun der Wagen hielt, ſprang er eilig don ſeinem Sitz herunter und half der jungen Dame mit gewandter Galanterie vom Wagen. Bald darauf ſtanden ſie beide in der Tür des erleuchteten Salons der Villa. 5 Der auf's eleganteſte ausgeſtattete Raum bot einer antiken Bronze⸗ lampe ein ungemein feſſelndes Bild. Es war jedoch nicht die koſtbare Einrichtung, die das Auge anzog, ſie diente nur einem viel ſchöneren Bilde, zwei reizen den Menſchenkindern in der Mitte des Salons als Rahmen. Ein kleines Mädchen von etwa 6 Jahren tanzte, ihre Puppe an den Händen haltend, nach den ſchmeichelnden Klängen einer Chopinſchen Mazurka auf dem Parquetboden herum, und am Flügel ſaß ein zierliches elfenhaftes Weſen, das man auf den erſten Blick anch für ein Kind halten konnte, ſo zart und kinderhaft war die Erſcheinnng in dem mattblauen, ſeidenen Kleide und mit dem weißen Fliederzweige in dem rötlich blonden Haar. Die Eintretenden wurden nur von einer älteren Dame bemerkt, die aus dem Hintergrund des Salons ihnen jetzt entgegen eilte, um ſie zu begrüßen. „Fräulein Leonore Warden!“ ſagte ſie zu der fungen Dame, ihr freundlich die Hand reichend, „Seien Sie willkommen in unſerem Hauſe.“ Sie richtete noch einige Fragen an Fräulein Warden, während ſich ihre Blicke zerſtrent nach der Mitte des Salons richteten. (Fortſetzung folgt.)