Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Anzeiger für Tadenburg Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 1 % pes mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. e . nzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Umgebung. Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 7 Ereitag, den 28. Juli 1905. Verſchiedenes. Ladenburg, 28. Juli. Dem Jahres⸗ richt der Großh. Realſchule iſt zu entnehmen, daß e Anſtalt im verfloſſenen Schuljahre von 171 chülern beſucht war, wovon während des Schul⸗ ühres 18 austraten. Einheimiſche Schüler waren 3 59, auswärtige (badiſche) 92 und außerbadiſche 0. Im Lehrerkollegium traten mit Beginn des chuljahres 1904/05 folgende Aenderungen ein: 9 abgehe N . grofeſſor Dr. Stöckle wurde in gleicher Eigen⸗ 4 . haft an die Oberrealſchule in Mannheim verſetzt, M. ud die Lehramtspraktikanten Zimmermann und giſchoff wurden zu Profeſſoren ernannt und par erſterer an die Höhere Bürgerſchule in Meß⸗ ech, letzterer an der Realſchule in Bretten. Dafür gurde dem Lehramtspraktikanten Karl Volk eine brofeſſorenſtelle an unſerer Auſtalt übertragen; erner wurden Lehramtspraktikant Ludwig Maier ud Realſchulkandidat Oskar Burger vom Gym⸗ naftum in Heidelberg hierher verſetzt. Mehrere Aenderungen traten ferner in der Erteilung des ebangeliſchen Religionsunterrichts ein. Nach 19jäh⸗ riger Tätigkeit an der Anſtalt ſtarb am 25. No⸗ bember Stadtpfarrer Sievert. Als Amtsnach⸗ folger des verſtorbenen Stadtpfarrers erteilten Herr 5 Bar Höefer bis 9. Dezember und von da ab 1 bis 15. Juni Pfarrverwalter Paret den Religions⸗ 1 unterricht. Auf letzteren Tag wurde Pfarrer Wilh. Engelhardt in Aglaſterhauſen zum Stadtpfarrer hier ernannt und Pfarrverwalter Paret als Stadt⸗ in elkzut bie bikar nach Gernsbach verſetzt. Im verfloſſenen Jahre wirkten an der Schule 6 etatmäßige und 2 nichtetatnäßige Lehrer und 5 Neben⸗ und Hilfs⸗ . lehrer. Die Schlußprüfung fand heute ſtatt und Mm die Schulfeier wird morgen den 29. Juli vor⸗ mittags 9 Uhr im Saale des Gaſthauſes z. Schiff abgehalten. — An letzten Dienſtag hielt Oberſchul⸗ kal Rebmann die Reifeprüfung für den einjährig⸗ Der Stern des weißen . ſe⸗ c Roman von J. 34, Fortſetzung. A 2 — D f 9 Ines. Herr und Frau Herrweg waren von ihrer Mächte begleitet nach Schloß Ilgenburg gekommen, Weihnachten dort zu verleben, und Dorotheas augen⸗ Hläckliche Geſellſchafterin war die dritte Tochter des Hauſes Johanna, von allen „Hans“ genannt, weil ſie mehr einem wilden Jungen als einem ſanften Mädchen glich. „Ich hoffe, Sie werden ſich bei uns nicht lang⸗ weilen,“ ſagte ſie zu ihrem Gaſt. Mein Bruder, der morgen ankommt, wird wohl einige ſeiner Regimentskameraden mitbringen. Mein Bruder iſt übrigens ein ganz famoſer Kerl, den ſollten ſie ſich langen. Er iſt der Stolz des ganzen Hauſes und eine treue, gute, luſtige Seele!“ fügte ſie hinzu, N — — — — — — 5 Rücken gelegt, dicht vor Dorothea hinſtellte. „Oder ſind ſie ſchon verlobt?“ warf Hans mit charakteriſtiſcher Ungezwungenheit hin. „Nein“ erwiderte Dorothea. Meine Schweſter Emmy iſt verlobt,“ plauderte Haus weiter, „mit einem ganz famoſen Kerl, dem Grafen Erich von Böhlen. Heute mittag werden D 3 während ſie aufſtand und ſich, die Hände auf den freiwilligen Militärdienſt ab und beſtanden dieſelbe ſämtliche 16 Teilnehmer. Zu dieſem glänzenden Erfolge darf man Schüler und Lehrer herzlich be⸗ glückwünſchen. — Das neue Schuljahr beginnt am 13. September und ſind Anmeldungen am 11. September zu machen. Ladenburg, 28. Juli. Heute Vor⸗ mittag wurden an der hieſigen Realſchule die öffentlichen Schlußprüfungen abgehalten. Wie es nicht anders zu erwarten war, ſtanden auch diesmal wieder die Leiſtungen auf der erfreulichen Höhe deſſen, was heutzutage eine beſſere Anſtalt immer zu bieten imſtande iſt. Mögen ſämtliche Lehrkräfte hiermit unſere Anerkennung hinnehmen, die ihnen für ihre jederzeit treue Hingebung an ihre ſchwere Berufsarbeit in vollem Maße gebührt. Der ver⸗ diente Vorſtand der Anſtalt, Herr Profeſſor Metzger, der es durch unermüdliche Arbeit, treue Sorge und raſtloſes Streben erreicht hat, die Schule auf ihren ſo rühmlichen Stand zu erheben, möge in dieſen dankbar anerkannten Erfolgen ein Stück freudiger Genugtuung finden und darin eine ſichere Gewähr erblicken, daß er für ſeine, im Dienſte der edelſten Menſchenliebe ſtehenden Beſtrebungen, auch fürderhin die freudigſte Unterſtützung finden werde. Morgen findet die Schlußfeier im Gaſthaus „zum Schiff“ hier ſtatt und darf man ſicher wieder recht befriedigende Darbietungen erwarten. Ladenburg, 27. Juli. Der hieſige Gemeinderat hat in letzter Zeit zwei Entſchließungen getroffen, welche für unſere Einwohnerſchaft von ganz beſonderem Intereſſe ſind. Wie aus den Ver⸗ handlungen des Mannheimer Bürgerausſchuſſes vom 25. Juli d. Is. zu entnehmen iſt, hat unſer Ge⸗ meinderat hinſichtlich des Bahnprojekts Mann⸗ heim⸗Ladenburg⸗Schriesheim beſchloſſen, daß er es ablehnt, für den Bahnbau der Stadt Mannheim irgendwie Gelände unentgeltlich zur Ver⸗ ie ihn kennen lernen. Ich glaube, wenn er nicht o ſemmelblonde Haare hätte, würde ich mich auch n ihn verliebt haben, aber ich haſſe ſemmelblonde Haare und würde niemals einen Mann mit ſolchen So plauderte Haus weiter, während Dorothea, in den Stuhl zurückgelehnt, ihr zuhörte und über ihre mehr ſcherzhafte als elegante Redeweiſe lachte. „Jetzt muß ich aber gehen und Toilette machen. Es kommt heute ein ganzes Regiment Menſchen zu Tiſche. Sterntals kommen auch von Lautern her⸗ über und bringen hoffentlich ihren Förſter mit.“ „Lautern?“ wiederholte Dorothea fragend, da ihr bei dem Namen eine plötzliche Erinnerung auf⸗ tauchte. „Liegt Lautern hier in der Nähe?“ „Ja gewiß. Wir gehören zu Lautern. Ilgen⸗ burg iſt nur der Name unſerer Beſitzung. Wußten Sie das nicht?“ entgegnete Hans, während ſie, die Hand ſchon auf dem Drücker, noch einmal rückwärts blickte. „Und wer iſt dort Förſter?“ fuhr Dorothea fort, bemüht, ſich nicht zu verraten. „Paul Sander. Ein famoſer Mann und ſchön Dieſe lachte. wie Apollo.“ Damit lief ſie davon und Dorothea verſank in ſeltſames Träumen. Paul Sanders Name hatte tauſend Erinnerungen in ihr wachgerufen. Wie ſonderbar, daß ſie hier wieder zuſammentreffen ſollten. Ob er ſich freuen würde, ſie wieder zu ſehen, oder ob er ihr kalt und ſtolz begegnen würde, wie damals, fügung zu ſtellen oder einen Beitrag zu zahlen, daß er infolgedeſſen auch nicht geneigt iſt, dem Bürgerausſchuß eine Vorlage zu unterbreiten. Dieſe ablehnende Haltung des Gemeinderats wird vom größten Teil unſerer Bürgerſchaft freudig begrüßt. Weniger oder gar nicht erfreulich iſt der neueſte Beſchluß des Gemeinderats in der Pfarr⸗ und Schullehreralmendangelegen heit. (Ge⸗ meinderatsmitglieder erzählen von dieſem Beſchluß, folglich nimmt man ſein Vorhandenſein als ſtcher an). Dieſe Angelegenheit ſoll jetzt im Hinblick auf die Beratungen und Beſchlußfaſſungen des XI. Städtetags der mittleren Städte Badens beruhen bleiben. Dieſe Handlungsweiſe des Gemeinderats hat die Gemeindebürger nicht wenig überraſcht. Bekanntlich fand am 28. Juni d. Is. in Waldkirch der bezeichnete Städtetag ſtatt; am darauffolgenden Sonntag waren die Gemeindebürger im Bahnhof⸗ hotel verſammelt. Trotzdem der Gemeinderat in dieſer Verſammlung über die Verhandlungen des ſtattgehabten Städtetags in der auf unſere Sache bezüglichen Frage unterrichtet war (Vertretung der Stadt, Tagesblätter ꝛc.), ſo lauerte er dennoch auf die Zuſtimmung der Bürger zu ſeinem bekannten Beſchluß. Jetzt nach einigen Wochen wird die An⸗ gelegenheit mit „Ruhe ſanft, auf Wieder ſehen“ abgetan. Dieſes Wiederſehen ſoll indeß nicht lange auf ſich warten laſſen. Nach Beendigung der Feldarbeiten wird ein Antrag auf Anberaumung einer Gemeindebürgerverſammlung der Sache einen Stoß verſetzen, daß ſie aus ihrem Schlummer wieder erwachen wird. Was die Verhandlungen des Städte⸗ tags über die Ablöſung kirchlicher Kom⸗ petenzen anbelangt, ſo ſei hervorgehoben, daß der Standpunkt unſeres Gemeinderats und der Ge⸗ meindebürger gegenüber demjenigen des Referenten des Städtetags grundverſchieden iſt. Dieſer Letztere vertrat die Anſicht, daß Kompetenzen, ſoweit ſie nachdem ſie ſeine Werbung zurückgewieſen hatte? Sie kleidete ſich mit gewöhnlicher Sorgfalt an; ſie trug ein weißes Cachemirkleid, um den Hals ein ſchwarzes Sammetband mit einem goldenen Kreuz und an der Bruſt ein Strauß friſcher Maiblumen. Wie Hans geſagt, fand ſich eine große Geſell⸗ ſchaft ein. Der Förſter war der letzte, welcher ein⸗ trat. Dorothea ſaß im Nebenzimmer und ſah ihn kommen. Sie muſterte ihn mit lebhaftem Intereſſe und verglich ihn unwillkürlich mit den übrigen an⸗ weſenden Herren. Er war entſchieden der ſchönſte, der ſtattlichſte von allen. Der Gedanke durchzuckte ſie freudig. Dann lächelte ſie über ihre Torheit. „Was geht es mich an, wie er ausſieht?“ dachte ſie, ſeufzte aber ein klein wenig dabei. Sie lehnte ſich zurück und blickte auf das Album 5 nieder, welches aufgeſchlagen in ihrem Schoße lag. Aber ſie ſah nichts von den Bildern und dachte nur an Paul Sander. Plötzlich hörte ſie ihren Namen dicht neben ſich nennen, und als ſie die Augen auf⸗ ſchlug, ſah ſie ihn vor ſich ſtehen mit demſelben Lächeln, deſſen ſie ſich aus füherer Zeit ſo gut er⸗ innerte. n 5 An Paul Sanders Arm betrat Dorothea den Speiſeſaal, und Paul Sander war es, welcher ſpäter im Wohnzimmer an ihrer Seite ſaß, während Hans wilde Tänze und Kriegsmärſche ſpielte. Dorothea wußte ſelbſt nicht, wie es kam, aber ſie wurden an