ſtern“ ein und war mit den Herren der Um⸗ gebung um 1 Uhr der Mittagstafel zu Zar Nikolaus geladen. Darauf verabſchiedete ſich der Zar vom Kaiſer, und die „Hohenzollern“ ſetzte die Fahrt nach Wisby (Gotland) fort, wobei ſie eine Zeitlang vom „Polarſtern“ begleitet wurde. Geſtern Abend wurde die Rückkehr des Zaren nach Peterhof erwartet. Von Kronſtadt bis in die Schären war das große Fahrwaſſer durch Kriegsſchiffe abgeſperrt. — Petersburg, 25. Juli. Die „Nowoje Wremja“ ſchreibt u. a. folgendes zur Kaiſer⸗ begegnung: Natürlich iſt es in erſter Linie die oſt⸗ aſtatiſche Frage, die die beiden Monarchen beſchäftigt hat; doch handelt es ſich auch, wie verlautet, um Frankreich. Man ſpricht davon, daß bei der Zu⸗ ſammenkunft der Anfang zu einem deutſch⸗franzöſiſch⸗ ruſſiſchen Bündnis gemacht worden ſei, deſſen Auf⸗ gaben ſich nicht nur auf Aſien, ſondern auch auf Europa erſtrecken. Es ſei hervorzuheben, daß der Zuſammenkunft ein äußerſt reger Briefwechſel zwiſchen dem Kaiſer und dem Zaren vorausgegangen ſei. — Konſtantinopel, 21. Juli. Durch eine Dynamitbombe, welche auf der Straße vor der Moſchee explodierte, als der Sultan nach dem Selamik die Moſchee verließ, wurden 40 Perſonen, Einge⸗ borene und Soldaten, jedoch keine Fremden, getötet. Der Sultan kehrte unverletzt und vollſtändig ruhig in das Palais zurück und empfing bald darauf den franzöſiſchen Botſchafter. Der Täter iſt wahr⸗ ſcheinlich getötet. — Konſtantinopel, 24. Juli. Die Zahl der Toten und Verwundeten, die das Bomben⸗ Attentat im Gefolge gehabt hat, beträgt nahezu 200. Darunter befinden ſich viele Offiziere und eine große Anzahl Droſchkenkutſcher, deren Wagen und Pferde in Stücke geriſſen wurden. Der Atten⸗ täter iſt noch nicht gefunden. Er ſoll Offiziers⸗ uniform getragen haben. Offiziell erklärt man, Beweiſe zu haben, daß mazedoniſche Revolutionäre die Urheber des Atteetats ſeien. Verhaftungen unter Armeniern und Bulgaren, ſowie zahlreiche Hausſuchungen wurden vorgenommen. In der erſten Aufregung nach der Detonation luden viele Soldaten ihre Gewehre und legten an. Nur durch die Kalt⸗ blütigkeit des Sultans, der ihnen durch einen Wink einzuhalten befahl, wurde ein Blutbad verhindert. Verſchiedenes — Heddesheim, 24. Juli. Hier brannte ngene Nacht das Anweſen des Altbürgermeiſters verga Ach, ſieh mich nicht ſo drohend an! Ich war ſo einſam und unglücklich, ich glaubte, Du hätteſt mich für alle Zeit aufgegeben, und er war ſo unendlich gut. Ich bin Dir in meinem Herzen niemals untreu geweſen, aber ſo einſam, ſo freundlos, und mein Verlangen nach einem liebenden Herzen war ſo mächtig geworden, daß ich ihm kaum zu wiederſtehen vermochte. Als ich aber Dich oder Deinen Geiſt, wie ich damals annehmen zu müſſen glaubte, ſah, da tauchte die Vergangenheit wieder ſo lebendig vor mir auf, daß ich dachte, ich müßte ſterben, und am folgenden Tage verließ ich Nizza.“ „Und der Fürſt?“ fragte Werner. „Und der Fürſt?“ wiederholte Hilda mit mattem Lächeln, worauf ſie ernſt hinzuſetzte: „Der Fürſt iſt ein edler Menſch, Werner.“ „Das bezweifle ich nicht,“ bemerkte dieſer ironiſch. Daun ſchaute ihm Hilda mit ſo lieblichem Lächeln in die Augen, daß ihm das Herz heftig zu ſchlagen begann. „Komm, küſſe mich, mein Lieb,“ bat er, ſeine törichte Eiferſucht war verflogen. 9 0 Hilda aber trat einen Schritt zurück. „Du verdienſt eine ſolche Gunſt nicht,“ ſagte ſie. „Bedenke doch, wie ich hier liegen und mir das erbetteln muß, was zu fordern ich das Recht beſitze,“ brauſte Werner anf, und dann fügte er plötzlich weich hinzu: „Verweigere mir es nicht, Geliebte. Ich habe ſo lang mich nach Dir geſehnt.“ Dem flehenden Ton war nichts zu wiederſtehen. Die dunklen Locken miſchten ſich mit den helleren auf dem Kiſſen und Werner war zufrieden. und So war es nun gekommen, daß, als die junge Herrin von Hohenſitz zum erſtenmal durch die hohen Portale des Schloſſes ſchritt, ſie es als Gemahlin Schmitt, beſtehend aus Wohnhaus, Scheuer, Schuppen und Stallung vollſtäudig nieder. Mit knapper Not konnten die Pferde gerettet werden, während die Schweine und das Federvieh in den Flammen um⸗ kamen. Der Schaden dürfte fich auf etwa 25 000 Mark belaufen. Die Feuerwehren von Großſachſen und Ladenburg waren zur Hilfeleiſtung herbeigeeilt. — Schwetzingen, 22. Juli. Vergangene Nacht ſtürzte ein Soldat der hieſigen 4. Eskadron des Dragoner⸗Regiments Nr. 21, ein ſogenannter „Nachtwandler“, vom Dache der Kaſerne in den Kaſernenhof hinab, wo er mit zerſchmettertem Schädel tot aufgefunden wurde. Der Unglückliche, Dragoner Lebert von Neunſtetten, Amt Boxberg, ſteht im 2. Dienſtjahre. Die Leiche wurde in das ſtädtiſche Krankenhaus verbracht. — Reiſen (bei Weinheim), 22. Juli. Ein gräßliches Unglück hat ſich in der Mühle der Wwe. Heinrich Müller hier ereignet. Der 20jährige Mühlburſche Peter Büchler aus Schönmattenwag wurde vom Kammrad erfaßt und in das Mühlwerk gezogen, wo er am ganzen Körper, beſonders aber am Kopf, furchtbar verletzt wurde. Der bedauerns⸗ werte Burſche, der nächſten Herbſt zum Militär ein⸗ rücken ſollte, war ſofort eine Leiche. %%% verheerendes Feuer entſtand heute nachmittag gegen 2 Uhr durch Blitzſchlag. Es ſind 12 Scheunen und 5 Wohn⸗ häuſer den Flammen zum Opfer gefallen. Wie verlautet, ſoll alles verſichert ſein. — Offenburg, 22. Juli. Als geſtern Nachm. 3 Uhr der Bahnarbeiter Franz Schaub von Niederſchopfheim das Geleiſe überſchreiten wollte, glitt er aus und ſtürzte. Von dem gerade ein⸗ laufenden Oberländerzug wurde Schaub erfaßt und ſehr ſchwer verletzt. Der Uuglückliche, welcher das Bewußtſein verlor, wurde in das ſtädtiſche Kranken⸗ haus verbracht, wo er ſeinen Verletzungen erlag. Er war 36 Jahre alt und hinterläßt Frau und zwei kleine Kinder. — Dudenhofen, 24. Juli. Wirt zum Lamm hat ſeit kurzem Gaſolinneleuchtung in ſeiner Wirtſchaft eingeführt. Aus Verſehen blieb nun im Keller ein Hahn der Leitung am Abend offen ſtehen. Mayer ſeinen Keller und bediente ſich dabei eines offenen Lichts. Alsbald erfolgte eine Exploſion, welche furchtbare Verwüſtungen verurſachte. Mayer wurde auf die Straße geſchleudert und brannte am ganzen Körper. Die dadurch entſtandenen Brand⸗ Der Werner von Roßlingens tat. Und an dem glücklichen Tage läuteten hell die Glocken von der Braunsdorfer Kirche herab, die Leute im Dorfe jubelten und im Gaſthaus hatte man die Flaggen aufgezogen und alles mit grünen Reiſern geſchmückt. Am Abend ſtanden ſie zuſammen am Fenſter; Hildas Kopf ruhte an des geliebten Mannes Schulter und mild funkelten die Sterne auf ſie herab. „Endlich mein“ flüſterte Werner, während er die junge Frau an ſein Herz drückte. „Wie oft habe ich von dieſer Stunde geträumt als von einer Wonne, die zu groß iſt, um ſich verwirklichen zu können.“ Ein ſeliges Lächeln verklärte Hildas Zügen, während ſie zu dem Sternenhimmel empor ſchaute. Werner zog die kleine Hand, welche den Trauring trug, an ſeine Lippen. „Ach, Geliebte der Gedanke an mein Glück iſt ſo berauſchend, daß ich ihn kaum zu ertragen ver⸗ mag!“ flüſterte er. „Du biſt mein — mein, bis der Tod uns von einander ſcheidet!“ 1 Mädchen in behaglichem Geplauder. Die jüngere der beiden war eine hübſche Brünette von neunzehn Jahren, die in ihrem ganzen Auftreten wie ſchon in ihrer Erſcheinung etwas Burſchikoſes hatte. Ihr kurzes gelocktes Haar war an der einen Seite geſcheitelt, und mit dem ſteifen, weißleinenen Kragen, um den ſie nach Matroſenart ein buntes Halstuch geſchlungen hatte und der Hundepfeife, welche ihr an einer ſilbernen Kette von dem Ledergürtel herab⸗ hing, erweckte ihre Erſcheinung unwillkürlich den Gedanken, daß die Natur einen Fehlgriff getan und an ihr einen wilden Jungen verdorben hatte. Das andere Mädchen, welches auf einem niedrigen Stuhl am Kamin ſaß und die zierlichen Füße auf dem Zu ſpäter Stunde betrat nun Wirt Ju einem eleganten Boudoir ſaßen zwei junge wunden ſind ſo ſchwerer Art, daß Mayer den Tag nicht überleben dürfte. — Odernheim, 24. Juli. Geſtern nach⸗ mittag gegen 1 Uhr entſtand bei ſtarkem Wind in Duchroth ein Brand, der ſich bald zum Großfeuer entwickelte. Bis 3 Uhr nachmittags waren 9 Wohn⸗ häuſer und 13 andere Gebäulichkeiten (Ställe, Scheuern) ein Raub der Flammen. Auch die Kirche, das Pfarrhaus und die Poſtagentur ſind niederge⸗ brannt. Die Glocken auf dem Kirchturm ſind ge⸗ ſchmolzen. Der Brand erhielt dadurch viel Nahrung, daß viele Ställe und Scheuern mit Heu gefüllt waren. Mehrere Feuerwehren der Umgebung waren zum Brandplatze geeilt, konnten aber angeſichts des heftigen Windes, der herrſchte und der das Feuer von Haus zu Haus und Scheuer zu Scheuer trug, nicht viel mit Löſchen ausrichten, zumal auch Waſ⸗ ſermangel herrſchte. Wie das Feuer entſtanden, iſt nach der „Pf. Pr.“ noch nicht bekaunt. Zahlreiche Familien ſind obdachlos und haben ihre Habſeligkeiten verloren. Durch den Brand wurde ein ganzes Orts⸗ viertel in Trümmer gelegt. — Himmighauſen (öWeſtf.), 23. Juli. Der gegen 7 Uhr in Altenbeken eintreffende Per⸗ ſonenzug aus Holzminden kam mitten im Altenbe⸗ kener Tunnel durch Einſturz des Gewölbes zur Entgleiſung. Laut amtlicher Meldung trugen vier Bahnbeamte und 13 Reiſende leichtere Verletzungen davon. Die Szenen, die ſich in dem dunklen Tunnel abſpielten, waren ſchauerlich. Die Paſſagiere mußten drei Viertel Stunden zu Fuß zurücklegen. Die eingeſtürzte Strecke beträgt 80 Meter. Wahrſchein⸗ lich iſt der Einſturz erfolgt durch ſtarken Waſſer⸗ andrang, hervorgerufen durch das wiederholte heftige Unwetter und die Regengüſſe in letzter Zeit. — Brünn, 23. Juli. In Aloſt rannte ein Automobil infolge eines Steuerdefektes in eine Gruppe junger Mädchen eines Penſionats. Einem der Mädchen wurden beide Beine abgefahren und ſtarb bald darauf, vier andere wurden ſchwer ver⸗ letzt. Der Lenker des Automobils, das zertrümmert wurde, konnte ſich durch Abſpringen in Sicherheit bringen. ö Hergestellt mit dem belieb- ten Tola-Parfüm, mild und angenehm. Uberall vorrätig. Preis 25 Pfg. Parfümerie Heinrich Mack. Ulm a. 9. Spezialitäten: Tola-Seife und Kaiser-Borax. 2 Seife lll Rand des Vorſetzers ruhen ließ, war Dorothea Schuch. l . Zwei Jahre waren verſtrichen, hatten Dorothea aber wenig verändert, nur ihren Zügen einen tieferen Ernſt aufgeprägt. Ihrem Leben indeſſen hatten ſie manchen Wechſel gebracht. Als ſie die Nachricht von Werners Vermählung erhielt, beſchloß ſie ihre Liebe zu überwinden, mochte es koſten, was es wollte. Sie war viel zu edel und gewiſſenhaft, als daß ſie ihre Liebe zu Werner von Roßlingen noch genährt hätte nun ſolches zur Sünde geworden wäre. So lange er noch frei war, hatte ſie — wenn anch ſich ſelbſt kaum bewußt — der ſchwachen Hoffnung Raum gegeben, ſein Herz doch noch zu gewinnen. Als dieſe Hoffnung durch ſeine Ver⸗ heiratung vernichtet wurde, bot ſie ihre Willenskraft auf, die Gefühle zu erſticken, welche ſie ſo lange beſeelt hatten. Es war ein ſchwerer Kampf, doch ging ſie als Siegerin daraus hervor. Im Sommer, welcher Werners Vermäßlun folgte, ſtarb der Oberförſter Anton Schuch. Dei Schlag war ein harter für ſein eigenes Kind. Für viele Monate verdrängte der Schmerz um feinen Verluſte alle anderen Gefühle. Frau Herre, welche ſelbſt keine Kinder beſaß, liebte ihre hübſche Nichte und nahm Dorothea ſofort zu ſich ins Haus wo ſie ihr in ihrem Herzen den Platz einer Tochter anwies. Der herbe Schmerz, dazu der vollſtändige Wechſel in den äußeren Verhältniſſen ihres Lebens lenkten des Mädchens Gedanken in einen ganz nellen Kanal. Jetzt konnte ſie nicht mehr ſtundenlaug ſich in die Einſamkeit zurückziehen und über ihr Unglück brüten. Sie lernte ein ganz neues Leben kennen, und noch kein Jahr war über ihres Vaters Grab dahiugezogen, als ſie wieder anfing, au allem um ſie herum Interreſſe zu nehmen. Das alte Leben lag gleich einem geſchloſſenen Kapitel hinter ihr. (Fortſetzung folgt.)