die Abſicht gehabt, die anerkaunten Mängel der Steuergeſetzgebung zu beſeitigen. Die Regierung wolle keine Mehrerträgniſſe, ſondern nur eine ge⸗ rechtere Art der Steuerverteilung. Der Schwächere ſolle durch Schuldenabzug und Befreiung von Steuern entlaſtet, der Beſſerſituierte, der durch ſein Vermögen dazu imſtande iſt, mehr herangezogen werden, damit ein ſozialer Ausgleich, ſoweit er in der Steuer⸗ geſetzgebung überhaupt möglich ſei, herbeigeführt werde. Man könne der Regierung nur dankbar ſein, daß ſie ſich von ſolchen Gedanken leiten ließ. — Hohenſachſen, 17. Juli. Heute vor⸗ mittag brach hier Feuer aus; dem verheerenden Elemente fielen der Tabakſchuppen, Stallung und Scheune des Wirt Schwöbel, die Kegelbahn und die Schweineſtälle der Ww. Brunner, und Schoppen und Scheune des Landwirts Michael Glock zum Opfer. Eppelheim, 18. Juli. Heute früh 3/5 Uhr entſtand in der Scheune des Schmieds Friedrich Fießer ein Feuer, das 4 Scheunen und 1 Wohn⸗ haus vollſtändig in Aſche legte und 3 Häuſer ſtark beſchädigte. Die Abgebrannten ſind: Schmiedmeiſter Friedrich Fießer, Karl Weſch Wwe., Chriſtoph Schwegler und Ochſenwirt Gg. Fießer. An den Löſcharbeiten beteiligten ſich die hieſige Feuerwehr und Einwohnerſchaft. Malterdingen (A. Emmendingen), 15. Juli. Von einem furchtbaren Brand wurde geſtern abend unſer Ort heimgeſucht. Kurz vor 7 Uhr brach in dem an der Hauptſtraße gelegenen Anweſen des Schuhmachermeiſter Dages Feuer aus, das ſofort auch auf das benachtbarte Haus des Schneider Benzinger und das Oekonomiegebäude des Bäckers Keller übergriff. Sämtliche drei Anweſen wurden zerſtört. Nach dreiſtündiger Dauer gelang es den Bemühungen der vereinigten Feuerwehren des Brandes Herr zu werden. Die Abgebrannten ſind mit Ausnahme Benzingers verſichert. Der angerichtete Schaden iſt groß, zumal auch das meiſte Mobiliar ein Raub der Flammen wurde. Heute früh fand man den ſchon geſtern vermißten achtjäh⸗ rigen Sohn des Schuhmachers Dages in dem Schopf vor, von welchem der Brand ſeinen Ausgang ge⸗ nommen hatte. Der Knabe war tot und zeigte an Ge⸗ ſicht und Leib ſchwere Brandwunden. Man nimmt lt. „Br. Ztg.“ an, daß der Knabe in dem Schupf mit Zündhölzern ſpielte, das Stroh in Brand ſetzte und nicht mehr rechtzeitig ins Freie flüchten konnte. Hätte nicht abſolute Windſtille geherrſcht, ſo wäre ſterbenden Sinne. Der Himmel hatte ſie in ihrer bitteren Not nicht verlaſſen Sie waren gerettet. 32. Zwei Stunden harter, körperlicher wie geiſtiger Arbeit für die, welche das gefährliche Werk unter⸗ nommen hatten; zwei Stunden qualvoller Er⸗ wartungen für die, welche am Bord der „Libelle“ zurückgeblieben waren — und dann ſtreckten ſich eine Menge eifriger Hände den Rettern wie den Geretteten zum Willkommen entgegen. Bleich, verſtört, durchnäßt ſtanden ſie in dem Morgenglühen. Der Graf erzählte ſpäter oft, wie die ſtarken Männer zuſammenbrachen und ſchluchzten als ſie ſich herandrängten, um den Helden, welche ſoviel für ſie gewagt und getan hatten, die Hand zu drücken. Inmitten all der Aufregung und Verwirrung trat der Graf zu dem Baron Werner hin, welcher ſich matt an einen Stützpunkt gelehnt hatte. Die Sonne fiel hell in ſein Geſicht, und Graf Böhlen ſchrie erſchrocken auf, als er des Freundes braunes Haar von Blut getränkt und ſolches aus einer klaffenden Wunde an der Schläfe fließen ſah. Es iſt nichts,“ erwiderte Werner von Roß⸗ lingen ſchwach als Antwort auf des Grafen Ausruf. „Ein Stück des Wrackes traf mich, als mir ihnen in das Boot halfen. Es wird bald beſſer ſein — es —“ Der Satz blieb unvollendet. Bevor dem Grafen Zeit blieb, zuzugreifen, lag der Baron ohn⸗ mächtig zu ſeinen Füßen. . a. 1 Es war am Abend dieſelben Tages, und der Baron Werner von Roßlingen lag in raſendem Fieber. f Die „Libelle“ war in einen kleinen Fiſcherhafen ingelaufen. Baron Werners Zuſtand hatte das der Brand bei der großen Häuſermenge noch weit unheilvoller geweſen. — Neukirchen, 15. Juli. Lebendig be⸗ graben wurde die 18jährige Tochter des Bäckermeiſters H. Clös von hier in einer Lehmgrube, wo das junge Mädchen mit dem Loshacken von Lehm be⸗ ſchäftigt war. Das naſſe Erdreich gab plötzlich nach und erdrückte das junge Mädchen, beſonders beſchleuni ein Zuſchlag, der je nach Entfernung und Klaſſe ö deſſen Leichnam nach mühevoller Arbeit in gänzlich platt gedrücktem, entſtelltem Zuſtande blosgelegt werden konnte. — Philippsburg, 17. Juli. nachmitiag 5 Uhr der Train⸗Unteroffizier Diehl im verdeckten Wege Glacis der Feſtung Germersheim, das zu betreten nur Militärperſouen erlaubt iſt, ſpazieren ging, wurde er plötzlich durch einen Schuß in den Unterleib ſchwer verletzt. Trainſoldaten und Gendarmerie ſtreiften ſofort das Gelände und die Wälle ab, fanden jedoch keine Spur von dem Täter. Unteroffizier Diehl wurde ins Militärhoſpital ver⸗ bracht. — Mülheim a. d. Ruhr, 15. Juli. Geſtern ſollte auf dem Thyſſenſchen Blechwalzwerk werden und zwei Arbeiter begaben ſich in den Kanal worin ſich die Maſchine befindet, um die Maſchinen⸗ Da der Monteur Kummert an Gasſchieber geöffnet hatte, teile zu ſchmieren. der Maſchine einen ſich aufhaltenden Arbeiter betäubt. Während es gelang, dieſe Beiden aus dem Kanal zu ſchaffen und ins Leben zurückzurufen, fanden von den Rettungsmannſchaften der Oberingenieur Hanneſſen, deſſen Aſſiſtent, Kummert und der ſtickungstod. der Techniker Reinke, Monteur Gasſtocher Tombertz den Er⸗ Von den infolge der Gasvergiftung erkrankten ſechs Arbeiter ſind jetzt zwei geſtorben. Das Befinden der übrigen iſt hoffnungslos. Auf dem Eiſenwerk der Firma Thyſſen u. Co. geriet Kinder verletzt. eine Lokomotive, und wurde in zwei Stücke ge⸗ geſtern Abend ein ſchon bejahrter Arbeiter unter ſchnitten. Der Tod trat alsbald ein. — München, 15. Juli. Der leunigte Züge tritt zu zieſem Sate 25 Pfg. bis 2 Mark betragen kann. — Berlin, 17. Juli. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht das in Paris am 18. Mai 1904 ah⸗ geſchloſſene Abkommen zwiſchen dem deutſchen Reiche und den anderen Staaten über die Verwaltungs⸗ maßregeln zur Gewährung eines wirkſamen Schutzes gegen den Mädchenhandel, nebſt einer Bekanntmachung des Reichskanzlers, die mitteilt, daß das Abkommen am 18. Juli 1905 in Kraft tritt. Als geſtern — Kattowitz (Schl.), 15. Juli. Nach einer Meldung des „Oberſchleſ. Wanderers“ aus Zabrze explodierte heute früh aus unbekannter Urſache ein in der Nähe der Berginſpektion auf freiem Felde ſtehendes Pulverhaus, das einen Vorrat von 7000 Zentner Pulver für die Königin Luiſe⸗Grube barg. Bis auf eine Entfernung von 2 Kilometer wurden die Fenſter und Türen eingedrückt. Im Zechen⸗ hauſe des Weſtfeldes wurde ein Mann durch einen durch das Fenſter fliegenden Stein am Kopfe ver⸗ letzt. Sonſtige Verletzungen ſind bis jetzt nicht zu 0 5 55 f verzeichnen. eine neue Gasgebläſemaſchine in Betrieb genommen 5 — Mailand, 17. Juli. Unweit Turin hat ſich geſtern morgen ein ſchwerer Automobilun⸗ fall ereignet. Der Turiner Gummifabrikant Martin fuhr mit ſeinem Automobil ſo heftig auf einen 5 5 Str 6 8 17 4 8 Prellſtein, daß der Wagen umſtürzte und fünf In⸗ wurden durch ausſtrömende Gaſe die zwei im Kanal aſſen unter e e augenblicklich Von ihnen Martiny wurde waren zwei tot. tötlich ver⸗ wundet. — Ferino, 16. Juli. Heute Vormittag ſtürzte in der Kapelle des hieſigen Hoſpizes während der Meſſe der Fußboden ein; 16 Perſonen wurden getötet und 32 verletzt. — Rom, 17. Juli. Beim Einſturz der Kapelle in Ferino ſind 16 Frauen und 50 Kinder umgekommen, außerdem wurden 33 Frauen und 30 — Petersburg, 17. Juli. Geſtern über⸗ fielen in Schuſchu im Kaukaſus am hellen Tage bahriſche Eiſenbahnrat hat die Reformpläne der bayriſchen Staatseiſenbahnverwaltung bezüglich der Perſonen⸗ und Gepäcktarife genehmigt. Danach werden in Zukunft erhoben bei Perſonenzügen für den Kilo⸗ meter erſte Klaſſe 7, für die zweite Klaſſe 4½, für die dritte 2 Pfg. und bei Eilzügen und Lokal⸗ zügen für den Kilometer dritter Klaſſe 3 Pfg. Für notwendig gemacht. Die Verwundung, welche er ſich zugezogen hatte, erwies ſich als ernſtlich. Der Graf drängte zum Landen und mietete ſofort ein Zimmer in dem einzigen Gaſthaus, deſſen das kleine Fiſcherdorf ſich rühmen konnte. Kurt von Thiemer war auf dem erſten Pferd, welches aufzutreiben war, nach der eine ziemliche Strecke entfernten Wohnung des Arztes gejagt, während der Graf in dem dumpfen, kleinen Zimmer inzwiſchen Wache an des Kranken Bett hielt. An der anderen Seite des Lagers ſtand einer der Mäuner, welcher am Morgen dem ſichern Tod entriſſen worden war, und dieſer Mann war der Kapitän Stefan Korneck. und den begleitenden Gendarmen. in Zentrum der Stadt Einbecher einen Renteibeamten, der gerade von der Poſt 43000 Rubel erhoben hatte, Die Einbrecher ſchlugen auf die beiden ſo lange ein, bis dieſe be⸗ wußtlos zu Boden ſanken, raubten dann das Geld und verſchwanden in einer Seitengaſſe, wo ſie ſchon ein Wagen erwartete. Der Renteibeamte ſtarb bald, nachdem er in das Spital eingeliefert war. in dem der Mann lag, welchen er bisher als ſeinen Feind betrachtet hatte. Er hatte wohl Urſache, ihn in dieſem Lichte anzuſehen. Werner von Roßlingen hatte mit dem Mädchen, welches Stefan Korneck wie eine Tochter liebte, ein leichtes Spiel getrieben; Werner von Roßlingens Mutter hatte jenem Mädchen ſeinen ehrlichen Namen und ihre Erbſchaft vorenk⸗ halten, und Werner von Roßlingens Oheim hatte ſein — Stefan Kornecks — ganzes Lebensglück und das derjenigen, welche er ſo innig geliebt, ber⸗ nichtet. Und nun war es derſelbe Mann, den zu haſſen er ſo viel Urſache hatte, welchem der Kapitän ſein Leben ſchuldete. Baron Werner warf ſich in wildem Fieber unruhig hin und her, während die anderen zwei die Minuten zählten, bis der Doktor kommen würde. Endlich kam der Rittmeiſter angeſprengt. Als der Graf den Hufſchlag vernahm, verließ er das Zimmer, um Thiemer entgegenzueilen. Korneck blieb allein bei Werner zurück. Er beugte ſich über ihn, und die Linien ſeines ſtrengen, wettergebräunten Ge⸗ ſichtes wurden weich, als er den Worten lauſchte, welche von den fieberheißen Lippen des jungen Mannes kammen, Was Baron Werner den ganzen Nachmittag über mit unermüdlicher Beharrlichkeit geſprochen, war für des Grafen Ohr nur ſinnloſe Fieberfantaſie geweſen; Korneck aber, der unter ſo ſeltſamen Ver⸗ hältuiſſen wieder mit dem Baron zuſammengetroffen, waren die Worten nicht ſo ganz unverſtändlich, da er für ſie einen Schlüſſel beſaß. Die fiebernden Gedanken ſchweiften rückwärts und ſeine Lippen ſprachen von den glücklichen Tagen ſeines Liebestraumes und den bittern Qualen, welche die ſpätere Zeit ihm gebracht hatte. Auch des Kapitäns Gedanken waren nicht müßig, als er allein an dem ſchmalen Bett ſtand, Vor drei Jahren hatte Baron Werner ſeiuer Mutter Schuld geſühnt, ſoweit es in ſeinen Kräften ſtand, indem er den letzten Heller hingab, den er beſaß. Heute hatte er hochherzig ſein Leben auf das Spiel geſetzt, um drei Schiff brüchige vor dein Ertrinken zu retten, und ein wunderbares Schickſal hatte es gefügt, daß einer von dieſen Stefan Korneck ſein mußte. Solche Gedanken erfüllten den alten Seemann, als er in dem ärmlichen, kleinen Zimmer ſtand und die kaum artikulierten Worte vernahm, welche des Barons trockene Lippen flüſterten. 3 „Sage ihr, ich rettete ſein Leben. Bitte ſie; mir um ſeinetwillen zu vergeben. Ich habe ſo lange auf Vergebung gewartet. Ich habe den Himmel gebeten, ſie glücklich zu machen. Aber ſie iſt noch nicht mit ihm verheiratet. Nein — fein — nein! Hilda!“ f Der wilde Schrei ging dem Kapitän durch alle Nerven. Ein unerklärliches Gefühl drängte ihn, die weiße, ruheloſe Hand auf der Bettdecke mitleidig in ſeine braune Rechte zu nehmen. Faortſetzung folgt.) *