55 * n N N . und Eure Wege ſind nicht meine Wege, ſpricht der Herr“. In erſchütternſter Weiſe aber kommt das Wort heute zur Geltung, denn heute ſollte der Geburtstag des Dahingeſchiedenen begangen werden. — Mannheim, 9. Juli. Die Kriminal- polizei verhaftete eine Anzahl Ladnerinnen des Warenhauſes Wronker, die ſich bedeutender Dieb⸗ ſtähle ſchuldig gemacht hatten. Die Affäre zieht auch noch Ladnerinnen von anderen hieſigen Waren⸗ häuſern in Mitleidenſchaft. — Heidelberg, 10. Juli. Auf das Ge⸗ leiſe der Nebenbahn Heidelberg⸗Weinheim wurde geſtern Nacht zwiſchen Doſſenheim und Schriesheim ein Baumſtamm quer über die Schienen gelegt. Kurz vor dem Paſſieren des letzten Zuges, der za. 300 Perſonen von der Sonnenwendfeier nach hier brachte, konnte das Hindernis entfernt werden. Hoffentlich gelingt es der Polizei, des Täters hab⸗ haft zu werden, deſſen Bubenſtreich ein namen⸗ loſes Unglück hätte verurſachen können. — Eberbach a. N., 8. Juli. Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich heute vormittag: Herr Wagen⸗ bauer J. Schmieder aus Heidelberg wollte mit ſeinem Automobil eine Probefahrt nach Schönbrunn mit ſeinem Begleiter reſp. Leiter des Fahrzeugs unternehmen. Herr Schmieder, der im Fahren ge⸗ wandt, leitete das Fahrzeug ſelbſt; die genannten Herren fuhren um 7 Uhr von Eberbach rach Schönbrunn auf der ziemlich ſchmalen und ſtellen⸗ weiſe ſteilen Straße glücklich nach Schönbrunn. Auf dem Retourwege zwiſchen Schönbrunn und Allenühle, wo die Straße ſtarkes Gefäll hat und eine ſcharfe Biegung an der ſogen. Brauſenbrücke macht, fuhren die Genannten bei ſtarker Fahrt gegen den Randſtein, wobei der Begleiter aus dem Fahrzeug etwa 10 Meter ſeitwärts ins Gebüſch geſchleudert wurde, während Schmieder mit dem Fahrzeug in den Abgrund ſtürzte und ſich ſehr ſchwere Verletzungen am Kopfe (Schädelbrüche) zuzog, ſo daß er bewußlos ins hieſige Spital ver⸗ bracht wurde, und bis jetzt noch bewußtlos und hoffnungslos darniederliegt; an ſeinem Aufkommen wird gezweifelt. Der Begleiter, der bald wieder zum Bewußtſein kam, iſt ebenfalls ſchwer verletzt, doch beſteht Hoffnung, daß er am Leben erhalten bleibt. Ein Verſchulden anderer iſt ausgeſchloſſen. — Freiburg, 9. Juli. 6 Prieſter der Erzdiözeſe das 50jährige Prieſter⸗ Am 7. Auguſt d. J. können dem „Frbg. Bote“ zufolge folgende jubiläum feiern: 1. Goldſchmitt, Joh., reſig. Pfarrer von Frickingen. 2. Grof, Rudolf, Pfarrer von Watterdingen. 3. Holzmann, Blaſius, Pfarrer von Pfaffenweiler. 4. Rünzi, Joh. Bapt, Pfarrer in Leutkirch. 5. Streicher, Leopold, Pfarrer in Mundelfingen. 6. Winter Joh. Nep., Pfarrer in Einhart (Sigmaringen). — Villingen, 8. Juli. Bei der geſtrigen Reichstagserſatzwahl im 2. bad. Reichs tagswahl⸗ bezirk Villingen⸗Donaueſchingen⸗Engen erhielt Ober⸗ ſchulrat Rebmann (natlib.) 8438, Gutsbeſitzer Duffner (Zentr.) 10891 und Schuhmacher Grahl (ſoz.⸗dem.) 1866 Stimmen. Duffner (Ztr.) iſt ſomit gewählt. — Konſtanz, 9. Juli. Die Zuſammen⸗ kunft der internationalen Sozialdemokraten hier hatte ganz ungeheure Menſcheumengen hierher ge⸗ führt. Etwa 10 12000 waren anweſend. 14 Extrazüge und drei Extraſchiffe brachten aus allen Landesteilen Genoſſen und Genoſſinnen. Speziell die Schweiz ſtellte ein großes Kontingent. Große polizeiliche und militäriſche Vorbereitungen zum Schutze der öffentlichen Ordnung waren getroffen. In der Kaſerne ſtand ein Bataillon unter Gewehr, jeder Soldat hatte 25 ſcharfe Patronen. Mittags 1 Uhr erfolgte der Feſtzug durch einige Straßen der Stadt. Es beteiligten ſich etwa 2000 Perſonen mit 60 Fahnen. Das Bezirksamt hatte das Tragen roter Fahnen verboten, das dadurch umgangen wurde, das man einige weiße Schleifen an die Fahnen heftete. Die Behörde war durch den Geh. Reg.⸗ Rat Groos vertreten. Eine große Störung brachte das Rednerverbot der ausländiſchen Parteiführer. So wurde eine Erklärung von den Rednern verlangt, daß ſie nicht über deutſche Politik ſprechen ſollten. Dies wurde jedoch verweigert. Nach dem Feſtzug ſprach Bebel, der, die ſcharfen Maßnahmen miß⸗ billigend, auf Jaurés, dem vom Reichskanzler in Berlin zu reden verboten wurde, zu ſprechen kam. Die Verſammlung wurde hiermit in die Schweiz verlegt. Nach den Reden in der Schweiz kehrte man nach Konſtanz zurück. Bebel wollte in Konſtanz ſprechen, jedoch wurde die Verſammlung von der Konſtanzer Behörde aufgehoben, weil, nach⸗ dem die Verſammlung in die Schweiz verlegt, die⸗ ſelbe in Konſtanz als aufgelöſt betrachtet worden und eine neue Verſammlung 24 Stunden vorher angemeldet werden muß. — Bamberg, 8. Juli. Infolge Ver⸗ giftung durch verdorbenes Fleiſch ſind 13 Mann, welche die Frau haben muß, welcher die ſteigende Flut den Leichnam des ertränkten Gatten vor die Füße wirft!“ Die kleine Franzöſin ſchauderte es. kein Wort der Erwiederung. „Heute abend,“ fuhr das Mädchen fort, die Pauſe unterbrechend, welche ihre letzten Worte ge⸗ folgt war, „als ich von Otto Abſchied nahm, war es mir, als ob ein neuer Sonnenſtrahl in mein Leben fiel, aber kaum hatten wir uns die Hand ge⸗ drückt, als mein Auge auf ein Geſicht fiel, deſſen Aublick mir das Herz erſtarren machte. Ob jenes Geſicht von Fleiſch und Blut war, oder nur ein Gebild meiner Phantaſie, das weiß ich nicht; aber eine Sekunde lang — eine einzige Sekunde nur — ſah ich Werners Antlitz vor mic. Du ſtehſt mich verwundert an, liebſte Freundin — Du meinſt, ich rede im Fieber. Doch nein, es iſt wirklich ſo wie ich dir ſage. War es Werner nicht ſelbſt, dann war es eine Viſion.“ Sie begann das Zimmer zu durchmeſſen, den Kopf in der alten trotzigen Weiſe zurückgeworfen, welche ihr von Charlotte Horſt ſo häufig einen Verweis zugezogen hatte. „Als mir jene Viſion erſchien, ſchlug mir das Herz hoch auf. Obgleich Du im Wagen an meiner Seite ſaßeſt, ſagte ich doch nichts zu Dir; aber von dem Augenblick an fragte ich mich und frage nun auch Dich, ob es nicht eine Sünde wäre, wenn ich Otto heiratete, während trotz allem vor⸗ gefallenen — der Schmach, der Entzweiung und der Entfremdung — meine ganze Seele noch um den andern trauert?“ „Du haſt recht, Hilda. dieſen Umſtänden zu heiraten würde Sünde ſein. Sage ihm Wahrheit, liebes Kind, Du kannuſt ihm getroſt volles Vertrauen ſchenken. Und im übrigen warte noch, warte!“ Sie fand ſprach Hilda ſanft, als ſte allein war. Schickſal ruht in Gottes Hand.“ 31. Es war an einem klaren Septembernachmittage gegen zwei Uhr, als ſich des Grafen Böhlen ſtolze Jacht „Libelle“ nach einem zweimonatlichen Aus⸗ flug dem heimatlichen Hafen wieder näherte. Der Graf, ein hübſcher, junger Mann, ſchritt, eine Zigarre rauchend, auf der Deck des Schiffes hin und her und unterhielt ſich mit dem Schiffs⸗ führer. Zwei andere Herren ſaßen am Kiel und rauchten ebenfalls. Der eine von ihnen war Werner von Roßlingen, der andere Herr Arthur von Langenheim, deſſen Unterhaltung im Opernhaus Werner vor drei Monaten mit angehört hatte. Doch befand ſich auch noch ein vierter Paſſagier auf dem Schiffe — und das war Kurt von Thiemer, der als Reitmeiſter bei den Dragonern ſtand. Er hatte ſich unter einem improvlſierten Zeltdach lang ausgeſtreckt, den blonden Kopf auf einen zuſammen⸗ gerollten Mantel gelegt und das Geſicht nach oben gewendet, wie zum Schlaf die Augen geſchloſſen. „Wenn das Wetter aushält, können wir morgen landen; denken Sie nicht, Hornig?“ meinte der Graf zu dem Schiffsführer. Dieſer beſchattete die Augen mit der Hand und betrachtete prüfend den Horizont. Er gab keine Antwort; der Graf aber, welcher ſeine Schiffsleute genau konnte, wußte, daß des Maunes Schweigen 5 f ein Mann von wenig Worten, doch bom praktiſchen Den Fürſten unter ö ungünſtig zu deuten war. Kapitän Hörnig war Standpunkt aus geſehen war er Gold wert. „Der Wind kommt von Südſüdweſt,“ brummte er endlich, immer noch den Horizont ſtudierend und ſeine Stirne in bedenklichen Falten legend. „Morgen um dieſe Zeit haben wir wieder „Ja; ich kann weiter nichts tun, als warten,“ „Mein 1 nach anderen Meldungen gar 34 Mann der zweiten Eskadron des hieſigen Ulanenregiments erkrankt und in das Lazarett überführt worden. Ein Mann iſt bereits geſtorben. N — Koblenz, 7. Juli. Nach heute hier ein⸗ gegangenen Nachrichten ſchlug der Blitz vorgeſtern Abend in eine zum Schießen angefahrene Batterie des Feld⸗Artillerie-Regiements 23 auf dem Uebungs⸗ platze Elſenborn. Ein Unteroffizier wurde ſchwer verletzt, eine große Anzahl Kanoniere und Fahrer erlitten Verletzungen, ſodaß ſie ins Lazaret aufge⸗ nommen werden mußten. Unter den Pferden ent⸗ ſtand eine Panik, ſie rannten mit den Protzkaſten in die Sümpfe und konnten nur mit großer Mühe wieder herausgeholt werden. —. Dortmund, 10. Juli. In der Zeche „Boruſſia“ brach in einem Schachte von 500 Metern (auf der fünften Sohle des Füllwerks des Förderſchachtes) durch Zerſchlagen einer großen Petroleumlampe Feuer aus, das ſich ſehr ſchnell verbreitete und die Stollen mit Rauch füllte. Die Belegſchaft iſt ſehr gefährdet. Um 11 Uhr fehlten noch 40 Mann. Wie viele tot ſein merden, weiß man noch nicht. Der Hauptförder⸗ ſchacht ſcheint verlofen. Es erfolgen fortwährend Einſtürze. Große Menſchenmengen umlagern den Schacht. — Dortmund, 10. Juli. Der Brand auf der Zeche „Boruſſia“ wurde um 1 Uhr ge⸗ löſcht. Der Schacht iſt vollſtändig eingeſtürzt. Bisher wurden zwei Leichen geborgen, 38 Berg⸗ leute ſind als verloren zu betrachten, da alle Rettungsverſuche erfolglos ſind. — Metz, 10. Juli. Der Arbeiter Peter Kanzler von hier, drang heute mittag gegen 1 Uhr in die Wohnung ſeines Schwiegervaters, des Schuhmachers Franz Karo hier, ein und erſchoß dieſen; auch auf den Schutzmann Batt, der her⸗ beigeeilt war, um ihn zu verhaften, ſchoß Kanzler; dann entriß Kanzler ihm den Säbel und perletzte ihn am Halſe ſo ſchwer, daß Batt bald darauf ſtarb, Die Frau und die Schmiegermutter des Kanzlers ſind gleichfalls ſchwer durch Schüſſe verletzt. Der Mörder erſchoß ſich dann ſelbſt. Das Motiv iſt nicht bekannt. — Buda peſt, 8. Juli. In Tyukod im Szatmarer Komitat ſtürzte bei einem Orkan eine Scheune ein, in welcher 60 Arbeiter ſich befanden, Neun wurden getötet, die übrigen verletzt. Land unter uns,“ bemerkte Arthur von Langenheim gegen Werner. „Es war eine ſchöne Fahrt,“ aron ſinnend. — „Ja,“ antwortete mit leichtem Seufzer Arthur, „aber auch die ſchönſten Dinge haben ein Ende, Sie werden doch ihr Verſprechen, nächſten Monat auf unſer altes Krähenneſt zur Faſauenjagd zu kommen, nicht vergeſſen ?“ fuhr Laugenheim fort, „Nein, ich bergeſſe es gewiß nicht,“ anwortete Baron Werner liebenswürdig. „Ich lud auch Thiemer dazu ein,“ fuhr der geſprächige Arthur in gedämpftem Ton fort, wobei er mit den Augen nach dem Offizier hinüberwies, „aber der iſt ſeit ſeiner Herzensaffäre in Italſen ein ungeſelliger Brummbär geworden. Sie haben doch von der Geſchichte gehört?“ Werner nickte, verſchwieg aber, wo und aus weſſen Munde er dieſelbe gehört hatte. „Er iſt ein Tor, ſich ſolange um ein Mädchet zu grämen,“ nahm Arthur wieder das Work. „Wenn ein Meuſch die Rolle des unglücklich Lieben⸗ den ſpielt, iſt er für alles andere verdorben. Joh laſſe mir dergleichen auf der Bühne und in Romanen gefallen aber nicht im praktiſchen Leben. Es gab keinen beſſeren und vernünftigeren Menſchen als Kurt, bis er ſich in das hübſche Geſicht verſchoß, und was hat er nun davon 2“ „Werner lächelte trübe. 5 „Ich habe das Stadium der unglücklichen Liebe gewiß ſchon zwanzigmal durchgemacht,“ fügte Arthur hinzu, während er den Reſt ſeiner Zigarke wege warf, „aber ich kam immer wieder ſchnell darüber hinweg. Der ſchlimmſte Anfall, den ich bekam, dauerte drei Wochen, aber eine Rheintour kuriert mich.“ entgegnete der (Fortſetzung folgt,.