der Zeitungen am in den Gefechten von 1870%1 gefallenen Fran⸗ zoſen, Deutſchen und Garibaldianer in feierlichſter Weiſe, unter großer Beteiligung der Dijoner Be⸗ völkerung und unter der Eskorte von Truppen nach dem neuen Friedhofe übergeführt. Auf dem Kirchhofe widmete General Labatut allen Ge⸗ fallenen warme Worte des Gedächtniſſes. Daß der Bürgermeiſter von Dijon ganz beſonders das Andenken der gefallenen Deutſchen ehrte, wiyd wohl in unſerem Vaterlande, von wo aus ſo viele Badener drüben ihre letzte Ruheſtätte ge⸗ funden, ganz gewiß große Genugtuung her vor⸗ rufen. Der Herr Bürgermeiſter verdient dadurch Dank und Ehre; aber auch die deutſchen Soldaten haben ſ. Zt. durch ihr Wohlverhalten in Dijon und Umgebung das Lob, das ja ganz beſonders General Werder im Auftrage Sr. K. H. des Großherzogs ſeinen Truppen vor Dijon ausge⸗ ſprochen, ſicherlich verdient. Den badiſchen Kriegern, die noch am Leben ſind, bleibt Dijon unvergeßlich! Mannheim, 6. Juli. Auf dem bieſigen Militär⸗Schießplatz ereignete ſich geſtern ein ſchwerer Unglücksfall. Der Musketier Freck wurde während des Scheibenſchießens durch einen Schuß in den Unterleib tötlich verletzt. Freck war während des Schießens über die Bahn gelauſen. — Stuttgart, 5. Juli. Heute nacht tobte 2 Stunden lang ein ſchwerer Gewitterſturm mit Hagel. Von den Fernleitungen ſind nur wenige intakt geblieben; der Vertrieb — Saarbrücken, 5. Juli. Ein ent⸗ ſetzlichs Brandunglück ſuchte geſtern Mittag das benachbarte Malſtatt⸗Burbach heim. Bü'ſten⸗ und Pinſelfabrik Endres große Rauch⸗ wolken. Sofort wurden die drei ſtädtiſchen Wehren alarmiert, welche mit aller Kraft zur Bekämpfung des Feuers einſetzten. Da ihre An⸗ ſtreugungen nicht genügten, wurden die Wehren ebenſo ſandten 5 Lokomotiven der Eiſenbahn un⸗ ausgeſetzt ihre Waſſerſtrahlen in das Flammen⸗ meer, das Militär wurde requirirt, jedoch alles ohne Erfolg, daß Feuer hatte zu große Nahrung und breitete ſich weiter aus. Alsbald ſtanden die nebenan liegende Nudelfabrik, ſowie die Fabrik elektrotechniſcher Apparate von Hollwachs u. Co. ebenfalls in Flammen. Alle drei Anlagen wurden um ſeinetwillen unverheiratet bleiben. Um ſeinet⸗ willen! Hatte er ihr nicht grauſames Unrecht getan? Und nun hatte ſie endlich einen treuen edeln Mann gefunden, der ihr die ganze Achtung entgegenbrachte, die ſie beanſpruchen konnte und ſie ehrte und liebte, wie ſie es verdiente. Andere Männer wußten ihren vollen Wert zu würdigen, ſie waren nicht ſo blinde Toren, wie er es geweſen. Er ſtöhnte laut in ſeiner qualvollen Eiferſucht. Er ſchalt ſich den größten Narren, der jemals atmete, daß er bei dieſem Gedanken verweilte, welcher ſelbſt nach ſo langer Zeit noch die Kraft beſaß, ihm ſolche Schmerzen zu breiten. Er ver ſuchte die Erinuerung an Hilda zu verdrängen und an andere Dinge zu denken. Umſonſt, umſonſt! Eine finſtere Gewalt hielt ihn gefeſſelt. Er vermochte nichts anderes zu tun, als ſich das Bild ausmalen, ſie — ſein Ein und Alles, ſeine heißgeliebte Hilda, die Gattin eines anderen Maunnes, umſchlungen von den Armen eines anderen Mannes, die un— ſchuldigen Lippen bedeckt von den Küſſen eines andern Mannes, bis dieſe Gedanken ihn an den Rand des Wahnſinnes trieben. 30. Auf einer ſanften Anhöhe, deren Fuß das blaue Waſſer des Mittelmeeres beſpülte, ſtand ein ſtolzes Gebäude mit marmornen Säulengängen. Der Straud, an welchem ſich die Wogen brachen, leuchtete weiß von unzählichen zarten Muſcheln und keinen Kieſelſteinen. Hoch oben auf dem Gipfel der An⸗ höhe wuchſen dunkle Olivenbäume, ſchattenſpendende Feigenbäume und ſtolze Palmen. In den Anlagen, die ſich vor dem Hauſe ausdehnten, verbreiteten ſeltene Blumen und Pflanzen ihren Duft und machten die ſüdliche Nacht balſamiſch. Von den geöffneten Fenſtern unter den marmornen Boden tönten Luſt und Freude und drinnen in den nach aus⸗ wärts iſt zum Teil auf längere Zeit unterbrochen. Jammecs und Entſetzens. erenden Elementes. Der ein Raub des verhe wehrmann erlitt einen Hitzſchlag. iſt ein ganz enormer. — Sufflenheim, (Elſ.) 5. Juli. Sehr ſchlimm hat das Unwetter am Dienstag jenſeits des Rheins, in Sufflenheim und Umgegend ge— hauſt. Das etwa Sufflenheimer Töpferwarenfabrik wurde vollſtändig weggeriſſen und einzelne Balken hunderte von Metern von dem Sturme weggetragen. Die der Sturmſeite ausgeſetzten Grundmauern des Fabrik⸗ gebäudes wurden vollſtändig niedergeriſſen, das ganze Fabrikweſen iſt demoliert, der Schaden, den die Beſitzer erleiden, iſt zurzeit noch unberechenbar. Das zur Bahnhofreſtauration gehörende Oekono⸗ miegebäude wurde vollſtändig niedergelegt, eben ſo zwei weitere Häuſer in der Nähe des Bahnhofes. Am Bahnhofe ſelbſt iſt keine Fenſterſcheibe mehr ganz, auch ſonſt wurde das Gebäude vielfach be⸗ ſchädigt. Die Fenſter im ganzen Dorfe ſind ein⸗ geſchlagen, viele Häuſer an den Dächern ſchwer beſchädigt. In vielen Häuſern, die des Daches beraubt waren, drangen die Waſſermaſſen durch die Wohnungen bis in den Keller. Nußgroße Hagelkörner ſchlugen in die Wohnungen ein und zwangen die Leute, ſich in die inneren Räume zu flüchten, Einzelne Perſonen, die zu Anfang noch im Freien waren, erhielten ſchwere Verletzungen. Gegen 11 Uhr zog das Unwetter über Schirr⸗ heim, Feſtfeldern und Sitten weiter. Heute früh bildet Sufflenheim und Umgegend ein Bild des Das Dorf halb de⸗ Schaden moliert, die Bäume entwurzelt, die Straße durch Gegen 1 Uhr entſtrömten der dicht an der Bahn gelegenen abgeſchlagen, die Felder ſehen aus, als wären geraubt hatte, war er flüchtig geworden. den Wald iſt ungangbar. Und erſt die Felder! Das Getreide liegt zerſchlagen auf dem Boden, Martoffeln, Hopfen und alle Sommerfrüchte ſind Regimenter Soldaten in wilder Flucht darüber hingezogen. — Berlin, 4. Juli. Der von der Staats⸗ anwaltſchaft in Heilbronn verfolgte 21 Jahre alte der Eiſenbahn und der Burbacher Hütte alarmiert, Bäckergeſelle Ernſt Mogler, dem ein dreifacher Mord zur Laſt gelegt wird, wurde hier verhaftet. Nachdem er in der Nähe Heilbronns ſeinen Meiſter ſamt Frau und Kind erſchlagen und 600 Mark Sein Gewiſſen trieb ihn von Ort zu Ort, ſo daß er endlich in Berlin ankam. Wie Verbrecher in den Ein Feuer⸗ 100 Meter lange Dach der meiſtens ähnlichen Fällen, ſuchte auch Mogler ſich im Strudel der Großſtadt zu betäuben und ver⸗ eleganten Räumen miſchten ſich Offiziere in glänzen⸗ den Uniformen mit vornehmen Ziviliſten und hochge⸗ borenen Damen im bunten Tauz. Es war ein glänzender Ball, welcher die ganze feine Welt der Stadt hier verſammelt hatte. Wo⸗ hin das Auge wanderte, fiel es auf ſchöne Geſichter, blitzenden Juwelen, koſtbare Geſchmeide. Die von Wohlgeruch durchdrungene Luft war leicht bewegt durch das Spielen unzähliger Fächer und den Wogen ſeidener Gewänder. Das lieblichſte Geſicht, die vollendetſte Geſtalt in dem Stauße ſchöner Damen war eine Deutſche von kaum zwanzig Jahren, deren dunkles Haar nichts weiter ſchmückte als eine einzige weiße Roſe. Halb verborgen hinter den Falten einer Sammetgardine, welche von einem Marmorbogen herabhing, ſtand ein Herr, deſſen traurige Augen jeder Bewegung des Mädchens mit berlangendem Blick folgte. Ihm entging keiner der bewundernden Blicke, welche ſie begleiteten, Seite ihres Tänzers durch den Saal ſchwebte; er während ſie an der ſah, wie die ſtolzeſten Männer um das Vorrecht ſtritten, ihr ihre Huldigungen darzubringen, er ſah das Rot auf des Mädchens Wangen tiefer werden, das Leuchten ihrer Augen heller, als ſie am Arme eines englichen Generals vorüberglitt, deſſen harte Züge weich wurden, wenn er in das liebliche Mädchen⸗ geſicht an ſeiner Seit ſchaute. Plötzlich trat ein anderer Mann, eine königliche Erſcheinung heran. Die Augen des im Schatten der Gardine Lauſchenden erweiterten ſich in brennen⸗ der Eiferſucht, er preßte die Lippen zuſammen, daß ſie ſchmerzten, und atmete ſchwer, als er ſich ſagte: „Das iſt er.“ Die kleine Grupp, welche ſich um die Trägerin der weißen Roſe gebieldet hatte, löſte ſich beim Herannahen des ſchönen, ſtolzen Mannes, und der Umſtehenden nicht achtend, küßte er dem Mädchen praßte das Geld zum größten Teil in Wirtſchaften mit Bedienung von „zarter Hand“. Als er keine Mittel mehr beſaß, kam er in ein Wirtshaus des dritten Polizei-Reviers, wo man ihn feſtnehmen laſſen wollte. Er ſtellte ſich ſelbſt der Polizei, wurde auch gleich erkannt und feſtgenommen. Mogler gibt an, daß er, um in den Beſitz des Geldes zu gelangen mit dem Beil allerdinge auf den Meiſter, die Meiſterin und das Kind los ge⸗ ſchlagen, aber nicht die Abſicht gehabt habe, ſie zu töten. Reue zeigt er nicht und erklärt, daß alle drei Perſonen noch am Leben geweſen ſeien, als er den Raub ausgeführt habe und davon ze⸗ gangen ſei. — Berlin, 6. Juli. Unter dem Verdacht des fünffachen Uindesmordes wurde die in Wil⸗ kowiſchken in Arbeit ſtehende Losmannsfran Gennat verhaftet und dem Gerichtsgefängnis in Mehlauken zugeführt. An den 5 exhumierten Uinderleichen iſt inzwiſchen der Verdacht beſtätigt worden; es handelt ſich um Vergiftung mittels Arſeniks. Infolge häufigen Wohnungswechſels der Frau laſſen ſich, wie weiter gemeldet wird, die Begräbnisſtellen von noch 2 anderen Kindern nicht wehr genau angeben, doch kann mit Sicher⸗ heit angenommen werden, daß auch in dieſen Fällen die Kinder durch die Hand der entmenſchten Mutter gewaltſam beiſeite geſchafft worden ſind. — Kiel, 6. Juli. In der Eckernförder Bucht wurde geſtern nachmittag das Torpedoboot S. 124 vom Linienſchiff „Wörth“ bei Durch⸗ bruchsübungen überrannt und vollſtändig durch⸗ ſchnitten. Der Mittelheizraum wurde getroffen und die an dem im Betriebe befindlichen Keſſel tätigen drei Heizer wurden total verbrüht S. 124 wurde nach der kaiſerlichen Werft geſchleppt, die Leichen der Verunglückten ins Garniſon-La⸗ zarett geſchafft. Die Schiffe im Hafen flaggen Halbſtock. — Brüſſel, 5. Juli. Der franzöſiſche Geograph Elyſée Reclus iſt geſtorben. Newyork, 4. Juli. Es wird berichtet, daß in der Stadt Gunaojuato Eity in Mexiko gegen tauſend Menſchen bei einem Wolkenbruch ihr Leben verloren. Gegen ſiebenhundert Leichen ſind bisher geborgen worden. Die genaunte Stadt hat etwa 90000 Einwohner und liegt in einem Tal, das vollkommen von Bergen eingeſchloſſen ist, a —f mit ritterlicher Höflichkeit die Hand, bot ihr daran, den Arm und promenierte mit ihr durch den Saal Ein italieniſcher Offizier, welcher eben dicht an dem Mann im Schatten der Gardine vorüber⸗ ging, bemerkte den ſinnenden Blick, mit welchem dieſer der Geſtalt des jungen Mädchens und ihres Begleiters folgte. Er blieb ſtehen und ſagte, während er nach dem Paar hindeutete: „Iſt er nicht ein prächtiger Mann?“ „Wer iſt er?“ fragte der andere mit er⸗ heuchelter Gleichgültigkeit. „Fürſt Lichtenſtein.“ * Die weiße Roſe in Hilda von Gunslachs Haar war welk und die Sterne am Himmel bleich, als der Fürſt dem jungen Mädchen am Wagen⸗ ſchlag Lebewohl ſagte. Werner von Roßlingen ſtand in der Nähe — und zwar ſo nahe, daß ihr Kleid ihn geſtreift hatte, als ſie an ihm vorüberſchritt, um in den Wagen zu ſteigen; aber auf den Arm des neuen Geliebten geſtützt, ſah ſie den alten nicht, der ſo dicht bei ihr ſtand. Und Werner, den es wie mit Zaubergewalt an jene Stelle bannte, ſah, wie der Fürſt die kleine 8 behandſchuhte Rechte an die Lippen drückte und hörte, wie er flüſterte: „Leben Sie wohl, ſchöne Königin, bis morgen.“ Und dann antwortete die Stimme welche Werner ſo innig liebte und auf dieſer Welt nicht wieder zu hören glaubte: „Bis morgen. Gnte Nacht.“ i Die Wagentüre flog zu; der Diener ſpraug zu dem Kutſcher auf den Bock; ein raſcher Schein fiel, während der Wagen davonrollte, von den Lampen auf Werners Geſicht, und dann ſtand er allein unter dem Sternenhimmel. (Fortſetzung folgt.)