Konſtanz, 19. Juni. Auf einem Spaziergang am Hafendamm ſtürzte geſtern abend 11 Uhr die ledige 29jährige Ida Venzler aus Sachſen⸗Altenburg in den See und ertrank. Die Verunglückte war ſehr kurzſichtig. Sie war Ladnerin. a — Aus dem Odenwald, 19. Juni. Die Kaiſerliche Oberpoſtdirektion Darmſtadt hat dem Odenwaldklub auf Nachſuchen geſtattet, ſeine farbigen Wegbezeichnungen nunmehr auch an den Reichs⸗Telegraphenſtangen innerhalb des Ulubge⸗ biets anzubringen. Dieſes behördliche Entgegen⸗ kommen verdient dankbare Anerkennung und iſt nicht nur für den Odenwaldklub, ſondern auch für andere Touriſtenvereine von beſonderem weil hierdurch viele Farbzeichen ſtändig und an derſelben Stelle erhalten bleiben können, während die Markierung ſonſt oft (durch Holzfällung ꝛc) verändert und unterbrochen wird. — Kaiſerslautern, 17. Juni. einem ſchweren Gewitter in der Rüſſinger Ge⸗ markung wurde ein 21jähriges Mädchen, das mit ſeinem Bruder unter einen Baum war, vom Blitz getötet; der Bruder blieb un⸗ verſehrt. Marburg, 19. Juni. Wert, Boden zu ſchleppen. Dem Gendarmen gelang es, ſich frei zu machen. Einige Augenblicke ſpäter kam ein Unteroffizier mit ſieben Soldaten über die Grenze und verließ erſt den franzöſiſchen Boden, nachdem der Gendarm, den Revolver in der Hand, die acht Mann aufgefordert hatte, auf deutſches Gebiet zurückzugehen. Die Unterſuchung hat nach der „Lothringer Ztg.“ ergeben, daß die beiden erſten Soldaten betrunken waren, den franzöſiſchen Gendarmen nicht verſtanden haben und ſich im Recht glaubten. Sie wurden zu 40 Tagen ſtrengen Arreſts verurteilt. Betreffs der ſieben anderen Soldaten hat ſich ergeben, daß ſie ſich geirrt und die Grenze, ohne es zu merken, überſchritten hatten. Der Unteroffizier wurde mit 14 Tagen Arreſt be⸗ ſtraft, weil er ſeinen Inſtruktionen nicht nachzu⸗ Bei kommen wußte. Die übrigen Soldaten wurden freigeſprochen. — Liezen, (Steiermark), 16. Juni. Geſtern abend 9 Uhr hat Dr. Hermann von Wiſſmaun, Gouverneur a. D., in Weizenbach bei einer in Geſellſchaft eines Jagdfreundes, eines geflüchtet Revierjägers unternommenen Rehpirſche aus eigener Unvocſichtigkeit ſich ſelbſt durch einen Schuß in den Kopf getötet. Eine entſetzliche Bluttat hat ſich am Samſtag abend in Wieſenfeld im Kreiſe Frankenberg ereignet. Der dortige Lehrer Mengel erſtach ein 14jähriges Mädchen, die Dorf⸗ ſchönheit des Ortes. Die ſofort eingeleitete Unter⸗ — Berlin, 17. Juni. Hermann von Wißmann hat am 15. Juni, wenige Stunden vor ſeinem plötzlichen Tode, in einem ausführlichen Briefe ſich bereit erklärt, einen Artikel über den verſtorbenen Tippu Tipp zu ſchreiben, und hat ſuchung hat die Gründe für die unſelige Tat noch nicht zu Tage gefördert. Der Täter iſt verhaftet, Nach einer weiteren Meldung erfolgte die Tat in öffentlicht, über Gegenwart der Eltern des Lehrers. Das Mädchen iſt die Tochter des Landwirts Finkel. Der Lehrer . Sterben gedacht hat und daß alſo ſein plötzlicher hatte mit dem Mädchen ein Verhältnis. — Köln, 19. Juni. Bei dem geſtern in der Moſelgegend niedergegangenen Sewitter zün⸗ dete ein Blitzſtrahl in Pünderich wodurch Häuſer abbrannten Eine Frau kam in Flammen um. Auch zahlreiches Vieh iſt braunt. — Metz, 16. Juni. (Kriegsgericht). Sonntag, den 4. Juni, haben bei St. Ail deutſche Soldaten die Grenze überſchritten. Am zwei Der franzöſiſche Gendarm von Batielly forderte ſie auf, 6 Die zwei den franzöſiſchen Boden zu verlaſſen. Soldaten fügten ſich anfangs. Am Grenzpoſten ang kommen, machten ſie wieder Kehrt, griffen den Gendarmen an und verſuchten ihn auf deutſchen fangen hat, begrüßt ihn als einen erlöſenden Freund. „Den 29. Mai. Eines befremdet mich. Warum will Annemarie durchaus nicht erlauben, daß der Oukel den Mann, welcher ſo ſchändlich an ihr gehandelt hat, aufzufinden ſucht, damit er wenigſteus einigermaßen wieder gut machen kann, was er verbrochen hat? Sie weiſt voll Entſetzen einen jeden ſolchen Vorſchlag zurück. „Mein Oukel meint, er halte die Geſchichte von eiuer früheren Heirat des Maunes für Lüge — ein Mittel, die Frau loszuwerden, deren der ſchlechte Menſch überdrüſſig geworden. Jedenfalls muß es Holm von Gunslach ſehr leicht gefunden haben, ein ſo unerfahrenes unſchuldiges Ding, wie Annemarie Hagenbeck, zu betrügen. Ob Onkels Vermutung begründet iſt oder nicht, das läßt ſich nicht ſagen.“ i „Den 3. Juni. Anuemarie Hagenbecks Ende rückt nahe. Mit jedem Tag wird ſie ſchwächer Sie ſteht am Rande des Grabes und ihr Fuß ſchreckt nicht vor demſelben zurück. Es erſcheint mir ſo ſeltſam, daß ein ſo junges Geſchöpf ohne jegliches Bedauern dieſe ſchöne Welt verläßt.“ „Den 9. Juni. Heute bat mich Annemarie Hagenbeck, einen Brief für ſie zu ſchreiben. Er war an ihren einſtigen Verlobten gerichtet und enthielt die Bitte, er ſolle ihr Kind zu ſich nehmen. Ich ſagte ihr vor einiger Zeit, daß ich der Kleinen Mutter ſein wolle, doch obgleich ſie meinen Vor⸗ ſchlag voll Dankbarkeit auhörte, beharrt ſie doch darguf, das Kind als heiliges Vermächtnis dem Seemann zu hinterlaſſen, dem ſie ſo grauſames Unrecht zugefügt hatte, denn ſie weiß, daß ihr erſter Bräutigam ſie mit allen Faſern ſeines edeln Herzens liebte, und ſie traut dieſer edelu Liebe das höchſte zu.“ „Ich ſchrieb den Brief. Der Name des drei ſich in dieſem Briefe, den der „Lok.⸗Anz.“ ver⸗ den Charakter dieſes Araber⸗ häuptlings und ſeine Begegnungen mit ihm aus⸗ geſprochen. Aus dieſem Briefe ſcheint unzweifel⸗ haft hervorzugehen, daß Wißmann nicht an's Tod auf einen Unfall zurückzuführen iſt und nicht, wie man auch annehmen könnte, durch eigene Hand erfolgt iſt. — Konſtantinopel, 17. Juni. Kon⸗ den ver⸗ Mannes, an den ich ihn adreſſieren mußte, iſt ſtantinopel wurde geſtern und heute von Unwettern heimgeſucht, wie ſeit Menſchengedenken nicht mehr erinnerlich iſt. Geſtern gegen Mittag erhob ſich, von Nordoſten kommend, auf der europäiſchen Seite des Bosporus ein Zyklon, welcher nur 20 Minuten anhielt, aber große Verheerungen an⸗ richtete. Im 4. Tſchegan zwiſchen dem Jildiskiosk und dem Palaſt des gefangen gehaltenen früheren Sultans Murad ſtürzten gegen 50 Häuſer ein, wobei 20 Menſchen umkamen und über 150 ver⸗ Kapitän Stefan Korneck.“ Den 16. Juni. Annemarie Hagenbeck iſt tot. Ich vermag es jetzt ruhig niederzuſchreiben, obgleich es mir iſt, als ob eine treue Schweſter von mir genommen wäre. Ich habe ſie ſehr lieb. Sie beſaß eine ganz wunderbare Gabe, ſich alle Herzen zu gewinnen, und dasjenige, welches ſie hätte am höchſten ſchätzen ſollte, warf ſie achtlos beiſeite. An dem letzten Tage ihres Leben kam Stefan Korneck. Ich werde nie den Ausdruck ſeiner Züge vergeſſen mit dem er die Schwelle des Zimmers überſchitt, in welchem die Sterbende lag, noch das glückliche Aufleuchten in den Augen der letzteren, als ſie ihn erblickte. In der folgenden Nacht, an ſeiner Bruſt gebettet, ſtarb ſie. Er iſt ein edler hochherziger Mann. Man brauchte ihm nur in die ruhigen, feſten Züge zu ſehen, um das zu wiſſen. Er vergab Annemarien alles. Mit dem letzten Atemzug übergab ſie ihm ihr Kind. Er nahm es als ein heiliges Vermächtnis — ein Ver⸗ mächtnis, das er treu bewahren wird, wenn ich ihn recht beurteilt habe. Annemarie Hagenbeck liegt auf dem Gottesacker begraben. Mein Onkel ſprach die letzten Segensworte über ſie und Stefan Korneck folgte ihr an das einſame Grab. Ja, es iſt einſam, trotzdem es inmitten ſo vieler anderer liegt. Arme, arme Annemarie, endlich hat Dein blutendes Herz Ruhe gefunden! Stefan Korneck iſt fort und hat Aunemariens kleines Mädchen mit ſich genommen. Ich küßte das zarte Geſichtchen des Kindes und hüllte die kleine Geſtalt in einen wollenen Mantel, den ich gekauft hatte. Und ich weiß, daß Annemariens verwaiſtes Kind in der treuen, ſchützenden Liebe Stefan Kornecks eine Heimat finden wird.“ nächſten Der Baron ſchloß das Tagebuch mit einem wundet wurden. inaretts ſtürzten ein in unzählbar ſind die Cypreſſen und ſonſtigen Bäume welche entwurzelt wurden. Auch mehrere Schiffs zuſammenſtöße fanden ſtatt. Entſetzlich war das Geheul der wilden Hunde auf den Straßen. Geſtern mittag erhob ſich ein Zyklon, der noch ſtärker wie vorgeſtern war; er währte ebenfalls etwa zwanzig Minuten. Fauſtdicke Hagelkörner zer brachen alles was ihnen in den Weg kam. Die Verheerungen des geſtrigen Zyklons müſſen noch größer wie vorgeſtern ſein. Litterariſches. Wälderlüt Gedichte in niederalemanniſcher Mundart von Aug. Gant her. Mit 53 Bildern aus dem Schwarzwald von Ma Ferrars. Lahr, Moritz Schauenburg. In Original⸗Leinwandband Mk. 4.— Unter den zahlreichen Büchern und Bildern, welche jahraus jahrein des Schwarzwalds Schön heit preiſen, nimmt das vorliegende Werk einen ganz bevorzugten, eigenartigen Platz ein. Hat ſich doch in dem Buche der Dichter mit dem AIlluſtrator zu einer ſeltenen harmoniſchen Höhe zuſammengefunden und zumal der letztere Bilder von einer Weihe geſchaffen, die ſich nur empfinden, nicht beſchreiben läßt. Es iſt des Schwarzwälders Erdenwallen von der Wiege bis zum Grab, in Luſt und Leid, in der Arbeit in der Ruhe, das uns hier in Gedichten der urwüchſigen alemanni⸗ ſchen Mundart und in Bildern nach ſtimmungs⸗ vollen photographiſchen Aufnahmen hergeſtellten Vervielfältigungen vorgeführt wird; in innigen Verſen und unvergleichlichen Bildern, in die ſich jedermann mit der gleichen Befriedigung verſenken wird, ob er den Schwarzwald ſchon kennt oder erſt kennen lernen will, iſt hier Poeſie und Proſg, Traum und Wirklichkeit zu einem zauberiſchen Geſamtbild vereinigt. Niemand, der ſich oder einem anderen einen herz⸗ oder augenerquickenden Genuß bereiten will, verſäume dieſes im Peeis ebenſo billige wie im Inhalt koſtbare Büchlein für ſich ſelbſt zu kaufen oder ein Geſchenk damit zu machen. —— Hergestellt mit dem belieb- ten Tola-FAGffum, mild und angenehm. Uberall vorrätig. Preis 25 Pfg. Parfümerie Heinrich Mack. Ulm a. D. Spezialitäten: Tola-Seiſe und Kaiser-Borax. tiefen Seufzer, aber ſeine Augen leuchteten, denn er hatte gefunden, was er ſuchte — jetzt war ihm alles klar. Das verworrene Knäuel von Zweifel und Geheimnis war gelöſt — alles Verborgene lag offen zu Tage. Da war nichts Ver wickeltes, nichts Zweifelhaftes, nichts Unerwieſenes in der Geſchichte — alles war klar. Ein ſeltſames Spiel des Schickſals hatte ihm die Frau in den Weg geführt, welche Holm von Gunslachs Frau den letzten Atemzug tun ſah. Sie hatte in dem Kapitän Korneck den Verlobten der unglücklichen Annemarſe von Gunslach, in deſſen Arme ſie Gunslachs Tochter gelegt, wieder erkannt. 5 Die Beweiſe von der Vermählung ſelne Onkels mit Annemarie Hagenbeck lagen in ihrer Hand. Sein Ziel war erreicht. Holms Kind went gefunden und dieſes Kind war — Hilda Korneck. 25. Er war kein Romanheld, der ſorgenvolle Mau deſſen Leben in vier kurzen Monaten ſo kroſtlos geworden — der in den ſchönſten Jugendragen ſeines Reichtums, ſeiner Liebe, ſeines Glückes be. raubt worden war und ohne Hoffnung, ohne Wunſch in die oͤde Zukunft blickte. Er hatte ſchwer gefehlt und ſeine Sünde mußte ihn geſpenſterbleich vek⸗ folgen, ſo lange er lebte. — So bitter die Auf, gabe auch war, hatte er doch den feſten Entſchuß gefaßt, dem Kapitän Korneck alles über Holm von Gunslachs Verheiratung und den Betrug der Baronin Melanie mitzuteilen. Ob der alte Seemann durch Hilda erfahren batte, was zwiſchen ihm ſelbſt und ihr vorgegangen war, das wußte Werner nicht. Es machte das indeſſen keinen Unterſchied. Er mußte Kok, der ſich noch in Möuchsbucht befand, ſehen. (Fortſetzung folgt.) a hen 4 Ein), ber i t beruhte n id: dan liege Mean) l 1 e