Preis a Mark 11 55 Redaktion, Druck und Verlag der mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. welche am Tage des Erſcheinens bis . 47. Dienſtag, den 13. Juni 1905. Zum Ende der ſkandinaviſchen Union. Man muß es den Norwegern laſſen, ſie führen die begonnene Trennung von Schweden konſequent durch. Der vom Storthing ausge⸗ der Inſtallierung der proviſoriſchen Regierung Hiſſung der reinen norwegiſchen Flagge, welche das Unionszeichen nicht mehr trägt, nachgefolgt, eine weitere Betonung der völligen Selbſt⸗ ſtändigkeit Norwegens. Das entſchloſſene Vor⸗ gehen des Storthings und der Männer an der Spitze der einſtweiligen Regierung findet vollſte Zuſtimmung der geſamten norwegiſchen Bevölkerung, wie die aus allen Gegenden des Landes dem Storthing und der Regierung zu⸗ gehenden Telegramme und Adreſſe erkennen laſſen. Die Erkenntnis von dieſer Einmütigkeit des norwegiſchen Volkes wird zweifellos das N ihrige mit dazu beitragen, die maßgebenden 8 politiſchen Faktoren Schwedens von den faſt unüberwindlichen Schwierigkeiten, die Union mit dem ſtammverwandten Nach barreich wieder her⸗ zuſtellen, überzeugen. Trotz des Unmutes in den Stockholmer Regierungskkeiſen über das Auftreten Norwegens und deſſen mehr oder weniger ſcharfe Verurteilung durch einen Teil der ſchwediſchen Preſſe iſt es daher wenig wahr⸗ ſcheinlich, daß Schweden verſuchen wird, ſeinerſeits die Unionsverhältniſſe mit Norwegen aufrecht zu erhalten, vermutlich wird denn auch der auf den 20. Juni einberufene außerordentliche Schwediſche Keichstag durch ſeine Beſchlüſſe die von Norwegen bewirkte Trennung der fkandi⸗ naviſchen Union bekräftigen. Die Möglichkeit eines Krieges zwiſchen den beiden bisherigen Der Stern des weißen Hauſes. 5 Roman von J. Ines. 24. Fortſetzung. 5 Ihre Wangen färbten ſich rot, als ein greller Pfiff die Ankunft des Zuges verkündete und aufge⸗ regt trommelt ihr kleiner Fuß auf der weichen Matte des Wagens. An ihrem Herzen verborgen lag Werners Billett, welches ſie tags zuvor erhalten hatte. Wohl hundertmal hatte ſie das Papier mit den großen, feſten Schriftzügen hervorgelangt und mit den Blicken verſchlungen, wie ein Geizhals ſein Gold. Wohl hundertmal hatte ſie die Lippen auf das ſchnell dahingeſchriebene „Werner von Roß⸗ lingen“ am Schluß des Briefes gedrückt. Jetzt ſtand der Zug. Verſchiedene Paſſagiere ſtiegen aus, unter ihnen auch ein ſtattlicher Here mit braunem Haar, in einen Mantel gehüllt, der am Hals und an den Händen bis zum Ellenbogen hinauf mit Pelz beſetzt war. Roßlingen. In Dorotheas Wangen wechſelte die Farbe mit jedem Moment. Haſtig ſtreckte ſie Werner die Hand zum Gruße eutgegen. Er erwiederte ihre freundlichen Worte in der ernſten, ruhigen Weiſe, die ihm eigen geworden war und nahm an der Seite des jungen Mädchens Platz. Dorothea zog die Zügel an und die kleinen Pferde trallten unter dem luſtigen Geläute ihrer Schellen ſprochenen Abſetzung des Hönigs Oskar und iſt am Freitag im ganzen Lande die feierliche die Kreuzer und einige Tol pedoboote, einer Reihe von Torpedobooten. ————— Unionsſtaaten wird weder von der ſchwediſchen noch von der norwegiſchen Preſſe ernſthaft er⸗ örtet. Schweden iſt natürlich dem Nachbarlande zu Waſſer und zu Lande erheblich überlegen. Das ſchwediſche Heer zählt in Friedenszeiten ca 60 000 Mann und kann mit Keſerven und dem Landſturm im Kriege auf etwa 500000 Mann gebracht werden, wobei der Landſturm ollerdings wenig in Betracht kommen dürfte; ohne dieſen würde die Uriegsſtärke 550 000 Mann betragen. Das norwegiſche Heer hat einen Friedens beſtand von ungefähr 51000 Mann. Mit Candſturm und Landwehr kann das Heer auf ca. 80000 Mann gebracht werden. Die ſchwediſche Flotte verfügt über 12 Küſtenpanzerſchiffe, einige alte Monitore, einen Die kleine norwegiſche Marine beſteht demgegenüber nur aus vier Hüſtenpanzern, zwei kleine Kreuzer und Jedenfalls iſt angeſichts der geſamten ob⸗ waltenden Verhältniſſe die friedliche Trennung der Union zwiſchen Norwegen und Schweden noch das beſte, denn die fernere Aufrechterhal⸗ tung derſelben wäre bei der Verſchiedenartigkeit des politiſchen Weſens beider Tänder, der Ver⸗ ſchiedenheit in dem Charakter ihrer Völker und angeſichts des Wiederſtandes Schwedens gegen die immer ſchärfer erhobenen politiſchen For⸗ derungen Norwegens doch ſo wie ſo ein Ding der Unmöglichkeit geworden. Allerdings iſt die Möglichkeit nicht ganz von der Hand zu weiſen, daß ſich der ruſſiſche Nachbar der aufgelöſten ſkandinaviſchen Union nunmehr verſucht fühlen könnte, ſeine Grenzen gegen Schweden vorzu⸗ ſchieben, indeß muß für abſehbare Seit ein der⸗ artiges Unterfangen Rußlands in Hinblick auf die mancherlei Verlegenheiten des Sarenreiches über den fee 5 Eine tleine Weile ſchwiegen beide. Hin und wieder ſtreifte Dorothea ihren Begleiter mit einem Seitenblick und ſah voll Mitleid, wie verändert er war. Das einſt ſo heitere, glückliche Geſicht ſah jetzt bleich und ernſt aus, um ſeinen Mund lagerte ein entſchloſſener Zug und in den Tiefen ſeiner ſchönen Augen ruhte eine unerſchütterliche Feſtigkeit. „Werner,“ begann Dorothea endlich, als die Pferde am Fuß einer Anhöhe ihren ſchnellen Lauf verminderten „ich habe Ihnen etwas zu geſtehen.“ Papa hatte nichts mit dem Brief zu tun, welchen ich Ihnen ſchreib. Er wußte gar nichts davon, daß ich Sie bat, nach „Eliſenruhe“ zu kommen.“ „Warum ſchrieben Sie dann, es geſchähe auf ſeinen Wunſch?“ fragte Werner, ſie überraſchend anſehend. „Ich wollte Sie nicht in meinem eigenen Namen einladen,“ gab ſie mit einer Miſchung von Scham und Offenheit zurück. „Und, Werner, ich wollte doch ſo gerne, daß Sie kamen.“ Es war Werner von Etwas in ihrem Weſen oder ihren Worten L er wußte nicht, worin es lag — ließ ihn noch verwunderter dreinſchauen. „Wirlich, Dorothea? Das freut mich. Es iſt ein wohltuendes Gefühl, wenn man weiß, daß ſich jemand nach einem ſehnt,“ antwortete er mit mattem Lächeln. „Ich hatte noch einen ganz beſonderen Grund für den Wunſch, Sie zu ſehen. Werner“ — hier ſchlagen, hinzu. ö Fra au Willhoff? als wenig wahrſcheinlich gelten. Und vielleicht trägt gerade dieſe immerhin bedrohliche Per⸗ ſpektive mit dazu bei, Schweden und Norwegen trotz ihrer jetzigen Trennung zu einem Ver⸗ teidigungsbunde für den Fall eines feindlichen Angriffes zu einigen, man ſollte wenigſtens meinen, daß alle Erwägungen der leitenden Männer Norwegens und Schwedens von ſelbſt auf einen ſolchen Gedanken drängen müßten. — Was die definitive Staatsform des ſelbſtän⸗ digen Norwegens anbelangt, ſo bleibt da wohl das weitere noch abzuwarten. Sunächſt wollen es ja die Norweger mit der Aufrechterhaltung des Hönigstums verſuchen, wie das Erſuchen des Storthings an König Oskar beweiſt, einem Prinzen aus dem hauſe Bernedotte das Be⸗ ſteigen des norwegiſchen Thrones zu geſtatten. Daneben ſoll das norwegiſche Storthing ſich mit dem Plane tragen, die norwegiſche Krone dem Prinzen Waldemar von Dänemark anzubieten. Schließlich iſt es aber nicht ausgeſchloſſen, daß ſich Norwegen zum Freiſtaat erklärt; die re⸗ publikaniſche Staatsform würde ja auch gut zu der demokratiſchen Geſinnung der Norweger und der demokratiſchen Sinrichtung ihres Landes paſſen. . Verſchiedenes. S Ladenburg, 13. Juni. Bei dem während der Feiertage in Mannheim abgehaltenen Athleten⸗Bundesfeſt erhielten folgende Mitglieder des Ladenburger Athletenklubs Preiſe: Stemmen IV. Klaſſe Herr Jakob Sauer unter 140 Be⸗ werbern den 2. Preis, Ringen IV. Klaſſe Herr Joſef Eff den 12. Preis, Stemmen III. Klaſſe Herr Daniel Bechtold den 13. Preis. Möge dieſer ſchöne Erfolg für die Mitglieder dieſes Klubs ein weiterer Sporn ſein, dieſem, dem dämpfte ſie W Stimme ſaſt zum Flüſtern 106 — „ich habe Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen.“ Sie haben etwas ſehr Wichtiges mir mitzu⸗ teilen!“ rief der Baron und ſah ihr überraſcht in die erregten Züge. „Ja; doch nicht jetzt. Ich — ich werde es Ihnen nach Tiſche ſagen. Ich fühle, daß ich es Ihnen ſagen muß. Tage und Tage habe ich darüber nachgeſonnen; des Nachts konnte ich über den Gedanken nicht ſchlafen. Ach, Werner, ich habe mich ſo geängſtigt, weil ich nicht wußte, was ich tun ſollte. Endlich aber beſchloß ich, es Ihnen zu ſagen. Ich wußte, daß ich keine Ruhe finden würde, bis ich es getan, und da ich nicht zu Ihnen kommen konnte, ſo ſuchte ich nach einem Mittel, Sie zu ſehen. Da kam mir die Idee, Sie zu bitten, Weihnachten bei uns zu verleben. Als ich es Papa, nachdem der Brief abgegangen war, ſagte, freute er ſich, wie ich erwartet hatte. „Kleiner Ränkeſchmied!“ lächelte Werner. „Ich 5 geſtehe Sie haben mich außerordentlich neugierig gemacht auf Ihre wichtige Mitteilung,“ fügte er mit dem Verſuch, einen ſcherzenden Ton anzu⸗ Sie fuhren eben durch das Parktor, als es Werner einfiel, daß er ſich noch nicht nach Frau Willhoff erkundigt hatte, und ſo wendete er ſich mit der Frage an ſeine Begleiterin: „Wie geht es Iſt ſie noch bei Ihnen?“ Ja, und es geht ihr gut,“ antwortete