Verſchiedenes. — Ladenburg, 8. Juni. Aus Anlaß des Pfingſtfeſtes hat die Königlich Preußiſche und Großherzoglich Heſſiſche Eiſenbahndirektion in Mainz wie alljährlich auf den ihrer Verwoltung ö unterſtellten Strecken Frankfurt⸗Darmſtadt Heidel- berg, Bingerbrück Mainz⸗Frankfurt, Wiesbaden⸗ Niederlahnſtein, Eberbach Hanau Oſt, Münſter a. St.⸗Bingerbrück, Mannheim⸗Mainz, Mainz⸗Darm⸗ ſtadt, Darmſtadt⸗Wiebelsbach, Fürth i. O.⸗Wein⸗ heim, Mainz⸗Worms, Bingerbrück⸗Hoblenz, Nieder ⸗ olm⸗Mainz, ſowie Frankfurt⸗Mörfelden für Hin⸗ und Rückfahrt eine Anzahl Sonder⸗Perſonenzüge eingelegt. Außerdem werden die Arbeiterzüge, welche ſonſt Montags verkehren, auch am Dienſtag, den 13. Juni, befördert werden. Die genauen An⸗ und Abfahrtszeiten der Sonderzüge ſind aus vem großen roten Fahrplan erſichtlich, der in den Bahnhöfen an geeigneter Stelle angebracht iſt. Die Reiſenden werden dringend erſucht, möglichſt die Sonderzüge zu benutzen, weil dieſe Züge auf den Abzweigſtationen die Anſchlüſſe an andere Züge ſicherer erreichen, als die nachfolgenden Hauptzüge. s 5 S Ladenburg, 2. Juni. (Unliebſam verſpätet). Bei dem am 28. v. M. in Birkenau ſtattgehabten Gebirgsturnfeſt errangen ſich die Mit⸗ glieder der Turngeſellſchaft Jahn, Ladenburg, unter 367 Bewerbern, Auguſt Gärtner den 14. und Wolfram Baumann den 33. Preis. In Anbe⸗ tracht der ſtarken Conkurrenz und in Berül⸗ ſichtigung, daß vor dem Wetturnen erſt ein 3 / ſtündiger Turnmarſch über Berg und Thal bei tropiſcher Hitze unternommen wurde, gewiß ein recht ſchöner Erfolg. Den Siegern ein kräftiges „Gut Heil“! Zu gleicher Zeit möchten wir an die Eltern und Lehrherrn die Bitte richten, ihre ſchulent⸗ laſſenen Söhne und Lehrlinge an den Turn⸗ übungen teilnehmen zu laſſen. Es iſt ja für Zöglinge von 14 — 16 Jahren kein Beitrag zu entrichten. Auch iſt erwieſen, daß Turnen den Körper und Geiſt eines jeden Menſchen ſtärkt; denn nur in einem geſunden Körper wohnt eine geſunde Seele. Die Zöglinge ſtehen während der Uebungen unter ſtrenger Auſſicht und lernen hierbei auch Gehorſam. Jedem jungen Manne, welcher in ſeiner Jugend fleißig die Turnſtunde beſuchte, wird ſeine Militärzeit nur halb ſo ſauer, während Anderen, deren Folgen ihm das Leben verbitterten. Wenn er ſeiner Liebe treu geblieben wäre, würde ſie ihm jetzt in der Stunde der Demütigung und Sorge zur Seite ſtehen; ſie würde die edlen Augen — wie deutlich ſah er dieſe Augen vor ſich — zu ihm er⸗ heben und ſich feſter noch an ihn ſchmiegen, furchtlos, mutig, die ganze Welt verachtend, wenn er nur treu zu ihr hielt. „Sie hätte es ſein könen.“ In jenen goldenen Sommertagen hatte er von Glück geträumt, auf Glück gehofft, aber Hoffen und Träume waren Karten⸗ häuſer geweſen, die er mit eigener Hand zeeſtörte. 23. In der Reſidenz fiel dichter Schnee. Die Leute, welche auf der Straße einander begrüßten, meinten es wäre richtiges Weihnachtswetter. Alle waren bis an das Kinn in warme Mäntel und Pelze gehüllt, und dieſolche nicht beſaßen, gingen mit klappernden Zähnen und ſteife Glieder durch die gefrorenen Straßen. Bleichwangige Kinder ſtanden an den Konditorläden und ſchauten mit hungrig verlangenden Augen nach den Leckereien, welche in den Schaufenſtern ausgelegt waren, während der Nordwind an den dünnen, zerriſſenen Kleidern zauſte, welche die frierenden Glieder um⸗ ten. . Es hatte eine Zeit gegeben, in welcher der Baron Werner von Roßlingen mit ſorgloſem, acht⸗ 1 ſem, Auge Mangel und Armut geſehen hatte; jetzt war es anders. Sein eigener Kummer hatte bin die Augen für den ſeiner Mitmenſchen geöffuet. m Anfang ſeines Schmerzes war es ſeine liebſte eſchäftigung geweſen, Pläne zu ſchmieden, in elcher Weiſe er der Not und dem Elend anderer bhilfe und Erleichterung ſchaffen konnte; doch nun ar ihm auch dieſer Weg zum Glück abgeſchnitten. on der Stunde au, wo er die Wahrheit erfahren, heit zurück. deren Glieder an keine Gelenkigkeit gewohnt, das Dienen zur Qual wird. Nur Turner werden zuerſt zu Vorgeſetzten befördert, darum hinein in die Turnvereine. a Die Turnſtunden der Turngeſellſchaft „Jahn Ladenburg finden Montags und Donnerſtags jeweils Abends von halb 9 Uhr ab im Lokal zum „Schiff“ ſtatt, woſelbſt in jeder Turnſtunde zirka 35 junge Leute zum fröhlichen Turnen antreten. — Mosbach, 7. Juni. Die Idiotenauſtalt Js., Nachmittags 2 Uhr gedenkt am 20. Juni d. in der Stadtkirche zu 2bjährigen Beſtehens zu begehen. herzogin hat ihr Erſcheinen zugeſagt. pfarrer Kayſer von Fraulfurt, einer gründer, wied die Feſtpredigt halten Mosbach die Feier ihres Die Groß⸗ Herr Stadt⸗ der Anſtalts⸗ und Herr Pfarrer Geiger von Grötzingen einen Rückblick auf die Zeit ſeit Gründung der Anſtalt geben. Herr Prälat Oehler wird den evangel. Oberkirchenrat vertreten. — Hirſchhorn, 8. Juni. Zur Hirſch⸗ horner Affäre geht uns ſeitens des Miliärvereins Petersthal folgende Zuſchrift zu: Unter Bezug auf die Berichte über die Tätlichkeit in Hir ſch⸗ born bei Gelegenheit eines Ausfluges des Militär⸗ vereins Petersthal wird uns von den Vor ſitzenden des Militär vereinsverbandes Pfalzgau geſchrieben: Nach meinen bisherigen Ermittelungen haben an dem Ausflug des Militärvereins Petersthal 12 Mitglieder teilgenommen, alle verheiratet und im Alter von 38 bis 62 Jahren. Etwa um 4 Uhr kam der Verein in die Wirtſchaft des Bürger⸗ meiſters Zipp in Hirſchhorn. Daſelbſt entſtand in Abweſenheit des Vorſtandes ein Streit zwiſchen einer Reihe von Petersthaler Burſchen, welche dem Verein nachgelaufen waren, und den Burſchen von Hirſchhorn. Dieſer Streit wurde zur Schlägerei. Der in dieſem Augenblick gekommene Vorſtand rief ſofort die Mitglieder zum Antreten vor der Wirtſchaft. Während ſich der Verein auf die Straße zurückzog, wollte Bürgermeiſter Zipp die Streitenden auseinander halten und hat offenbar dabei einen Schlag auf die Stirn erhalten. Der Täter iſt noch nicht ermittelt. Anhaltspunkte für die Auffindung desſelben habe ich der Staatsanwaltſchaft Darmſtadt gegeben. geſtellten Mitglieder des Militärvereins Peters⸗ thal bei dem Streite nicht beteiligt geweſen ſeien. Unter den 4 Verhafteten, welche wieder freige⸗ hatte er ſich auf das kleine Vermoͤgen beſchränkt, welches er von ſeiner Mutter geerbt, und das er⸗ laubte ihm keine große Mildtätigkeit. Werner beſchloß, ſich durch Malen oder Schreiben etwas zu verdienen, denn der Gedanke, der Not um ſich herum nicht lindern zu können, und früher, als er die Mittel dazu beſeſſen, es nicht getan zu haben, war ihm furchtbar. Eines Abends ſaß er in ſeinem einſamen Zimmer! Der Wind pfiff unheimlich im Kamin. Er hatte die Stirn in die Hand geſtützt und war in Träumereien verſunken. Seine Gedanken ſchweiften in der Vergangen⸗ Das Zimmer in welchem er ſaß, verſchwand, und ſtatt deſſen ſah er die kleine Höhle, den ſonnigen Strand, den gelben Sand, wo er ſo viele glückliche Stunden mit der Geliebten verbracht hatte. Noch einmal war er in dem Bote auf dem mondhellen Waſſer der Bucht und das geiſterhafte Licht lag auf Hildas lieblichen Zügen, bis ſie leuchteten und ſtrahlten. Er ſah ſie deutlich, die tiefen brennenden Augen, das warme Rot auf den braunen Wangen, das ſich tiefer färbte und den lachenden, kleinen Mund. Würde die Erinnerung an jene ſelige Stunde jemals aus dem kummersollen Herzen des Mannes ſchwinden, deſſen Leben ſeit damals ſo traurig geworden war? Aus den Schatten leuchtete ein Geſicht hervor; 5 er glaubte Hildas Züge darin zu erkennen. dem Korridor erſchollen Schritte. Auf Seinem träumen⸗ Gr. meiſter Ziſp hat erklärt, daß die ihm gegenüber laſſen worden ſind, hat ſich auch kein einziges Mitglied des Militärvereins Petersthal befunden, Als der Verein auf der Straße zum Abmarſch bereit war, wurde er von den Einwohnern Hirſch⸗ horns, welche der irrtümlichen Meinung waren Bürgermeiſter Zipp ſei von einem Vereinsmitglied verletzt worden, mit Prügeln und Steinwülren überfallen und auf dem Wege zum Bahnhof wurde eine Reihe von Mitgliedern des Vereins von einer weit überlegenen Mehrheit teilweiſe ſchwer verletzt. Irgend ein Angriff auf die Hirſch⸗ horner Bürgerſchaft iſt nicht erfolgt und konnte auch wegen der Ueberlegenheit der Angreifer nicht geſchehen. Ich erſuche Sie ergebenſt dieſes Reſul⸗ tat meiner Ermittlung in ihr Blatt aufzunehmen, damit nicht die bisherigen unrichtigen Vorſtellungen von dem Vorfall beſtehen bleiben. Die endgültige Aufklärung wird die Gerichtshandlung in Darmſtadt ergeden. gez.: Dr. Bauer. — Breslau, 7. Juni. Schwere Unwetter ſuchten geſtern nachmittag Niederſchleſten heim, beſonders das Rieſengebirge und die Kreiſe Bunz⸗ lau, Liegnitz, Löwenberg, Lauban und Grünberg, Mehrere Perſonen wurden vom Blitzſchlag getötet. Auch zahlreiche Feuersbrünſte brachen aus. Zwiſchen Grünberg und Rothenburg wurde eine Bahnüber⸗ führung total weggeriſſen; nur die Geiſtesgegen⸗ wart eines Bahnwärters verhütete, daß der Stettiner Schnellzug nicht abſtürzte, deſſen Inſaſſen für ihren Retter eine Geldſammlung veranſtalt eten, Auf der Bahn Grünberg⸗Chriſtianſtadt iſt durch die Dammunterſpülung der Verkehr unterbrochen, Ein Eiſenbahnzug entgleiſte, doch wurde niemand verletzt. — Berlin, 8. Juni. Fürſt Leopold von Hohenzollern, der während der hieſigen Bi mählun gsfeierlichkeiten bei ſeinem Sohne, dem Erbprinzen von Hohenzollern, Wohnung genommen hatte, iſt heute nachmittag geſtorben. Eine Stunde nach dem erfolgten Tode des Fürſten traf der Kaiſer im Sterbehauſe ein, um der Fnmilie ſein Beileid auszuſprechen. Zahl⸗ reiche Beileidsbezeugungen gingen bereits geſtern ein, Mit dem Fürſten Leopold von Hohenzollern ſcheidet eine hiſtoriſche Perſönlichkeit aus den Ring der deutſchen Fürſten. War er es doch, dem 1870 Spanien die Königskrone anbot wo⸗ durch dann die Eiferſucht Frankreichs geweckt und der Grund zum deutſch⸗franzöſiſchen Kriege herauf⸗ beſchworen wurde. von einem fernen Kirchturm lönten dumpfe Glocken, ſchläge. „Hier iſt der Brief für Sie, Herr Baron, ſagte das hereintretende Dienſtmädchen. Werner fuhr bei dem Klang ihrer Stimme erſchrocken auf. Er hatte ſie nicht kommen ho ten. Er verlangte die Lan pe, und das Mädchen gig, dieſelbe zu holen. „Wovon er im Dunkeln nur träumen mußte, daß er ſo auſſchrie,“ dachte das Mädchen, und als ſie wieder in des Barons Zimmer trat, betrachte ſie mit einiger Neugier das fein geſchnittene Profil des jungen Mannes im Armſtuhl. Doch ſeine Züge gaben ihr keine Aufklärung. Er erbrach das Siegel des kleinen Billetts, welches er in der Hand hielt. Das rot und golden Monogramm auf dem Schreiben war ihm nicht fremd, auch die zierliche Hand des Letzteren nicht. Das Billett kam von Dorothea Schuch ind war — wie ſie ſagte — auf ihres Vaber Wunſch geſchrieben, um Werner zu bitten, Weihnachten in Eliſenruhe zu verleben. Baron Werner ſchrieb umgehend zurück, daß er die Emladung annähme und am heiligen Abend mit dem Mittagszug eintreffen würde. — Je Tage darauf reiſte er ab. 5 3 5 1 83 2 8 8 * n einem reizenden mit Pelz verbände Koſtüm, einem allerliebſten Hut mit wallender Feder, den Ohr waren es die der Geliebten. fuhe Dorothea Schuch nach dem Bahnhof, um de Sein ganzer Körper erbebte vor Wonne, und Varon zu empfangen. Es war ein klater kalter die Arme ausſtreckend rief er: Tag. Dorothea batte noch zehn Minuten zu warten, „Hilda, mein Lieb, mein Lieb!“ ſo fuhr ſie in ihrem Wagen vor dem Bahnhof auf Er erwachte und fand, daß alles nur ein und ab. Traum war. Das Feuer war herabgebrannt, die Schatten im Zimmer waren dunkler Alles war ſtill, nur der Dezemberſturm heulte und geworden. — nt 1 l aa ien fl 1. Math Aal den iz i ut Ai 145 ge in nz, den bine 91 fue a l an a zun 1 Annen ent