Tsicht! . nge 0 Sonn m. rend 5 daz it m Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Karl Molitor, Ladenburg. . Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahm Bei größeren Aufträgen Rabatt. . —— — Dienſag, den 6. Juni 1905. eee eee „ Zur Vermählungsfeier am Berliner Hofe. An heutigem Dienſtag findet in Berlin die feierliche Vermählung des Uronptinzen Wilhelm des Deutſchen Keiches u. von Preußen mit der Herzogin Cäcilie von Mecklenburg ſtatt. Seit dem Beſtehen des neuen Reiches iſt es jetzt das erſte Mal, daß ein Kronprinz des Reiches ſeine Hochzeit feiert, und ſo iſt es denn begreiflich, wenn ſich dieſes bemerkenswerte Ereignis in Gegenwart eines förmlichen Areopags von Fürſtlichkeiten und in vollſtem höfiſchen Glanze vollzieht. Das geſamte deutſche Volk aber in ſeinen weiteſten Schichten nimmt an dieſer Feier im deutſchen Haiſer⸗ u. preußiſchen Königshauſe wärmſten Anteil, weiß es doch, daß der Bund, welchen jetzt Kronprinz Wilhelm und Herzogin Cäcilie fürs Leben ſchließen, auf innigſter gegenſeitiger Herzensneigung des hohen Paares beruht. Cängſt iſt ja auch der künftige Träger der deutſchen Haiſer- und der preußiſchen Königskrone immer weiteren Volkskreiſen eine ſympathiſche Perſönlichkeit geworden. Natür⸗ licherweiſe ſind beſondere Taten des Kronprinzen Wilhelm noch nicht zu verzeichnen, iſt er doch politiſch bislang ſo gut wie gar nicht vor die Oeffentlichkeit getreten. Was man jedoch von ſeinen Anlagen und ſeinem Charakter hört, das äßt ihn bereits in einem recht vorteilhaften ichte erſcheinen, es zeigt, daß der älteſte Sohn aiſer Wilhelms II. zu jenen Hohenzollern⸗ aturen gehört, die, wie der Große Hurfürſt nd Haiſer Wilhelm I. ihre HSröße nicht dem Ueberwiegen einzelner Eigenſchaften, ſondern der Durchbildung aller Haben des Geiſtes und des Herzens zu einem harmoniſchen Ganzen ver⸗ anken. In erſter Linie iſt der Uronprinz Edellegbuben tion von Mein 10 Pfg. un Mai 1905, Die Direllin, nagen wem, ſagt k pothek ö 8zuleih seckenheim ei Ichen, achteter Fin er Herrſchafl p. ds. B. eifriger Soldat, daneben hat er aber durch ſeine Studienzeit in Bonn die wiſſenſchaftliche Hrund⸗ lage gelegt, die es ihm ermöglichen wird, der⸗ einſt ſeiner ſchwierigen und verantwortlichen Stellung als Oberhaupt eines mächtigen Reiches gerecht zu werden. Nebenbei iſt Kronprinz Wilhelm auch ein eifriger Waid⸗ und Sports⸗ mann; den Künſten bringt er nach mehr als einer Kichtung lebhafter Intereſſe entgegen. PDerſönlich gibt ſich der Kronprinz überaus ein⸗ fach und natürlich; über die Schlichtheit ſeines Weſens wird ſo mancher anheimelnder Sug berichtet. Was die Herzogin Cäcilie anbelangt, welche alſo durch ihre Vermählung mit dem Kronprinzen Wilhelm von der Rangſtufe einer mecklenburgiſchen Prinzeſſin zu dem höheren Nang einer Kronprinzeſſin des Reiches und von Preußen emporſteigt, ſo hat man von ihr bis⸗ her außerhalb der Grenzen ihres mecklen⸗ burgiſchen Heimatlandes noch nicht ſonderlich viel erfahren. Aber das Deutſche einfaches natürliches Weſen ausgezeichnet iſt. Ihre liebliche Erſcheinung iſt durch zahlloſe Bilder allen läugſt vertraut geworden, von allen Seiten trägt man denn auch der jungen, jetzt 19 jährigen Fürſtin ſympathiſches Intereſſe entgegen. Wohlan, Heil und Segen dem er⸗ lauchten kronprinzlichen Paare, ſei ihm auf ſeinem künftigen gemeinſamen Wege nur immer reinſtes Glück beſchieden! Verſchiedenes. Ladenburg, 4. Juni. Der verheiratete in den 40er Jahren ſtehende Landwirt Andreas Ott fuhr mit einem beladenen Wagen vom Aus⸗ fuhr man nun frohen Herzens um 12.06 Uh Volk weiß immerhin, daß ſeine künftige Kaiſerin mit allen Tugenden der echten deutſchen Hausfrau geziert und daß ſie durch große Herzensgüte und ein geeignet ſind und bald entwickelte ſich ein reges ladeplatz der Main⸗Neckar⸗Bahn den etwas ſteilen Weg nach Ladenburg zu. Unterwegs kam der Wagen ins Rollen, wobei der Mann ſo unglücklich unter denſelben geriet, daß ihm die Räder über Kopf, Bruſt und Beine gingen; das linke Bein iſt förmlich zermalmt. Nachdem ärztliche Hilfe zur Stelle war, brachte man den Bedauernswerten in das allgem. Krankenhaus nach Heidelberg, wo Ott ſeinen Verletzungen um halb 3 Uhr morgens erlegen iſt. Derſelbe hinterläßt eine Witwe und 3 unmündige Kinder. N 3 Ladenburg, 6. Juni. Die hieſig freiwillige Feuerwehr veranſtaltete am Sonntag den 4. Juni ihren Familien⸗Ausflug Um hal 12 Uhr marſchierte die aktive Mannſchaft unte Vorantritt der vollzähligen Feuerwehrkapelle in ſchmucker Uniform nach dem Bahnhof, wo ſich bereits die Frauen und Kinder der Wehrleute (ca. 160 Perſonen) eingefunden hatten und f nach Heidelberg. Vom dortigen Hauptbahnhof a wurde nun der Marſch über Neuenheim, Philo ſophenweg, Heiligenberg nach dem Siebenmühlen thal angetreten, woſelbſt man um 3/13 Uhr eintraf Dort hatte ſich die 5. Kompagnie der frei willigen Feuerwehr der Stadt Heidelberg unte Führung des Hauptmanns Wagner von Hand ſchuhsheim eingefunden um den Ladenburgern i echter, treuer Kameradſchaft den Willkommengru zu entbieten und dieſelben nach kurzer Raſt i ſchattigen Garten der Wirtſchaft zum Sieber mühlenthal nach Handſchuhsheim zu Kamera Friedrich Lenz (Bachlenz) zu führen, deſſen prächtig Lokalitäten mit Garten zu dieſen Zwecken ſeh Leben, das ſeinen Höhepunkt erreichte, als die Feuerwehrkapelle zum Tanz aufſpielte. Komman⸗ dant Agricola dankte in einer würzigen An⸗ Der Stern des weißen Hauſes. Roman von J. Ines. 23. Fortſetzung. Er ließ ſich auf ſeinen alten Platz dem Ober⸗ förſter gegenüber nieder, gerade ſo, wie er früher ſo oft getan, und beugte ſich zu dem Hund herab, um ihn zu liebkoſen. gl, Holm 9, —— Obs en zul empſtehlt L. Sten nhauſe 3310 ift frug der Oberförſter. Sto „Vor einer Stunde,“ antwortete der Gefragte, 2 105 noch immer den Kopf des Tieres ſtreichelnd, das zu vern ſich in der Freude des Wiederſehens dicht an ſeine Kniee drückt. „Wollen Sie mit mir Thee trinken, oder haben Sie ſchon zu Abend gegeſſen?“ fragte der Ober⸗ förſter. nung Neue All 1 aber dankbar an,“ antwortete der Baron. eine zweite Taſſe zu bringen. „Ich vermiſſe meine Damen an allen Ecken und Enden,“ lachte er, während er den Thee eingoß. „Dorothea iſt in Quellwitz bei Herrwegs,“ fuhr der Oberförſter fort. „Frau von Herrweg iſt Dorotheas Tante mütterlicherſeits und ihr Beſuch die Erfüllung eines langjährigen Verſprechen. 2 . f Rr reer „Wann ſind Sie angekommen, Herr Baron?“ „Gegeſſen habe ich; eine Taſſe Thee nehme ich Der Oberförſter zog an der Glocke und befahl Frau Willhof hat ſie begleitet; ſo befinde ich mich, wie Sie ſehen, in der troſtloſeſten Einſamkeit.“ „Ja, Sie werden Dorothea ſehr vermiſſen,“ bemerkte Werner, worauf er die Taſſe niederſetzte und eine lange Weile ſchweigend in das flackernde Feuer ſtarrte. „Werner,“ unterbrach der Oberförſter endlich die tiefe Stille, während er den jungen Baron anblickte, erinneren Sie ſich, daß ich Ihnen vor eintger Zeit ſchieb, Ihre Mutter habe etwas für Sie in meinen Händen zurückgelaſſen?“ „Ich erinnere mich,“ entgegnete Werner mit einem leichten Zuſammenpreſſen der Lippen. „Frau Berger gab es mie mit dem Bemerken, daß ihre Herrin mit dem letzten Atemzug gewünſcht hatte, ich ſolle es für Sie aufheben.“ Wieder folgte tiefes Schweigen. Krachend fielen im Kamin die brennenden Kohlen zuſammen. Der Oberförſter erhob ſich und nachdem er eine kleine Schublade geöffnet hatte, entnahm er derſelben ein verſiegeltes Paket, welches er neben dem Baron auf den Tiſch legte. „Baron Werner“, ſprach er ernſt, die Hand auf deſſen Schulter legend, „es gibt einen, der alles gut macht, und er wollte es ſo.“ „Mein treuer Freund — ich weiß es,“ entgeg⸗ nete der Baron mit gebrochener Stimme, indem er dem Oberförſter die Hand drückte. Eine Stunde ſpäter erhob ſich Werner, um zu gehen. Hanstüre. erſt vollkommen, wie tief ihr Verluſt ihn ſchmerzte. Der Oberförſter begleitete ihn bis an die Er ſah ihn dann im Nebel verſchwinden und kehrte mit gedankenvoller Stirn in ſein behag⸗ liches Haus zurück. Werner ſchritt durch den Garten, die Kaſtanien⸗ allee entlang, und durch das Tor, an dem er in alten Zeiten ſo häufig mit Dorothea geſtanden hatte. Der kalte Nebel umfing ihn wie eine eiſige Hülle, aber er fühlte es kaum. Er waer viel zu tief in Gedanken verſunken, als daß er des körperlichen Unbehagens geachtet hätte. In ſeinem Zimmer brannte ein helles Feuer und ſein Diener Philipp erwartete ſeine Befehle. Der Baron entließ ihn, und nachdem er das von Oberförſter erhaltene Paket auf den Schreibtiſch gelegt hatte, ſchritt er ſinnend im Zimmer auf und ab. Seine Gedanken waren heute abend raſtlos. Eine ſeltſame Unruhe quälte ihn. Hier, unter dem Dach, unter dem er mit ſeiner Mutter die Jahre ſeiner früheſten Kindheit verlebt hatte, empfand er Jeder andere Kummer wurde für eine Weile von dieſem zurückgedrängt. Er fühlte bitter, wie einſam ſein Leben ohne ihre Liebe ſein würde. Er ſchnitt das Band durch, welches das Paket zuſammenhielt, und erbrach das Siegel. Aus der Papierhülle nahm er einen Kaſten heraus, welcher allerlei Briefe und Papiere ſeiner Mutter enthielt. Er begann dieſelben durchzuſehen, und Mitternacht