Erſcheint jeden Dienstag und 1 Preis vierteljährlich Mark ! Redaktion, Druck und Verlag der Abend. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Bei größeren Aufträgen Rabatt. Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. —— Dienſtag, den 30. Mai err die Feeſchlacht bei See Tokio, 29. Mai. Das vereinigte japaniſche Geſchwader griff die baltiſche Flotte zur Tageszeit am 27. Mai nahe bei Ohoſchinge an und brachte wenigſtens vier Schiffe zum Sinken. Der Schaden der japaniſchen Schiffe war unbedeutend. Ein Torpedoangriff erfolgte nach Sonnenuntergang. 55 Hauptgeſchwader erneuerte den Angriff am Mai, an dem mehrere ruſſiſche Schiffe ſich den Admiral Togos Sieg iſt vollſtändig und die ruſſiſche Oſtſeeflotte zerſtreut. Admiral Roſchdjeſt⸗ wensky war unter dem Schutze des Nebels heran⸗ gedampft, voran die Kreuzerflotte von „Bordino“ geführt, die Schlachtflotte folgend Als die ruſſiſche Flotte die Fushimoenge am Vormittag erreichte, zerſtreute ſich der Nebel. Die Oſtſeeflotte retirierte ſofort. Der Angriff des Admirals Togo war für die Kreuzerflotte faſt vernichtend. Roſchdjeſtwenski entkam, japaniſcher Meldung zufolge, mit der Schlachiſlotte unter dem Schutze des Nebels am Abend, indem er mit ſeinen Schiffen teils die japaniſchen Linien nordwärts durchbrach, teils ſüd⸗ wärts, von Togo verfolgt. Die Japaner ſperren die Meerengen. Die Ruſſen kämpften heroiſch. Ihre Verluſte ſind Das ruſſiſche Flaggſchiff iſt ſchwer be⸗ In 5 herrſcht großer Jubel. Tokio, Mai. Einem ſoeben einge⸗ troffenen Telegramm zufolge überholte Togo die Schlachtſchiffe Roſchdjeſtwenskys, die in der Richtung nach Schanghai flohen. Er vernichtete das ruſſiſche Geſchwader ſchließlich nach verzwei⸗ felter Gegenwehr. Das ruſſiſche Flaggſ chiff entging der Wegnahme nur als Halbwrack. Admiral Roſchdjeſtwensky iſt der Gefangennahme dadurch entgangen, daß er ſich mit ſeinem Schiff in die * e ſchon datt eln kommt, a ch ſu gebn. Urg. rſchule ven M. vorm. . gen der einzlke twoch, dun d. nvereins, din Stand. — — 2 . ihr laſſe gen Kle riſt bis Mal Luft Schlachtſchiff und drei Kreuzer. ſprengte. Insgeſamt entkamen nur ein Nebogatows Geſchwader iſt ganz vernichtet. An Bord dieſer Schiffe befanden ſich 6479 Mann und 456 Geſchütze. Um der Gefangenſchaft zu entgehen, ſuchte und fand ein ruſſiſcher Schiffs⸗ kommandant vom Geſchwader Nebogatows den Tod in den Wellen. Geſunken ſind die Panzerſchiffe „Borodino“, „Imperator Alexander III.“ und „Admiral Uſcha⸗ kow“; die Panzerkreuzer „Admiral Nachimow“, Dimitrij Donskoi“ und „Wlarimir Monomach“; die geſchützten Kreuzer „Swetlana“ und „Shemt⸗ ſchug“; die Transportſchiffe „Kamtſchatka“ und „Irteſſim“. Genommen die Panzerſchiffe „Orel“ und „Nikolaus II“; die Küſtenpanzerſchiffe „Admiral Sſenjawin“ und „General⸗Admiral Apraxin“. Verſchiedenes. — Mannheim, 29. Mai. Ein ſchwerer Exzeß wurde geſtern vormittag in der Nähe der Fundenheimer Fähre verübt. Polizeiſergeant Syl⸗ veſter Weingärtner hatte einige Burſchen, die auf einer Maitour böswilliger Weiſe Bäume be⸗ ſchädigt hatten bis zur Fundenheimer Fähre ver⸗ folgt. Hier wollte er die Perſonalien aufnehmen. Dabei wurde er von einem der Burſchen über⸗ fallen und mit dem Meſſer lebensgefährlich ver⸗ letzt. Die Schlagader des rechten Armes wurde ihm durchſtochen, und ihm außerdem der linke Unterarm aufgeſchlitzt. Die Burſchen wurden im Laufe des Tages verhaftet. — Karlsruhe, 29. Mai. In den letzten 2 Tagen fand dahier der bad. Landesktiegertag gleichzeitig mit der Feier des 25jährigen Protekto⸗ Stadt hatte reichen Flaggenſchmuck angelegt. atlas des e über den e ſenhof Der Stern des weißen Hauſes. Roman von J. Ines. 29, Fortſetzung. „Und ich bin nicht immer Deine Tochter 9255 fragte ſie mit zu Boden geſchlagenen Augen. „Meine Tochter nach wie vor“, antwortete der alte Seemann mit liebevollem Blick. So blieb Hilda in dem alten, hochgiebeligen Hauſe und ging ihren täglichen Pflichten uach, ohne in die ſonnige Vergangenheit zurückzublicken, wo all ihr Glück, all ihre Hoffnung begraben lagen. Sie hatte geliebt und gelitten. Während ihres erſten Liebestraumes hatte ſie dem Geliebten alle Eigenſchaften eines Helden und Ritters ohne Furcht und Tadel beigelegt. In ihren Augen war er voll⸗ kommen geweſenu. Nun waren ihr die Augen ge⸗ öffnet worden. Sie ſah ihn, wie er wirklich war — ein Mann mit Fehlern, wie andere auch, ſchwankend bei dem leiſeſten Wind, der ihn umwehte, unbeſtändig, ſchwach und ein wenig ſelbſtſüchtig, daneben aber hochherzig, zartfühlend, liebevoll. Ja, ihr Abgott war von ſeinem hohen Piedeſtal herab geſtürzt, und dennoch liebte ſie ihn, wie ſie ein zweites Mal nicht zu lieben vermochte, ſo tief, ſo innig, ſo mächtig, daß weder die Zeit, noch das an ihr verübte Unrecht, noch die Trennung von ihm ihre Liebe zu verringern vermochte. . 50 gewordenen, Oft 186 e mit ihrem Kummer die ganze Nacht hindurch wach in ihrem Bett, gedachte des Heiß⸗ geliebten und benetzte die Kiſſen mit den bitterſten Tränen. — Ueber ihre Lippen aber kam kein Wort der Klage. Die Tante Ulrike beobachtete ſie voll Unruhe, wenn ſie ſo ſtill im Haus einherging. Seit Stefans Beſuch war allerdings das Herbe von ihrem Weſen gewichen, aber es lag um den kleinen Mund und in den Augen ein Zug geduldiger Er⸗ gebung und ſtillen Duldeus, welcher der alten Dame tief in das liebevolle Herz ſchnitt. — Außerdem hatten Hildas Wangen alle Farbe und Rundung verloren und zeitweiſe war ſie von einem trockenen Huſten gequält. „Es iſt nichts, Tante Ulrike. Ich habe mich an jenem Abend in dem Regenwetter erkältet und das hängt mir noch an. Das iſt alles.“ Es war an einem ſpäten Herbſtnachmittag und Hilda ſaß allein in der Dämmerung, als man einen Herrn in das Zimmer einließ. Bei dem Schein der helllod rnden Kohlen ſtel es ihr nicht ſchwer, in dem Hereintretenden den Maler Robert Selten zu erkennen. Sie ſtand auf und begrüßte ihn mit kalter Höflichkeit. Sein Aublick rief die Vergangenheit mit den bennendſten Farben in ihrer Erinnerung zurück. All ihre Pulſe ſchlugen heftig, äußerlich aber bewahrte ſie ihre völlige Ruhe. Er ließ ſich der ſchwarzgekleideten Geſtalt gegen⸗ über nieder, um ihr den Grund ſeines Kommens Militärvereinsverl and ſtatt. 16000 alte Soldaten weilten in dieſen Tagen in unſeren Mauern. Die Samſtag um 10 Uhr begann im großen Kat⸗ hausſaal der 25. Abgeordnetentag. Es wurden interne Angelegenheiten behandelt. In Zukunft kann der Verband jährlich etwa 60000 Mark an Unterſtützungen verausgaben. Die Herren Prinz von Löwenſtein und Geh. Kommerzienrat Reiß wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Der nächſte Abgeordnetentag findet in Endingen ſtatt. Um 1 Uhr empfing der Großherzog den Präſidenten des badiſchen Militärvereivsverbandes, Generalleutnant z. D. Fritſch, und die früheren Verbandspräſi⸗ denten, General der Infanterie Freiherr Roeder v. Diersburg und Generalmajor z. D. v. Deimling. Dieſelben überbrachten eine Glückwunſchadreſſe. Hierauf empfing der Großherzog eine Abordnung, beſtehend aus Geh. Kommerzienrat Reiß in Mann⸗ heim, Oberbürgermeiſter Gönner, Baden⸗Baden Geh. Kommerzienrat Koelle, Hauptmann a. D Bahls in Karlsruhe und Reichstagsabgeordnete Dr. Blankenhorn in Müllheim. Dieſelbe über reichte die Veteranendankſammlung zu Gunſten be⸗ dürftiger Krieger und deren Hinterbliebenen. Der Großherzog übergab die Sammlung ſodann dem anweſenden Militärvereins verbands⸗Präſidenten. Nach 2 Uhr fand in der oberen Galerie des Schloſſes große Feſttafel ſtatt, zu welcher das Großherzogspaar, das Erbgroßherzogspaar, Prinz Karl und Prinz und Prinzeſſin Max erſchienen. Außer den oben genannten Teilnehmern des Feſtes waren ſämtliche hier anweſenden Gauverbands⸗ vorſitzenden geladen. Während der Tafel erhob ſich der Großherzog zu längerer Rede. führte aus: „Für die Kraft der Armee, wie wir ſie jetzt erkennen, iſt der Grundſtein gelegt worden in der . da unſer 1 . Wilhelm der Große Er Antrag erneuern. zu 1 Er wullte en Hilda hörte ihn mißfällig an. „Ich habe Ihnen nur die eine Autwort zu geben, Herr Selten“, antwortete ſie gefaßt, „ich kann die Ihre nicht werden.“ „Ich kann warten — jahrelang, wenn es wünſchen,“ ſagte er bittend, „nur geben Sie mir Hoffnung. Ich habe Sie ſchon ſo lange und ſo treu geliebt.“ 1 „Es tut mie leid und ſchmerzt mich ſehr, Ihnen ſo autworteten zu müſſen.“ „Schmerzt Sie!“ rief er aufſpringend. „Sie haben viel Mitleid für mich, während Ihnen, was zu ſehen nicht ſchwer hält — das Herz bricht um den Menſchen, der Sie beiſeite warf wie ein zer⸗ brochenes Spielzeug!“ Die Worte entfuhren ihm in der Aufregung. Hilda wurde totenbleich. Auch Sie erhob ſich. „Herr Selten, ich muß Sie bitten, dieſes Haus ſofort zu verlaſſen“, ſagte ſie mit ſtolzer Verachtung. Selten warf ſich zu ihren Füßen auf die Kniee nieder und ergriff ihre Hand. „Verzeihung!“ rief er leidenſchaftlich, wobei ſeine Stimme vor Aufregung bebte und ſeine Augen unter den dunklen Wimpern hervorblitzten. „Meine Liebe zu Ihnen hat mich wahnſinnig gemacht, und Ihre Kälte krampft mir das Herz zuſammen. Hilda, haben Sie Erbarmen! Werden Sie mein Weib und laſſen Sie mich durch lebenslängliche Liebe und Verehrung verſuchen, Ihr Herz zu gewinnen.“ Sie