Preis vierteljährlich Mark 1.— traße 24, ſtraße 5, Riedfeld Redaktion, Druck und Verlag der 1 55 jeden Dienstag und Freitag Abend. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Atelhof, . Dienſtag, den 16. . Mar e Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. eee, g, Haupt⸗ Zur Handwerkerfrage. Eeine Abordnung des Ausſchuſſes des Deutſchen Handwerks- und Gewerbekammertages wurde vom Staatsſekretär des Innern, Dr. Graf v. Poſadowsky, im Beiſein des Keferen— igung des Gaſiuiſ ten, Geh. Regierungsrats Spielhagen; emp⸗ Gasteig a . 7 5 d beſchrichn fangen, um eine Reihe von Wünſchen der deutſchen Handwerks⸗ und Gewerbekammern auf dem Gebiete des Handwerkerrechts vor⸗ zutragen. Bei der etwa einſtündigen Beſprechung wurden namentlich die Fragen der Indaliden⸗ verſicherung der ſelbſtſtändigen Handwerker und e e der Suziehung der führenden Handwerksorganiſationen bei wichtigen Uhr bei ein Zusa migung erfalg ſehen werden, zusgarten das Handwerk betreffenden Maßnahmen und aite steht: beſonders eingehend diejenigen einer fachgemäßen Keller, Abgrenzung zwiſchen Fabrik und Handwerk er⸗ angebaut, chlag 5000 N. örtert. Hinſichtlich des erſten Punktes wies der Staatsſekretär auf ſeine dieſerhalb wiederholt och. im Reichstag abgegebenen Erklärungen und die uſchlag 500 K. danach einer Ausdehnung der Swangsver⸗ 1 ſicherung entgegenſtehenden ſchwerwiegenden Be⸗ . . g denken bin, ſtellte aber in Ausſicht, daß bei einer ſpäteren Aenderung des Geſetzes bote ee lichkeit erleichterter Bedingungen für die frei⸗ willige Verſicherung erwogen werden ſolle. Die Einbeziehung aller Haus gewerbetreibenden in die Invaliden verſicherung ſei als ein erſtrebens⸗ wertes 31 im Auge zu behalten. In Kück⸗ ſicht auf die Leiſtungs fähigkeit der Beteiligten ſei zun ächſt die Frage einer geſetzlichen Aus⸗ dehnung der Urankenverſicherung auch auf die Hausgewer betreibenden geſondert in Angriff ge⸗ nommen worden. Die Abordnung erkannte an, daß auch ſchon dann, wenn dieſe Ausdehnung .. nen“. 8 8 Uhr Bier gelänge, ein großer Teil der vorhandenen Uebel⸗ ſtände beſeitigt werden würde. raf Poſadowsky gab weiterhin ſeiner Bereitwilligkeit Ausdruck, in geeigneten Fällen bei Handwerksangelegenheiten den Ausſchuß des Handwerks- und Gewerbekammertages als gut⸗ achtliche Hörperſchaft zu Rate zu ziehen. Die Abordnung äußerte ſich ſodann ein⸗ gehend über die Unzuträglichkeiten, die der Mangel einer Begriffsbeſtimmung für „Fabrik“ und „Handwerk“ namentlich infolge der Doppel⸗ beſteuerung vieler Betriebe, ſowie der Aus⸗ ſcheidung gerade der beſten und leiſtungsfähigſten Handwerksbetriebe aus den Handwerksorgani⸗ ſationen mit ſich bringe. Demgegenüber betonte Graf Poſadowsky zwar die großen Schwierig⸗ keiten, die einer allſeitig befriedigenden Löſung der hier beſtehenden Sweifel entgegenſtänden, gab jedoch der Hoffnung Ausdruck, daß es den weiteren Verhandlungen zwiſchen den beteiligten KReſſorts auf Grundlage der vom preußiſchen Miniſter für Handel und Gewerbe ausgearbei⸗ teten Denkſchrift doch gelingen werde, die Un⸗ zuträglichkeiten mindeſtens ganz erheblich herab⸗ zumindern. Dabei ſei allerdings der berechtigte Wunſch zu berückſichtigen, Betriebe, die trotz ihrer Glöße die handwerksmäßige Betriebsart beibehalten, nicht lediglich ihres Umſtandes wegen zu Fabriken zu ſtempeln. Freilich müßten hier auch die Handwerker ſelbſttätig mitwirken und ſtatt des Drängens nach der Bezeichnung als „Fabrikant“ eine Ehre in Führung der ſchönen alten Bezeichnung als „Meiſter“ eines Hand⸗ werks ſetzen. Auf die allgemeineren Fragen der Hand- werkerpolitik übergehend, ſprach der Staats⸗ ſekretär beim Schluſſe des Empfanges ſeine Ueberzeugung aus, daß auch unter den gegen⸗ wärtigen Verhältniſſen das Handwerk eine an⸗ geſehene und wirtſchaftlich bedeutungsvolle Stellung in unſerem wirtſchaftlichen Teben be⸗ haupten könne; dazu ſei aber freilich auch nötig, daß noch mehr als ſeither für die techniſche Aus bildung geſchehe, daß dem Handwerk die beſten Maſchinen und Methoden und billige Triebkräfte dienſtbar gemacht, namentlich auch gemeinſame Arbeitsmaſchinen benützt werden und daß ernſte Fachausſtellungen den Geſchmack und das Verſtändnis des Publikums und der Handwerker ſelbſt für den Gebrauchswert wirklich ſchön und dauerhaft gearbeiteter Sachen neu beleben. Handels miniſter Möller erſuchte die . werkskammern um möglichſt kräftige Unter⸗ ſtützung ſeiner Maßregeln betreffend das Fort⸗ bildungsſchulweſen, da er in der höheren tech⸗ niſchen u. theoretiſchen Aus bildung die geeignetſte Förderung des Handwerks erblickte. Verſchiedenes. S Ladenburg, 16. Mai. Bei dem am Sonntag ſtattgefundenen Preiswettgeſange des Ge⸗ ſangvereins „Sänger⸗Bund Seckenheim“ errang ſich der hieſige Geſangverein „Sänger⸗Einheit“ in Klaſſe II (Stadtvereine) bei ſtarker Konkurrenz, unter der tüchtigen Leitung ſeines Dirigenten Herrn Lehrer Schanz von hier den 1. a⸗Preis und Ehrenpreis, beſtehend in einer goldenen Medaille, einem ſilbernen Pokal und einem Ehren⸗Diplom. Wir gratulieren dem Verein zu dem Erfolge und wünſchen ihm auch fernerhin ein kräftiges Wachſen Blühen und Gedeihen. Die Preiſe ſind bei Herrn Joſeph Schäfer, Buchbinderei hier, zur gefl. Be ſichtigung ausgeſtellt. Ladenburg, 16. Mai. Mit ſchönen Erfolgen beteiligte ſich der hieſige „Ring⸗ und N 5 5 1 Lehlbah nburg, ub: im goſke ung eſheftsſht l Der Stern des weißen 5 Hauſes. Roman von J. In es. 19. Fortſetzung. Was im übrigen Frau Horſt und Gbarlotte ind Tante Ulrike — die gute, liebe Tante Ulrike anach fragte Hilda herzlich wenig. Für die Mei⸗ nung der Welt hatte ſie jederzeit nur ein verächt⸗ liches Achſelzucken gehabt. rotz geboten, indem ſie mit Werner entfloh; ſie liebte ihn weit mehr als die Meinung der Welt. Warum nun dieſer Wechſel, dies veränderte Ausſehen ? Die verächtlich lächelnden Lippen waren eruſt und zitterten, die lachenden Augen verrieten Angſt und Zweifel, das kindlich unbefangene Weſen Der Volta: 3 Eiuhe paſtoen Mal vöſe Scheu getreten. Das alles befremdete Werner und er hatte nur eine Erklärung dafür. war eine äußerſt gefühlvolle Natur und ſie mußte ſowohl vor, als nach dem Schritt, den zu tun er findenden ſie überredet halte, ſchmerzlich leiden. Daun auch 10 war ſie allein; außer Eugenie de Boiſſon ſtand 80s ihr an ihrem Hochzeitstag keine Freundin zur Seite. ben, Sein armes Lieb! Seckenhe Doch er irrte ſich gänzlich in der Urſache für 7.52 Nec ihr verändertes Weſen. der Votſund. — und die Welt im allgemeinen dazu ſagen würde, Tone hinzu: „Weißt Du, Werner,“ ſagte ſie, indem ſie die matten, angſterfüllten Augen zu ihm erhob und die Stimme zu einem Flüſtern herabdämpfte, „in meinen Träumen letzte Nacht verfolgte mich Robert Seltens Geſicht. Und er war — iſt es nicht ein ſeltſamer Traum — mein bitterſter Feind und auch der Deine. Ich fürchtete mich vor ihm, Werner — fürchtete mich entſetzlich.“ „Was für eine abergläubiſche, Du biſt,“ lachte er und fügte dann in fragendem „Glaubſt Du, daß Fräulein Boiſſon fertig iſt? Ich denke es wäre Zeit aufzubrechen.“ Sie hatte jener Meinung war verſchwunden und an deſſen Stelle eine ner⸗ preßten ſich in leidenſchaftlichem Kuß auf die ihren, Hilda „Ich will ſie rufen.“ „Und ich werde gehen und ſo gerade gleich— zeitig mit Euch in der Kirche eintreffen. Lebe wohl bis dahin. Ach mein ſüßes Lieb, kaum vermag ich es zu faſſen, daß mein Glück ſo nahe liegt! Eine kleine Stunde noch — und Du biſt mein Weib!“ Er nahm ſie feſt in ſeine Arme, ſeine Lippen dann ging er mit einem glücklichen Lächeln und „Auf Wiederſehen“ zur Türe hinaus. Hilda preßte die Hände auf den Augen und ein ſchwerer Seufzer entrang ſich ihren Lippen. „Darf ich mich mit ihm vermählen, da ich weiß, was ich weiß 2, flüſterte ſie. „Wie aber kann ich ihn aufgeben? Mein Gott, vergieb mir, wenn ich unrecht handle — ich kann — ich will nicht entſagen!“ kleine Perſon Werner trat aus dem Hauſe. Die Kirche war nahe — ein düſteres Gebäude, welches unter den übrigen rußigen, alten Häuſern, welche ſie umgaben, kaum hervorſtach. Sobald die Trauung vollzogen, gedachten ſie nach dem Bahnhof zu fahren. Paris ſollte das Ziel ſein, und Werner hatte ſich in der lebhafteſten Farben die Freude ausgemalt, mit der er ſeiner ſchoͤnen, jungen Frau all die Herrlichkeiten der prachtliebenden Reſidenzſtadt zeigen würde. Eben wollte er die Haustür hinter ſich ſchließen, als ein anderer Wagen in ſolcher Haſt angefahren kam, daß er an dem Eckſtein beinahe umgeſtürzt wäre. Unwillkürlich ſah Werner danach hin und als ſein Blick den Darinſitzenden ſtreifte, war es ihm, als müßte ihm das Blut in den Adern erſtarren und das Herz ſtill ſtehen. Es wa Robert Selten. Des Malers Geſicht war bleich, ſeine Auger weit offen. Er bog ſich aus dem Wagen heraus und ſah Werner an. Des Barons ſorgfältig Toilette, die weißen Blumen in ſeinem Knopfloch der Hochzeitswagen vor der Türe — daß alle ſagte ihm, wie die Dinge ſtanden, das er noch zu rechter Zeit kam. Als er Werners Blicken be gegnete, ſtreckte er ihm die Hand entgegen. „Dem Himmel ſei Dank, ich habe Dich ge funden!“ rief er. „Um Gottes willen, geſchwind ſpringe in den Wagen! Es iſt kein Moment verlieren.“ 8