5 (Ladenburg, 8. Mai. Allüberall im deutſchen Vaterlande und weit über die Grenz⸗ marken desſelben hinaus, ja überall, wo deutſcher Sinn, deutſche Treue, deutſches ideales Leben und Empfinden ſich bewährt haben, wird mau in dieſen Tagen das Gedächtnis eines großen Toten begehen und ihm den Tribut tieſſter Verehrung, hoher Wertſchätzung und innigſter Dankbarkeit darbringen, der ihm im Leben ſo vielfach verſagt war. Es iſt der 9. Mai, die 100jährige Wieder⸗ kehr des Todestages unſeres unſterblichen Dichter⸗ fürſten Friedrich von Schiller. Auch Ladenburg hat am verfloſſenen Sonntag Abend in den ausgedehnten dichtbeſetzten Räumen des Bahnhofhotels dieſen Tag in ge⸗ bührender Weiſe begangen. Da das Arrangement in ganz beſonders bewährten Händen lag, ſo ſah man begreiflicherweiſe mit einer großen Spannung der Feier entgegen. Die bereitwilligen Arbeiten verſtändnisvoller Handwerksmeiſter, die treue Hin⸗ gabe der Mitwirkenden, die freiwilligen Beiträge von Gemeinde und Einwohnern, das allſeitig ge⸗ zeigte rege Jutereſſe am Tage, das alles wirkte als mächtiger Anſporn bei der geplanten, groß⸗ artigen Veranſtaltung. Der Erfolg war denn auch ein derartiger, daß der verwöhnteſte Geſchmack, die hochgeſpannteſten Erwartungen vollauf be⸗ friedigt wurden. Würdig eingeleitet wurde die Feier durch einen glänzenden muſikaliſchen Vortrag der voll⸗ zähligen Mannheimer Grenadieckapelle unter der meiſterhaften Leitung des Herrn Muſikdirigenten Vollmer die durch ihre hinreißenden bietungen an dieſem Abend ihrem alten Ruhmes⸗ kranz ein neues Blatt beifügte. umfang i übernommen hatte. Die friſchen, hellen Stimmen der Knaben in der Schweizer Nationaltracht fanden reichen Beifall Die Chöre mit der Orcheſterbegleitung wurden von Herrn Profeſſor Metzger ſelbſt dirigiert, wie er ſie auch ſelbſt eingeübt und jedes einzelne Inſtrument des umfangreichen Orcheſters ver⸗ arbeitet und geſchrieben hatte. Die Occheſterbe⸗ gleitung in dem hübſchen Reiterlied war, wie wir hören eigene Kompoſition von Herrn Profeſſor Metzger. Die Chöre erfuhren eine durchaus ſtimmungsvolle Wiedergabe, insbeſondere waren die wirkungsvoll eingelegten Steigerungen in dem Reiterlied, in die ſich die kräftigen Männerſtimmen mit dem Occheſter zu eiter hüb⸗ ſchen Geſamtwirkung vereinigten, hübſch ausge⸗ arbeitet. Die Stimmung der reizenden Kompo⸗ ſitionen war vorzüglich getroffen und die prächtige Wiedergabe zeugte von eifrigem Studium, ginge⸗ bender, aufopfernder Arbeit und zielbewußter Schulung des Chores. Man darf Herrn Prof. Metzger zu dem ſchönen Erfolg herzlich beglückwünſchen und war der geſpendete reiche Beifall wohlverdienter Dank und wohlverdiente Anerkennung. Ehe wir auf die künſtleriſchen Leiſtungen des zweiten Leiters, des Herrn Notars Dr. Ritter, eingehen, müſſen wir der verehrten Frau Notar Dr. Ritter erwähnen, die durch die unvergleich⸗ Dar⸗ Leiſtung am Ehrentage unſeres Schillers. Nach der Begrüßung der Anweſenden durch d Herrn Notar Dr. Ritter beſtieg Herr Profeſſor Metzger die Rednerbühne zur Feſtrede. Es war dieſelbe eine rhetoriſche Leiſtung erſten Ranges, die uns in großen Zügen den Lebeusgang des Dichters vor Augen führte und wie dieſer Meiſter das deutſche Geiſtesleben in der edelſten Weiſe beein⸗ flußt und das deutſche Drama und die Ballade zur klaſſiſchen Vollendung gebracht habe. Die Geſänge waren, der Feier entſprechend, meiſt Gedichte Schillers, die in ihrer großen Mehr⸗ zahl von Herrn Profeſſor Metzger in Muſik geſetzt und eingeübt waren, wie er überhaupt den erſtauulich. Sein klarer Kopf konnte aufklären, kombienieren, Pläne ſchmieden; ſein Verſtand konnte die ſchwierigſten Dinge faſſen und klarlegen, konnte ſie regieren arrangieren, bis er aus dem Chaos heraus einen klaren Kriegsplan gearbeitet hatte. Annemarie Hagenbecks Brief enthielt ihre da⸗ malige Adreſſe. Von dort aus konnte er die Spur ihres Kindes Schritt für Schritt verfolgen, bis er dieſes, vielleicht mit der Mutter fand, denn von Aunemariens Tod lagen kein: Bſweiſe vor. Blieben ſeine Nachforſchungen erfolglos, dann gab es noch andere Leute — Leute, die für dergleichen mehr Geſchick hatten und die Sache in die Hand nehmen würden. Daß Holm von Gunslach zuvor ſchon ver⸗ heiratet gewe ſen, glaubte Selten nicht. Er erklärte das in ſeinem Innern ſofort für eine Liſt, deren der leichtſinnige Weltmann ſich bedient hatte, um die Frau los zu werden, welcher er ſich und ohne Zweifel auch müde geworden war. Die natürlich. Wie hätte das einfache Dorfmädchen die Schlechtigkeit ermeſſen können, deren ein Mann wie Holm von Gunslach fähig war, wie die Schliche und Wege einer böſen Welt verſtehen? Daß aber zwiſchen Holm von Gunslach und Aunemarie Hagen⸗ beck eine geſetzliche Trauung ſtattgefunden, davon trug er in dem nämlichen Notizbuch feſte Beweiſe, und daß Holm mit keiner anderen vorher ver— heiratet geweſen, deſſen war er ebeuſo ſicher. Nun kam eine andere Frage. Welchen Anteil hatte die Baronin von Roßleben an dieſer hellen Mondſchein auf und ab gehen, der ihre Geſichter deutlich erkennen ließ. Warum Seche gehabt? Daß dies überhaupt der Fall ge⸗ weſen, daran war nicht zu zweifeln. wären ſouſt bei jeder zufälligen Erwähnung von Holm Gauslachs Namen die ſtolzen Lippen erbleicht, ihr Körper erbebt, wenn nicht vor dem Bewußtſein der Schuld? 0 ihn mit grenzeuloſer Wut, ſchämte liche Wiedergabe des Dichters Lied von der Glocke die Anweſenden zur Bewunderung hinriß und möge der Lorbeerkranz, der ihr geſpendet wurde, ihr allezeit eine köſtliche Erinnerung ſein an dieſe feſtliche Stunde, an ihre wahrhaft großartige Herr Notar Dr. Ritter darf als ein Meiſter in Anordnung künſtlicher Darſtellungen bezeichnet werden. Die vorgeführten acht lebenden Bilder, die den feſſelnden Vortrag ſeiner verehrten Gemahlin vorteilhaft begleiteten, waren glücklich ausgewählt und in ihrer unübertrefflichen Schön⸗ heit und Feinheit der Zuſammenſtellung von über⸗ wältigendem Eindruck und noch lange wird man an den Darbietungen des Herrn und der Frau Notar Dr. Ritter in angenehmer Erinnerung zehren Rührung ſtahl, ſo mögen ſie es deuten als ein hehres Zeichen liebevoller Dankbarkeit und herz⸗ licher Anerkennung. „Ich glaube, meine Gnädige, das Rätſel ge⸗ löſt zu haben,“ dachte Selten. „Sie hatte einen Sohn, der ohne Gunslachs Erbſchaft ein Bettler geweſen wäre, und ſie war nicht die Frau, die ein Landmädchen zwiſchen ihr Kind und die reiche Erb⸗ ſchaft treten ließ, ſo lange ſie das verhindern ver⸗ mochte. Eine Katharina von Medicis konnte nicht grauſamer ſein. Aber ihr hochmütiges Haupt ſoll gebeugt und ihr Herr Sohn von ſeinem Thron heruntergeſtoßen werden.“ So plante Selten und es lag ein boshaft triumphierender Ausdruck in ſeinen Zügen, während dieſe Gedanken ihn be⸗ ſchäftigten. Die herrſchenden Leidenſchaften in ihm waren Haß und Eiferſucht — zumal tolle, blinde Eifer ſucht. Der Gedanke, daß Werner gewonnen hatte, was ihm zu erlangen unmöglich geweſen, erfüllte und wenn das Leben ſeines glücklichen Nebenbuhlers in ſeiner Hand ge⸗ nd o legen hätte, würde er es zu Boden geſchleudert hilfloſe, unecfahreue Annemarie glaubte die Lüge 2 10 haben, wie einen Stein ins Waſſer. Der Mond war heraufgezogen. Seine Strahlen lagen weiß auf den Gräbern des Kirchhofs und ſtreiften die Wetterfahne und die alte, graue Kirche mit ihrem ſilbernen Licht. Schräg über den Weg, welcher nach dem Portal führte, fielen Schatten — der einer männ⸗ lichen und einer weiblichen Perſon. Hinter einer dichten Baumgruppe verborgen, an die niedrige Steinmauer gelehnt, ſtand ein anderer Maun und iſikaliſchen Teil des Feſtes ganz kreuzten Armen auf Deck auf ſchon die Volkschule den 100 jährigen Gedächige tag des Todes unſeres größten heimatlichen Dichter Schiller in zwar einfacher aber inniger und herz ⸗ licher Weiſe in den einzelnen Klaſſen begangen daz wurde die öffentliche Feier von der hieſigen Real⸗ ſchule heute vormittag in ebenſo würdiger glg ſinniger und erhebender Weiſe im Gaſthaufe zum Schiff abgehalten. Der geräumige Saal war von Feſt⸗ teilnehmern dicht beſetzt. Geſänge und Gedichte aus des Dichters Werken und ein Schjllerfeſtſpel bildete neben der Feſtrede den Inhalt der wohl; gelungenen Feier. Die friſchen, fröhlichen Lieder von Herrn Profeſſor Volk geleitet und von Frau Mar he⸗ gleitet, ließen in ihrer hübſchen Wiedergabe nichts zu wünſchen übrig. Sämtliche Vorträge zeichneten ſich durch ihre paſſende Auswahl, durch die klare Ausſprache, gute Betonung, Sicherheit und drama⸗ tiſcher Lebendigkeit heute ganz beſonders gus. Dag Feſtſpiel wurde flott und markig ausgeführt und fand ungeteilten Beifall. Der Mittelpunkt des Feſtes war die Feſtrede, die der Vorſtand der Realſchule Herr Profeſſor Metzger übernommen hatte. Obſchon derſelbe ſich in ſeinen Ausführungen der Geiſtesentwicklung der feſtgebenden Realſchüler aupaſſen mußte, ſo war dieſelbe in Form und In⸗ halt und erſchöpfender Ausführung von geradezu elementarer, ergreifender Wirkung, Es bietet die ſes kleine Feſt wieder einen Eln⸗ blick in den Fleiß, in das echte, rechte u., fröhliche Schaffen in der Anſtalt und der Erfolge, und ſtell! in ſeiner Geſame wirkung wieder ein ehrenpolles Zeugnis Lehrern und Schülern aus. — Waldkirch, 8. Mai. Geſtern abend it hier ſchon wieder ein Menſchenleben der Meſſer⸗ ſtecherei zum Opfer gefallen. Gegen 10 Uhr gerieten im Hausgang der Wirtſchaft „Zum Pfaueu“ elnige italieniſche Arbeiter in Wortwechſel in deſſen Verlauf der eine Namens Maroni von Gutach dem Erdarbeiter Treppo, dahier in Arbeit, ſein Stilet derart in die Bruſt ſtieß, daß er nach wenigen Minuten ſeinen Geiſt aufgab. Der Täter, welcher alsbald flüchtig ging, wurde lt. „Elzth.“ heute morgen in ſeiner Wohnung in Gutach verhaftet und ins Amtsgefängnis abge⸗ und wenn ſich in manches Auge eine Träne der führt. Er mutet, daß führt hat. iſt der Tat geſtändig, man ber er dieſelbe aus Eiferſucht gusge⸗ Lichtung in dem dichten Laubwerk erſpähte er eine ſchönen, braunlockigen Kopf, der ſich zärklich ger abbeugte, und einen weißen Mädchenarm, weſcher ung des Mannes Nacken geſchlungen war. Dieſer Anblick durchdrang den Lauſcher wie ein Dolchſſich, Seine Lippen wurden aſchfarben, wütend knirſchie er mit den Zähnen. Dann kam der Abſchied und bald darauf eite eine ſchlanke, dunkelgekleidete Geſtalt dem Borweif zu, während ihr Begleiter über den Kirchhof zu rückkam. „Triumph“ ſtand anf ſeiner ſchönen, edle Stirn und in dem ſtrahlenden Blick ſeiner blauen Augen geſchrieben, als er wie ein Sieger über dus weiche Gras dahinſchritt und ein Lied vor ich hinträllerte. a 16. An demſelben Abend ſchritt der Kapitän des Handelsdampfers „Seemöve“ mit übereinandergzs und ab. Er war ein kräftiger, kerniger Mann mit grauem Haar, den Augen eines Adlers, einem Mund, der fie Entſchloſſenheit verriet und doch ſo weich und fung war, wie der einer Frau. Er war ein Mann, deſſen Stimme nie nals im Zorn ertönte, ik der er aber von ſeiner Mannſchaft die ſtarrſten Herzen ſeinem Willen gefügig machte. ſah die Beſitzer jener Schatten langſam in dem deu N Gleichzeitig ver⸗ nahm ſein feines Ohr die weiche, bittende Stimme des Mannes, mit welcher er in ſeine Gefährtin drang. Jetzt war das Liebespaar den Blicken des Lauſchers faſt entſchunden, er ſah nur noch ihr Schatten in inniger Umarmung, und durch eine Als er ſo auf und ab ſchritt, klopfte das Herz voll inniger Sehnſucht unter der Matroſen⸗ jacke und ſeine Lippen umſpielte ein ſanftes Lache Im Maſtkorb ſang ein Schiffsjunge mit klarer Stimme: „Liebchen ade, ſcheiden tut weh, morgen da gehts in die wogende See.“ „Morgen bevor die Sonne untergeht, were ich Dir in das liebe Geſicht geſchaut und Dich au mein Herz gedrückt haben. Ob mein Herzblatt weiß, daß ich ihr nahe bin?“ 1 (Fortſetzung folgt.) Ladenburg, 9. Mai. Nachdem gehen An ſoße rider be Nb 5 Jar — fen un 0 a n fu ſonats a her Erp — — L Winne n . b. 44 M, Aarmſta 1—— — 5 8 Anfert Aalen ſübern el 0 Ju * 8 Ahr Ber A bei de